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Ahrenshoop - die Künstlerkolonie
Text und Fotos: © Martin Schlu , Stand: 2. März 2025


Lage
Künstlerkolonie - Kunstmuseum - Steilufer
- Weg am Steilufer - Schifferkirche - Seemannsfriedhof - Wetter

Ahrenshoop liegt auf der Grenze zwischen Fischland und Darß und war lange Zeit auch die Grenze zwischen dem Herzogtum Mecklenburg und dem Königreich Preußen. Der „Grenzweg“ hat seinen Namen daher. Lange Zeit sah man diese Grenze oberhalb der Steilküste durch drei 1943 gepflanzte markante Pappeln, sogenannte „Windflüchter“, doch im Januar 2024 mussten sie gefällt werden, weil sie nicht mehr standsicher waren (Ostsee-Zeitung v. 01.02.2024).

Der markante Baum vor dem Ferienhaus pägte lange die Küstenlinie von Ahrenshoop
Der markante Baum vor dem Ferienhaus pägte lange die Küstenlinie von Ahrenshoop und ist millionenmal geknipst worden.  Foto: Oktober 2013


Künstlerkolonie
Bis etwa 1880 lebten die paar Einwohner nur von Fischfang, Landwirtschaft und der Seefahrt. Mit den ersten Touristen aus den großen Städten kam 1899 der Maler Paul Müller-Kempff von Berlin nach Ahrenshoop und traf dort den mecklenburgischen Maler Carl Malchin, der sich auf Landschaften und Dorfansichten spezialisiert hatte. Man malte die Dünen, den Strand und den Ort und verkaufte den wenigen Großstädtern, die hierhin zur „Sommerfrische" (= Sommerurlaub) anreisten, mit den Landschaftsbildern ein Stück Erinnerung an ihren Urlaub.

Müller-Kempff ließ sich in Ahrenshoop nieder und hatte ab 1894 eine Kombination aus Wohnhaus, Malschule speziell für Frauen, Gästepension und Atelier - eine überaus lukrative Einrichtung, weil er an seinen Malschülerinnen verdienen und Feriengästen direkt aus dem Atelier seine Bilder verkaufen konnte. Frauen war das Studium an einer öffentlichen  Kunstakademie verboten und so konnten sie nur privaten Unterricht nehmen.

Es sprach sich schnell herum, daß man als Städter in der unberührten Natur Urlaub machen konnte und die Touristen wurden immer mehr. Mit ihnen stieg auch die Anzahl der Maler, die hier erfolgreich Bilder verkaufen und davon leben konnte. In wenigen Jahren entstand eine Künstlerkolonie der jungen Maler und der „Malweiber“ - ähnlich wie in Worpswede, Hiddensee oder dem ostpreußischen Nidden (heute Nida/Litauen), die sich teilweise kannten und gegenseitig beeinflußten. Frauen wie Anna Gerresheim (1852-1921), Elisabeth von Eicken (1862-1940), oder Dora Koch-Stetter machten als Malerinnen Karriere und die Ahrenshooper Maler wie Paul Mü̈ller-Kempff (1861-1941), Hugo Richter-Lefensdorf (1864-1904) und Alfred Partikel (1888-1945) wurden allmählich bekannter und wertvoll. Als Paul Müller-Kempf 1951 starb, hatte er Hunderte von Gemälden, Aquarellen, Pastellen und Zeichnungen in die ganze Welt verkauft, war angesehener Kunstprofessor und einer der wichtigsten Männer in der Malermetropole Ahrenshoop geworden. Sein größtes Werk, der „Alte Schifferfriedhof“ hängt meistens im Kunstmuseum Ahrenshoop und nimmt dort die Stirnwand ein, weil es so groß ist:

Paul Müller-Kempff: Alter Schifferfriedhof
Paul Müller-Kempff: Alter Schifferfriedhof (1893), Öl auf Leinwand, 350 x 210 cm, Kunstmuseum Ahrenshoop/Kunsthalle Kiel  
Foto: Oktober 2016
Zum Seemannsfriedhof


