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Dresden im Frühlingswinter
Text und Fotos: © Martin Schlu 2013 / Schlußredaktion 1. April 2013, letzte Ergänzung/Änderung am 30. April 2018 
Allgemeine Hinweise - Dresden 2024Register

1985 studierte ich noch und hatte als Musiker die Möglichkeit nach Dresden zu kommen. Es war damals etwas ganz Besonderes, denn diese Stadt war politisch gesehen „Feindesland“, gehörte zur DDR und wir lernten in der Schule über die Gegend östlich von Helmstedt (da lag damals der Grenzübergang in das unbekannte Land) nichts, außer dem Namen „Deutsche Demokratische Republik“ und wußten, daß das früher mal zu einem Deutschland gehört hatte, mit dem wir nichts mehr zu tun hatten. Freunde von uns hatten uns eine Einladung besorgt, Familien organisiert, wo wir übernachten konnten, doch trotzdem war eine Reise nach Dresden damals ein Abenteuer, das hier nicht beschrieben werden soll. Ich erinnere mich aber, daß ich ziemlich fassungslos vor den Trümmern einer riesigen eingestürzten Kirche stand, die seit dem Bombenangriff im Februar 1945 so geblieben war....

Mittlerweile ist die DDR untergegangen, meine Kinder, die im Jahr der Wiedervereinigung geboren wurden, sind längst erwachsen, die Frauenkirche ist wieder neu aufgebaut und nun ist endlich Zeit eine Stadt kennenzulernen, über die ich soviel gelesen habe und so wenig drüber weiß. Die Flüge haben wir schon fast ein Jahr vorher gebucht, damit alles bezahlbar bleibt und Ende März ist eine schöne Zeit, um im frühlingshaften Dresden herumzulaufen - dachten wir.

Samstag
Das Taxi steht früh um fünf vor der Tür, die Maschine soll eigentlich um 6:15 starten, doch Germanwings hat Probleme mit dem Catering (offenbar ist die Milch sauer geworden) und darum startet die Maschine erst um halb acht. Unfaßbar - wir hätten alle lieber auf den Kaffee verzichtet, wenn der Flug pünktlich gestartet wäre. Auch der Kapitän ist genervt und als er den Wetterbericht für Dresden durchgibt, fallen wir fast vom Stuhl: minus elf Grad und starker Ostwind. Mit dem Frühling an der Elbe wird nischt. Zum Glück hat das Hotel schon das Zimmer frei, wir stellen das Gepäck ab und, weil das Hotel sehr zentral liegt, kaufen wir im gerade geöffneten C&A die letzten unfaßbar häßlichen Mützen für drei Euro - die Frühlings- und Sommersachen hängen draußen unbeachtet auf den Bügeln und frieren allmählich bretthart ein.


Dresdner Skyline von der Marienbrücke aus gesehen: von links: Frauenkirchen, Akademie der Künste, Hofkirche, Rathausturm, Schloßturm

Frauenkirche
Der erste Weg führt natürlich zum Neumarkt an, um und in die Frauenkirche. Von vorne sieht man schwarze Sprenkel, das sind die originalen Steine, die beim Wiederaufbau verwendet werden konnten. Von hinten gibt es einen Teil, der schwarz ist, dieser Teil blieb beim Einsturz stehen und zeigt die Grundfarbe der alten Kirchen. Vernünftige Bilder kann man nicht machen, denn entweder steht man vor dem Gebäude und kriegt sie nicht drauf oder man geht weiter weg und nimmt dafür Bauzäune in Kauf. Es ist wie bei dem Kölner Dom, der hat auch noch nie in einen Fotoapperat gepaßt. Man kann auch auf die Kuppel gehen, aber da es schon auf der Straße gehörig durch die Kleidung pfeift, werden wir uns nicht noch mehr dem Ostwind aussetzen -  ab morgen soll es wärmer werden.


Die Frauenkirche vom Neumarkt aus.

In der Kirche ist es muckelig warm. Wir setzen uns erst einmal in eine Bank und gucken die verschiedenen Emporen an. Man kann sich schon vorstellen, daß etliche tausend Menschen in die Kirche passen und beim Herausgehen fällt mir ein Plakat auf, bei dem für die Matthäuspassion in dieser Kirche geworben wird. Da sind gleich mehrere Besonderheiten dabei: Der ehemalige DDR-Startrompeter Ludwig Güttler dirigiert Bachs Spitzenwerk in der Frauenkirche, deren Wiederaufbau er jahrzehntelang erbettelt und betrieben hat und Bachs Matthäuspassion wiederum ist nicht denkbar ohne die Kompositionen Heinrich Schütz' , der unter dieser Kirche begraben wurde (über das Grab wird noch an anderer Stelle berichtet). Übrigens kann man die Matthäuspassion von heute bis Karfreitag jeden Tag in einer anderen Kirche hören - in Dresden wird mit Kultur ganz offensichtlich nicht gekleckert. Konzertprogramm  
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Brühl'sche Terassen 
Danach laufen wir in Richtung Elbe und kommen über die sogenannten „Brühl'schen Terassen“, die ihren Namen von dem Bauherren haben, der die alte, nutzlos gewordene Festung an der Elbe zum Palais umbauen ließ. Also wollte er auf die Festungsmauer eine Terasse und als später die Terasse für die Bevölkerung geöffnet werden sollte, kamen noch ein paar Treppen dazu, über die das gemeine Volk nun hinauf und hinunter lustwandelt. Es ist eine schöne Promenade, von der man aus einen guten Blick auf die Elbe hat. Weiter unten liegt der Raddampfer „Meißen“, dampft vor sich hin und als wir später eine ohrenbetäubend laute Dampfsirene hören, wissen wir, daß er nun losfährt. Vergleichsmöglichkeiten habe ich, denn ich habe lange Jahre am Rhein gewohnt und konnte vom Balkon aus den baugleichen Raddampfer „Goethe“ hören, der immer viertel vor sechs vorbeikam - vermutlich ist er längst verschrottet.... Am Ende der Terassen läuft man wieder auf eine schwarze Kirche zu, es ist die Hofkirche.

Hofkirche und Schloßturm von den Brühler Terassen aus - rechts, hinter dem Denkmal die Semper-Oper.
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Hofkirche
Die Hofkirche wurde nötig, nachdem August der Starke, August II. (1670-1733), außer dem Titel des sächsischen Kurfürsten auch noch 1697 polnischer König wurde und daher  katholisch werden mußte. Sein Sohn, August III. (1696-1763) ließ diese Kirche von 1739 bis 1755 im aktuellen Stil bauen. Heute ist sie einerseits katholische Pfarrkirche der Stadt Dresden, andererseits Kathedral- und Bistumskirche des Bistums Dresden/Meißen. Die Personalunion von sächsischem Kurfürst, Großherzog von Litauen und polnischem König endete erst 1763 mit dem Tod Augusts III. Heute war der Altar noch verhüllt - erst ab Ostern ist er wieder zu sehen.

Der verhüllte Altar der Hofkirche
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Dresdner Zwinger 
Den Zwinger hatte ich 1985 ebenfalls schon mal angesehen. Damals war er fast vollkommen verfallen (die DDR hatte mit Feudalarchitektur bekanntermaßen ja nichts am Hut), lediglich das mathematische Museum war zu besichtigen, weil die Volksgenossen ja in Naturwissenschaften fit sein mußten und ich meine, ich hätte damals 25 Pfennig (Ost) bezahlt, eine ganz komische Alumünze.... Heute kann man überall herumlaufen, es wird auch viel gebaut und restauriert, aber den Verfall vom Krieg bis zur Wende kann man nicht in zwanzig Jahren reparieren und so wird heute immer noch gearbeitet. Manches ist fast fertig, anderes muß vorbildlich restauriert sein, aber die mathematische Sammlung ist bis April geschlossen, so daß ich sie jetzt nicht sehen werde. Jedenfalls ist der Zwinger voll mit Touristen. Japaner erkennt man daran, daß sie alle mit weißen Kopfhörern verstöpselt sind, der Reiseleiter in ein drahtloses Mikrofon mit Antenne spricht und das Signal per Funk in die Kopfhörer kommt. Russische und polnische Reiseleiter machen es auf die alte Art und brüllen ihre Erklärungen in die Gegend. Gemessen an der Lautstärke haben die Russen die Mehrheit.

