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20.
Jahrhundert
Nationalsozialismus
Zeitzeugenbericht:
Brigitte Langenbach
1934
Exkurs
Fortsetzung
Bei dieser
Gelegenheit fällt mir ein, daß mein
späterer Mann Bruno nach seinem Abitur 1934
auch zum RAD mußte. Es war Bedingung,
daß vor dem Studium ein halbes Jahr RAD
geleistet werden sollte. Bruno hatte in Dortmund
auf dem Realgymnasium sein Abitur gemacht. Seine
Arbeitsdienstzeit mußte er in Kierspe im
Sauerland abdienen. Fünfundvierzig Pfennige
war der Reinverdienst pro Tag. Er wurde eingestellt
zum Straßen- und Wegebau. Er hat mir
erzählt, daß er auch mit dem Fahrrad
nach Hause gefahren ist, um das Fahrgeld für
die Bahn zu sparen. Da hat er sich gelegentlich
rechts hinten an einen Lastwagen gehängt,
linke Hand am Auto, rechte Hand am Lenker des
Fahrrades. Es war auch schon damals
gefährlich, obwohl wenig Verkehr auf den
Straßen war und der LKW auch nicht allzu
schnell gefahren ist.
In diesem Sommer
durfte" er mit nach Nürnberg, wo auf der
großen Wiese (Maifeld oder Zeppelinfeld) der
Reichsparteitag gefeiert wurde. Das war ein
großes Ereignis. Auf einer riesigen
Fläche, umsäumt von tausenden Zuschauern,
wurden Darbietungen gezeigt. das ist in etwas zu
vergleichen mit Gymnastikgruppen bei olympischen
Spielen, die nach einer Massenchoreographie, hier
mit blankgeputztem Spaten, zackige Übungen
zeigten. Tausende von Arbeitsdienstmännern
kloppten" in ihrer feldbraunen Uniform
Spatengriffe. Das muß schon beeindruckend
gewesen sein. In diesem Jahr (1934, ich war neun
Jahre alt) waren meine Eltern Paul und Hedwig
Langenbach auch mit einer Lüner Gruppe nach
Nürnberg zum Reichsparteitag gefahren. Das
Wichtigste war wohl die Rede des Führers. Die
meisten Menschen waren fasziniert von ihm.
Während dieser Tage in Nürnberg ist in
Lünen Brunos Großvater Heinrich K.
verstorben. Dieser hatte für Brunos Mutter und
deren Kinder Rosemarie und Bruno nach der Scheidung
der Eltern 1928 gesorgt. Sie wohnten in seinem
Haus.
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