Kunstmuseum
Das Kunstmuseum Ahrenshoop wurde 2005 durch eine Stiftung begründet. Man sammelte Bilder der Ahrenshooper Maler (s.o.) und zog 2013 in ein neu geschaffenes Haus, das sich seitdem zu einem wichtigen Kunstort entwickelt hat. Von Anfang an konnte ich die Entwicklung miterleben und habe viele Ausstellungen gesehen, die etwas Besonderes waren, wie z. B. die über Lionel Feininger oder viele Sonderausstellungen. Der Bestand an Bildern hat längst den vierstelligen Bereich erreicht.  Darüberhinaus gibt es auch ständig Ausstellungen aktueller Künstler und wer Kunst kaufen mag, kann dies auch im Museum tun, weil die örtlichen Künstler dort ihre Bilder in Kommission verkaufen können. Im Ort wimmelt es von Galerien und in der Hochsaison stehen etliche Maler buchstäblich auf der Straße und bieten ihre Werke an.
Kunstmuseum Ahrenshoop, Weg zum Hohen Ufer 36, 18347 Ostseebad Ahrenshoop, +49 38220 66790

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Steilufer
Wenn man vom Kunstmuseum aus nach links den Weg zu Hohen Ufer einschlägt, gelangt man über einen - bis vor ein paar Jahren noch von einer Pappelallee gesäumten - geraden Weg an die Ahrenshooper Steilküste. Dort kann  man im Sommer an einer wellengeschützten Stelle schwimmen oder oben auf Holzbänken sitzen oder von dort an der Steilküste entlang gehen. Durch die Lage des Ortes gibt es hier eigentlich immer größere Wellen und gerade wenn es stürmischer ist, kommen die Kite-Surfer und trainieren hier, denn sie finden hier alles, was sie für ihren Sport brauchen: ordentich Wind, ordentlich Wellen und immer Publikum.

Kite-Surfer am Ahrenshooper Strand
Oben: Kite-Surfer am Ahrenshooper Strand 
Foto: Oktober 2021

Unten: Das Steilufer vom Strand aus 
Foto: Oktober 2013
Das Steilufer vom Strand aus

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Steiluferweg
Man kann hier an den Strand gehen, der - wie überall hier - flach und kinderfreundlich ist. Eingeweihte parken am Grenzweg (dort gibt es nicht nur eine überragend gut gepflegte Toilette für die Badegäste, sondern auch ein paar kostenfreie öffentliche Parkplätze) und gehen die Treppe zum Strand hinunter. Die finden auch Badestellen abseits des Wegs am Hohen Ufer und haben sich vom Wustrower Lidl Verpflegung mitgebracht. Wer nicht gut Treppen steigen kann, geht lieber in Wustrow ins Wasser und wer per Fahrrad dort ist, fährt am besten zum Weststrand, der so einsam ist, daß man keine Badesachen braucht.

Der Fußweg zwischen Wustrow und dem Weststrand ist kilometerlang von Sanddornbüschen geprägt. Die DDR-Regierung ließ diesen Strauch in großem Stil anpflanzen, weil sie die Devisen nicht für Zitrusfrüchte ausgeben wollte und so entstand in Mecklenburg eine regelrechte Sanddornindustrie. Man kriegt das Zeug als Marmelade, als Saft, als Likör, Schnaps, kann Sanddorntorte im Cafe bestellen und so fort. Wenn man schon mal hier ist, sollte man Sanddorn auch probieren - überall sonst ist er fast nicht zu bekommen und dann entsprechend teuer. Er schmeckt säuerlich und sehr erfrischend.