Der Dresdner Zwinger im Ausschnitt. Man erkennt, daß diese Gebäudeteile als Orangerie dienten.
Man kann fast überall herumlaufen und das wird auch getan. Es ist zwar biestig kalt, aber es gibt ein paar Wärmezonen, an denen man sich aufwärmen kann, die Bereiche zwischen den Trakten haben eine Art Schleusenfunktion, sind geheizt und da halte auch ich meine Hände an die warmen Heizkörper und taue sie und mich wieder auf. Nur die steinernen leichtbekleideten Damen am Nymphenbrunnen bleiben ganz ungerührt, sie lässen die tiefen Temperaturen im wahrsten Sinne des Wortes kalt. nach oben - zum Register

Albertinum
Nach einer guten Stunde draußen wird es allmählich „arsch kalt“ (wie man im Rheinland sagt) und wir wollen in ein Museum. Das Albertinum bietet sich an, denn es liegt in der Nähe und vor allen Dingen hat es eine Ausstellung, die ich so noch nicht gesehen habe: 200 Jahre Malerei der ganz großen Künstler unter dem Aspekt: „Was ist das Neue an der Sichtweise“  . Die Maler sind vom Feinsten: Caspar David Friedrich und das norwegische Gegenstück Johan Christian Dahl, zu sehen sind außerdem Eugène Delacroix, Francisco de Goya, Paul Cézanne, Adolph Menzel, Édouard Manét, Max Slevogt (der hat fast einen eigenen Raum), Max Liebermann, Otto Dix, Ernst-Ludwig Kirchner, Mark Rothko, Gerhard Richter und viele, viele andere. Man bekommt einen exquisiten Überblick von Delacroix bis Richter, von den Vorstufen des Impressionismus bis zur aktuellen Moderne. Allein dafür würde sich die Reise nach Dresden schon lohnen und die FASZ hat am letzten Sonntag sehr kompetent und positiv über die Ausstellung geschrieben. Wer kann, sollte hingehen.

Galerie Neue Meister im Albertinum,  Georg-Treu-Platz, 01067 Dresden
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Kreuzkirche
Nach einer Mittagspause im Restaurant fühlen wir uns wieder fit, ein bißchen zu frieren und fangen bei der Kreuzkirche an. Diese Kirche hatte ich als sehr grau in Erinnerung - protestantisch eben. Von außen hat sie das typische Schwarz der Jahrhunderte, innen ist sie dennoch sehr freundlich gehalten. Als kleine Sternstunde am Rande probt ein studentisches Ensemble, das um 17:00 Uhr Pergolesis “Stabat Mater“ aufführen wird. Wir hören eine viertel Stunde zu und sind beeindruckt. Daß wir in den nächsten Tagen dort ein Konzert besuchen werden, ist sehr wahrscheinlich - immerhin  ist die Kreuzkirche seit 800 Jahren die Probenheimat des Dresdner Kreuzchores und aus vielen Chorkindern werden Profis - wenn auch nur in den wenigsten Fällen Prinzen. - Programmseite


Ohrenweide: Die Musikstudenten proben Pergolesis „Stabat Mater“
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Sonntag
Augustusbrücke
Nach dem gestrigen Tage ist zwar Ausschlafen angesagt, so daß wir erst um zehn Uhr losziehen und das Morgenlicht für Aufnahmen von der Augustusbrücke aus nutzen. Von der Brücke aus hat man um diese Zeit nämlich das Licht so stehen, daß Terassen und Hofkirche angestrahlt werden. Schon auf dem Weg über die Prager Straße und den Altmarkt fiel uns laute Musik auf und es gab kaum Verkehr. Des Rätsels Lösung zeigt sich an der Straße unterhalb der Terasse: Die Straße ist für den Verkehr gesperrt und ständig kommen irgendwelche Läufer herangetrabt. Das ist bei den Temperaturen auch kein Spaß, denn heute nacht waren es minus 17 Grad und es ist immer noch deutlich unter Null. Wir gehen Richtung Neustadt und sehen in der Ferne die Marienbrücke. Es scheint eine Eisenbahnbrücke zu sein, doch später werden wir sehen, daß es zwei Brücken sind: fünf Gleise auf der Bahnbrücke und vier Spuren auf der Brücke für die Autos.

Gottesdienst in der Frauenkirche
Nachdem die Bilder im Kasten sind, gehen wir wieder in die Altstadt und sind kurz vor elf an der Frauenkirche. Wir gehen hinein, bekommen das Programm für den Gottesdienst und werden auf die dritte Empore bugsiert, denn die Kirche ist ziemlich voll. Kaum sitzen wir, beginnt ein leises Choralvorspiel der Orgel (Johann Ludwig Krebs, „O König, dessen Majestät...“) und beim Eingangslied hören wir den Gesang sehr laut, die Orgel aber überhaupt nicht. Später bestätigt uns ein kirchlicher Mitarbeiter, daß der Organist bei den Chorälen natürlich im Tutti gespielt hat, aber die Kirche ist einfach so riesig, daß selbst diese Orgel mit ihren 77 Registern einfach zu klein ist (das viel kleinere Bonner Münster hat eine fast gleichgroße Orgel).  Das merkt man auch bei der Mozart-Messe (Missa longa, KV 262), die zum Palmsonntag heute aufgeführt wird. Das Orchestertutti ist ein schönes mezzopiano und wenn die Solisten singen, muß man den Atem anhalten um sie zu hören. Viele Jugendlichen und ihre Eltern um uns herum stört das bißchen Musik nicht. Sie kauen Kaugummi, unterhalten sich mit dem Nachbarn und halten nur die Klappe, wenn der Pfarrer liest oder predigt - was ja auch schon positiv auffällt. Während des Vaterunsers fällt auf, daß Jugendliche herauswollen, aber sie werden von den Türwächtern  erst später herausgelassen. Als der Pfarrer bei den Abkündigungen alle Besucher zur Gemeinde erklärt und um Spenden bittet, ist der Sachverhalt klar: Es gibt zu dieser Kirche einfach keine feste Gemeinde und die Besucher, die hingehen, sind Touristen wie wir mit allen Unarten, die man sich anerzieht. Später bestätigen noch mehr Leute, daß das heute ein toller Gottesdienst gewesen sei, denn sie haben schon Burger essende Amerikaner erlebt, telefonierende Japaner und jede Menge Jugendliche, die auf ihren Smartphones surfen  - alles während des Gottesdienstes. Da ist in der Erziehung wohl noch viel zu tun. In südlichen Ländern halte ich mich ja auch an dort bestehende Regeln und gehe nicht in Shorts in einen Dom. Immerhin bleiben fast alle beim Orgelnachspiel sitzen (Mendelssohn, Fuge d-moll, op.73) und das ist ja nun auch etwas. Trotzdem muß man sich klarmachen, daß dieses Gebäude als Kirche wieder aufgebaut wurde und nicht als Baudenkmal. Als wir herausgehen, ist die Schlange der Touristen, die diese Kirche besichtigen wollen, auf etwa 150 Meter Länge angewachsen - fast wie am Markusdom in Venedig.

Für Kenner sei gesagt, daß die Mozart-Messe auf historischen Instrumenten in der alten Dresdner Stimmung gespielt wurde (434 Hertz).


Etwa die Hälfte der Kirche ist zu sehen, nach oben kommen noch zwei weitere Emporen, insgesamt gibt es über 1.800 Plätze.
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Frostspaziergang
Natürlich ist es noch kein Frühling, auch wenn wir seit einer Woche kalendarisch wärmer frieren. Wenn die Sonne durchkommt, ist es für Augenblicke zwar gemütlich, doch der Ostwind macht alles wieder frieriger. Auf dem Weg über die brühlschen Terassen fallen mir zwei Mädchen auf, die sich eine Decke auf den Boden legen und ein Bad in der spärlichen Sonne genießen. Hoffentlich holen sie sich nicht den Pips. Die Cafétische und -stühle auf der Terasse halten eher eine Art Frühlingswinterschlaf und selbst, wenn es zu Ostern wieder wärmer sein sollte, kommt das Dresdner Elbflorenz für uns ein bißchen zu spät - aber es sieht schön aus.


