www.martinschlu.de


Kulturgeschichte - Mittelalter  - Dome und Kathedralen


Mittelalter






Dome und Kathedralen - Einführung in Romanik und Gotik
erstellt von Martin Schlu © August 2010
zurück - weiter

Aachen (794-1350) - Barcelona (1330-1383)  - Bonn (1050-1239) Bordeaux - Brandenburg (1165-1xxx) - Brügge - Brüssel (12xx-1518) - Danzig (1343 - 1502) - Gent - Köln - Konstanz - Lübeck - Paris - Schwerin - Stralsund - Straßburg - Ulm - Venedig - Wien (1340 - 1578) - Wittenberg  (1412 - 1439)

Die ersten Kirchen des frühen Mittelalters sind Trutzburgen, Zuflucht für Mensch und Vieh, notfalls auch Lagerstätten für die Saatreserven, von denen das Dorf im Kriegsfalle abhängt. Eine Stadtkirche hat überdies auch noch einen Turm, von dem aus der Türmer nachts seine Runde dreht und bei Feuersgefahr in das Feuerhorn bläst und per Flagge den aufgeweckten Bürgern den Weg zum brennenden Haus weist. Diese Kirchen sind reine Zweckbauten, man baut nur höher, wenn die Turmspitze den heimkehrenden Schiffen den Weg weisen soll, dann gibt es auch eine vergoldetet Kugel, einen Wetterhahn oder ähnlich. Solche Kirchen findet man logischerweise nur am Meer oder am Bodensee. In ländlichen Gebieten ist es sinnvoller, den Kirchenboden höher zu bauen, damit mehr Getreide gelagert werden kann.

Der Zweckbau der Kirchenburg wird unmodern, als die ersten Bischofskirchen entstehen. Nun wird der Turm wichtig, gerne ein Doppelturm, damit man die Kirche auch als Bischofskirche erkennt. Nun hat man dieses Merkmal nicht gesetzlich geschützt und so gibt es heute mehr Doppeltürme als Bischöfe - man muß also aufpassen, was man sagt. Auf jeden Fall ist ein Doppelturm eine Art Statussymbol und er wird möglichst dick gebaut, als eine Art Bergfried und als Bollwerk, das lange stehenbleiben muß, damit man möglichst lange noch um Hilfe rufen kann, wenn wieder ein paar Heiden vorbeikommen und sich einfach nicht bekehren lassen wollen.
Irgendwann sind die meisten Nachbarn gut christlich bekehrt und es ist nicht mehr nötig, die Kirchen als Burgen zu bauen, damit möglichst wenig von der schlechten Welt in den geschützten Raum der Kirche kommt. Modern werden nun die großen Fenster, denn wenn  die Welt nicht mehr schlecht ist, muß man sich auch nicht mehr vor ihr schützen und wenn Gott die Welt ist, macht man die Fenster so groß wie möglich, damit möglichst viel von ihm hineinkommt.  Große Fenster gefährden allerdings die Statik des Mauerwerks, denn die Dachlast drückt auf die Seitenwand und ein gotisches Fenster in dieser tragenden Wand muß durch sogenannte "Strebepfeiler" abgefangen werden. Bei den gotischen Kirchen setzt sich ein Standard durch: Neben der tragenden Wand werden mindestens zwei Reihen Strebepfeiler gesetzt und damit wirkt die Wand filigran, wie ein steinernes Netz.
Lichteinfall bei gotischen Fenstern

oben: Lichteinfall an der Kathedrale Santa Maria del Mar, Barcelona
unten: Strebepfeiler an der Südseite des Kölner Doms
Fotos: Martin Schlu @ 2008/2006

Beispiel für Strebepfeiler am Kölner Dom (Südseite)

Natürlich werden noch etliche Kirchen einstürzen, bis man weiß, wir dünn die Mauern und wie groß die Fenster höchstens sein dürfen, doch was bis heute noch steht, hat natürlich als Vorbild für andere Baumeister gedient, denn man baut weniger durch Berechnung als aus Erfahrung. Das klassische Beispiel dafür ist der Kölner Dom - da fällt eines Tages der Baumeister vom Gerüst und weil er alle Pläne im Kopf hat, aber nie aufzeichnete, bleibt die Baustelle erst mal vierhundert Jahre, wie sie ist - selbst der Kran bleibt bis ins 17. Jahrhundert, wo er ist, weil man ihn nicht herunterbekommt und so ist der Dom auf vielen Darstellungen bis ins 17. Jht. noch zu sehen. Erst 1888 wird der Kölner Dom auf Befehl Kaiser Wilhelms fertiggestellt und damit hat man fast 600 Jahre an ihm gebaut.

Die Baustelle des Kölner Doms im 16. Jht.
jang fott - maach wigger