Spätrenaissance
Barock
Stände
und Kurfürsten
Einführung
in den Krieg
Europa
am Vorabend
des
30jährigen Krieges
Böhmen
und die Pfalz
(1618
- 1625)
Dänemark
und Schweden
(1625
- 1636)
Schwedisch-Französischer
Krieg
(1630
-1648)
Der
lange Friedensprozeß
(1645
- 1648)
Die
Nachwehen
(1648
- 1815
Der Krieg
in der Literatur
Grimmelshausen
Der
abenteuerliche Simplicissimus
Andreas
Gryphius
Tränen
des Vaterlands
Conrad
Ferdinand Meyer
(Die
Füße im Feuer)
Der Krieg
in der Musik
Heinrich
Schütz 1621
Fürstentag
1629
Quellen
und Literatur
|
-
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-
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- 1626
- 1627
- 1628
- 1629
- 1630
- 1631
- 1632
- 1633
- 1634
-
- 1625
Wallenstein,
Christian IV. und die Allianz von Den Haag
-
Seitenanfang
- Wallenstein wird zum
kaiserlichen Oberbefehlshaber - zum "Generalissimus" -
ernannt und Ferdinand II. erwartet von ihm einen
schnellen Sieg über die protestantische Union. Der
"Winterkönig" Friedrich von der Pfalz
läßt bei einigen Höfen sondieren, ob man
ihm und den protestantischen Glaubensbrüdern nicht
helfen könne. Gustav II. Adolf von Schweden ist zwar
nicht abgeneigt, möchte aber erst Polen erobern,
Christian IV. von Dänemark fühlt sich von der
Gegenreformation aber bedroht und sagt seine Hilfe zu.
-
- Am 17. Oktober
marschiert Wallenstein in Halberstadt ein, am 5. November
erobert er Halle. Danach werden Überlegungen
bekannt, den katholischen Glaubensritus in allen
eroberten Gebieten durchzusetzen - auch in den
protestantischen Ländern, die seit dem Augsburger
Religionsfrieden Glaubensfreiheit hatten. Kein Wunder,
daß sich die protestantischen Länder nach
Verbündeten umschauen. zu
Schütz -
zu
Scheidt
-
- Am 29. November einigen
sich England, die Niederlande und Dänemark im
Vertrag von Den Haag darauf, Christian IV. im Kampf gegen
den katholischen und habsburgischen Kaiser zu
unterstützen, denn wie weit dessen Expansionsdrang
noch gehen wird, weiß zur Stunde keiner und die
Niederlande haben den spanischen Habsburger im Nacken.
Seit 1621 ist der Waffenstillstand zwischen beiden
Parteien ausgelaufen und die Niederländer wissen um
die Silberschiffe aus Südamerika, mit denen die
Spanier ihre Kriege finanzieren und wollen sie stoppen.
Aus dem innerdeutschen Krieg wird damit ein
europäischer Krieg, der mit Truppen in Europa und
der Marine zwischen Amerika und Europa ausgefochten wird
- wenn man so will, wird es der erste
Weltkrieg.
-
-
-
- Der
Dänisch-Niedersächsische
Krieg -
zurück
- weiter
-
- 1626
Katholischer
Sieg über Christian IV.
-
Seitenanfang
- Wallenstein hat
mittlerweile ein eigenes Söldnerheer aufgestellt und
siegt mit General Tilly in der Schlacht bei Lutter am
Barenberge über die Truppen Christians IV. von
Dänemark, der als dänischer Protestant seinen
deutschen Glaubensbrüdern zu Hilfe kommen wollte. Am
25. April 1626 gewinnt er die Schlacht von Mansfeld,
worauf der Administrator von Magdeburg, Christian Wilhelm
von Brandenburg, flüchten muß und bis Halle
verfolgt wird. Nun ist dessen Hoforganist
Samuel
Scheidt
arbeitslos. Parallel dazu landet am 5. Juli der schwedische König
Gustav II. Adolf mit seinem Heer in Pillau/Preußen und macht sich auf
den Weg, die katholische Liga aufzuhalten. Gustav Adolf möchte nicht zu
lange von Stockholm wegbleiben, denn seine Frau ist mit dem erwarteten Thronfolger schwanger. Daß ihn dieser Krieg länger aufhält und ihn später das Leben kosten wird, kann er noch nicht wissen.