Leider gibt es seit etwa 2015 eine erhebliche Zunahme an Pilzinfektionen der Sanddornbüsche und es gingen sehr viele Pflanzen ein. Bis die Büsche wieder so Früchte tragen, wie es vor zehn Jahren war, wird es wohl noch dauern. Der Grund scheinen die wärmeren Winter zu sein, die die Resistenz der Pflanze gegen die infizierenden Pilze schwächen - also auch hier eine Folge des Klimawandels. Man arbeitet momentan an Neuzüchtungen, die widerstandsfähger sind (Quelle: NDR1 am 25.12.2024 um 08:00 Uhr).

Sanddornbüsche am Steiluferweg
Der Sanddorn hat orangerote Früchte, die man kilometerweit leuchten sieht.  Foto: Oktober 2013

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Schifferkirche
Die Ahrenshooper haben immer am und vom Meer gelebt und das bedeutete eben auch ein höheres Risiko, nicht mehr von der Fahrt zurückzukommen. Die Gemeinde Prerow hatte schon lange eine Schifferkirche und der dortige Pastor Pastor Wilhelm Pless regte kurz nach Gründng der DDR einen Neubau an, den ein Architekturstudent entworfen hatte. Die DDR-Regierung, atheistisch, wie es Staatsdoktrin war, legte der Gemeinde zwar etliche Steine in den Weg, ließ sie aber bauen. Die Gemeinde gab, was sie konnte und mit viel Improvisation und Spnden aus anderen Gemeinden wurde die Kirche 1951 eingeweiht.

Die Ahrenshooper Schifferkirche wurde aus vielem gespendeten Material erbaut.
Die Ahrenshooper Schifferkirche wurde aus vielem gespendeten Material erbaut

Das Innere wird geprägt durch Segelschiffmodelle, wie sich sich generell in den Seefahrerkirchen finden (z.B. St. Nikolai in Stralsund oder St. Jacobi in Lübeck). Üblicherweise gibt es hinter der Kirche den Seemannsfriedhof.
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Seemannsfriedhof
Friedhöfe wurden an den Küstenorten meist auf den Dünen angelegt - daher auch das Bild Paul Müller-Kempfs, denn der hatte in Ahrenshoop ja eine Vorlage. Wenn man keine Dünen hatte, sondern die Toten in der Nähe des Meeres bestattete, brachte man zwingend einen großen Grabstein, damit bei Sturmflut nicht die Überreste wegegspült wurden. Ein gehöriger Teil an Horrorfilmen verwendet genau dieses Element.

Hier liegt der Friedhof aber auf einer Anhöhe und ist halbwegs sturmflusicher. Bei einem Rundgang fällt auf, wieviel Kapitäns- und Offiziersfamilien hier begraben sind, aber auch normale Einwohner und unbekannte Ertrunkene, die nach Stürmen am Strand angespült wurden.

Auf dem Seemannsfriedholf liegen viele Kapitäne, Steuermänner und namenlose Ertrunkene
Auf dem Seemannsfriedholf liegen viele Kapitäne, Steuermänner, Angehörige und namenlose Ertrunkene

Ahrenshoop ist teuer und für Normalverdiener unbezahlbar. Das Ferienhaus „Windflüchter“ kostete vor wenigen Wochen einen Tausender - pro Tag. Familien seien die Ort Wustrow, Born oder Wieck geraten, wo man für ein Siebtel des Preises eine Woche wohnen kann. Nur mit Internet ist hier oben manchmal schlecht.


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Wetter
Das Wetter schlägt hier ähnlich schnell um wie in den Bergen, so daß man immer eine Jacke dabei haben sollte - auch im Sommer. Wenn es im Rostocker Land windig ist, herrscht in Ahrenshop oft stürmisches Wetter, doch bei Sturm am Srand spazierenzugehen, hat seinen Reiz. Nur der Sand, der nadelspitz sein kann, nervt dann ein bißchen. Die Wolkenformationen verändern sich allerdings sehr schnell.

Oben: Kite-Surfer bei starkem Wind
Oben: Kite-Surfer bei starkem Wind

Unten: Wolkenformationen am Ahrenshooper Strand
Wolkenformationen am Ahrenshooper Strand


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