Rundreise durchs westliche Dänemark
Text und Fotos: © Martin Schlu, Stand: 27. Juni 2024

Zwischen Deutschland und Dänemark

Als Teaser hier der Trailer zum aktuellen Spielfilm „The King's Land“,
in dem es um die erste Besiedelung Jütlands ab ca. 1750 geht.

Mitteljütland - Agger - Vestervig - Hurup - Stenbjerg - Norre Vorupør - Hanstholm - Thisted - Insel Mørs

Nordjütland


Thy
Das Thy (gesprochen „Tü“) ist eine größere Halbinsel Dänemarks zwischen der Nordsee und dem Limfjord und Dänemarks erster Nationalpark. Es umfaßt die Westküste mit etwa zwanzig km Hinterland von Agger Tange (hinter Thyborøn) bis  Hanstholm und von Thisted bis hinter Hurup. Thyborøn war bis 1825 ein kleines Dorf auf dem schmalen Küstenstreifen zwischen der Ostsee im Westen und dem Limfjord im Osten. Als im Februar 1825 bei der Großen Halligflut zwischen der niederländischen, deutschen und dänischen Nordseeküste reihenweise Orte überflutet wurden ertranken an der Nordseeküste etwa 800 Menschen und das Meer brach in Thyborøn durch und vereinigte sich mit dem Limfjord. Seitdem gibt es über den Limfjord eine durchgehende Verbindung zwischen Nord- und Ostsee und es wurde - nicht nur in Dänemark - regelmäßig in den Küstenschutz investiert. Wenn man die Küstenlinie von Texel über die friesischen Inseln, über Sylt bis zur dänischen Küste verfolgt, merkt man, dass das alles mal geschlossenes Festland war, doch die Nordsee hat immer wieder Stücke daraus abgebissen. Der größte Teil der Landschft besteht aus Dünen, Heide, Wiesen und Acker.
(vgl. Sturmfluten im Kapitel über Theodor Storm).

Die Essentials im Thy: Dünen, Sonne, Strand und Meer
Die Essentials im Thy: Dünen, Sonne, Strand und Meer

Vor dreißig Jahren - bei unserem ersten Besuch 1993 mit vier Kindern - gab es hier viele kleine Dörfer und Hunderte Höfe und in den meisten kleinen Orten an der Küste gab es Fischerei, zugehörige Häfen und einen Fischverkauf bis gegen Mittag vom Boot aus. Damals war das Thy eine Alternative für kinderreiche Familien, denn Urlaub in Deutschland wäre für uns zu teuer gewesen, in Texel wollte man für eine Woche Ferienhaus über 1.500.- Gulden haben und da waren DM 600.- für eine Woche in einem großen dänischen Ferienhaus eine echte Alternative - trotz der 1.000 km Anreise, die wir damals aus begreiflichen Gründen an einem Tag machten. Dieses Jahr konnten wir uns dafür Zeit lassen.

Anreise III
In Westjütland gibt es keine Autobahnen, denn sie würden sich nicht lohnen. Es gibt zwei Nationalstraßen (11 und 26) und die untergeordneten Regionalverbindungen mit dreistelligen Nummern. Das reicht. Staus habe ich in Jütland noch nie erlebt, obwohl alle LKW von Hanstholm nach Süden über die 11 müssen. Man fährt hier höchstens neunzig und hat Zeit. Tankautomaten gibt es alle paar Kilometer, Stromankstellen nur in den Städten, den Ferienanlagen und bei den großen Supermärkten. Beim Rasten etwas zu essen oder eine Toilette aufzusuchen geht nur in den größeren Städten, wobei „groß“ relativ ist: Die größte Stadt im Thy, Holstebro, hat knapp 37.000 Einwohner, die Bezirksstadt Thisted liegt bei 13.000 Einwohnern und eine wichtige Stadt wie Vestervig liegt noch unter 1.000 Ew. Man ist aber sowieso schnell durch - länger als zwei Stunden haben wir für kein Ziel gebraucht. Unser erstes Ziel von Mitteljütland aus war sowieso Agger.

