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Kulturgeschichte - Mittelalter - Die Hanse - Lübeck


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Die Hanse - Lübeck
zusammengestellt von Martin Schlu, 2006 / letzte Änderung am 18. Oktober 2021
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11671188  um 12001226 - 1531 - 1629 - 1705
 
819 
Der Ort Haithabu wird am Zusammenfluß der Trave mit der Schwartau als Handelsplatz von den Slawen gegründet. Über die Trave ist der Ort gut von der Ostsee erreichbar, wird aber mit einer Burg gesichert. Dieser Ort ist das erste Lübeck (Alt-Lübeck) und 1041 wird der Ortsname „Liubice“ erstmalig in der Chronik des Geschichtsschreibers Adam von Bremen erwähnt.

1138 
Die Haithabu ist als Handelsplatz nicht mehr tragbar, wurde zu oft überfallen und wird aufgegeben. Innerhalb der Slawen hat es auch Auseinansersetzungen gegeben, weil keine Sippe sich besomnders für den Schutz des Handelplattzes erwärmen konnte und so ist die Sicherheitslage schin seit Jahrzehnten bedenklich geworden.

1143
Die deutschen Kaufleute verlegen ihren Handelsumschlagplatz in die neu gegründete Stadt Lübeck, die auf einer verlassenen Halbinsel (Buku) zwischen Trave und Wakenitz neu angelegt worden ist. Die Siedlung hat außerdem einen geschützten Hafen, der durch die Trave gut zu erreichen ist und ist so sicher angelegt, so daß Heinrich der Löwe 1161 der Stadt freien Handel und rechtliche Sicherheit für alle Kaufleute garantiert, die nach Lübeck kommen.
 

Lübeck, Ansicht vom Wakenitzufer aus, alle sieben Türme bekommt man von hier nicht aufs Bild.
Foto: Martin Schlu, © 2006
 
1167 Auszug aus dem Stadtrecht:
Wir bestimmen auch, daß niemand in den Rat komme, der nicht ehelich, von freier Geburt und niemandes Eigentum sei, auch darf er bei keinem Herrn irgendein Amt bekleiden. Er soll von gutem Ruf sein, und auch seine Mutter muß frei und niemandes Eigentum gewesen sein.
Er darf keines Geistlichen Eigentum gewesen sein. Er darf keines Geistlichen oder Pfaffen Sohn sein und soll liegendes Eigentum (=Grundbesitz) innerhalb der Mauern haben, er darf zu seinem Eide nicht gezwungen sein und seine Nahrung nicht mit Handwerk erworben haben.

Quelle: W.Lautemann, M.Schlenke (Hg.): Geschichte in Quellen, Bd. 2, S. 733 zit. nach Stadtgeschichte Rostock
 
Der sichere Handel in Lübeck spricht sich daher herum, Lübeck expandiert wird  schnell die wichtigste Stadt für den Osthandel, aber auch mit Holland und Flandern (heute Belgien) findet reger Waren- und Geldaustausch statt.

Gehandelt werden zunächst Heringe und damit verbunden die Tonnen und das Zubehör, das man braucht um sie zu fangen und zu verkaufen: Nebenbei organisiert sich Lübeck das Monopol auf Salz, weil ihm die Lüneburger Salinen unterstehen und mit dem Salz lassen sich die in Massen gefangenen Heringe konservieren, daher auch transportieren und teuer verkaufen. („silbernes Gold“). Übrigens wird Salz eine der wichtigesten Währungen der Welt und in Österreich werden ganze Dynastien damit finanziert (Salzburg).

1188
Im Privilegienbrief vom 19. September gesteht Kaiser Barbarossa Lübeck und seinen Handelspartnern Zollfreiheit zu und garantiert den Kaufleuten Frieden beim Handel. Außerdem wird der Strandrechtparagraph gestrichen, nach dem gestrandete Schiffe der Lübecker in das Eigentum der Anwohner übergehen. Das ist schon fast revolutionär und damit hat Lübeck aus kaufmännischer Sicht ein Alleinstellungsmerkmal.
 
1200 - Seitenanfang
Um 1200 ist die Burg fertig, die den einzigen Landzugang kontrolliert und die Stadt damit uneinnehmbar macht, um 1230 wird die Stadtmauer mit dem Holstentor im Westen fertiggestellt. Um 1400 ist die Wakenitz aufgestaut und bietet eine für Feinde unüberwindliche weitere Barriere, so daß man auf die Burg verzichten kann und das Gelände besser verwendet. Lübeck ist mit 25.000 Einwohnern eine Großstadt geworden. Der Reichturm wird durch die Anzahl und Höhe der Kirchtürme (sieben!) dokumentiert. Um 1500, evtl. auch früher, ist die Stadt in vier Bereiche (Quartiere) eingeteilt, die sich nach den Schutzheiligen und den Kirchen richten: Maria-Magdalena-Quartier, Jakobi-, Marien und Johannis-Quartier.

