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Johann
Sebastian Bach 1685 -
1750 Die Matthäusspassion 1727 - Picanders Vorlage
erstellt von © Martin Schlu - Stand:
September 2002 (letzte Revision am 31.12.2013)
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- Allgemeines
Picanders
Vorlage und Bachs Umsetzung
Dramaturgie
der Anlage
Eingangschor
"Kommt ihr Töchter...
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Matthäuspassion
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zur Thomanerschule
- Picanders
Dichtung existiert in zwei Quellen: einmal in
der Gedichtsammlung (Quelle Q) und der Beilage
zur Quelle C, der Textabschrift Altnickols nach
unbekannter Vorlage (1). Der Abdruck der Quelle
Q findet sich in der Textsammlung Neumann 1 (2)
und umfaßt dort folgende
Texte:
- Vor der
Predigt
Eingangschor mit
Choraltext NBA 1
'Du lieber Heiland"
5
"Buß und Reu"
6
"Blute nur"
8
"Wiewohl mein Herz"
12
"Ich will dir mein
Herze 13
"O Schmerz" + Choral
19 "Ich will bei meinem Jesu 20 mit
Choreinschüben
"Der Heiland
fällt" 22
"Gerne will ich mich
bequemen
"So ist mein Jesus nun
gefangen" +
Choreinschub
"Sind Blitze.."
23
27a
27b
Nach der Predigt
"Ach nun ist mein
Jesus hin" 30 + Choreinschub
"Mein Jesus schweigt"
34
"Geduld" 35
"Erbarme dich" 39
"Gebt mir meinen Jesum
wieder 42
"Er hat uns allen wohl
getan" 48
"Aus Liebe will mein
Heiland" 49
"Erbarme es Gott" 51
"Können
Tränen meiner Wangen" 52
"Ja freilich will in
uns" 56
"Komm süßes
Kreuz" 57
"Ach Golgatha"
59
"Sehet Jesus hat die
Hand" 60 +
Choreinschub
"Am Abend, da es
kühle war" 64
"Mache dich mein Herze
rein" 65
"Nun ist der Herr zur
Ruh 67 + Choreinschub
(Gläubig)
"Wir setzen uns mit
Tränen 68
Seitenanfang
In der
Picander'schen Textfassung fällt auf,
daß zwischen "Zion" und den
"Gläubigen" unterschieden wird, ib. dort,
wo ein Dialog stattfindet. Dies sind die Nummern
1, 19, 20, 27a, 30, 60 und 67. Diese
Unterscheidung findet sich bei Bach nicht, hier
heißt es
lapidar „chorus
primus“
und „chorus
secundus“ .
- Zu dieser Textvorlage fügt Bach nun weitere
Texte ein: einmal den kompletten Passionstext
nach Matthäus Kap. 26 und 27, den er
allerdings nicht nach Kapiteln aufteilt und
Choralstrophen aus dem Evangelischen
Kirchengesangbuch. Es erscheint allerdings
unklar, ob bei den freien Dichtungen nicht doch
noch Bachs Einfluß mitgewirkt hat, dies
muß jedoch gegenwärtig
offenbleiben.
Gegenüber einem Passionsoratorium sind die
handelnden Personen nicht explizit genannt: so
wird die Figur des "Evangelista" und "Jesus"
immer genannt, zusammen mit dem Hinweis auf die
Stimmlage Tenor bzw. Baß. Ebenso genannt
wird "Judas", dem die Stimmlage des Basses
zugeordnet wird. Benannt werden ferner zwei
"Testis"(Zeugen) im Alt und Tenor, der
"Pontifex"(Hohepriester) im Baß, zwei
"Ancillae" (Mägde); im Sopran, "Pilatus" im
Baß, dessen Frau "Uxor..." im Sopran und
"Petrus", Baß, der eine eher
untergeordnete Rolle spielt. Jedoch hat keiner
der genannten Personen irgendwo tragende
Funktion, sie werden bestenfalls benötigt,
um in den Rezitativen auf kommende Chor- oder
Arienpassagen hinzuweisen. Die Ausführenden
der Arien bleiben namenlos und lassen sich nur
erahnen: z.B. in der Bethanien-Szene (NBA 4c -
6) ließe sich die Figur der Maria
Magdalena (Schwester der Martha) konstruieren -
- Es ist unter
Theologen noch umstritten, ob in der
besprochenen Szene Maria Magdalena das
Nardenwasser auf Jesus gießt , vgl. Mark.