Da hilft selbst ein Heizstrahler nicht, hier bleibt der Kaffee noch lange kalt.
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Yenidze 
Am linken Elbeufer steht eine Art Gebäude mit Kuppeldach und zwei spitzen Türmen, ähnlich zwei Minaretten. Nun ist das eben keine Moschee, sondern eine ehemalige Zigarettenfabrik, die im Jugendstilzeitalter im „Moschee-Stil“ gebaut wurde. Weil die Zigarettenmarke „Yenidze“ hieß, wurde dieser Markenname in großen Lettern auf den Turm geschrieben und im Volksmund hieß das Gebäude von Stund an „Tabakmoschee“. 1924 wurde die Marke und das Gebäude an Reemtsma verkauft, ab 1953 war es im Besitz der DDR, Näheres mag man bei Wikipedia nachlesen.

Der Großteil des Gebäudes wird heute büromäßig genutzt. Hinter den Fenstern der Kuppel verbirgt sich ein Restaurant und über dem Restaurant werden regelmäßig Märchen vorgelesen und Literaturevents veranstaltet. Das Restaurant bietet nicht die kulinarische Spitze, sondern es wird eher solide gekocht, aber dafür hat man eine schöne Aussicht über Dresden, wenn man an der richtgen Stelle sitzt. Wenn man Pech hat, guckt man nur auf die Eisenbahnbrücke oder auf die Neubauviertel, die aussehen, als ob der Plattenbau fröhliche Urständ gefeiert hat. Nein, auch Dresden ist nicht überall schön und daß man von der Tabakmoschee kein vernünftiges Bild machen kann, liegt an den Drähten vor dem Gebäude, ohne die eine Straßenbahn einfach nicht fährt. Immobilienhaie nennen so etwas „zentrale Lage“.

Den Rückweg nehmen wir über die Marienbrücke und gehen auf der anderen Elbeseite bis zur Augustusbrücke und duch das Schloß geradeaus bis zur Prager Straße und zum Hotel. nach oben - zum Register

Montag
Meißen
Dresden geht nicht ohne Umland und alle, denen wir erzählten, daß wir nach Dresden fahren, meinten, dann müßten wir auch nach Meißen. Da auch wir aus dieser Stadt Porzellan im Schrank haben, das auch wir wegen der Kinder nie benutzt haben, wurde der Montag für Porzellangucken reserviert. Die Meissen-Manufaktur besuchen wir also auf jeden Fall, den Dom auch und dann werden wir weiter sehen.

Ab dem Hauptbahnhof fährt halbstündig die S-Bahn ab Gleis 19. Das Ticket geht über drei Zonen und kostet € 5,60.- für die einfache Fahrt. Nach gut vierzig Minuten ist man in Meißen und nun hört der Bahnverkehr auf, weil nicht nur der Zug dort endet, sondern auch das Gleis, denn der Bahnhof wird umgebaut. Wie die Meißener in die andere Richtung (außer Dresden) kommen, ist mir auch nicht klar, aber das ist heute nicht mein Problem. Wir laufen also einige hundert Meter über die Baustellen und kommen irgendwann an die Elbe und auf der anderen Seite hat man das schöne Panorama von Stadt, Burg und Dom.

Diese Ansicht hat man nur am Vormittag, wenn man am Nachmittag zurückkommt, hat man Gegenlicht.
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Meissner Porzellan
Meißen ist in der Mehrzahl der Häuser offensichtlich unzerstört gewesen, dazu gibt es einfach zu viele guterhaltene Häuser aus den letzten Jahrhunderten. Weil wir Zeit haben, bummeln wir über den Marktplatz und finden irgendwann Hinweise auf die Porzellanmanufaktur. Meissner kommt aus Meißen - vielleicht ist das eine frühe Rechtscheibreform gewesen, denn die Stadt schrieb sich schon immer mit "eszett“.

Nach wenigen Minuten stehen wir vor einem riesigen Kasten, hinter dem sich alles verbergen soll. Die nächste Führung soll auch gleich stattfinden und so stöbern wir noch durch die danebenliegenden Läden und staunen über eine Halskette zum Preis von € 45.000.- oder eine unbeschreiblich kitschige Monstervase, die € 90.000.- kosten soll - wie gut, daß wir das Kleingeld zu Hause gelassen haben. Aber wahrscheinlich gibt es russische oder chinesische Banker, die das schön finden und auch bezahlen können.

Nun quetschen wir uns mit etwa dreißig anderen Personen in einen Raum, in dem zunächst ein Film die Porzellanherstellung erklärt. Danach wird die Gruppe in den Nachbarraum komplimentiert, in dem ein Mitarbeiter aus einer Porzellanwurst erst einen Knubbel und dann eine Tasse formt. Im nächsten Raum wird die Glasur erklärt, im dritten Raum geht es um Malerei und die Besucherführungen sind hocheffizient und vermutlich mehr als kostendeckend. Auf jeden Fall ist es interessant zu sehen, wieviel Handarbeit in jedem Stück steckt.


Alles freihändig gemalt - Fehler kann man nicht korrigieren, weil die Farbe sofort in das Porzellan einzieht 

Porzellan kostet Geld, das war klar. Wieviel einem das wert ist, muß man allerdings selbst wissen. Wenn man überlegt, was eine Tasse im Stückpreis von € 150.- tatsächlich wert ist, kommt man zwangsläufig dahin, daß das nur etwas für DINKS ist (double income, no kids), weil man sich vermutlich ärgern würde, wenn die lieben Kleinen das teure Zwiebelmuster auf den Boden schmeißen (eigentlich sind es Granatäpfel, aber der Name ist älter als die botanische Erkenntnis). Ich hatte zwar mit dem Gedanken gespielt, mir einen Kaffeebecher zuzulegen, aber ich trinke am liebsten aus einem holländischen Pott, den ich mal für einen Euro gekriegt habe - ursprünglich waren es zwei, aber einer ist zersemmelt und es war kein Drama. Wenn man bei ebay schaut, findet man dieses Porzellan erheblich  billiger, weil gerade viel vererbt wird, dadurch ist viel auf dem Markt und da fallen die Preise. Von Rosentahl gibt es auch schöne Sachen und und unser Meissner wird auch noch lange im Schrank bleiben...

Trotzdem gucken wir uns die guten Stücke auch an. Im angeschlossenen Museum findet man künstlerisch und finanziell absolut hochklassigen Kitsch, bei dem ich das Gefühl nicht loswerde, daß diese Stücke eine Art Männerspielzeug waren, wie heute ein Porsche oder Ferrari. Da gibt es eine Affenkapelle, erotische Darstellungen, Kunstobjekte, die alle möglichen Länder darstellen sollen und natürlich Geschirr bis zum Abwinken. Highlights sind ein Prunkservice aus 2200 Teilen für den Dresdner Kurfürst und eine Tischdekoration für einen anderen Kurfürsten, August den Starken (das ist der, der für die polnische Krone katholisch wurde und 300 Kinder gezeugt hat). Auch hier gilt: nichts für Kinder und Normalverdiener - aber es sieht toll aus, wenn der Tisch so gedeckt ist.

Nichts für den Hausgebrauch, aber es sieht schön aus und die anderen 2180 Teile muß man sich denken.
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Meißener Dom
Nach so viel zerbrechlicher Kunst soll jetzt etwas angeschaut werden, was die Jahrhunderte locker wegsteckt. Der Dom liegt oberhalb der Altstadt und so muß man schon ordentlich Treppen steigen, bis man auf dem Plateau ist, durch das Burgtor geht und auf dem Domplatz steht. Dort liegt noch Schnee und man hat einen schönen Blick über Meißen bis zur Elbe. Der Eingang erfolgt durch den Kreuzgang. Der liegt auch ganz malerisch im Schnee und strahlt eine gewisse Einsamkeit aus. Viele Touristen verirren sich heute nicht hierhin - es ist einfach zu kalt und der Ostwind pfeift ganz erbärmlich durch die angeblich polartaugliche Jacke.