-
-
- 1627
Weitere
katholische Siege, Mühlhausener
Fürstentag
zu
Heinrich Schütz
-
Seitenanfang
- Das Kaiserliche Heer
unter Wallenstein umfaßt mittlerweile 40.000
Soldaten und gilt als unbesiegbar. Tatsächlich
erobert Wallenstein von Prag aus einen protestantischen
Stützpunkt nach dem anderen und kommt der
dänischen Grenze langsam aber sicher näher. Das
riesige Heer wird vor allem über das Wasser
beliefert und versorgt, aus diesem Grunde folgen die
Eroberungslinien den großen Flüssen, z. B. der
Elbe, in Richtung Meer. Im Laufe der Jahre legt das Heer
ca. 25.000 km zurück.
Wallenstein zieht mit
seinem Heer über Berlin die Elbe hinab Richtung
Hamburg und erobert mit General Tilly Wismar und danach
Dänemark bis hinauf nach Jütland. Die Armee
versorgt sich unterwegs, frißt ganze Landstriche
leer und "verheert" das durchschrittene Gebiet einfach
durch ihre schiere Größe. Hinzu kommt,
daß die ersten Stände die Kriegssteuer nicht
mehr zahlen können oder wollen und damit wird das
Problem der ausreichenden Versorgung noch schlimmer. Auch
eine Kriegssteuer von 10% bis 25% der Einnahmen für
alle Einwohner hilft nicht weiter. Im weiteren
Kriegsverlauf wird es Strategie werden, ein Heer einfach
in einen Landstrich zu schicken, damit dieser
wirtschaftlich ruiniert wird. Die Soldaten stehlen, was
sie bekommen können, Holz, Vieh, selbst die
Wäsche von der Leine, weil sie sonst nichts
anzuziehen haben. Daß die Toten auf dem
Schlachtfeld nackt ausgezogen werden, damit man ihre
Kleidung benutzen kann, sei nur am Rande
vermerkt.
-
- Das Tagebuch des
Soldaten Peter Hagendorf gibt darüber genau Auskunft
und ist eine Primärquelle wie Grimmelshausens
"Simplicissimus".
Es zeichnet sich das Bild ab, daß viele
Söldner mit ihren Frauen während des Krieges
zusammenlebten und oft Kinder auf den Feldzügen
geboren wurden, die natürlich die Plünderungen,
Hunger und Not mit teilen mußten.
-
- „...
zu diesen mal, Ist eine sölche hungersnot, bei
der arme gewessen, das kein pferdt, In stal, Ist fur
den Knechten (Ist) gewessen sicher, haben dem pferdt,
das messer, In die brust gestoghen, vndt sindt davon
gegangen, Also hat sich das pferdt must zu todt
bluten, darnach haben sie es
gefressen,..."
91
- Ausschnitt aus dem
Tagebuch von Peter Hagendorf,
Quelle:
Magisterarbeit von Marco von Müller, Berlin 2005,
Seite 23
http://userpage.fu-berlin.de/~telehist/MvM/magisterarbeit(1.2.2005).pdf.
-
- Die Befürchtung der
deutschen Fürsten, Wallenstein würde zu
mächtig und sei auch für den Kaiser nicht mehr
zu beherrschen, treibt sie zu einer Versammlung. Leider
kommen nur der Kurmainzer Fürstbischof und der
Kurfürst von Sachsen persönlich, die anderen
lassen sich vertreten. Das Treffen dauert vom 4. Oktober
bis zum 5. November - und es passiert nichts.
-
-
- 1628
Belohnung
IV -
Seitenanfang
- Wallenstein, bislang
Herzog von Friedland, kann sich beruflich noch einmal
verbessern und wird zum Herzog von Mecklenburg erhoben,
weil der Kaiser ihm die Kriegsschulden nicht
zurückzahlen kann und ihn deshalb in Naturalien
bezahlt. Als Draufgabe gibt es noch den Titel "General
des ozeanischen und baltischen Meeres", obwohl
Wallenstein sicher kein Seefahrer ist. Allerdings
ärgert es den schwedischen König unglaublich,
daß ein besserer Soldat dem Namen nach über
die Ostsee herrschen soll. So zieht Gustav Adolf eine
Armada zusammen und bereitet sich auf eine Ausweitung seiner militärischen Aufgabe vor.
vor. Als "Schwedischer Löwe" gilt er schon seit
längerem.
- Gesundheitlich plagt
Wallenstein die Gicht und eine Art Malaria, die
"ungarische Krankheit".
-
-
- 1629
Restitutionsedikt
Ferdinands II.