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Agger
Die Ferienanlage von 1993 gibt es noch heute und sie ist immer noch für Familien mit Kindern geeignet, doch der Preis hat sich natürlich dreißig Jahre lang erhöht. Wer ohne Kinder reist, findet jede Menge günstiger Unterkünfte (ca. € 500.-/Woche), denn außer der Natur und der Landwirtschaft gibt es hier nicht viel. Doch zum Lesen, Schreiben und Ausspannen ist die Lage einfach ideal. Agger ist gut für kilometerlange Strandspaziergänge, zum Sitzen am Fjord, zum Gucken aufs Meer und auch zum Angeln. 

Der Angelschein kostete vor dreißig Jahren DKR 10.- pro Tag und es wurde nichts kontrolliert. Außerdem standen an jeder Straße aufklappbare Kisten mit der Aufschrift „Tobis“ (unübersetzbar) und darin waren in Zeitungspapier eingewickelte Würmer, die man auf den Haken tat, bevor man alles auswarf. Es gab auch andere Kästen mit der Aufschrift Kartofler, Løg oder redløg (Zwiebeln) oder Krydderurter (Kräuter und Gewürze) - das Prinzip war immer gleich: Man nahm etwas heraus, legte den entsprechenden Kronenbetrag in eine Blechdose daneben und es war in Ordnung. Selbst auf den abgelegensten Straßen und Wegen fand man diese Stände, dann vielleicht mit Marmelade oder Selbstgebasteltem. Vorbei. In drei Wochen  Dänemark haben wir erheblich weniger Verkaufskisten mit Kartoffeln gesehen und die kostete mehr als das Kilo im Supermarkt (Kilopreis ca. DKR 20.-). Ist die EU-Norm der Grund? Vielleicht haben die Kinder aber auch genug Taschengeld und wollen keine Würmer mehr am Strand sammeln.

Dänischer Strand wie fast überall an der Nordsee
Dänischer Strand wie fast überall an der Nordsee

In Agger gibt es eine Bäckerei, einen kleinen genossenschaftlichen Supermarkt (Købmand), drei Hotels mit Restaurant, aber bis jetzt war kaum Betrieb, obwohl im Thy schon Schulferien sind. Vielleicht fliegen die Familien lieber in den wärmeren Süden. Dänische Kinder habe ich bisher kaum gesehen. Der Strand ist wie überall hier: naturbelassen, ohne Aufsicht und endlos. Am Strand steht eine Skulptur einer Fischersfrau, die mit ihrem Kind aufs Meer guckt, ob Papa wieder nach Hause kommt. Die Nordsee und die Nordseestrände waren für Schiffe schon immer gefählich.

Fischerfrauendenkmal von Jens Erik Kjeldsen am Strand von Agger
Fischerfrauendenkmal von Jens Erik Kjeldsen am Strand von Agger

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Vestervig
Dieses Dorf / diese Kleinstadt hat insgesamt weniger als 1.000 Einwohner, aber ein lebendiges Zentrum und eine Kirchenmusikschule - wohl die einzige in ganz Jütland. Das hat seinen Grund, denn die Kirche ist die größte und älteste in dänischen Norden. Sie wurde im Mittelalter als romanische Klosterkirche eines ziemlich großen Augustinerklosters erbaut, zu dem Äcker und Wiesen etwa 10 km im Ukreis gehörten. 1444 wurde der Innenraum gotisch umgebaut. Im Zuge der Reformation wurde 1536 das Kloster aufgbelöst und die Kirche zur Pfarrkirche. 1661 wurde sie an einen Großbauern verkauft, der mit Religion nichts am Hut hatte und seinen Kornspeicher darin einrichtete. Um 1850 fiel sie wieder an den dänischen Staat und wurde ab 1916 fachgerecht wieder in den romanisch-gotischen Zusatand versetzt. Heute hat sie 700 Plätze und ausreichend Parkplätze, weil die Besucher auch von weiter her kommen. Im Inneren finden sich jahrhunderte alte Gegenstände: Einige Grabsteine sind aus dem 12. Jahrhundert, viele Malereien sind vor 1400, die Kanzel ist aus der Renaissance, der Altar von ca. 1735 und der Taufstein ist von etwa 1300 und vielleicht sogar älter als die Kirche selbst.

