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Ludwigslust
Text und Fotos: © Martin
Schlu, 7. August 2014
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Ludwigslust
liegt etwa eine halbe Stunde hinter Schwerin, wenn man über die B 106
fährt. Sollte man die unbedingt die A14 nehmen wollen, braucht man oft
eine halbe Stunde länger, weil die A 14 kurz hinter Schwerin aufhört
und man eine halbe Stunde ansteht, bis man wieder auf der B 106 ist.
Also sollte man lieber gleich auf der Bundesstraße bleiben und das Navi
ignorieren. Innerhalb der Stadt ist das Schloß gut ausgeschildert, doch
bevor man das Gebäude sieht, fährt man an den alten
Bedienstetenhäusern der Schloßstraße vorbei - spätestens dann wird
klar, daß Ludwigslust wirklich eine große Schloßanlage ist. Da
Ludwigslust ein Ensemble von Schloß, Barockgarten, etlichen
Nebengebäuden udn einer planmäßig angelegten Stadt vor dem Schloß
darstellt, wird es auch als „Versailles des Nordens“ bezeichnet. Anders
als Schloß Bothmer in Klütz, ist das Gebäude gar nicht mal so riesig,
doch die Gesamtanlage ist größer als Bothmer oder das Schweriner Schloß.
- Parken kann
man auf dem Platz vor dem Haus - soviel Besucher können gar nicht
kommen, daß keiner mehr einen Platz bekommt, weil die Dimensionen
so groß sind. Der
Eintritt ist moderat: drei Euro für Erwachsene, zwei für Ermäßigung,
Kinder bis zwölf frei. Zu sehen gibt es ein paar Säle, teilweise frisch
restauriert, doch es ist noch nicht alles fertig, daher sind manche Teile gesperrt oder nicht zu besichtigen.
- Geschätze Größe des Vorplatzes: Ca. 80 x 100 Meter - Platz für viele Autos und Kutschen
- Geschichte: Ludwigslust war ursprünglich ein Jagdschloß der mecklenburgischen Herzöge in Klenow.
Herzog Friedrich Wilhelm I. war seit 1692 Landesherr von Mecklenburg
und schenkte 1708 seinem jüngeren Bruder Christian II. Ludwig
dieses Jagdschloß als Ausgleich (Apanage)
für den entgangenen Thron - eine der üblichen Vorgehensweise bei
regierenden Adeligen mit entsprechendem Kleingeld. Das Schloß selber
war aus dem 14. Jahrhundert, etwas heruntergekommen und sicher kein adäquater Ersatz für einen entgangenen Thron. Als Friedrich Wilhelm I. 1713 gestorben war, kam der zweitälteste Bruder Karl Leopold auf den Thron und Christian
plante ab etwa 1721 einen Neubau.
1725 war dieser Neubau dringend geworden, weil die Stadt und das
Jagschloß abgebrannt waren, es mußte irgendwie weiter gehen und man
wollte nun eine große Lösung. Der ältere Bruder Karl Leopold war
allerdings etwas vergrätzt, daß sein jüngerer Bruder ein neues Schloß
bauen wollte, während er selber in Schwerin in einer Art Altbau leben
mußte (das Schweriner Schloß war ja auch schon in die Jahre gekommen)
und so zwang er ihn, die schon angefangenen Neubauten wieder
abzureißen. Weil sich Karl Leopold mit dem Kaiser in Wien überworfe hatte, wurde er 1728 als Herzog abgesetzt, Christian II. Ludwig kam als dritter der Brüder endlich auf den Thron und konnte den Neubau durch Johann Friedrich Künnecke beginnen. Künnecke war gerade, ab 1726, mit der Planung und Bauleitung von Schloß Bothmer in Klütz beschäftigt. Christian II. Ludwig konnte sozusagen hochmodern bei einem aktuellen Architekten bauen.
- Das Anwesen
Ludwigslust brauchte zunächst Wasser. Also wurde der Fluß Lewitz
angezapft und das Wasser kam durch den Kanal bis vor das Schloß,
speiste diverse Wasserspiele und stellte die Wasserversorgung des nun
neu angelegten Barockgartens sicher. Noch heute fließt das Wasser über
die Kaskade am anderen Ende des Schloßplatzes und von dort weiter durch
Schloß und Park und bildet das Rückgrat des barocken Schloßgartens.
- Das Schloß war nach ein paar Jahren fertig, der Garten wurde ab 1748 gestaltet und 1752 wurde der Ort Klenow feierlich in „Ludwigslust“ umbenannt. Christian II. Ludwigs Name war Programm. Leider hatte Christian
II. Ludwig nicht sehr lange etwas von seinem Neubau, denn 1756 starb er
- ähnlich wie Graft Bothmer hatte er daher keine Gelegenheit mehr, den
fertigen Neubau auch zu nutzen.
- Die
Kaskade wird durch den Kanal gespeist, der wiederum sein Wasser aus der
Lewitz bezieht. Danach fließt alles durch die Schloßleitungen in den
Garten. Heute gibt es aber auch Trinkwasserleitungen.