- Seitenanfang
- Im "Frieden zu
Lübeck"
wird Dänemark zur militärischen Aufgabe
gezwungen und soll katholisch werden. Das von Ferdinand
am 6. März durchgesetzte "Restitutionsedikt" (lat.
"restituere" = wieder einsetzen) hebt im Prinzip den
Augsburger Religionsfrieden auf und garantiert nur den
Lutheranern Religionsfreiheit - alle anderen gelten als
Ketzer und fallen der Inquisition anheim. In Augsburg,
einer Hochburg der Protestanten, wird auf dem Marktplatz
ein Galgen errichtet und Protestanten werden vor die Wahl
gestellt, wieder katholisch zu glauben, woanders zu leben
oder zu sterben. Bremen und Magdeburg sollen ebenfalls
rekatholisiert werden, über 500 Klöster sind an
die römische Kirche zurückzugeben, alle anderen
Bistümer werden auf Kosten der Protestanten
vergrößert. Kein Wunder, daß ein
Aufschrei durch das Land geht.
-
- Wallenstein macht sich
dagegen noch unbeliebter, als er äußert, er
wolle im eigene Land keinen neuen Religionskrieg
führen - trotzdem traut sich Kaiser Ferdinand nicht,
Wallenstein fallen zu lassen - jedenfalls jetzt noch
nicht. Alles Wichtige bespricht er seit langem mit seinem
jesuitischen Beichtvater Lamormaini, der damit auf
Ferdinands Entscheidungen daher erheblichen Einfluß
nimmt. Dadurch daß Ferdinand den Protestanten
bislang militärisch überlegen ist, kann er
argumentieren, daß die Rekatholisierung Gottes
Wunsch sein müsse und der Beichtvater wird ihm nicht
widersprochen haben.
-
- Diese Situation regt die
deutschen Fürsten so auf, daß sie sich zum
Widerstand gegen den Kaiser entschließen, allen
voran die lutherischen Kurfürsten von Brandenburg
und Sachsen. Der Mainzer Kurfürst Casimir Wanbolt
von Umstatt (1583-1647) verlangt die Absetzung
Wallensteins und lädt deswegen zum Reichstag 1630
nach Regensburg.
-
-
- 1630
Schwächung
des Kaisers, Absetzung Wallensteins
-
Seitenanfang
- Die deutschen Fürst
können auf dem Reichstag von Regensburg schlecht
Kaiser Ferdinands II. absetzen, obwohl er ihnen zu
mächtig wurde und durch die Kriege fast pleite ist.
Die Jesuiten drängen auf Wallensteins Absetzung,
weil er die katholische Restitution offensichtlich doch
nicht unterstützt und arbeiten unter Führung
Maximilian von Bayerns gegen ihn. Nach langen
Überredungen durch die Jesuiten entziehen die
Fürsten Wallenstein den Titel "Generalissimus" und
zwingen den Kaiser, ihn abzusetzen und das Kaiserliche
Heer aufzulösen. Erst dann wählen sie den Sohn
Ferdinands II. zum künftigen König, und stutzen
den Kaiser damit wieder auf normales Maß. Nun hat
dieser nicht nur eine wichtige Schlacht verloren, sondern
das Vertrauen der Fürsten verspielt und gilt nur
noch als eine Schachfigur in Europa - Christian IV. von
Dänemark und Gustav II. Adolf von Schweden sind
jetzt mächtiger als er.
-
-
- Der
Schwedische Krieg -
zurück
-
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-
- 1630
Schwedische
Invasion -
Seitenanfang
- König Gustav II.
Adolf von Schweden tritt nun in den Krieg ein um den
Protestanten beizustehen und um die Vorherrschaft der
Kaiserlichen zu brechen. Er spricht außer
Schwedisch, Deutsch und Latein noch Französisch,
Niederländisch und Spanisch, versteht noch andere
Sprachen wie Russisch oder Polnisch, er gilt als begabter
Mathematiker und guter Redner und hat bereits als Kind
eine militärische Ausbildung erhalten.
Gegenüber diesem Intellektuellen ist ein Albrecht
von Wallenstein eher einfach gestrickt.
-
- Gustav Adolf landet am
6. Juli mit 10.000 Fußsoldaten und 3.000 Reitern
auf Usedom in Vorpommern und begibt sich mit seinem Heer
über Stettin, Berlin, Frankfurt/Oder und Leipzig
nach Süden. Offiziell will er die Protestanten gegen
die kaiserliche Liga unterstützen, diese sind
allerdings skeptisch, denn es ist eigentlich klar,
daß Gustav Adolf die Situation in Deutschland
ausnützen will, um das schwedische Territorium zu
vergrößern und Schweden politische und
wirtschaftliche Vorteile zu verschaffen.