Der weiße Turm auf der Anhöhe ist kilometerweit zu sehen und diente den Seefahren seit dem Mittealter als Wegmarke. Die zur Klosteranlage gehörende Mühle (Kloster Mølle) wurde immer wieder aufgebaut, zuletzt nach holländischem Vorbild. Sie steht keinen Kilometer von der Kirche entfernt und kann besichtigt werden.

Vestervig Kirke - von der Nordsee bei Agger gut zu sehen
Vestervig Kirke - von der Nordsee bei Agger gut zu sehen

Rings um die Kirche liegt der Friedhof und  ein besonderes Grab liegt nordwestlich des Turms. Es ist das Grab von Liden Kirsten und Prinz Buris. Sie war die Schwester des dänischen Königs Waldemar, er dessen Schwager. Als aus der verbotenen Liebe eine Tochter geboren wurde, mußte Kirsten ihr Leben lassen, Buris wurde geblendet und an Kirstens Grab soweit angekettet, dass er es gerade berühren konnte. Der dänische Dichter Hans Christain Andersen machte aus dieser Geschichte ein Lied, das in ganz Dänemark bekannt ist und später verfaßte er ein Opernlibretto darüber. 

Brautpaare in dieser Kirche legen bis heute Blumen auf dieses Grab, damit es eine glückliche Ehe wird  - die letzte Hochzeit war aber wohl schon ein paar Tage her.

Grab von Liden Kirsten und Prinz Buris in Vestervig
Sie liegen nicht nebeneinander, weil es ja keine Ehe war - das Mittelalter ist diesbezüglich nicht gerade liberal gewesen.

Literatur: Henrik Bolt-Jørgensen: Die Kirche in Vestervig, dt. 1. ausgabe 1993, ISBN 87 85137 189


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Hurup
Hurup war bis 1900 ein kleines Städtchen, das mit allen Nachbardörfern etwa 1.000 Einwohner zählte. Durch den Anschluß an die Bahnlinie von Struer nach Thisted 1901 blühte Hurup  aber auf und verdoppelte innerhalb weniger Jahrzehnte seine Einwohnerzahl auf über 2.000. Es wurde eine regelrechte Handelsstadt und als sie die Stadt noch Verwaltungssitz des südlichen Thy wurde, war sie auf ihrem wirtschaftlichen Höhepunkt. Durch die Gründnug des Thy Nationalparks gab es 2008 eine Strukturreform und die wichtgen Verwaltungsstellen gingen zur Kommune Thisted.

Hurup kannte ich bis 2008 als quirliges Einkaufsstädtchen, das trotz seiner fast 3.000 Einwohner viele Läden hatte, in denen man so gut wie alles fand und in denen wir viel eingekauft haben. Der Internet-Handel gab den Läden aber den Todesstoß, wie mir ein befragter Ladeninhaber sagte. Die Postnord-Wagen liefern zwar noch Bestellungen aus, doch obwohl jeder Laden einen online-Shop hat, stirbt der Ort. Selbst der Lidl und der netto-Markt können daran nichts ändern, auch nicht die paar überregionalen Baumärkte. Wenn man „Hurup Thy“ in die Suchmaschine eingibt, findet man fast nur noch Zimmervemietungen und Hotels - aber wer will hier eine Woche hier leben? Dann geht man doch lieber in die Dünen oder ans Meer.