Es gibt ein ähnliches Bild von Caspar David Friedrich - wahrscheinlich kannte er den Meißener Kreuzgang.

Kaum ist man im Dom, ist die Kälte vorbei, obwohl die Kirche nicht geheizt ist. Gotische Kathedralen kann man auch nicht heizen, weil sich die warme Luft unter dem Dach sammelt und den Besuchern nichts nützt. Im Dom ist es fast menschenleer, im Kirchenschiff sind außer uns nur zwei Personen. Hinter dem Altar öffnet sich ein zweiter Kirchenraum, ebenfalls mit Bänken und einem eigenen Altar, vor dem ein Kreuz auf dem Boden liegt. Nägel liegen bereit und Kinder kauern auf dem kalten Boden, schreiben ihre Wünsche und Hoffnungen auf Zettel und nageln die Zettel an das Kreuz.  Damit die Kinder nicht gestört werden, schaue ich mir die Krypta an, in der die wichtigen Wettiner Fürsten liegen (die Herrscher vor August dem Starken). Alles dort flößt Respekt und Macht ein. Der Wettiner Stammvater hat einen Steinplatz, der einen halben Meter höher liegt, so daß man die Inschrift um die gegossene Ritterdarstellung nicht richtig lesen kann und die späteren Herrscher haben nur eine gemauerte Bodenfassung. Ich vermute, daß man die einfachen Ritter und Kirchenleute weit vor der Kirche verbuddelt hat. Die schönen Plätze sind ja schon seit Jahrhunderten belegt, der Platz an Erde hier oben ist knapp und Urnengräber sind eine neuere Erfindung.

Im Kapitelsaal herrscht eine gewisse Heimeligkeit. Am Fenster weisen die Cranach-Portraits von Luther und Melanchthon (1581, Lukas Cranach der Jüngere) auf den frühen Protestantismus in Sachsen hin, eine aufgeschlagene Lutherbibel liegt unter Glas und durch die Butzenscheiben kann man die Stadt weit unten im Tal erkennen. In einer Vitrine hängen die Festtalare der Prediger. Zu jedem gibt es ein Namensschild auf dem Bügel und die ganze Sache sieht so aus, als ob die Kapitelmitglieder gleich reinkommen und einen Gottesdienst haben wollen. Auf dem Rückweg lese ich die Zettel, die am Kreuz hängen. Eine Frau wünscht sich Gesundheit für ihren Mann, ein Vater bittet um einen guten Schulabschluß für seine Tochter und in Kinderschrift steht: „Lieber Gott, mach, daß Bayern Meister wird!" Auch so etwas kann eine Herzenswunsch sein.

Der Abstieg geht langsamer als vorhin - die ganze Treppe ist vereist und man muß wirklich aufpassen. Auf dem Marktplatz wollte ich zwar noch zu einer Geigenbauwerkstatt und fragen, woran man eine sächsische Geige gegenüber einem Mittenwalder Exemplar erkennt, aber es ist jetzt einfach zu kalt und meine Frau protestiert gegen einen noch längeren Aufenthalt im Freien. Die Fischbude an der Ecke des Marktes ist die Offenbarung: es ist warm drinnen, es duftet nach Fisch, es ist preiswert und schmeckt toll. Für alle Fälle nehmen wir noch Fischbrötchen mit ins Hotel und weil die Luft als Kühlschrank ganz gut funktioniert, wird auch nichts schlecht. Zwei Stunden später im Hotel wärmen wir uns auf und essen ein sehr kaltes Fischbrötchen.
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Dienstag
Kinderfries am Schütz-Haus
Nach dem ersten Überblick geht es heute um Details. Die Googelei um Heinrich Schütz ergab, daß in Dresden kaum noch Spuren von ihm übrig sind, aber eine gibt es, in der Frauengasse 14, Ecke Neumarkt.


Oben: Canalettos Darstellung des Neumarktes.

Unten: Das mit einem roten Pfeil markierte Eckhaus gegenüber der Frauenkirche, das Schütz 1629 kaufte.



In diesem Haus hat Schütz von 1629 bis 1657 gewohnt. Er kam 1629 mit in Cremona gekauften Instrumenten aus Italien zurück, genoß bei Kurfürst Johann Georg hohes Ansehen und konnte das Haus irgendwie finanzieren. Es liegt nahe dem Schloß und gegenüber der Kirche und für einen effektiv arbeitenden Kirchen- und Hofmusiker hatte es eine ideale Lage. Dieses Haus wurde um 1535 gebaut und bekam einen runden Erker, der von dem Dresdner Bildhauer Christoph Walther I. mit einem Kinderfries verziert wurde. Dieser Fries wurde bei Umbauten neu verwendet, überstand etliche Kriege, wurde nach der Dresdner Bombardierung 1945 aus den Trümmern gezogen, verbrachte etliche Jahre an einem ganz anderen Gebäude und ist im Zuge der Wiederherstellung von Frauenkirche und Neumarkt wieder dorthin zurückgekehrt, wo er Jahrhunderte hing.  Mehr von Schütz

Das Schützhaus mit dem Rund-Erker, an dem der Fries mit Unterbrechungen seit fast 500 Jahren hängt.


Detailausschnitt der spielenden Kinder, der gesamte Fries ist hier nicht darstellbar.
Das Schütz-Haus ist heute ein Seniorenheim, und als ich vor der Haustür stehe, geht diese auf, zwei Senioren kommen heraus und für ein paar Sekunden  sehe ich ein mindestens zweieinhalb Meter großes Bild von Schütz - das  Christoph Spetners.

Klammer auf: (Schütz hat dieses Haus 1657 verkauft und ist mit seiner Schwester wieder nach Weißenfels gezogen. Möglich war dies nur, weil Kurfürst Johann Georg gestorben war, Schütz endlich pensioniert wurde und noch ein paar Jahre ohne Dienstverpflichtung leben konnte. Der Sohn des Kurfürsten, Johann Georg II. stellte ihm sogar eine Pension aus. Immerhin war Schütz zu diesem Zeitpunkt 72 Jahre alt.) Klammer zu.
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Neustadt
Nachdem wir in den letzten Tagen viel Zeit in der historischen Altstadt verbracht haben, wollen wir uns nun in der Neustadt etwas umtun. Sie beginnt direkt am anderen Elbufer hinter der Augustusbrücke. Die gerade Linie von Prager Straße, Seestraße, Schloßstraße und Brücke wird in der Neustadt mit der Hauptstraße fortgesetzt. Nachdem der dort liegende Stadtteil 1732 abbrannte, plante Kurfürst August II. („der Starke“, der mit den 300 Kindern) den Wiederaufbau als neue Königsstadt. Breite Straßen und symmetrische Sichtachsen sollten her, eine Kirche wurde verlegt und nachdem alles fertig war, stellte man an der Hauptachse den Kurfürsten mit Pferd auf einen Sockel, wo er heute noch hartvergoldet auf seine Schöpfung herabblickt.

Neu vergoldet wird der starke August auch die nächsten Jahrhunderte überstehen.
Wenn man die Hauptstraße hinaufgeht, fällt schon auf, daß es eine Prachtstraße ist, ähnliche Dimensionen kennt man aus Berlin, Wien oder München. Dort sind die Straßenränder aber  meistens von den entsprechenden Häusern gesäumt, hier jedoch nicht. Drei Häuser schienen mir älter als 150 Jahre: Das „Kügelgenhaus“ in der Hauptstraße 14, um 1700 gebaut, ein anderes Haus, das ich momentan nicht einordnen kann und die Dreikönigskirche, die ene ähnliche Geschichte hinter sich hat, wie die Frauenkirche: oft zerstört, wieder aufgebaut, abgebrannt usw. Zwischendurch hat sie auch mal den Standort gewechselt, steht aber nun wieder an ihrem historischen Ort.

