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- Einleitung
und Vorbereitung
Erzählung
des Schulmeisters Unterbrechung,
Trin' Jans Haukes
kommt zum Deichgrafen Haukes
Gespräch mit Elke Eisboseln und Ole Peters Eisboseln, Versöhnung mit Trine Tod
Tede Haiens, Haukes Erbteil Begräbnis und Nachfolge Hauke
als Deichgraf Das
Pferd von Jever Haukes
Schimmel Der
neue Deich Deichbau Nachwuchs
- „etwas lebigs -Wienke
Sturm
und Untergang
Materialien
Pappes Vorlage
Rungholt
Liliencrons Gedicht
Text als pdf-Datei
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- Detlev Liliencron
Trutz, blanke Hans
-
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-
- Heute bin ich über Rungholt
gefahren,
- die Stadt ging unter vor sechshundert
Jahren.
- Noch schlagen die Wellen da wild und
empört
- wie damals, als sie die Marschen
zerstört.
- Die Maschine des Dampfers
schütterte, stöhnte,
- aus den Wassern rief es unheimlich
und höhnte:
- Trutz, Blanke Hans!
-
- Von der Nordsee, der Mordsee, vom
Festland geschieden,
- liegen die friesischen Inseln im
Frieden,
- und Zeugen weltenvernichtender
Wut,
- taucht Hallig auf Hallig aus
fliehender Flut.
- Die Möwe zankt schon auf
wachsenden Watten,
- der Seehund sonnt sich auf sandigen
Platten.
- Trutz, Blanke Hans!
-
- Mitten im Ozean schläft bis zur
Stunde
- ein Ungeheuer, tief auf dem
Grunde.
- Sein Haupt ruht dicht vor Englands
Strand,
- die Schwanzflosse spielt bei
Brasiliens Sand.
- Es zieht, sechs Stunden, den Atem
nach innen
- und treibt ihn, sechs Stunden, wieder
von hinnen.
- Trutz, Blanke Hans!
-
- Doch einmal in jedem Jahrhundert
entlassen
- die Kiemen gewaltige
Wassermassen.
- Dann holt das Untier tiefer Atem
ein
- und peitscht die Wellen und
schläft wieder ein.
- Viel tausend Menschen im Nordland
ertrinken,
- viel reiche Länder und
Städte versinken.
- Trutz, Blanke Hans!
-
- Rungholt ist reich und wird immer
reicher,
- kein Korn mehr faßt selbst der
größeste Speicher.
- Wie zur Blütezeit im alten
Rom
- staut hier alltäglich der
Menschenstrom.
- Die Sänften tragen Syrer und
Mohren,
- mit Goldblech und Flitter in Nasen
und Ohren.
- Trutz, Blanke Hans!
-
- Auf allen Märkten, auf allen
Gassen
- lärmende Leute, betrunkene
Massen.
- Sie ziehn am Abend hinaus auf den
Deich:
- "Wir trutzen dir, Blanker Hans,
Nordseeteich !"
- Und wie sie drohend die Fäuste
ballen,
- zieht leis aus dem Schlamm der Krake
die Krallen.
- Trutz, Blanke Hans!
-
- Die Wasser ebben, die Vögel
ruhen,
- der liebe Gott geht auf leisesten
Schuhen,
- der Mond zieht am Himmel gelassen die
Bahn,
- belächelt den protzigen
Rungholter Wahn.
- Von Brasilien glänzt bis zu
Norwegs Riffen
- das schlafende Meer wie Stahl,
der geschliffen
das Meer wie schlafender Stahl, der
geschliffen". (1)
- Trutz, Blanke Hans!
-
- Und überall Friede, im Meer, in
den Landen.
- Plötzlich, wie Ruf eines
Raubtiers in Banden:
- das Scheusal wälzte sich, atmete
tief
- und schloß die Augen wieder und
schlief.
- Und rauschende, schwarze,
langmähnige Wogen
- kommen wie rasende Rosse
geflogen.
- Trutz, Blanke Hans!
-
- Ein einziger Schrei- die Stadt ist
versunken,
- und Hunderttausende sind
ertrunken.
- Wo gestern noch Lärm und
lustiger Tisch,
- schwamm andern Tags der stumme
Fisch.---
- Heut bin ich über Rungholt
gefahren,
- die Stadt ging unter vor sechshundert
Jahren.
- Trutz, Blanke Hans!
-
-
- (1) Zu
Liliencrons Formulierung - Diskussion
- Herbst 2006
- Der Heimatdichter Volker
Helsand argumentiert, die
Formulierung "das Meer wie
schlafender Stahl, der geschliffen",
könnte ein Konzentrationsfehler Liliencrons sein, da
das Partizip logischerweise dem Meer und nicht dem Stahl
zugeordnet sein müßte - eine Ansicht, die
einleuchtet.