-
-
- 1631
Zerstörung
Magdeburgs, Sieg der Schweden
-
Seitenanfang
- Magdeburg gilt als
Schlüsselstadt der Protestanten und so schickt
Kaiser Ferdinand den Feldherrn Tilly gegen die Stadt, der
sie zunächst von 32.000 Soldaten belagern
läßt und ihre 35.000 Einwohner langsam
aushungern will, wenn sie die Stadttore nicht öffnen
und wieder katholisch werden.
-
- Peter Hagendorf, ein
Söldner, der den größten Teil des Kriegs
auf katholischer Seite (u.a. unter Pappenheim) dient,
schreibt über die Belagerung des protestantischen
Magdeburgs:
-
- "Wir
sind dicht vor die Stadt gezogen, haben mit Schanzen
und Laufgräben alles zugebaut. Es hat viele Leute
gekostet. Uns ist ein neuer Hauptmann vorgestellt
worden. Er ist im Laufgraben wieder totgeschossen
worden.."
- Quelle: Tagebuch
Peter Hagendorfs, angeglichene Rechtschreibung, zit.
nach GEO DVD, Kap. 2
-
- Diese "Laufgräben"
sind bei einer Belagerung unverzichtbar, weil man sich im
Schutz der Gräben der Stadt nähern und evtl.
bis unter die Fundamente kommen kann, womit man eine
Zugang zur Stadt hätte. Der Graben wiederum wird mit
Körben voller Steine gegen feindlichen Beschuß
geschützt - alles in allem eine riesige Arbeit, die
ohne ein großes Heer nicht zu leisten ist. Tilly
will die Stadt unbedingt erobern, die Protestanten sitzen
in der Falle, erwarten den Weltuntergang durch den
(katholischen) Antichist und vergleichen sich mit dem
bedrohten Jerusalem des Alten Testaments. Im Dom
verschanzen sich ca. 3. 000 Menschen und hoffen,
daß sie die Einnahme der Stadt
überleben.
-
- Am Abend des 19. Mai ist
die Stadt sturmreif geschossen und wird von den
kaiserlichen Truppen unter General Tilly und dem
Pappenheimer Heer am 20. Mai in drei Stunden eingenommen,
niedergebrannt und zerstört. Die Generäle
lassen die Soldaten die Stadt plündern, weil das
deren übliches Recht ist. An ca. 50 Orten bricht
gleichzeitig Feuer aus, doch die genauen
Hintergründe der Brandstiftung werden nicht
aufgeklärt - möglicherweise sind die
Plünderungen der Soldaten außer Kontrolle
geraten, denn Wallensteins hatte die
Versorgungslieferungen für über 30.000 Soldaten
nicht geliefert und die Belagerung und der Sturmangriff
auf die Stadt ging den Soldaten auch an die Substanz. Nun
holen sie sich ihre Beute:
-
- "Da
bin ich mit Stürmen in die Stadt gekommen, aber
in der Stadt bin ich durch den Leib geschossen worden.
Das ist meine Beute gewesen. Nachher bin ich in das
Lager geführt worden,
halbtot."
- Quelle: Tagebuch
Peter Hagendorfs, angeglichene Rechtschreibung, zit.
nach GEO DVD, Kap. 2
-
- Da der verletzte
Söldner Peter Hagendorf nun nicht mehr Beute machen
kann, übernimmt dies seine Frau für ihn - von
irgendetwas muß die Familie ja leben.
Außerdem gibt es noch Zuwendungen einiger
Soldatenfreunde, so daß sich der Feldzug für
die Familie Hagendorf doch wieder gelohnt hat. Ein
restliches Berufsrisiko bleibt. Die überlebenden
Einwohner der Stadt zeigen den Plünderern, wo es
noch etwas zu holen geben, wenn sie dafür am Leben
bleiben dürfen. Wer nicht ansatzweise mit den
Soldaten zusammenarbeitet, wird zusammengehauen,
vergewaltigt oder gleich umgebracht, denn anders, als
durch Gewaltexzesse, können die Eroberer ihre
aufgestaute Angst und Aggression nicht mehr loswerden.