Totentanzfries an der Dreikönigskirche
Christoph Walther I. begründete mit Söhnen, Enkeln und Urenkeln eine ganze Dynastie Dresdner Bildhauer und eine zweite Arbeit von ihm findet sich in der Dreikönigskirche. Unterhalb der Orgel ist der „Totentanzfries“ angebracht. Diese Arbeit ist noch etwas diffiziler ausgeführt als der “Kinderfries“ und wirkt in ihrem Zeitgeist schon gruselig und sehr barock: „Du bist nur da, um zu sterben...“

Der gesamte Totentanzfries ist ca. 16 Meter lang und besteht aus vielen einzelnen Personen. Hier ist der erste und der letzte Teil dargestellt.
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Erich Kästner und die Neustadt
Am Ende der Hauptstraße geht die B6 quer und links liegt das Erich-Kästner-Haus. Ich überlege einen Augenblick, ob ich es wirklich sehen will, erinnere mich aber an die Jahre zurückliegende anwaltliche Auseinandersetzung mit Kästners Sohn und lasse das Haus darum links liegen. Zur Sicherheit lasse ich es auch rechts liegen, als ich wieder zurückkomme. Eine Sache sei erwähnt: im „Emil“ beschreibt Kästner eine Szene, bei der der „Wachtmeister“ (Polizist um 1910) in den Friseursalon der Mutter kommt und Emil ein schlechtes Gewissen hat, weil er ein Denkmal beschmiert hat. Nach Kenntnis der Sachlage kann damit eigentlich nur der goldene August gemeint sein - andere Denkmäler stehen hier nicht herum (das verunglückte Schiller-Denkmal, das den Dichter im griechischen Outfit zeigt, lasse ich mal aus). Sonst sieht die Neustadt aus wie so viele andere Städte auch und darum bleibt es bei diesem Besuch, nur zum Bahnhof müssen wir noch.
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Meißner Porzellan im Neustädter Bahnhof
Der Neustädter Bahnhof hat nämlich eine Besonderheit, die wohl kein anderer Bahnhof vorweisen kann und zwar ist eine Stirnwand der Bahnhofshalle mit Meissner Porzellan geschmückt. Das Porzellanbild zeigt die Sehenswürdigkeiten des Dresdner Umlandes und hat eine Ausdehnung von ca. 20 x 10 Metern. Je nach Lichteinfall ist es nicht zu fotografieren, so daß man sich auf Ausschnitte beschränken muß. Außerdem ist im Bahnhof eine Fotoausstellung mit mehr oder weniger guten Fotos zu sehen.


Die einzenen Details zeigen Burgen und Schlösser von Dresden und der Umgebung.
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Da wir für Donnerstag Karten für die Oper haben, beim schnellen Zusammenpacken aber vergessen wurde, etwas Seriöses einzupacken, kaufen wir uns noch zum Preis eines Meissner Kaffeebechers jeder ein bis zwei schwarze Teile. Dann muß ich mich am Donnerstag nicht mit angeschmutzer Jeans und dunkelblauem ausgebeulten Fleecepulli vorwurfsvollen Blicken der höheren Society aussetzen und wenn diese Teile hinfallen, gehen sie auch nicht kaputt.

Mittwoch
Kurfürstliches Schloß: Historisches Grüne Gewölbe
Der eigentliche Grund für den Schloßbesuch war das „grüne Gewölbe“ und das war schon bei der Recherche so überlaufen, daß wir einen Besuchstermin zugewiesen bekamen, obwohl es davon zwei gibt („historisches Grünes Gewölbe“ und „Neues Grüne Gewölbe“). Nun ist es halb elf, wir wollen hinein und man bedeutet uns, erst zur Garderobe gehen zu müssen um alles loszuwerden, was wir tragen. Dort stehen bereits ein paar hundert Leute, die wohl auch um halb elf ihren Termin haben und warten darauf, daß die Garderobenfrauen den Überblick behalten und sie ihre Jacken loswerden. Ohne Jacke geht es draußen immer noch nicht, denn wir haben immer noch fünf Grad unter Null. Es gibt zwar Spinde (gegen einen Euro Pfand), aber die sind natürlich längst belegt. Trotzdem geschieht ein kleines Wunder, denn ein Vater mit kleinem Sohn steuert zielgerichtet die Spinde an, ich spreche ihn an, werde sein Spindnachfolger und spare geschätzt eine Viertelstunde Wartezeit. Meine Kameratasche nehme ich mit, werde aber an der nächsten Kontrolle angepfiffen und muß sie wieder zurückbringen. Anschließend kommt eine weitere Sicherheitskontrolle und danach steht man vor einer Schleuse, die immer nur zwei Leute auf einmal einläßt. Warum?

Der Grund ist einleuchtend: hier liegen Millionen- wenn nicht gar Milliardenwerte. Es gibt sechs Zimmer im historischen Grünen Gewölbe und das hört sich ein bißchen so an wie Andersens Beschreibung der verschiedenen Schatzkammern, in die der Soldat mit dem Feuerzeug gelangt: Die erste Kammer heißt „Elfenbeinkammer“ und enthält Hunderte von Elfenbeinschnitzereien: Kleine Männchen, große Männchen, erotische Figuren mit blankpoliertem Hintern, Bierhumpen, aus denen man nicht trinken kann, weil sie so kunstvoll beschnitzt wurden, daß man  sie nicht spülen sollte, Zeug, was kein Mensch braucht, das aber immens wertvoll ist. Ein typisches Ausstellungsstück ist etwa einen Meter hoch und hat einen Sockel aus Elfenbein, der einen Elfenbein-Neptun trägt, der - seine Elfenbeingabel in der Hand - ein Schiff aus Elfenbein trägt, das eine Flagge aus Elfenbein trägt, die das kurfürstliche Zeichen hat... etwa so muß man sich das vorstellen. Fotografieren ist nicht gestattet und hat auch keinen Sinn, weil es so voll ist, daß man sich beim Elfenbeingucken auf die Füße tritt. Fast alle haben einen Audioguide in der Hand und halten ihn angestrengt ans Ohr und darum quakt auch keiner rein. Selbst kleinere Kinder hören hingebungsvoll den kunsthistorisch bedeutsamen Texten zu, obwohl sie bestimmt nicht wissen, wovon die Rede ist, aber weil das alle tun, tun sie es eben auch.

Der nächste Raum enthält die Silbersachen, der dritte Raum die vergoldeten Silbersachen, der vierte zeigt Glasschätze, der fünfte Raum ist voll von Edelsteinen und edelsteinbesetztem Zeugs, was ebenfalls kein Mensch braucht. August der Starke, der das alles zusammengekauft hat, mußte ja ein Wettprotzen gegen Friedrich den Großen machen, denn August wurde 1697 zum König von Polen gekrönt und mußte zeigen wie reich und mächtig er war und Friedrich zog seine Königserhebung 1701 in Königsberg genauso durch - vermutlich sind die Gold-, Silber, Edlestein- und Elfenbeinpreise in diesen Jahren stark angezogen. Beim Begucken der Sammelfiguren aus Elfenbein, den Nachbauten  eines chinesischen Hofs aus Gold, Silber und Edlestein drängt sich der Gedanke auf, daß das im Prinzip Playmobil für Kurfürsten ist: teuer, nutzlos und unverkäuflich. Man stelle sich vor, das Geld wäre in Infrastruktur oder Bildung investiert worden... Irgendwie kann man den DDR-Ansatz über feudalistische Verdammung nachvollziehen, wenn man vor diesem finanziellen Irrsinn steht - die Meissner Vase für € 90.000.- ist dagegen ja Trinkgeld. Link zur Ausstellung.  Übrigens ist der größte Teil der Silber- und Goldsachen während des Siebenjährigen Krieges eingeschmolzen worden, weil man ja Kanonen bezahlen mußte, aber es ist ähnlich wie in Rom. Da hat Karl der V. irgendwann die Stadt überfallen, weil er sich über den Papst geärgert hat und an dem Tag sind 90% der Kunstschätze über den Jordan gegangen - man stelle sich die Sachen einfach neunmal mehr vor und ahnt, wo das von den Untertanen gezahlte Steuergeld geblieben ist.

Nach einer guten Stunde sind wir durch und schließen mit den Bronzesammlungen ab. Ein kleiner Grinseeffekt stellt sich bei einer nackten Bronzefrau ein, die in deutsch übertitelt ist mit „Negerin aus Bronze“ und - politisch korrekt - im Englischen mit „Black Woman“ übersetzt wird. Ein Schelm, der Böses dabei denkt. 


