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- Einleitung
und Vorbereitung
Erzählung
des Schulmeisters Unterbrechung,
Trin' Jans Haukes
kommt zum Deichgrafen Haukes
Gespräch mit Elke Eisboseln und Ole Peters Eisboseln, Versöhnung mit Trine Tod
Tede Haiens, Haukes Erbteil Begräbnis und Nachfolge Hauke
als Deichgraf Das
Pferd von Jever Haukes
Schimmel Der
neue Deich Deichbau Nachwuchs
- „etwas lebigs -Wienke
Sturm
und Untergang
Materialien
Pappes Vorlage
Rungholt
Liliencrons Gedicht
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- Theodor
Storm
Der Schimmelreiter (Novelle, 1888) - 12. Haukes Schimmel
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(Reclam, S. 78, Zeile
18) Um dieselbe Zeit des folgenden
Abends saß der Knecht auf dem großen Steine
vor der Stalltür, als der Junge, mit seiner Peitsche
knallend, zu ihm kam. „Das pfeift ja wunderlich!"
sagte jener.
- „Freilich, nimm dich in acht",
entgegnete der Junge; „ich hab auch Nägel in
die Schnur geflochten."
- „So komm!" sagte der
andere.
-
- Der Mond stand, wie gestern, am
Osthimmel und schien klar aus seiner Höhe. Bald
waren beide wieder draußen auf dem Deich und sahen
hinüber nach Jevershallig, die wie ein Nebelfleck im
Wasser stand. „Da geht es wieder", sagte der
Knecht; „nach Mittag war ich hier, da war's nicht
da; aber ich sah deutlich das weiße Pferdsgerippe
liegen!"
- Der Junge reckte den Hals. „Das
ist jetzt nicht da, Iven", flüsterte er.
- (Reclam, S.
79) „Nun, Carsten, wie
ist's?" sagte der Knecht. „Juckt's dich noch,
hinüberzufahren?"
- Carsten besann sich einen Augenblick;
dann klatschte er mit seiner Peitsche in die Luft. „Mach
nur das Boot los, Iven!"
-
- Drüben aber war es, als hebe,
was dorten ging, den Hals und recke gegen das Festland
hin den Kopf Sie sahen es nicht mehr; sie gingen schon
den Deich hinab und bis zur Stelle, wo das Boot gelegen
war. „Nun, steig nur ein!" sagte der Knecht,
nachdem er es losgebunden hatte. „Ich bleib, bis
du zurück bist! Zu Osten mußt du anlegen; da
hat man immer landen können!" Und der Junge nickte
schweigend und fuhr mit seiner Peitsche in die Mondnacht
hinaus; der Knecht wanderte unterm Deich zurück und
bestieg ihn wieder an der Stelle, wo sie vorhin gestanden
hatten. Bald sah er, wie drüben bei einer schroffen,
dunkeln Stelle, an die ein breiter Priel
hinanführte, das Boot sich beilegte und eine
untersetzte Gestalt daraus ans Land sprang. - War's
nicht, als klatschte der Junge mit seiner Peitsche? Aber
es konnte auch das Geräusch der steigenden Flut
sein. Mehrere hundert Schritte nordwärts sah er, was
sie für einen Schimmel angesehen hatten; und jetzt!
- ja, die Gestalt des Jungen kam gerade darauf
zugegangen. Nun hob es den Kopf, als ob es stutze; und
der Junge - es war deutlich jetzt zu hören -
klatschte mit der Peitsche. Aber - was fiel ihm ein? Er
kehrte um, er ging den Weg zurück, den er gekommen
war. Das drüben schien unablässig fortzuweiden,
kein Wiehern war von dort zu hören gewesen; wie
weiße Wasserstreifen schien es mitunter über
die Erscheinung hinzuziehen. Der Knecht sah wie gebannt
hinüber.
-
- Da hörte er das Anlegen des
Bootes am diesseitigen Ufer, und bald sah er aus der
Dämmerung den (Reclam, S.
80) Jungen gegen sich am Deich
heraufsteigen. „Nun, Carsten", frug er, „was
war es?"