Viele Einwohner verbrennen in den Häusern, in denen
sie Schutz gesucht haben, als die Soldaten
Brandsätze durch die Fenster werfen und von
außen die Türen versperren. Während die
Stadt niederbrennt, sterben über 20.000 Menschen -
zwei Drittel der Einwohner. Magdeburg wird zum Synonym
für die Grausamkeit des Krieges und die gezeichneten
und geschriebenen Berichte erschrecken später ganz
Europa. Das Wort "magdeburgisieren" wird ein Symbol der
planmäßigen Vernichtung - ähnlich dem
späteren Goebbel'schen "ausradieren". Nur der Dom
wird verschont - warum, bleibt unklar.
-
- Ein Jahr später
kehren lediglich 200 überlebende Einwohner
zurück und beginnen die Stadt wieder
aufzubauen.
-
-
- Von Georg Gloger (*
1603 in Habelschwerdt in der Grafschaft Glatz;
Ý 16. Oktober 1631 in Leipzig), einem deutschen
Dichter des Barocks, gibt es ein Schmähgedicht
über Tillys Schuld an der Zerstörung
Magdeburgs, das relativ kurz nach den Geschehnissen
geschrieben sein muß.
-
- Generals
Tylli drey Tugenden in Laster
verkehret
-
- Noch
newlich rühmbte man, der Tylli sey
beschryen
- Von
dreyen Tugenden, vor andern ihm
verliehen.
- Zum
ersten, daß er nie ein Weibesbild
berührt.
- Vors
andre hätt' ihn auch kein Trunk noch Rausch
verführt.
- Zum
dritten hätt' er gar in keiner Schlacht
verloren,
- Vnd
wäre von Natur zum Siegen nur
geboren.
- Ich
glaubs, vnd ist auch war. Durch solcher Tugend
Kraft
- Hat
weder Macht noch List an ihm gar viel
geschafft.
- Denn
keusche Jungfrawschaft stets ihre Lohnung
findet,
- Vnd
wer sich selbst beherscht, auch ander'
überwindet.
- So
gleichsfals, wer sich recht vor Vollsein hüten
kan,
- Der
bleibt vor seinem Feind' ein vngeschlagner
Mann.
- Nachdem
er aber sich an Blutschuld
vollgesoffen,
- Vnd
an der Sachsen Magd
(1)
die
Keuschheit abgeloffen
(2)
,
- So
kan er in der Schlacht nicht mehr, wie sonst
bestehn,
- Vnd
muß vor seinem Feind' in stetem Fliehen
gehn.
- Denn
wer sich blutvoll säuft, hat gar kein recht
Geschicke,
- Vnd
wer Jungfrawen schändt, hat weder Stern noch
Glücke.
- Drümb
heißt er billich nun, wie ers verdienet
hat,
- Ein
Hurer, Trunkenpolt vnd flüchtiger
Soldat.
-
- Quelle: Paul Fleming:
Deutsche Gedichte, Band 1 und 2, Stuttgart 1865, S.
673. zit . nach
http://www.zeno.org/Literatur/M/Gloger,+Georg/Gedichte/Decas+Latino-
-
- (1) Gemeint
ist Magdeburg
(2)
abgelaufen
-
-
- As General Tilly nach
der Zerstörung Magdeburgs in Sachsen einfällt,
Merseburg erobert und in Richtung Leipzig marschiert,
kommt es am 11. September 1631 zu einem Bündnis
zwischen dem Kurfürsten Johann Georg I. von Sachsen
und König Gustav Adolf von Schweden. Der
sächsische Kurfürst tritt jetzt in den Krieg
ein und verstärkt die Allianz, die Gustav Adolf
gegen das kaiserliche Heer aufgebaut hat, denn der
Katholizismus des Kaisers ist nun eine Bedrohung für
ganz Europa.
Johann Georg I.
stellt den Schweden daher Sachsen als militärische
Basis zur Verfügung und Gustav Adolf darf auch
über das sächsische Heer unter General Arnim
verfügen.
Es zeichnet sich ab,
daß der Krieg gegen die Schweden nicht mehr so
schnell zu gewinnen ist und kurz danach marschieren das
Pappenheimer Heer und General Tilly nach Weißenfels
ein, um die Schweden irgendwie aufzuhalten. - zu
Heinrich Schütz
- Nach
Brandenburg
-
zu Scheidt
-
- Der Vormarsch der
Schweden ist nicht zu stoppen und
Tillys 31.000
Soldaten treffen bei Breitenfeld in der Nähe von
Leipzig auf die 41.000 Soldaten der Schweden und Sachsen.