1226
Die Lübecker lassen sich von Kaiser Friedrich III. den alten Privilegienbrief Kaiser Barbaross bestätigen, nachdem sie von einem geschickten Buchmaler (dem Lübecker Domherrn Marold um 1225/26) noch ein paar Privilegien haben einfügen lassen. Weil Friedrich III. die Änderungen aber  nicht nachprüfen kann (das kaiserliche Archiv ist ja nicht vollständig), kommt er auch nicht auf die Idee, daß dieser Brief eine ziemlich dreiste Fälschung ist und so haben die Lübecker ein paar Stadtrechte mehr bekommen - u. a. die Selbständigkeit bis in alle Ewigkeit, das Münzrecht und die Blutgerichtsbarkeit (Strafrechtsordnung bis zur Todesstrafe)

verleihen wir ihnen und bestimmen, dass die vorgenannte Stadt Lübeck für alle Zeiten frei sein soll, nämlich eine unmittelbare Stadt und Ortschaft des Reiches, die unmittelbar zum Reiche gehören und niemaIs von dieser unmittelbaren Herrschaft < dem Kaiser> getrennt werden soll;  ..

...  dass sie in der Stadt selbst eine Münze unter unserem Bild und Namen schlagen dürfen, welche Zeit unseres Lebens und dem des römischen Königs Heinrichs (VII.), unseres erlauchten und geliebtesten Sohnes, gelten soll; ...

(Dafür müssen die Lübecker aber jedes Jahr sechzig Mark Silber an den Hof abführen - ca. EUR 40.000.-, eher eine Gebühr der Portokasse als eine wirkliche Belastung.
im  Original heißt es: ...et ob hoc singulis annis Sexaginta Marchas argenti nostre Curie exhibebunt....

... und fügen kraft dieser Urkunde mit Nachdruck hinzu, dass durchaus keine Person, sie sei vornehm oder gering, geistlich oder weltlich, die genannten Bürger von Lübeck, unsere Getreuen, in allem Vorgeschriebenen zu hindern oder zu stören mit frevelem Mute sich unterstehe.
Das Barbarossaprivileg (die originale Fälschung) im Besitz der Stadt Lübeck
Das Barbarossaprivileg (die originale Fälschung) im Besitz der Stadt Lübeck
Quelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/a/a0/Barbarossaprivileg.jpg

Die Anwendung des Münzrechts hat zur Folge, daß die "lübische" Münze internationale Bedeutung bekommt und innerhalb der Hanse eine anerkannte Währung wird (Wendischer Münzverein). Um 1404 hat die lübische Mark den höchsten Silbergehalt (ca. 42 g Feinsilber). Für das damalige Pfund Silber (ca. 450-520 Gramm, zwölf Mark) kann man <heute> etwa EUR 7.200.- ansetzen. Die Mark entsprechend läge bei ca. EUR 600.-, der Schilling bei EUR 50.-, der Pfennig bei ca. EUR 4.-. Im Laufe der Jahrhunderte werden der Silberanteil und der Wert auf unter acht Gramm Silber pro Münze sinken und irgendwann durch den Courant-Taler abgelöst.

Viel höher ist die Strafzahlung, die denen angedroht wird, die den Lübeckern ins Gesetz pfuschen würden: da nennt der Vertrag die Summe von „500 Pfund reinen Goldes“ - und das sind auch heute (ca. 2021) beim Kilopreis von ca. 50.000.-, umgerechnet ca. 12,5 Millionen nach heutigem Kurs. Bei dieser Summe  hätte sich vor knapp achthundert Jahren keine Bank getraut, der Stadt in die Suppe zu spucken.

Erst 1914 fliegt der Schwindel auf, als man die Urkunde mit anderen Handschriften aus Barbarossas Schreibstube vergleichen kann und sich keine einzige Übereinstimmung findet.