- Der Junge schüttelte den Kopf „Nichts
war es!" sagte er. „Noch kurz vom Boot aus hatt
ich es gesehen; dann aber, als ich auf der Hallig war -
weiß der Henker, wo sich das Tier verkrochen hatte,
der Mond schien doch hell genug; aber als ich an die
Stelle kam, war nichts da als die bleichen Knochen von
einem halben Dutzend Schafen, und etwas weiter lag auch
das Pferdsgerippe mit seinem weißen, langen
Schädel und ließ den Mond in seine leeren
Augenhöhlen scheinen!"
- „Hm!" meinte der Knecht; „hast
auch recht zugesehen?"
- „Ja, Iven, ich stand dabei;
ein gottvergessener Kiewiet, der hinter dem Gerippe sich
zur Nachtruh hingeduckt hatte, flog schreiend auf,
daß ich erschrak und ein paarmal mit der Peitsche
hintennach klatschte."
- „Und das war
alles?"
- „Ja, Iven; ich weiß
nicht mehr."
- „Es ist auch genug", sagte der
Knecht, zog den Jungen am Arm zu sich heran und wies
hinüber nach der Hallig. „Dort, siehst du
etwas, Carsten?"
- - „Wahrhaftig, da geht's ja
wieder!"
- „Wieder?" sagte der Knecht; „ich
hab die ganze Zeit hinübergeschaut, aber es ist gar
nicht fortgewesen; du gingst ja gerade auf das Unwesen
los!"
- Der Junge starrte ihn an; ein
Entsetzen lag plötzlich auf seinem sonst so kecken
Angesicht, das auch dem Knechte nicht entging. „Komm!"
sagte dieser, „wir wollen nach Haus: von hier aus
geht's wie lebig, und drüben liegen nur die Knochen
- das ist mehr, als du und ich begreifen können.
Schweig aber still davon, man darf dergleichen nicht
verreden!"
- (Reclam, S.
81) So wandten sie sich, und der
Junge trabte neben ihm; sie sprachen nicht, und die
Marsch lag in lautlosem Schweigen an ihrer
Seite.
-
- - - Nachdem aber der Mond
zurückgegangen und die Nächte dunkel geworden
waren, geschah ein anderes.
- Hauke Haien war zur Zeit des
Pferdemarktes in die Stadt geritten, ohne jedoch mit
diesem dort zu tun zu haben. Gleichwohl, da er gegen
Abend heimkam, brachte er ein zweites Pferd mit sich nach
Hause; aber es war rauhhaarig und mager, daß man
jede Rippe zählen konnte, und die Augen lagen ihm
matt und eingefallen in den Schädelhöhlen. Elke
war vor die Haustür getreten, um ihren Eheliebsten
zu empfangen. „Hilf Himmel!" rief sie, „was
soll uns der alte Schimmel?" Denn da Hauke mit ihm vor
das Haus geritten kam und unter der Esche hielt, hatte
sie gesehen, daß die arme Kreatur auch
lahme.
- Der junge Deichgraf aber sprang
lachend von seinem braunen Wallach: „Laß
nur, Elke; es kostet auch nicht viel!"
- Die kluge Frau erwiderte: „Du
weißt doch, das Wohlfeilste
(Billigste)
ist auch meist das Teuerste."
- - „Aber nicht immer, Elke; das
Tier ist höchstens vier Jahr alt; sieh es dir nur
genauer an! Es ist verhungert und mißhandelt; da
soll ihm unser Hafer guttun; ich werd es selbst
versorgen, damit sie mir's nicht
überfüttern."
- Das Tier stand indessen mit gesenktem
Kopf, die Mähnen hingen lang am Hals herunter. Frau
Elke, während ihr Mann nach den Knechten rief, ging
betrachtend um dasselbe herum; aber sie schüttelte
den Kopf: „So eins ist noch nie in unserm Stall
gewesen!"
- Als jetzt der Dienstjunge um die
Hausecke kam, blieb er plötzlich mit erschrocknen
Augen stehen.
- (Reclam, S.
82) „Nun, Carsten", rief
der Deichgraf, „was fährt dir in die Knochen?
Gefällt dir mein Schimmel nicht?"