Als Kurfürst Johannn Georg die Nerven verliert,
flüchtet er vor Tillys Soldaten, diese erobern die
sächsischen Kanonen und richten ein Blutbad unter
den Protestanten an. Sächsische Soldaten schaffen es
bei einem Rückzugsgefecht gegen die Kaiserlichen
noch, deren Kriegskasse zu klauen. Die Katholische Liga
verliert im weiteren Verlauf der Schlacht ihre
Artillerie, die Hälfte der Reiterei und zwei Drittel
der Infanterie. Das Heer wird regelrecht aufgerieben,
weil es mit der von Gustav Adolf ausgearbeiteten
neuartigen Schlachtordnung nicht zurechtkommt, und so
erleidet die Katholische Liga am 17. September eine
schwere Niederlage.
-
- Johann Georg verspielt
in dieser Schlacht allerdings seinen
Führungsanspruch, weil er geflohen ist (und nun vom
Heer nicht mehr als Feldherr akzeptiert wird) und
muß sich ab jetzt Gustav Adolf
unterordnen.
Für den ist der
Weg zum Bayrischen Kurfürsten in München nun
frei - dort könnte er den letzten Widerstand brechen
und vielleicht im Falle des Sieges über die
Katholische Armee durchaus als protestantischer Kaiser
gehandelt werden - ein Alptraum für den Wiener
Kaiserstuhl.
-
- Die Schweden ziehen also
nach Thüringen, Mainz und Würzburg, das
sächsische Heer auf Befehl Gustav Adolfs nach
Böhmen. Dort besetzt es am 15. November Prag. Halb
Deutschland ist damit wieder evangelisch und die Schweden
gelten jetzt als die Retter des Protestantismus. Als der
Kaiser und der spanische Botschafter an Johann Georg ein
Friedensangebot richten, wagt der nicht, es anzunehmen,
weil er sich gegenüber Gustav Adolf untergeordnet
fühlt - und der will noch weiterkämpfen, denn
es läuft bislang ja gut. Am Ende des Jahres ist die
schwedische Armee auf ca. 80.000 Mann angewachsen und
geht ins Winterquartier.
-
-
-
- 1632
Tod
Tillys und Gustav II. Adolfs
-
Seitenanfang
- Die Presse und die
Flugblätter der Zeit feiern den schwedischen
König als "Löwen von Schweden", der Rache
für Magdeburg nehmen wird.
-
- In Augsburg zieht Gustav
Adolf das schwedische Heer zusammen und die Protestanten
verehren den schwedischen König nun als Befreier und
Werkzeug Gottes. Gustav Adolf ist nun auf dem
Höhepunkt seiner Karriere und wird als neuer Luther
verehrt. Am 13. April setzt Ferdinand II. Wallenstein
wieder als Oberbefehlshaber der Kaiserlichen Truppen ein,
weil er keinem anderen zutraut, den schwedischen
König stoppen zu können. Wallenstein
läßt sich nur unter der Bedingung einstellen,
alleine über Krieg und Frieden entscheiden zu
dürfen - ein Recht, was üblicherweise nur der
Herrscher hat. Bis Ferdinand seine Mehrheiten dafür
zusammen hat und Wallenstein das kaiserliche Heer
organisiert hat, marschiert das schwedische Heer
über Ingolstadt und Landshut Richtung
München.
-
- Als General Tilly am 15.
April versucht, Gustav Adolf an der Überquerung des
Lechs in der Schlacht bei Rain zu verhindern, wird er
schwer verwundet und stirbt am 30. April an den Folgen
der Verletzung. Die Schweden ziehen am 17. Mai in
Begleitung des "Winterkönigs" Friedrich von der
Pfalz in München ein und plündern die
Kunstsammlungen. Danach zieht das schwedische Heer von
München aus wieder nordwärts, "verheert" Bayern
systematisch und zieht über Ausgburg und
Donauwörth wieder nach Nürnberg. Gustavs Adolf
Ruf leidet in dieser Zeit, denn die bäuerliche
Bevölkerung Bayerns will überhaupt nicht
befreit werden, es kommt zu Bauernaufständen und im
Gegenzug wehren sich die Schweden mit Strafexpeditionen
und Vergeltungen. Mütter warnen ihre ungehorsamen
Kinder in dieser Zeit mit
"Bet
Kindchen, bet, morgen kommt der
Schwed!"
-
- Nachdem Wallenstein
seine Soldaten zusammen hat, marschiert er ab Juni mit
100.000 Soldaten hinter den Schweden
her.