Hinter diesen Gittern schlummern dreistellige Millionen - wenn nich Milliardenwerte - allerdings absolut unverkäuflich.

Nach dem Historischen Grünen Gewölbe sehen wir modernere Protzkunst des 18. Jahrhunderts, besondere Edelsteine und in weiteren Etagen zusammengekaufte türkische Zelte, türkische Waffen und aufs Neue drängt sich der Playmobil-Vergleich auf. Von unseren Kindern stehen auch noch Pyramiden, Ritterburgen etc. im Keller - Krempel, der nicht mehr gebraucht wird, aber mal einen Haufen Geld gekostet hat. Musikinstrumente stehen da nicht - vielleicht hatte August der Starke mit Musik nichts am Hut, aber es gab im Umfeld etlich tolle Musiker, die für den Preis einer oder zwei Elfenbein- oder Silberfiguren eine Lebensstellung hätten haben können und vermutlich eine Menge anderer kulturell bedeutsamer Dinge geschaffen hätten. So sind sie - ohne kurfürstliche Stelle - verarmt oder verbittert gestorben, wie z.B. Johann Hermann Schein. In Venedig wäre das nicht passiert.
Nach gut zwei Stunden kurfürstlichem Playmobil verkneifen wir uns den Riesensaal, das Münz- und das Kupferstichkabinett, denn nach ein paar tausend Kunstgegenständen braucht man einfach mal eine Pause. Den Tee nehmen wir stilvoll im Glockenturm des Zwinger - dort gibt es ein beheiztes Café und das Gebimmel auf Glocken aus Meissner Porzellan gibt es jede viertel Stunde umsonst. Das Porzellanmuseum mit - nach Katalogbeschreibung - der größten Sammlung der Welt ersparen wir uns aber heute, denn wir sind ja noch länger da. nach oben - zum Register

Gemäldegalerie „Alte Meister“ im Zwinger
Die Ausstellung „Alte Meister“ ist eine Dauerausstellung, die einige Wochen geschlossen war, aber heute wieder eröffnet wurde. Um zehn  Uhr standen bereits einige hundert Besuchern an und trotzten dem Wind, der durch die Gänge des Zwingers fegte. Nach einer ausgiebigen Pause fühlen wir uns aufgewärmt und stark genug, eine halbe Stunde Wartezeit durchzustehen, aber es dauert gar nicht so lange. Alle paar Minuten geht die Tür auf, dann marschiert eine Schulklasse oder Reisegruppe hinaus und dann dürfen wieder etwa 30 Leute hinein und so sind wir nach knapp 20 Minuten drin. Vorwiegend wird russisch gesprochen und man bekommt einen kleinen Vorgeschmack auf die Eremitage in St. Petersburg (da müssen wir auch mal hin).

Vorab: Auch wer noch nichts in Dresden kennt, sollte alleine wegen dieser Ausstellung hinkommen (das ist dann schon der zweite Reisegrund). Was hier zu sehen ist, sieht man in dieser Form nicht in der Alten Pinakothek (München) oder der Albertina (Wien), denn die Kuratoren haben die Werke für die Ausstellung in einen ganz neuen Zusammenhang gesetzt. Man kann hier Entwicklungen vergleichen und die Entwicklung von Künstlern sehen, wie ich es so noch nicht gekannt habe. Es fängt mit der italienischen Renaissance an (Botticelli, Raffael), zeigt die deutsche Entwicklung (Dürer, Cranach I und II, Holbein I und II), springt ins 17. Jahrhundert nach Italien (Canaletto, Tintoretto, Tizian), nach Holland (Hals, Rembrandt) , Deutschkand (Rubens) und ist für jemanden, der schon etwas gesehen hat, ein künstlerisches Nirwana. Wer noch nicht so viel gesehen hat, bekommt hier einen umfassenden Überblick. Übrigens sind die Dresden-Bilder von Canaletto eine Offenbarung, wenn man sich ein bißchen in Dresden auskennt. In Venedig kann man sich heute noch mit Canalettos Bildern zurechtfinden, in Dresden ist es zwar schwieriger, aber möglich. An Canalettos Neumarkt-Bild (ca. 2,50 lang) kann man das Schütz-Haus im Detail erkennen, auch wenn es heute anders aussieht.
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Unterkirche der Frauenkirche
Bisher hatten wir es nicht geschafft in der Frauenkirche eine  Spur von Heinrich Schütz zu finden.
Der einzige Hinweis auf den Komponisten ist eine ca. 3 Meter lange Messingblende zwischen Eingang und Sitzrund - man muß ein bißchen suchen. Am Nachmittag ist in der Kirche aber weniger los  und wir steigen in die sogenannte “Unterkirche“, den Teil, der nach Enttrümmerung und Beginn des Wiederaufbaus zuerst fertig war und geweiht wurde. Während des  Aufbaus der Kirche diente er zum Gottesdienst.  Eine Dauerausstellung zeigt wichtige Stationen des Aufbaus und in einer Seitenkammer finden sich Grabsteine und Inschriften, die aus dem alten Frauenkirchenfriedhof stammen, der zugunsten des Bähr'schen Neubaus im 18. Jahrhundert eingeebnet wurde. Schütz und sein Grabstein sind nicht dabei, vermutlich wurden sie weggeräumt oder sie wurden am 15. Februar 1945 pulverisiert, als die Kuppel der Kirche nach den Bombenangriffen einstürzte. Allerdings gibt es einen Grabstein aus dieser Zeit, der vermutlich mit dem vergleichbar ist, den Schütz bekommen hat:


Typisch ist die Schmuckschrift und man kann nur Fragmente entziffern: 1664, den x13x Octobris..   ... gebracht.. etc.

Mehr scheint von Schütz in Dresden nicht mehr auffindbar zu sein: ein wieder aufgebautes Haus, eine Messingtafel und ein Grabstein des alten Frauenkirchenfrieshofs. Antonio Vivaldi ging es später auch nicht besser: dessen Wiener Grab wurde weggeräumt, als die Universität mehr Platz und ein neues Gebäude brauchte (Wien, Nähe Karlskirche).
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Gründonnerstag
Stadtmuseum Dresden (Wilsdruffer Str. 2, Nähe Frauenkirche)
Eine Stadt, die auf sich hält, hat ein Stadtmuseum und Dresden hat auch eins. Los geht es im vierten Stock mit mittelalterlicher Geschichte und die ausgestellten Computeranimationen und Stadtmodelle zeigen eine Entwicklung, nach der sich Dresden immer wieder neu erfinden mußte. Gesellschaftliche Veränderungen, Stadtbrände, neue Regierungen, alles hat die Baugeschichte verändert. Interessant ist die Geschichte der Sophienkirche: im Mittelalter von Benediktinermönchen gegründet, später erweitert, als es so viele Mönche wurden, ein paarmal umgebaut, vergrößert und angepaßt. Irgendwann wurde der Bau eine Kirche, in der es schick wurde, sich nach dem Tod dort bestatten zu lassen und noch später wurde sie eine Volkskirche. Dann - in der DDR - wurden die am 13. Februar 1945  zerstörten Reste plattgemacht. Die Doppeltürme fielen der Planungsidee des großen Vorsitzenden Walter Ulbricht zum Opfer , der mit dem alten Schutt nichts anfangen konnte und so ist das älteste mittelalterliche Bauwerk der Stadt seit den 1960er Jahren verschwunden.

Interessant sind auch Statistiken des 19. Jht, aus denen hervorgeht, daß man mit 65 Mark (Reichsmark) einen Monat auskommen konnte/mußte und Handwerkszeug, eine Uhr und ein Vogelbauer zu den Wertgegenständen gerechnet wurde. Eine fünfköpfige Familie dieser Statistik lebte in zwei Zimmern und nahm drei zahlende „Schlafgänger“ bei sich auf, damit alle überleben konnte - das mag man sich auch nicht mehr so gerne vorstellen. Die Fotos vom 13. Februar 1945 (die Brandnacht, die jeder Dresdner so als Datum gespeichert hat, wie die New Yorker den 11. September), zeigen ein Vorher und ein Nachher, wie es so weder Köln noch Hamburg erlebt haben (Bilder dazu).