- „Ja - o ja, uns' Weert, warum
denn nicht!"
- - „So bring die Tiere in den
Stall, gib ihnen kein Futter; ich komme gleich selber
hin!"
- Der Junge faßte mit Vorsicht
den Halfter des Schimmels und griff dann hastig, wie zum
Schutze, nach dem Zügel des ihm ebenfalls vertrauten
Wallachs. Hauke aber ging mit seinem Weibe in das Zimmer;
ein Warmbier hatte sie für ihn bereit, und Brot und
Butter waren auch zur Stelle.
-
- Er war bald gesättigt; dann
stand er auf und ging mit seiner Frau im Zimmer auf und
ab. „Laß dir erzählen, Elke", sagte er,
während der Abendschein auf den Kacheln an den
Wänden spielte, „wie ich zu dem Tier gekommen
bin: Ich war wohl eine Stunde beim Oberdeichgrafen
gewesen; er hatte gute Kunde für mich - es wird wohl
dies und jenes anders werden als in meinen Rissen; aber
die Hauptsache, mein Profil, ist akzeptiert, und schon in
den nächsten Tagen kann der Befehl zum neuen
Deichbau dasein!"
- Elke seufzte unwillkürlich. „Also
doch?" sagte sie sorgenvoll.
- „Ja, Frau", entgegnete Hauke; „hart
wird's hergehen; aber dazu, denk ich, hat der Herrgott
uns zusammengebracht! Unsere Wirtschaft ist jetzt so gut
in Ordnung; ein groß Teil kannst du schon auf deine
Schultern nehmen; denk nur um zehn Jahr weiter - dann
stehen wir vor einem andern Besitz."
- Sie hatte bei seinen ersten Worten
die Hand ihres Mannes versichernd in die ihrigen
gepreßt; seine letzten Worte konnten sie nicht
erfreuen. „Für wen soll der Besitz?" sagte
sie. „Du müßtest denn ein ander Weib
nehmen; ich bring dir keine Kinder."
-
- (Reclam, S.
83) Tränen schossen ihr in
die Augen; aber er zog sie fest in seine Arme. „Das
überlassen wir dem Herrgott", sagte er; „Jetzt
aber und auch dann noch sind wir jung genug, um uns der
Früchte unserer Arbeit selbst zu
freuen."
- Sie sah ihn lange, während er
sie hielt, aus ihren dunkeln Augen an. „Verzeih,
Hauke", sprach sie; „ich bin mitunter ein verzagt
Weib!"
- Er neigte sich zu ihrem Antlitz und
küßte sie: „Du bist mein Weib und ich
dein Mann, Elke! Und anders wird es nun nicht
mehr."
- Da legte sie die Arme fest um seinen
Nacken: „Du hast recht, Hauke, und was kommt,
kommt für uns beide." Dann löste sie sich
errötend von ihm. „Du wolltest von dem
Schimmel mir erzählen", sagte sie leise.
- „Das wollt ich, Elke. Ich
sagte dir schon, mir war Kopf und Herz voll Freude
über die gute Nachricht, die der Oberdeichgraf mir
gegeben hatte; so ritt ich eben wieder aus der Stadt
hinaus, da, auf dem Damm, hinter dem Hafen, begegnet' mir
ein ruppiger Kerl; ich wußt nicht, war's ein
Vagabund, ein Kesselflicker oder was denn sonst. Der Kerl
zog den Schimmel am Halfter hinter sich; das Tier aber
hob den Kopf und sah mich aus blöden Augen an; mir
war's, als ob es mich um etwas bitten wolle; ich war ja
auch in diesem Augenblicke reich genug. „He,
Landsmann!" rief ich, „wo wollt Ihr mit der Kracke
(alter
Klepper) hin?"
- Der Kerl blieb stehen und der
Schimmel auch. „Verkaufen!" sagte jener und nickte
mir listig zu.
- „Nur nicht an mich!" rief ich
lustig.
- „Ich denke doch!" sagte er; „das
ist ein wacker Pferd und unter hundert Talern nicht
bezahlt."
- Ich lachte ihm ins
Gesicht.
- (Reclam, S.