- Juni 2007
- Sven Wittnebel aus Berlin argumentiert gerade
entgegengesetzt:
-
- "Ich halte diese Ansicht aus folgendem Grund
für falsch. Das "schlafende Meer" (kaum
oder kein Seegang/Wellenbildung) mag
vordergründig einen grauen Eindruck machen, wie
eine geschliffene, aber nicht polierte Oberfläche
eines Stahlstücks. Hier jedoch wird das Meer als
ein unberechenbares, jederzeit gefährlich
werdendes Naturereignis geschildert.
-
- Als Gleichnis dient dem Dichter der geschliffene
Stahl oder auch die Blankwaffe, die quasi schlafend in
der Scheide ruht und jederzeit unheilvoll
hervorbrechen kann (wie ein plötzlich gezogener
Degen). Ich bin der Überzeugung, dass Detlev von
Liliencron als ehemaliger Kavallerieoffizier, der noch
selbst mit dem Säbel/Reiterdegen in die Schlacht
zog, genau daran gedacht hat.
-
- Anzumerken wäre auch, dass die Blankwaffen in
der preußischen Armee nur in Kriegszeiten scharf
geschliffen waren. Dass der Stahl gerade
"schläft", aber geschliffen ist, bedeutet seine
jederzeitige Einsatzbereitschaft im Kriege, was hier
mit dem jederzeit verheerenden Naturschauspiel eines
plötzlich wütenden Meeres gleichzusetzen
wäre."
-
- Volker Helsand ergänzt ein paar Wochen
später seinen Standpunkt:
-
- August 2007
- "Das Meer glänzt wie schlafender Stahl, der
geschliffen". Für richtig halte ich: "Glänzt
das schlafende Meer wie Stahl, der geschliffen".
-
- Der Autor erzählt in anderen Strophen des
Gedichtes nachvollziehbar, dass die Rungholter ein
Natur-Ungeheuer provozierten, welches sich in der
Nordsee, also im "Blanken Hans" befindet. Dieses
stürmische Meer hat volkstümlich die
Bezeichnung "Blanker Hans" und der Mond, von dem zwei
Zeilen vorher die Rede ist, sorgt dafür, dass in
ruhiger Nacht das "schlafende Meer" wie blanker Stahl
glänzt. Wenn Liliencron das ihm unterstellte
Gleichnis mit der überfallartig benutzten
Blankwaffe bewußt anwenden wollte,
hätte er keinen absolut falschen Vergleich
nötig gehabt. - Denn nur im ruhenden Zustand
kann die Oberfläche des sonst stets bewegten
Meeres mit der immer starren Fläche
geschliffenen, glänzenden Stahls verglichen
werden.
-
- Die Reaktion der Nordsee - dem "Blanken
Hans" - mit einer militärischen
Säbelattacke in Verbindung gebracht,
hätte den Dichter, auch Beamter auf Amrum, sicher
bei allen Kennern der - "Springflut-Katastrophen
in der Nordsee" - mehr als lächerlich gemacht.
Gerade weil der Dichter in der Sprache des Volkes
nachvollziehbare Situationen erzeugt, benutzt er dazu
keine unverständlichen oder indifferent
deutbaren Gleichnisse. Liliencrons Themen
waren Dummheit und Arroganz der Menschheit,
welche das "Ungeheuer Natur"
provozierten.
-
- Für die Wahrscheinlichkeit, des
Konzentrationsfehlers in Liliencrons Text spricht
auch, daß in der von mir korrigierten
Version nur durch Sortierung bereits vorhandene
Worte in logischen Zusammenhang
gebracht werden konnten. Es ist daher auch
möglich, dass sich der "schlafende Stahl" durch
einen übersehenen Satzfehler beim Erstdruck von
"Trutz blanke Hans", vor mehr als 100
Jahren etabliert hat.
-
- Es bleibt zu hoffen, daß
die andere Argumente für das
Gedicht nicht die Meinung forcieren,
der dauernd in Pleite befindliche Dichter habe
sich als "Blanker Hans" in aggressiver Stimmung
befunden, als er das Gedicht schrieb.
- Reinhard Weber argumentiert im Sinne Liliencrons
- Juli 2013
- Die
Umstellung ist verblüffend einfach, doch nimmt sie für mein Empfinden
der Zeile das Bedrohliche, dass nach meiner Meinung gewollt ist.
Das
Meer glänzt wie schlafender Stahl ... der geschliffen - das bleibt
hängen (ich lese es immer sehr leise vor und genieße das "ff" als
Krönung der Zeile, zumal
das Thema danach noch einmal neu angegangen wird. Mit Friede, im Meer,
in den Landen), bevor die Geschichte "plötzlich" Fahrt aufnimmt.
Ich danke allen Lesern für Ihr Engagement und finde es schön, daß
solche Diskussionen geführt werden - sie sind in der Schule leider
nicht möglich ... MS - Seitenanfang
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