In Nürnberg hat das Heer Gustav Adolfs die Stadt
eingenommen und die berühmten Waffenschmieden sind
in schwedischer Hand. Wallenstein belagert die Stadt,
während Gustav Adolf auf Entsatz hofft, denn in
offener Feldschlacht wäre er dem Kaiserlichen Heer
unterlegen, so igelt er sich rings um die Stadt ein und
es entsteht ein zweiter Verteidigungsring, der die
Schweden vor Wallenstein schützen soll. Der wiederum
igelt mit 45.000 Soldaten den schwedischen
Verteidigungsring ein und sorgt damit für das
größte Lager der Militärgeschichte, um
die Schweden auszuhungern. Dabei werden ganze Wälder
abgeholzt und ein gigantisches Grabensystem angelegt.
Nach siebzig Tagen
ist die Belagerung nicht mehr durchzuhalten, das Wasser
ist verseucht und verdreckt, verweste Tiere liegen
überall herum, die Nürnberger Bevölkerung
ist halb verhungert und es gibt Seuchenausbrüche,
die auch auf die Armee überspringen. In zwei Monaten
sind 19.000 Schweden gestorben, diese Massen können
nicht mehr normal begraben weden, und so kommt es zu
zahlreichen Massenverbrennungen, weil in der Stadt
Gräber belegt sind und außerhalb nicht mehr
begraben werden kann.
-
- Im August wagt Gustav
Adolf daher einen Ausfall und stürmt das kaiserliche
Lager, doch gegen die kaiserlichen Truppen hat das
schwedische Heer keine Chance und wird
zusammengeschossen. Die Schweden müssen fliehen und
Wallenstein ist wieder zu alter Macht aufgestiegen. Noch
heute liegen im Kampfgebiet Bleikugeln aus dieser
Schlacht.
-
- Wallenstein marschiert
nun auf Leipzig zu und erobert die Stadt am 1. November.
Unvorsichtigerweise entläßt er seine Soldaten
danach in die Winterpause. Als Gustav Adolf dies bemerkt,
plant er entgegen den Gepflogenheiten trotz der
Winterpause einen Angriff. Im Großraum Lützen
fällt den Kaiserlichen um den 15. November auf,
daß mehr Schweden unterwegs sind, als es
üblich ist und so bekommt das Kaiserliche Heer den
Befehl sich zur Tarnung zu zerstreuen. Deswegen reitet
General Pappenheim mit vier Regimentern zu Pferd und
fünfen zu Fuß nach Halle und besetzt die Stadt
kurzerhand am Morgen des 15.11. , doch am Abend stellt
Wallenstein zufällig fest, daß er nur wenige
Kilometer entfernt Gustav Adolf gegenüber liegt,
beordert Pappenheim sofort zurück und dieser bricht
auch sofort auf. Doch erst am Mittag des 16.11. trifft
dieser gegen zwölf Uhr ein, mitten im
Schlachtgetümmel. Dort wird er durch eine Kugel
verletzt und stirbt einen Tag später. Doch die
"Pappenheimer" sind schlachtentscheidend und nach acht
Stunden ist das Sterben erst zu Ende, als im
Rückzugsgefecht Gustav II. Adolf von Schweden nach
mehreren Verletzungen von einer Musketenkugel aus wenigen
Metern Entfernung getötet wird, vermutlich von einem
kaiserlichen Elitesoldaten. Auf beiden Seiten sterben an
diesem Tag über 6.000 Soldaten
(zit. nach GEO DVD,
Kap. 3, 00:40:19 und Golo
Mann: Wallenstein 730ff)
-
- Erst jetzt kann
Wallenstein das Heer der Schweden in die Flucht schlagen.
- Damit haben die
Kaiserlichen eine wichtige Schlacht gewonnen. Halle
bleibt natürlich kaiserlich, auch wenn Pappenheim
ebenfalls tot ist - was zählt, ist der
Gesamtsieg.
-
- Im Wiener Museum zur
Heeresgeschichte ist die mit Pappenheims Blut befleckte
Depesche bis heute zu sehen und zu lesen.
-
- Der Tod Gustav Adolfs
wird genauso zur Pressesensation in Europa wie der Fall
Magdeburgs anderthalb Jahre vorher. Protestantische
Zeitungen versuchen Geschichtsfälschung und
dementieren den Tod es schwedischen Königs.