84) „Nun", sagte er, „lacht
nicht so hart; Ihr sollt's mir ja nicht zahlen! Aber ich
kann's nicht brauchen, bei mir verkommt's; es würd
bei Euch bald ander Ansehen haben!"
- Da sprang ich von meinem Wallach und
sah dem Schimmel ins Maul und sah wohl, es war noch ein
junges Tier. „Was soll's denn kosten?" rief ich,
da auch das Pferd mich wiederum wie bittend
ansah.
- „Herr, nehmt's für
dreißig Taler!" sagte der Kerl, „und den
Halfter geb ich Euch darein!"
- Und da, Frau, hab ich dem Burschen in
die dargebotne braune Hand, die fast wie eine Klaue
aussah, eingeschlagen. So haben wir den Schimmel, und ich
denk auch, wohlfeil genug! Wunderlich nur war es, als ich
mit den Pferden wegritt, hört ich bald hinter mir
ein Lachen, und als ich den Kopf wandte, sah ich den
Slowaken, der stand noch sperrbeinig, die Arme auf dem
Rücken, und lachte wie ein Teufel hinter mir
drein."
- „Pfui", rief Elke, „wenn
der Schimmel nur nichts von seinem alten Herrn dir
zubringt! Mög er dir gedeihen, Hauke!"
- „Er selber soll es wenigstens,
soweit ich's leisten kann!" Und der Deichgraf ging in den
Stall, wie er vorhin dem Jungen es gesagt
hatte.
-
- (Reclam, S. 84, Zeile
26) - Aber nicht allein an jenem
Abend fütterte er den Schimmel, er tat es fortan
immer selbst und ließ kein Auge von dem Tiere; er
wollte zeigen, daß er einen Priesterhandel
(ehrlichern
Handel) gemacht habe; jedenfalls
sollte nichts versehen werden. - Und schon nach wenig
Wochen hob sich die Haltung des Tieres; allmählich
verschwanden die rauhen Haare; ein blankes,
blaugeapfeltes Fell kam zum Vorschein, und da er es eines
Tages auf der Hofstatt umherführte, schritt es
schlank auf seinen festen Beinen. Hauke dachte des
(Reclam, S.
85) abenteuerlichen
Verkäufers.- Der Kerl war ein Narr oder ein Schuft,
der es gestohlen hatte!- murmelte er bei sich selber. -
Bald auch, wenn das Pferd im Stall nur seine Schritte
hörte, warf es den Kopf herum und wieherte ihm
entgegen; nun sah er auch, es hatte, was die Araber
verlangen, ein fleischlos Angesicht; draus blitzten ein
Paar feurige braune Augen. Dann führte er es aus dem
Stall und legte ihm einen leichten Sattel auf; aber kaum
saß er droben, so fuhr dem Tier ein Wiehern wie ein
Lustschrei aus der Kehle; es flog mit ihm davon, die
Werfte hinab auf den Weg und dann dem Deiche zu; doch der
Reiter saß fest, und als sie oben waren, ging es
ruhiger, leicht, wie tanzend, und warf den Kopf dem Meere
zu. Er klopfte und streichelte ihm den blanken Hals, aber
es bedurfte dieser Liebkosung schon nicht mehr; das Pferd
schien völlig eins mit seinem Reiter, und nachdem er
eine Strecke nordwärts den Deich hinausgeritten war,
wandte er es leicht und gelangte wieder an die
Hofstatt.
-
- Die Knechte standen unten an der
Auffahrt und warteten der Rückkunft ihres Wirtes. „So,
John", rief dieser, indem er von seinem Pferde sprang, „nun
reite du es in die Fenne zu den andern; es trägt
dich wie in einer Wiege!"
- Der Schimmel schüttelte den Kopf
und wieherte laut in die sonnige Marschlandschaft hinaus,
während ihm der Knecht den Sattel abschnallte und
der Junge damit zur Geschirrkammer lief; dann legte er
den Kopf auf seines Herrn Schulter und duldete behaglich
dessen Liebkosung. Als aber der Knecht sich jetzt auf
seinen Rücken schwingen wollte, sprang er mit einem
jähen Satz zur Seite und stand dann wieder
unbeweglich, die schönen Augen auf seinen Herrn
gerichtet. „Hoho, Iven", rief dieser, „hat
er dir Leids getan?" und suchte seinem Knecht vom Boden
aufzuhelfen.
