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20.
Jahrhundert
Nationalsozialismus
Zeitzeugenbericht: Brigitte Langenbach
1941
Schulzeit in Lünen "Hausfrauen-Klasse"
Fortsetzung
Während der
Schulzeit wurde auch vorne links eine Orgel
eingebaut. nachdem Herr B. gestorben war - ich
glaube nicht, daß er sie noch erlebt hat -
wurde Georg K. unser Musiklehrer. Er war sehr
modern, denn in der damaligen Zeit etwas von Max
Reger oder Hugo Wolf zu hören, war schon
außerordentlich selten. Die Orgel wurde auch
eingesetzt, wenn sogenannter Schulappell"
war. Zu Ende der Schulzeit und nach den Ferien
versammelten sich alle Schüler und
Schülerinnen und alle Lehrer in der Aula. Der
letzte Direx,den ich erlebte, war Herr C. , dessen
Tochter Anneliese meine Mitschülerin war. Herr
C. war ein strammer Parteigenosse (unter dem Tante
Alma sehr zu leiden hatte). Ich glaube, daß
in der Aula unter dem Leitwort" zwei Fahnen
angebracht waren, eine Hakenkreuzfahne und eine
Hitlerjugendfahne mit gekreuzten Schäften.
Spruch und Fahne hatten wir immer vor
Augen.
Es wurden
natürlich auch Hitlerjugendlieder mit
Orgelbegleitung gesungen. Als meine Klassenlehrerin
Frl. Zickel - ich war Obertertia - im Rahmen eines
solchen Appells verabschiedet wurde, spielte Herr
K. Es zittern die morschen Knochen".... das
Lied geht aber mit einer anderen Wendung weiter.
Wir wußten nicht so recht, ob das nun ein
Kampflied sein sollte - denn es war Krieg - oder,
ob er seine Kollegin damit ärgern wollte. Es
war schon komisch.
Nun war ich in der
Untersekunda (zehnten Klasse). Diese
Hausfrauen-klasse" sollte dann der Anfang zum
Puddingabitur werden. Es gab das Fach
Beschäftigungslehre" und Kochen und
Hauswirtschaft, etwas mit Chemie und Physik
verbunden, dafür wurden diese Fächer in
der Stundenzahl reduziert und Französisch fiel
ganz aus. In diesem Jahr wurde auch ein Praktikum
gemacht, was ich in Hamm in der
Märkischen Säuglings- und
Kinderklinik" absolvierte und was mir auch viel
Spaß gemacht hatte. Als das Jahr zu Ende ging
und ich die Schule wechseln mußte, durfte ich
nach Bochum, bei Tante Sethchen Raabe und Edit Heim
wohnen und in das dortige Frauen- und
Mädchengymnasium gehen (Das war die
Freiherr-vom-Stein-Schule). Ebbi hatte das Ganze
schon vor mir hinter sich gebracht und 1939 Abitur
gemacht. Ich folgte nun im November 1942, nachdem
ich ein halbes Jahr in Böhmen 100 km
südlich von Prag im KLV - Lager
(Kinderlandverschickung) gearbeitet hatte. Aber das
ist ein Kapitel für sich.
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