Reiseberichte - Deutschland - Rügen - Putbus


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Putbus
Text und Fotos: © Martin Schlu 2011/2012, Stand: 11. April 2017

Der Markt in Putbus zeigt schon die Planung der Stadt durch den Fürsten
Der Markt in Putbus zeigt schon die Planung der Stadt durch den Fürsten
Putbus ist keine alte Stadt, sondern das Ergebnis einer Stadtgründing von 1810 durch Wilhelm Malte I., Fürst zu Putbus (1783–1854), der mit dieser Gründung der Stadt auch seinen Namen gab. Die Fürsten zu Putbus sind uralter Rügener Adel mit slawischem Einschlag gewesen, waren nach dem Aussterben der slawischen Linie 1325 Lehnsnmänner der Greifen von Pommern-Wolgast, hatten familiäre Verbindungen nach Dänemark und Schweden, wurden 1727 Reichsgrafen, 1731 schwedische Grafen und 1815 preußische Fürsten. Mehr ging nicht im Deutschen Reich, wenn man kein Hohenzoller war und außer denen zu Putbus gab es keine ernst zu nehmende familiäre Macht zwischen Hiddensee und Wolgast.

Seit 1371 hatte man ein Art Burg im späteren Putbus bewohnt, doch mit dem Aufstieg  wurde großzügig ausgebaut und es entstand das Schloß Putbus, eine barocke dreiflügelige Anlage. 1754 bekam Malte Friedrich Graf und Herr zu Putbus (1725-1787) vom Vater dieses Schloß übertragen, hatte aber noch den größten Teil der Baukosten zu bezahlen und mußte Geld auftreiben um den Besitz zu retten. Das klappte aber nicht recht, weil gerade der Siebenjährige Krieg ausgebrochen war und Kriegskosten bezahlt werden mußten, denn die Putbus' gehörten ja zu Schweden und mußten nun gegen die Preußen kämpfen, weil die unbedingt Mecklenburg, das polnische Westpreußen und das schwedische Vorpommern erobern wollten. Sieben Jahre später, 1763, war der Zustand wie vor dem Krieg wieder hergestellt (status quo ante bellum) und Malte Friedrich konnte  mit der Entschuldung weitermachen. Zum Abschluß der Entschuldung verkaufte er 1780 die beiden dänischen Orte Einsidelsborg und Kørup, behielt aber seinen Einfluß in Dänemark.
Nach dem Ende des Krieges machte Malte Friedrich Karriere bei den Schweden. 1763 wurde er schwedischer Hofmarschall, 1772 wurde er Präsident des Hofgerichts in Greifswald und damit Mitglied der schwedischen Regierung.
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/1/1a/Granitz_Schloss_Malte_Friedrich_von_Putbus%4020161230.jpg

Malte Friedrich Graf und Herr zu Putbus (1725-1787)
Gemälde aus dem Jagdschloß Granitz, das ein späterer Putbus auf Wunsch Kaiser Wilhelms mit dem berühmten Turm versehen hat und das heute zum wichtigsten Ausflugsziel der Binzer Touristen zählt.

Wilhelm Malte Graf und Herr zu Putbus (1783–1854)
Statue aus dem Schloßpark Putbus, das etwa dort steht, wo die DDR-Regierung 1960 das gesamte Schloß Putbus in die Luft jagte, weil als Erbe einer feudalistisch-kapitalistischen Vergangenheit nicht mehr zeitgemäß erschien.

Der Sohn, Wilhelm Malte (1783–1854), Fürst zu Putbus war erst drei Jahre alt, als der Vater Malte Friedrich starb. Die Herrschaft wurde stellvertretend ausgeübt, Wilhelm Malte studierte bis 1800 in Greifswald (was man so Studium nennen kann, wenn man mit siebzehn schon fertig ist) und ging dann nach Stockholm zum Militär. 1807 wurde er vom schwedischen König Gustav Adolf zum Fürsten ernannt, denn die schwedischen Regierung verfolgte eine Politik der Aufklärung, die pommerschen Fürsten waren eher reaktionär und Wilhelm Malte sollte Pommern sozusagen liberalisieren.

Das klappte auch irgendwie, denn trotz moderner politischer Ansichten war er ein gebürtiger Pommer und man hörte auf ihn (primus inter pares). 1813 wurde er vom nächsten schwedischen König zum
Generalgouverneur von Schwedisch-Pommern ernannt, damit auch zum Kanzler der Universität Greifswald, 1817 bestätigte ihm außerdem der preußische König König Friedrich Wilhelm III. alle seine Ämter und machte ihm zum Vorsitzenden diverser politischer Gremien. Wilhelm Malte hatte nun Einfluß, Geld sowieso und so plante er den Bau einer fürstlichen Stadt - Putbus.

Ab 1810 wurden Häuser im klassizistischen Stil gebaut - weiß mußten sie alle sein - , das Schloß wurde ab 1827 umgebaut, es entstand ein größerer Park, ein Theater, eine Pferdezucht und Pferdestation (Marstall), es gab eine Orangerie zum Schloß, ein „Circus“ (Wohnplatz der Beamten und der Verwaltung), natürlich eine Kirche und für die Erziehung der Jungen wurde ein „Pädagogium“ gebaut - eine Art Gymnasium.
1854 starb der Fürst an einem profanen Blasenleiden, doch er hat unübersehbare Spuren hinterlassen.

Ein klitzekleiner Teil des Parks - im Hintergrund das Theater.
Ein klitzekleiner Teil des Parks - im Hintergrund das Theater.

Links
https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Malte_I.

https://de.wikipedia.org/wiki/Putbus_(Adelsgeschlecht)
https://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Putbus

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