Quellen:
Wilfried Hartmann (Hrsg.): Deutsche Geschichte in Quellen und Darstellung, Bd. 1. Stuttgart 1995, S. 399 ff, zit, nach
https://www.akh.de/baukultur/architektur-macht-schule/gebaute-geschichte/stadt-und-oeffentlicher-raum/mittelalterliche-stadtanlagen/
der-freiheitsbrief-kaiser-friedrichs-ii-von-1226/
http://www.mittelalter-server.de/Mittelalter-Geld/Das-Mittelalter-Geld-im-Mittelalter_Pfund.html (am 5.Jan. 2017)
https://de.wikipedia.org/wiki/Barbarossa-Privileg (am 5. Januar 2017)
https://de.wikipedia.org/wiki/L%C3%BCbecker_Reichsfreiheitsbrief
(am 6. Januar 2017)
https://de.wikipedia.org/wiki/L%C3%BCbische_Mark
(am 6. Januar 2017)
http://www.hagen-bobzin.de/hobby/muenzverein_wendisch.html
(am 6. Januar 2017)
https://la.wikipedia.org/wiki/Lubeca#Historia (in Latein, am 6. Januar 2017)


1230
Lübeck schließt mit Hamburg einen Bund, denn der Seeweg von Osten endet in Lübeck und und am anderen Ende der Landbrücke zwischen Trave und Elbe liegt Hamburg, das den westlichen Handel kontrolliert. In diesem Zusammenschluß liegt der Anfang des Bündnisses, aus dem später die Hanse wird, denn die Kaufmannskarawanen über Land sind ein beliebtes Raubziel und so müssen beide Städte einen Schutz gegen Räuber organisieren.

1249
Weil Stralsund dem lübischen Handel zu groß wird, rücken Kriegsschiffe aus und legen die Stadt in Schutt und Asche. Rostock geht haarscharf an diesem Schicksal vorbei, weil Wismar vermitteln kann. Am Ende der Entwicklung gibt es ein Bündnis der Ostseestädte, die als "wendisch" bezeichnet werden. 1255 einigen sich Lübeck und Hamburg auf eine gemeinsame Währung und legen fest, wieviele Pfennige aus einer Mark Silber (1/12 Pfund) zu schlagen sind: 192 Pfennige (s.o.).

1280
Der Begriff "Hanse" wird das erste Mal erwähnt, als  die wendischen Städte schriftlich ihr Bündnis erneuern.

1531 Seitenanfang
Lübeck wird als erste Stadt der Hanse protestantisch, nachdem die Reformation - wenn schon nicht zu verhindern - offiziell geduldet wird.
 
 
1629  Seitenanfang
Im Frieden zu Lübeck wird Dänemark zur militärischen Aufgabe gezwungen und soll katholisch werden. Da der dänische König Christian IV. ja auch Herrscher über Holstein ist, müßte Lübeck eigentlich nun katholisch werden, doch da die Stadt - wie Hamburg - streng neutral ist und sowohl Protestanten als auch Katholiken mit Munition und Schießpulver beliefert, passiert nichts. Die Befestigungsanlage, die seit 1615 im Bau ist, wird auch nicht gebraucht und so geht der Dreißigjährige Krieg fast an Lübeck vorbei.  Der Holzschnitte von Matthäus Merian von 1641 zeigt eine Stadt auf dem Höhepunkt ihrer Macht.

Lübeck in der Darstelleung des Kartographen Merian
Lübeck 1641, Karte von Matthäus Merian: die Katharinenkriche links, eine unbekannte Kirche, die Marienkirche mit den Doppeltürmen in der Mitte, unbekannt Kirche, die Petrikirche und der doppeltürmige Dom. Es sind längst mehr als sieben Türme, es sind auch längst mehr als sieben Kirchen.

1705
Später, als die Lübecker Kirchen berühmt sind, bekommen sie legendäre Orgeln und Organisten: so z.B. Franz Tunder und Dietrich Buxtehude (1637 - 1707), der fast fünfzig Jahre lang Organist in St. Marien ist und so legendär spielen kann, daß der junge Johann Sebastian Bach 1705 von Thüringen nach Lübeck läuft um den fast siebzigjährigen Buxtehude noch einmal vor auf der Orgel improvisieren zu hören.

Anmerkung: Diese historische Orgel gab es bis zur Kriegszerstörung 1942, die heutige Orgel ist eine Neuschöpfung, man kann aber historische Aufnahmen bekommen Walter Krafts in der Lübecker Stadtbücherei hören und man kann sie auch in der Kirche kaufen (MS)

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Die Lübecker St-Marien-Kirche von der Königstraße aus gesehen, Foto: Martin Schlu © 2006
 
Jedes Quartier hat eine eigene Miliz und die Einwohner wüßten im Kriegsfalle, wie sie ihren Abschnitt zu verteidigen hätten. Die Stadt wird auch einige hundert Jahre nicht eingenommen, erst Napoleon schafft dies 1806, aber auch nur, weil man die Stadtmauer mittlerweile geschleift hat um Platz für Wohnungen zu bekommen. Nach sieben Jahren Besatzung ist auch dies vorbei und erst die Nazis beenden 1937 den Status der "Freien und Hansestadt Lübeck", als sie der Stadt diesen Status nehmen, den heute nur noch Hamburg und Bremen haben.

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Links  am 1.August 2014 überprüft
http://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Hansestadt_L%C3%BCbeck