Später, als dies nicht mehr zu halten ist, wird aus
dem König ein protestantischer Märtyrer, aus
Wallenstein für ein paar Tage der mächtigste
Mann der Welt, doch gewonnen ist der Krieg deswegen noch
nicht. Immerhin verdankt der deutsche Protestantismus
Gustav Adolf vielleicht sein Überleben.
-
- Die Nachfolge König
Gustav Adolfs im schwedischen Reich übernimmt
zunächst Reichskanzler Axel Oxenstjerna, denn Christina, die
Tochter des Königs, ist noch minderjährig.
Johann Georg versucht nach der Schlacht von Lützen,
sich wieder als protestantischer Führer zu
profilieren, beißt bei den Schweden aber auf
Granit. Nun sucht er wieder Kontakt zum
Kaiser.
-
-
- 1633
Geheimverhandlungen
-
Seitenanfang
- Wallenstein beginnt
Geheimverhandlungen und Friedensgespräche. Damit
pfuscht er seinem Kaiser ins Handwerk und maßt sich
Reichspolitik an. Als dies bekannt wird, werden Intrigen
gegen ihn begonnen, die dazu führen, daß der
Kaiser aufruft, ihn zu verhaften - eine Art Todesurteil
und Aufforderung zum Mord. Gleichzeitig verhandelt Johann
Georg ebenfalls mit dem Kaiser. 1633 wäre ein
Friedensschluß vielleicht möglich gewesen, es
gibt keine größeren Schlachten und die
Positionen sind festgefahren. Selbst der Kaiser
würde sich bewegen: in der Planung ist die Aufhebung
des Restitutionsedikts, die Wiedereinsetzung der Pfalz an
einen protestantischen Kurfürst - ein Teil dessen,
was 1648 sowieso beschlossen werden wird. Selbst der
König von Böhmen könnte vielleicht wieder
protestantisch werden.
-
-
- 1634
Schwedische
Niederlage -
Seitenanfang
- Als Wallenstein
zurücktreten will, überreden ihn seine
Offiziere, weiterzumachen. Daraufhin möchte er sich
auch zukünftig ihrer Unterstützung versichern
und läßt sie am 13. Januar den sogenannten
"Pilsener Revers" unterzeichnen, ein Treuegelöbnis
an ihn, aber eben keins an den Kaiser. Beim dem kommt das
ganz schlecht an, er wittert Verrat und nun wird
Wallensteins Beseitigung geplant und er von kaiserlichen
Soldaten am 25. Februar in Eger ermordet - seine Wachen
werden in der Nacht überwältigt, getötet
und Wallenstein selbst im Nachthemd mit einer Hellebarde
aufgeschlitzt.
-
- Als
der Herzog von Friedland zu Eger war
ermordet,
- Johann Rist (1607 -1667),
25. Febr. 1634.
-
- Was
ist dies Leben doch? Ein Traurspiel ists zu
nennen:
- Da
ist der Anfang gut, und wie wirs wünschen
können,
- Das
Mittel voller Angst, das End ist
Herzeleid,
- Ja,
wol der bittre Tod. O kurze
Frölichkeit!
- Dieß
thut uns Wallenstein in seinem Spiel
erweisen:
- Der
Kaiser pflag ihn selbst anfänglich hoch zu
preisen
- Als
eine Seul des Reichs (so nant' ihn
Ferdinand),
- Der
Teutschen Furcht und Zwang, des Kaisers rechter
Hand.
- Bald
aber, wie sein Glaub und Treu fieng an zu
wanken,
- Verkehrte
sich das Spiel, man wandte die
Gedanken
- Auf
seinen Untergang; der Tag gebar die
Nacht,
- Das
Traurspiel hatt' ein End' und er ward
umgebracht.
- So
tummlet sich das Glück, so läuft es hin
und wieder:
- Den
einen macht es groß, den andren drückt
es nieder;
- Sein
End' ist oft der Tod. O, selig ist der
Mann,
- Der
sich der Eitelkeit des Glücks entschlagen
kan.
-
- Die Führung der
Armee übernimmt nun der Sohn des Kaisers, Erzherzog
Ferdinand III. und unter seiner Führung erleiden die
schwedischen Heere am 6. September erstmals wieder eine
Niederlage in der Schlacht bei Nördlingen. Dieser
Krieg ist zwar gewonnen, aber das Land ist ausgeblutet
und bis 1640 gibt es regelrechte Seuchenwellen von Pest
und Pocken, weil die hygienischen Verhältnisse
unbeschreiblich sind.
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