14,3-8; Joh. 12, 1-7). Es gibt einen Streit
darüber, ob die "Sünderin" und Maria
Magdalena anhand dieser Szene identifiziert
werden können und ob die Salbung Buße
oder Wohltat sein
soll. (MS)
- -
wäre die Ausführung der Altpartie
nicht durch einen Mann vorgesehen, da zu Bachs
Zeit Frauen im Chor nichts zu suchen hatten und
eine Alt-Partie im Gegensatz zur Romantik eben
nicht mit einer sinnlichen Frau verbunden wurde
(Zum Problem der
Falsettisten vgl. MGG "Tenor" 239; Harnoncourt
1987 lO9 f ).
Nach Theill (Theill S.61) liegt den vier Stimmen eine bestimmte Aussage
zugrunde und diese liegt in der Vermittlung des
göttlichen Heils: Demnach ist der Baß
der Heilträger, der Tenor der
Heilsvermittler, der Alt Heilsbedürftiger
und der Sopran der Heilsgewisse. Diese Theorie
läßt sich auch bis zu einem gewissen
Grad nachweisen. z.B. Alt-Arie "Erbarme dich",
Tenor als Berichterstatter, jedoch gibt es genug
Gegenbeispiele: Warum wäre dann die Figur
des Christus und Judas oder des Pontifex mit dem
Baß besetzt, warum die Arie "Gebt mir
meinen Jesus wieder" dann nicht mit dem Alt,
statt mit dem Baß besetzt? Christus als
Baß hat Tradition, falsche Zeugen,
Verräter, Judas etc. würde man dagegen
eher im Tenor ansiedeln, und hat es auch eine
lange Zeit getan (MGG
a.a.O.).
Einen Aufschluß gibt das letzte Rezitativ
(NBA
67), in dem
alle vier Stimmen noch einmal zu Wort
kommen:
- Baß : Nun ist der Herr zur Ruh' gebracht...
Tenor: Die Müh' ist aus, die uns're Sünden ihm gemacht.
Alt : O selige Gebeine, seht, wie ich euch mit Buß und Reu beweine,
daß euch mein Fall in solche Not gebracht!
Sopran: Habt lebenslang vor euer Leiden tausend Dank, daß ihr mein Seelenheil so wert geacht'.
Hier lassen sich die Stimmgruppen eher mit den
Begriffen Dankbarkeit (Sopr.),
Schuld (Alt),
Scham (Tenor)
und Trauer (Baß)
umreißen, allerdings begibt man sich damit
genauso auf eingefährliches Pflaster wie
Theill, wenn daraus Gesetzmäßigkeiten
abgeleitet werden sollen. Sopran kann nicht
immer für Heilsgewißheit oder
Dankbarkeit stehen, dies lassen schon allein die
Choräle der Passion nicht immer zu, in
denen er aufgrund der Tradition den cantus
firmus hat. Bach scheint sich allerdings bei der
Wahl der Stimmlage schon sehr genau
überlegt zu haben, welchen Text er wie
besetzt, dies muß momentan allerdings noch
offen bleiben. Dramaturgische Aspekte ergeben
sich bei Analysen der Instrumentation und
Vertonung, Vorlagen der Texte,
Textzusammenstellungen, formalen Teile
nachträglich erfolgten Änderungen.
Eine eindeutige Trennung der Bereiche ist dabei
nicht immer zu gewährleisten.
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