Der Ausstellungsteil zur DDR-Vergangenheit erschien mir etwas geschönt, aber ich habe die DDR auch nur als temporärer Besucher ein paarmal mitbekommen. nach oben - zum Register

Semperoper - Vorstellung
Der Abend schließt mit einer fulminanten Vorstellung von Verdis „Rigoletto“ in der Inszenierung von Nikolaus Lehnhof und dies ist einfach toll. So viele Ideen der Inszenierung habe ich lange nicht mehr gesehen und da diese Produktion auf DVD erschienen ist, habe ich sie noch im Hotel bestellt. In der Oper spielt größtenteils eine andere Besetzung als auf der DVD, der GMD leitet auch nicht selber, aber die Sänger sind klasse (Markus Marquardt als Rigoletto, Oleysa Golovneva als Gilda und Giorgio Berrugi als Herzog tragen die Hauptlast, sind auch wirklich gut und kriegen den größten Beifall). Anders als die Kritik des Deutschlandradio von 2008, als diese Inszenierung Premiere hatte, bin ich der Meinung, daß die Orgie, mit der diese Oper nun mal beginnt, hervorragend in Bilder umgesetzt wurde - es hat sehr viel vom italienisch/venezianischen Karneval. Vogelmasken korrespondieren mit schwarzen Anzügen, das Bühnenbild glänzt vor Schwärze und die Dekadenz der Feudalgesellschaft ist hautnah zu greifen. So macht Oper Spaß. Eine regelrechte Kritik gibt es hier nicht - dafür gibt es Musikwissenschaftler, die damit ihr Geld verdienen - hier sind zwei brauchbare: ein Verriß und eine Lobeshymne.

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Karfreitag
Frauenkirche - Gottesdienst 

Der Altmarkt im Schnee - es ist ja erst Ende März.

In der Nacht hat starker Schneefall eingesetzt (Ende März) und so stapfen wir beim Besuch des Karfreitagsgottesdienstes durch den Schnee, der Wind pfeift erbärmlich über den Vorplatz und es stehen eine halbe Stunde vor dem Einlaß schon etwa hundert Personen an, die in der Frauenkirche den Gottesdienst besuchen wollen. Bei Beginn sind vielleicht 500 Gemeindemitglieder da, aber die Kirche ist damit natürlich nicht voll. Anders als am Sonntag ist die Musik hier auf den Organisten beschränkt, der ein bißchen Kummer macht, weil er die Choräle so durchheizt, daß man kaum Zeit zum Luftholen hat und die Choralvorspiele irgendwie durchpfuscht, aber nicht musikalisch gestaltet, obwohl seine Vita ihn als absoluten Fachmann ausweist. Nein, heute hat er keinen guten Tag, nur am Ende kriegt er sich wieder ein und spielt eine schöne Improvisation im französisch-romantischen Stil. Dafür ist die Predigt gut - man kann nicht alles haben und die Geschichte der Frauenkirche ist eine Auferstehung für sich. Trotzdem - die Orgel ist für diese Kirche zu klein, obwohl sie wunderschön klingt (für Fachleute: sie hat ausgesprochen „katholische“ Klänge wie z. B. die Cavalle-Coll Orgeln der französischen Romantik, aber sie hat auch die Silbermann-Sounds, die man für einen Bach braucht). Näheres bei Wikipedia

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Semperoper - Führung 
Die Oper kann man auch besichtigen und das wollen wir nach der gestrigen Aufführung zumindest nachholen. Die Kartenvergabe der Besichtigung erschien im Internet ein wenig undurchsichtig und so haben wir uns einfach angestellt, weil da schon eine Gruppe stand. Nach kurzer Zeit werden wir als Gruppe eingelassen, zur Kasse geführt und danach geht die Führung los. Unser Gruppenführer ist ein etwa siebzig Jahre alter Mann, gebürtiger Dresdner, der - wie man heute sagt - als „Zeitzeuge“ ziemlich genau erklärt, warum die Dresdner, kaum daß sie die Bombardierung überlebt hatten, bis 1947 1,5 Millionen Mark für den Wiederaufbau der Oper gesammelt hatten. Noch so ein Auferstehungswunder wie die Frauenkirche, aber daß diese Oper zur Weltspitze gehört, haben wir ja gestern gesehen. Wir werden durch die gesamte Oper geführt, nur nicht nicht hinter den Vorhang, weil dort alles schon für die Vorstellung in vier Stunden aufgebaut ist. Im direkten Vergleich mit der Scala-Führung im Februar nehmen wir bei der Semper-Führung mehr mit und es ist weniger Nepp im Spiel.

Die Semperoper hat vier Ränge - ähnlich wie die Mailänder „Scala“ und die venezianische “Fenice“, aber man sieht von außen sofort, daß es eine Oper ist.
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Zwinger - Porzellanmuseum 
Da wir noch knapp drei Stunden Zeit haben, schließen wir den Dresden-Besuch mit dem Porzellanmuseum ab. Was sich auf den ersten Blick anhört, wie eine Prüllsammlung von Geschirr, das von der Oma liegengeblieben ist, entpuppt sich als - nach Angaben der Ausstellung - „größte Porzellansammlung der Welt“. Ich kann es nicht bestätigen, aber wir haben etliche tausend Stücke gesehen, vieles unter Glas, vieles scheinbar zum Greifen nahe. Ab und zu geht eine ohrenbetäubend laute Alarmanlage los, dann ist ein Besucher den Stücken zu nahe gekommen und konnte seine Finger nicht bei sich behalten. Nichts von dem, was zu sehen ist, ist bezahlbar oder zum Benutzen gedacht, aber alles wurde angeschafft um andere Adlige zu beeindrucken. In einer kleinen Vitrine sehen wir Geschirr vom Kölner Erzbischof, das wir aus dem Brühler Schloß kennen. Es sind Teller mit aufgemalten Käfern und anderen Insekten, die so aussehen, als ob sie gleich loskrabbeln würden - offensichtlich eine Spaßidee von Clemens August, dem Kölner Erzbischof, dem unserer Gegend so viele Schlösser und Touristenattraktionen verdankt. Beide haben ihr Geld bis zum Ende mit vollen Händen ausgegeben: Clemens August für ein Dutzend Schlösser mit Einrichtung, August der Starke für ein Schloß voller Sammlungsgegenstände. Heute kann man nicht mehr sovel Geld ausgeben, außer bei Bahnstrecken (ICE), Bahnhöfen (Stuttgart).  Flughäfen (Berlin), Kongreßcentren (Bonn), Rennstrecken (Nürburgring) und Philharmonien (Hamburg).

Draußen schneit es noch immer. Auf zum Flughafen.

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Allgemeine Tips  Lage - Unterkunft - Essen gehen - Einkaufen - nach oben - zum Register
Vorab: Dresden ist zu schön, als daß man sich durch die Pegida abschrecken lassen sollte. Vielleicht sollte man gegenwärtig (2016/2017) aber nicht am Montag abend in der Innenstadt spazieren gehen.

Lage
Die Orientierung in der Dresdener Innenstadt ist sehr einfach: Vom Bahnhof geht eine Achse durch die Prager Straße, die See- und Schloßstraße, über die Augustusbrücke in die Neustadt über die Hauptstraße bis zur B6 (links davon liegt dann  der Bahnhof Neustadt). Die Elbe umfließt Dresden in einem langen U von Osten nach Süden, Westen und Norden. Sie wird im Zentrum von vier Brücken gequert, der Marienbrücke (Messegelände), der Augustusbrücke (historische Altstadt zur Neustadt), der Carolabrücke (Pirnaische Vorstadt zum Regierungsviertel) und der Albertbrücke (da geht es allmählich in die östlichen Außenbezirke). Innerhalb der vier Brücken kann man sich faktisch nicht verlaufen, weil man immer wieder entweder zwischen den Bahnhöfen oder der Alt- oder Neustadt herauskommt. Von da aus findet man immer wieder in die Altstadt - man kann die Türme auch oft sehen und weiß dann die Richtung. Der zentrale Platz ist die Querung der Prager Straße mit dem Dr. Külz-Ring. Hier fahren fast alle Linien ab.