- Christian II. Ludwigs Nachfolger, Friedrich I. , wurde kurz nach Regierungsbeginn 1756
in den Siebenjährigen Krieg verwickelt und weil ihm der preußische
Friedrich II. (der „alte Fritz“) die nötigen Soldaten aus seinem
Herrschaftsgebiet preßte und die als Bauern und Handwerker fehlten,
protestierte der mecklenburgische Friedrich zuerst bei seinem
Namensvetreter in Preußen. Als der sich für die Beschwerden taub stellte,
sympathisierte der Mecklenburger Herzog mit den Schweden, was ein
fataler Fehler war, denn die Schweden marschierten deswegen durch
Mecklenburg. Dort kam es als Folge davon immer wieder zu Kämpfen mit
den Preußen und
der eigentliche Hausherr, der mecklenburgische Herzog, mußte vor den
Preußen bis nach Lübeck flüchten. Natürlich wollte der preußische
Friedrich vom mecklenburgischen Friedrich Schadenersatz haben, der
wiederum hielt sich an den Rostockern schadlos, die wiederum bekamen
von ihrem Landesherrn die Universität weggenommen und nach Bützow
verlegt - Regieren muß für den mecklenburgischen Herzog Friedrich keine schöne
Erfahrung gewesen sein.
- Kurz nach dem ganzen Streß des Krieges und der
Auseinandersetzung mit den Rostockern verlegte Friedrich 1764 die
Residenz vom Schweriner Schloß nach Ludwigslust, nachdem der dortige Barockgarten für den Prinzen Christian Ludwig um ein Gebäude erweitert worden war und dort hatte Friedrich seine Ruhe vor der Welt. Die letzten zwanzig Jahre
seines Lebens kümmerte er sich um Bildung und Kultur in seinem Gebiet
und hatte vom Krieg die Nase voll. Weil er ohne 1785 ohne Erben starb,
ging die Macht im Land auf seinen Neffen über, Friedrich Franz I. der nun Großherzog wurde.
- Dieser
Friedrich Franz I. ließ den Garten noch einmal umbauen, insbesondere
die „Hofdamenallee“, wie der Hauptweg zum Schloß genannt wird. Anders
als im Garten von Versailles ließ Friedrich Franz auch ein
paar Naturelemente stehen: Wasserlöcher, Tümpel, Lichtungen und
Waldflächen. Heute stehen im Park veritabel Waldstücke, aber der Bonner
Kottenforst ist ja auch ein verwilderter Schloßgarten. Ganz der Mode
der damaligen Zeit gehörte zum Park auch eine künstliche Grotte für
heimliche Treffen mit weiblichen Wesen, auch wenn Friedrich Franz seit dem 31. Mai 1775 mit Luise von Sachsen-Gotha-Altenburg (1756-1808) verheiratet war. Man kann auch heute noch ein bis zwei
Stunden im Park umhergehen, ohne an seine Mauern zu kommen, obwohl der Park mit Sicherheit an Größe verloren hat.
- Die
Hofdamenallee erstreckt sich über ca. 600 Meter bis zum heutigen Ende
des Parks. Im Hintergrund die Gartenseite des Schlosses.
- 1789 ließ Friedrich Franz
für seine Frau einen Sommerwohnsitz im Park bauen,
das „Schweizerhaus“. Damit konnte das herzogliche Paar zumindest so
tun, als lebte es auf dem Lande, ein Trend der in der „Sturm und
Drang“-Zeit ab ca. 1775 recht modern geworden war, denn Ländlichkeit
und Naturidylle waren durchaus erstrebenswerte Ideale. Friedrich
Franz und seine Luise bewohnten daher beide Domizile, eines eher
privat, eines eher dienstlich. Um die Illusion eines ländöichen Dorfes
perfekt zu machen, wurde ab 1804 mit dem Bau einer Kapelle im Stil der
Backsteingotik begonnen, die überall im Land zu finden sind - nur
sind die meisten Kapellen wirklich aus dem Mittelalter. Ein Teepavillon
kam dazu, etliche Jahre später, als Friedrich Franz und seine Frau Luise schon nicht mehr lebten, ein separater Glockenturm.
- Die katholische Kirche - in Mecklenburg eher eine Ausnahme - und der Teepavillon.
- Luise starb am 1. Januar 1808 im Alter von 52 Jahren und Friedrich Franz
ließ seine Frau erst einmal im Schloßgarten begraben und darüber ein Grabmal errichten, das „Luisen-Mausoleum“.
Weil damit eine Tradition begonnen worden war, wurden in den nächsten
Jahren weitere Mitglieder der Familie bestattet, die letzte Bestattung
der mecklenburgischen Herzöge erfolgte 1929.
- Die
Vorliebe
des Herzogs (Friedrich Franz I.) für Kunst und Musik äußert sich in
seinen Sammlungen. Zu sehen sind etliche Venedig-Bilder im Stile
Canalettos, die der Hofmaler gekonnt anfertigte, ein paar Instrumente
und eine Uhrensammlung. Im Vergleich zu anderen Herrschern erscheinen
die Sammlungen aber noch moderat - in Dresden oder Mailand gab es
Potentaten mit ganzen Zimmerfluchten für ihre Schätze (Dresden, grünes Gewölbe oder Mailand, Museo Poldi Pezzoli). Vielleicht hat es damit zu tun, daß Friedrich Franz den Beinamen „Der Weise“ erhalten hat.
- Links: - gültig am 7. August 2014
- Die herzogliche Familie:
- http://de.wikipedia.org/wiki/Christian_Ludwig_II._(Mecklenburg)
- http://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_(Mecklenburg)
- http://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Franz_I._(Mecklenburg)
- http://de.wikipedia.org/wiki/Luise_von_Sachsen-Gotha
- http://de.wikipedia.org/wiki/Luise_Charlotte_von_Mecklenburg-Schwerin
- Die Gebäude:
- http://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Ludwigslust
- http://de.wikipedia.org/wiki/Louisen-Mausoleum
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