Hompage Martin Schlu
Schwaan - die Rostocker Künstlerkolonie
Text und Fotos: © Martin Schlu ,  2005-2025     Stand: 23. März 2025,

zurück nach Rostock


Richtung Wismar:

Nienhagen

Bad Doberan

Kühlungsborn

Heiligendamm

Schwaan


Richtung Stralsund:

Gelbensande

Graal-Müritz


nach Fischland






Die  Künstlerkolonie Schwaan entstand im 19 Jahrhundert zwischen Rostock und Güstrow als eine von mehreren Künstlergemeinschaften. Woprswede, Ahrenshoop und Hiddensee sind sicher die bekanntesten Orte in Deutschland, aber es gab auch viele andere Gemeinschaften z.B.  in Preußen/Litauen (Nidden/Nida), Frankreich (Barbizon und Pont-Aven ) oder Dänemark (Skagen). Allen Künstlergemeinschaften gemeinsam war die Suche nach einer neuen Malweise, weil sich die möglichst genaue Darstellung von Personen, Landschaften und Dingen mit dem Aufkommen der Fotografie erledigt hatte. Maler (meistens Männer) suchten nach neuen Ausdrucksweisen, die mit den Fotos nicht erreicht werden konnten und entwickelten Impressionismus, Expressionismus und viele ander -ismen, die die Malerei gegenüber der Fotografie wieder emanzipierten.

Ab etwa 1880 wurde die Malerei weiblicher, weil es immer mehr Frauen gab, die zum Zeitvertreib malten. Ihnen war es aber noch Jahrzehnte lang verboten, an öffentlichen Akademien zu studieren und so gab es eine rege Nachfrage nach privaten Malkursen. Viele Frauen gingen auch deswegen in die Malerkolonien und suchten gemeinsam mit ihren Künstlerkollegen nach neuen Formen. Vielen waren diese „Malweiber“ nicht geheuer, doch es wurden immer mehr und in Ahrenshoop, Worpswede, Skagen und natürlich in Paris tauchten Künstlerinnen auf wie Dora Koch-Stetter, Clara Westhoff, Anna Ancher, Paula Modersohn-Becker oder Camille Claudel. Oft waren sie mit einem Maler liiert und verheiratet, doch manchmal ergab sich auch eine Künstlerehe, wie man es von Robert und Clara Schumann kannte.

Die Alte Mühle von Schwaan, heute das wichtigste Museum der Schwaaner Künstlerkolonie
Die Alte Mühle von Schwaan, heute das wichtigste Museum der Schwaaner Künstlerkolonie.


nach oben

Carl Malchin (1838-1923) aus Kröpelin (Nähe Rostock) befaßte sich erst mit Mitte Zwanzig mit der Malerei und entdeckte schon vor 1860 Motive in den Flussläufen der Warnow und ihrem Zufluß Beke in Schwaan. Er hatte Schiffbauer und Vermessungsingenieur gelernt undbetrieb die malerei als Hobby. Malchin konnte die Malerei zu seinem Beruf machen, als ihm der Landesherzog 1873 ein Stipendium für die Kunstschule Weimar bezahlte. Ab den 1880er Jahren konnte Malchin von Auftragswerken leben.

1892 kam er nach Wustrow und nach Ahrenshoop und malte dort die ortstypischen Motive wie Strand, Felder, Bauernhäuser und Alltagsszenen. Der aufkommende Tourismus bescherte ihm gute Verkäufe, seine Reputation stieg und ab 1890 verlieh ihm Großherzog Friedrich Franz III. den Professorentitel.

Im gleichen Jahr lernte Malchin den in Schwaan geborenen Franz Bunke (1857–1939) kennen, der ebenfalls in Weimar studiert und gerade eine Küntlerkolonie in Schwaan gegründet hatte. Nun war Malchin sowohl in Ahrenshoop als auch in Schwaan Mitglied und es entwickelte sich ein Austausch der Kolonien Schwaan, Ahrenshoop und Hiddensee. Man malte die Motive, die es vor Ort gab - sehr häufig die Schwaaner Kirche.


Otto Bartels (1874-1858), Blick auf Schwaan
Quelle: https://www.kunstmuseum-schwaan.de/otto-bartels/ 14.03.2025
Foto vom 14.03.2025
Der Bewuchs hat sich in etwa hundert Jahren entsprechend verändert.

Das Schwaaner Museum zeigte m März 2025 eine Ausstellung, in der Fotos des Fotografen Wilhelm Dreesen mit gemalten Bildern ähnlicher oder gleicher Motive gegenübergestellt wurden. Damit wurde die o.g. Diskussion zwischen Fotografie und Malerei sehr fundiert beschrieben.

nach oben

Zum Museum gehört ein kleiner Skulpturenpark, in dem aktuelle Künstler eine Plattform haben. Im Sommer ist der Park sehr schön, an der Beke gelegen und mit schönen Wegen ausgestattet. Hier fand ich die Skulptur von Andreas Hedrich (Helios) von 2017, die mich an die halben Metallgesichter von Igor Mitoraj erinnert hat - hier nur eben aus Stein.


„Helios“ von Andreas Hedrich im Museumsparl von Schwaan.

Kunstmuseum Schwaan, Mühlenstraße 12, 18258 Schwaan, Eintritt € 7,00 (März 2025)


nach oben

Das Dorf Schwaan ist recht klein, obwohl es Verwaltungseinheit für sechs Gemeinden ist. Insgesamt leben im Dorf und den sechs Nachbargemeinden knapp 5.000 Menschen. Wenn man um die Kirche herumgeht, kommt man an ein kleines Zentrum, wo man eine Pause einlegen kann  das Museum hat noch kein Café.

Dorftsraße in Schwaan

Links des Standpunktes liegt das Museum, rehts hinter der Kirche ist der Markt.
nach oben