Unterkunft
Wenn man ein Hotel will, sollte es beim ersten Mal zwischen Augustusbrücke (klassische Altstadt) oder Marienbrücke (Yenidze) liegen, dann ist alles fußläufig erreichbar. Wer in deser Lage übernachtet, kann nichts falsch machen, denn durch die große Konkurrenz sind die Preise billiger als in vielen anderen Städten. Wir haben bei früher Buchung in einem Markenhotel für eine Woche knapp € 450.- bezahlt, hatten ein opulentes Frühstücksbufett und außerdem statt einem Doppelzimmer ein 2-Zimmer-Appartement, weil wir schon morgens um neun eincheckten und das geplante Zimmer noch nicht frei war. 

Wer sich aber nur auf die Internetbeschreibung des Hotels verläßt ohne zu gucken, wo es wirklich liegt, landet evtl. in einem Hotel mit dem Zusatz „Altstadt“, das kilometerweit von dieser entfernt liegt. Richtung Bahnhof ist es billiger und häßlicher, Richtung  Elbe wird es entsprechend teurer. Die Neustadt auf dem anderen Elbeufer ist auch schon wieder billiger. Ferienwohnungen macht man vorher über das Internet. Google Map ist also Pflicht.
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Kultur
Dresden ist immer Kulturstadt gewesen, seit es im 12. Jahrhundert ein Handelsplatz geworden war. Die Mönche haben gesungen und Choralschulen gegründet (wie vor über 800 Jahren den Kreuzchor), sie haben Spenden entgegen genommen und dafür ihre Gönner auf christlichem Grund bestattet. Die Kaufleute haben mit ihren Überschüssen Kirchen und deren Ausstattung unterstützt und brauchten Maler für ihre Portraits und die Kurfürsten hatten seit der Renaissance immer Musiker angestellt und veranstalteten bis weit ins 19. Jahrhundert hinein Privatkonzerte. Alle wichtigen Musiker haben hier gespielt - allen voran Heinrich Schütz, der den größten Teil seines Lebens in Dresden verbrachte und auf dem Friedhof der alten Frauenkirche begraben wurde.

Clara Wieck war oft in Dresden: mit elf Jahren (1830) spielte sie ein Konzert vor dem König von Sachsen, später, als sie in Robert Schumann verliebt war, mit sechzehn (1836) und mit achtzehn (1838) und auch 1843, als sie längst mit Robert Schumann verheiratet war. 1844 zog das Ehepaar nach Dresden und wohnte in der damaligen Waisenhausstr. 7  (heute ist da das Maredo am Altmarkt), später in der Inselstraße 18. Robert gründete 1848 die Dresdner Liedertafel und sorgte mit seinem Freund Ferdinand Hiller dafür, daß Männerchor und Knabenchor eine neue Blüte in Dresden erlebten. Carl Maria von Weber machte mit der ersten deutschen Oper, dem „Freischütz“, an der Semper-Oper Furore, Richard Wagner setzte sich bei der Revolution für ein neues Deutschand ein, wurde steckbrieflich gesucht und versteckte sich bei Mathilde Wesendonck. Richard Strauß hatte hier die meisten Opernpremieren und die Sächsische Staatskapelle unter (z.Zt.) Christian Thielemann feiert heute internationale Erfolge - und das ist nur ein kleiner Teil der Musikkultur. Die Semper-Oper zählt heute international ebenfalls internationalen Opernspitze und in der Malerei hat Dresden mit der Albertina und der Gemäldegalerie der Alten Meister zwei Sammlungen von Weltruf.

Was die Baugeschichte betrifft, ist immer noch viel da, obwohl der weitaus größte Teil am 13./14. Februar 1945 von amerikanischen Bomberverbänden zerstört wurde. Dresden hat auch eine weitere Zerstörung unter der DDR-Zeit durchmachen müssen (Radikalentrümmerung um Rathaus und Prager Straße), doch was seit dem Mauerfall wieder aufgebaut und restauriert wurde und wird, ist eine Spitzenleistung der Restauratoren und ihrer Finanziers - allen voran der Wiederaufbau der von Bähr geschaffenen Frauenkirche, wegen der sich bereits eine Reise nach Dresden lohnt.
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Essen gehen
Wir haben folgende Restaurants ausprobiert:

in Dresden:
Maredo an der Frauenkirche und am Altmarkt-Center
Essen auch für Allergiker möglich, der Service war gut, die Toiletten sehr sauber. Bei ersterem war der Ausblick auf die Kirche sehr schön, beim zweiten ist man nicht weit davon entfernt, wo Robert und Clara Schumann gewohnt haben (auch wenn man da nichts mehr sieht). Dafür rechnet man pro Person etwa € 25.- bis 30.-

Yenidze an der Marienbrücke:
Solide Hausmannskost. Man gab sich Mühe, das Preisniveau ist nicht hoch und der Service war gut. Pro Person ißt man für ca. 18.- und es schmeckt.


in Meißen:
Fischimbiß Heinrich am Meißener Markt
Sensationell guter Fisch und leckere Fischbrötchen. Wir haben für knapp 10.- gegessen, es schmeckte sehr gut und der Service war klasse. Wenn man  Fisch mag, muß man nicht woanders hingehen.
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Einkaufen
Die Prager Straße ist die Verbindung zwischen dem Hauptbahnhof und der Altstadt, wurde bei der Bombardierung komplett zerstört und bereits zu DDR-Zeiten als Hotel- und Einkaufsmeile angelegt. 
Ab dem Bahnhof gibt es bereits Geschäfte, ab der Hotelmeile werden es erheblich mehr und wenn man am Starbucks-Café die vier Treppenstufen überschritten hat und Richtung Altstadt geht (Bahnhof im Rücken und immer geradeaus), ist man im Einkaufsviertel. In den Einkaufszenten bis zum Altmarkt-Center gibt es alles, was das Marken- und Einkaufsherz höher schlagen läßt (außer Musikinstrumenten), außerdem Kinos und massenweise Restaurants mit Touristenmenüs.
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Literatur

Reiseführer 
Eckhard Bahr: Dresden. Hrsgg. von Detlev von Oppeln und Bernd Schwenkros, Trescher-Verlag, Berlin 2012/2, ISBN 978-3-89794-214-1

Monographien 
Kurfürst Moritz und die Renaissance. Hrgg. vom Dresdner Geschichtsverein e.V., Reihe: Dresdner Hefte, Nr. 52, 4/1997, Dresden 1997, ISBN 3-910055-42-7
Gemäldegalerie Alte Meister, Deutscher Kunstverlag, Berlin/München 2006, ISBN 978-3-422-06545-1
Kreuzkirche Dresden. Kunstführer Nr. 2415, Verlag Schnell & Steiner, Regensburg 2007/5 , ISBN 978-3-
Dorothée Baganz: Das historische Dresden. Michael Imhoff Verlag, Petersberg 2013/3,  ISBN 978-3-86568-090-7
Robert Schumann in Dresden. Hrgg. vom Dresdner Geschichtsverein e.V., Reihe: Dresdner Hefte, Nr. 102, 2/2010, Dresden 2010, ISBN 3-910055-99-0
Andreas Friedrich/Jörg Schöner: Die Frauenkirche. Michael Sandstein-Verlag, Dresden 2005, ISBN 3-937602-48-1
Sachsen und Preußen. Geschichte eines Dualismus. Hrgg. vom Dresdner Geschichtsverein e.V., Reihe: Dresdner Hefte, Nr. 110, 2/2012, Dresden 2012, ISBN 978-3-944019-00-0 
Richard Wagner in Dresden. Hrgg. vom Dresdner Geschichtsverein e.V., Reihe: Dresdner Hefte, Nr. 112, 4/2012, Dresden 2012, ISBN 978-3-944019-01-7

Dresden-Krimi
Christine Sylvester: Barocke Engel, Karl-Verlag, Dresden 2005
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Text und Fotos: © Martin Schlu 2013,  Stand: 30. November 2018