- (Reclam, S.
86) Der rieb sich eifrig an der
Hüfte. „Nein, Herr, es geht noch; aber den
Schimmel reit der Teufel!"
- „Und ich!" setzte Hauke
lachend hinzu. „So bring ihn am Zügel in die
Fenne!"
- Und als der Knecht etwas
beschämt gehorchte, ließ sich der Schimmel
ruhig von ihm führen.
- - - Einige Abende später standen
Knecht und Junge miteinander vor der Stalltür;
hinterm Deiche war das Abendrot erloschen, innerhalb
desselben war schon der Koog von tiefer Dämmerung
überwallt; nur selten kam aus der Ferne das
Gebrüll eines aufgestörten Rindes oder der
Schrei einer Lerche, deren Leben unter dem Überfall
eines Wiesels oder einer Wasserratte endete. Der Knecht
lehnte gegen den Türpfosten und rauchte aus einer
kurzen Pfeife, deren Rauch er schon nicht mehr sehen
konnte; gesprochen hatten er und der Junge noch nicht
zusammen. Dem letzteren aber drückte etwas auf die
Seele, er wußte nur nicht, wie er dem schweigsamen
Knechte ankommen sollte. „Du, Iven!" sagte er
endlich, „weißt du, das Pferdsgeripp auf
Jeverssand!"
- „Was ist damit?" frug der
Knecht.
- „Ja, Iven, was ist damit? Es
ist gar nicht mehr da; weder Tages noch bei Mondschein;
wohl zwanzigmal bin ich auf den Deich
hinausgelaufen!"
- „Die alten Knochen sind wohl
zusammengepoltert?" sagte Iven und rauchte ruhig
weiter.
- „Aber ich war auch bei
Mondschein draußen, es geht auch drüben nichts
auf Jeverssand!"
- „Ja", sagte der Knecht, „sind
die Knochen auseinandergefallen, so wird's wohl nicht
mehr aufstehen können!"
- „Mach keinen Spaß, Iven!
Ich weiß jetzt; ich kann dir sagen, wo es
ist!"
- (Reclam, S.
87) Der Knecht drehte sich
jäh zu ihm. „Nun, wo ist es
denn?"
- „Wo?" wiederholte der Junge
nachdrücklich. „Es steht in unserem Stall; da
steht's, seit es nicht mehr auf der Hallig ist. Es ist
auch nicht umsonst, daß der Wirt es allzeit selber
füttert; ich weiß Bescheid, Iven!"
- Der Knecht paffte eine Weile heftig
in die Nacht hinaus. „Du bist nicht klug,
Carsten", sagte er dann; „unser Schimmel? Wenn je
ein Pferd ein lebigs war, so ist es der! Wie kann so ein
Allerweltsjunge wie du in solch Altem-Weiber-Glauben
sitzen!"
-
- - - Aber der Junge war nicht zu
bekehren: wenn der Teufel in dem Schimmel steckte, warum
sollte er dann nicht lebendig sein? Im Gegenteil, um
desto schlimmer! - Er fuhr jedesmal erschreckt zusammen,
wenn er gegen Abend den Stall betrat, in dem auch sommers
das Tier mitunter eingestellt wurde, und es dann den
feurigen Kopf so jäh nach ihm herumwarf. „Hol's
der Teufel!" brummte er dann; „wir bleiben auch
nicht lange mehr zusammen!"
- So tat er sich denn heimlich nach
einem neuen Dienste um, kündigte und trat um
Allerheiligen als Knecht bei Ole Peters ein. Hier fand er
andächtige Zuhörer für seine Geschichte
von dem Teufelspferd des Deichgrafen; die dicke Frau
Vollina und deren geistesstumpfer (verblödeter)
Vater, der frühere Deichgevollmächtigte
Jeß Harders, hörten in behaglichem Gruseln zu
und erzählten sie später allen, die gegen den
Deichgrafen einen Groll im Herzen oder die an derart
Dingen ihr Gefallen hatten.
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