Die Einkaufsmeile von Hurup heute - 50% Leerstand
Die Einkaufsmeile von Hurup heute - 50% Leerstand


Einen guten Grund für Hurup gibt es aber doch und das ist das Heltborg-Museum. Es liegt oberhalb der Stadt ein paar Kilometer östlich, so daß man auf den Neesund herunterschauen kann. Eigentlich ist es ein ehemaliger Bauernhof, der erst zu einem landwirtschaftlichen Museum umgebaut wurde. Dann kamen die Räume für eine Kunstausstellung dazu und gegenwärtig kann man eine große Jens Søndergaard-Ausstellung sehen, vielleicht die größte, die es bislang gab. In den Museen in Bovbjerg und Heltborg haben wir weit über einhundert Gemälde dieses epressionistischen Malers gesehen, in Heltborg zusätzlich einen Ausstellungssaal mit Werken seiner Tochter Annelise, die ebenfalls eine erfolgreiche Malerin war.
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Stenbjerg
Stenbjerg ist bis heute ein landingsplaads, bei dem die Fischer frühmorgens ihre Boote mit dem Trecker ins Meer ziehen, sechs bis acht Stunden Krabben und Seegetier fischen, wieder in der Bucht ankommen und vom Trecker aus dem Wasser gezogen werden. Es gibt oberhalb des Strandes noch ein paar Hütten, in denen ich 2008 noch gesehen habe, wie Fischer ihre Netze aufräumen und die gefangen Fische/Krabben in Eiskisten in die Transporter luden. Hier und in Norre Vorupør werden die Boote mit Traktoren ins Meer gefahren und von dort wieder auf den Strand gezogen

Fischerboote am Stenbjerger Strand.

obern: Fischerboote am Stenbjerger Strand

Stenbjerg war übrigens der Wohnsitz von Anneliese Söndergaard, der Tochter des danischen Expressionisten. Sie hatte in der Nähe des Landungsplatzes ein Haus, in dem sie malte, doch es war für mich nicht mehr zu finden. Anstelle der endlosen Heide- und Dünenlandschaften gibt es heute endlose Ferienhaussiedlungen und die letzten Wochen haben wir gefühlt mehr Häuser als Menschen gesegen. Bei den meisten steht auf dem Schild „til salg“.
Aber das habe ich schon mal erklärt.

unten links: Stenbjerg um 1977, Bild von Anelise Søndergaard (Privatbesitz), unten rechts: Stenbjerg heute

Anelise Søndergaard malte den Fischer noch mit dem Fahrrad
Statt mit dem Fahrrad kommen die Fischer heute mit dem Auto

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Norre Vorupør
Dieses Dorf liegt ein paar Kilometer neben Stenbjerg und weil der Strand breiter und die Bebauung stärker ist, gibt es mehr Platz für Fischerboote. Eigentlich gibt es zwei Zentren: Dicht an der L 181 gibt es Supermärkte, Souvenirgeschäfte, die Kirche und die Ferienwohnungen, zwei Kilometer weiter gibt es den Strand mit den Fischerbooten, den Freßbuden und vielen Touristen, die aufs Meer schauen und den Fischern zusehen. Weil hier ständig der Wind weht und der Strand so breit ist, wurde Nr. (= norre = Nord) Vorupør eine Art Dorado für Wind und Kitesurfer.

Auch hier weren die Fischerboote auf den Strand gezogen
Auch hier werden die Fischerboote auf den Strand gezogen, aber hier wird auch aus dem Boot verkauft.

In den zwei Stunden, die wir am Strand waren, gab es viel zu sehen: Ein Fischerboot fuhr raus, ein Dutzend Surfer machten sich startklar und bevölkerten mit Brettern und Lenkdrachen das Meer, vor dem Eisstand gab es lange Schlangen und es roch nach Fritten. Nach zwei Stunden kam das Fischerboot wieder zurück, die Möwen umschwärmten es und vesuchten Meeresgetier zu klauen, das Boot wurde wieder auf den Sand geschleppt und Fisch und Krebse wurden vom Boot aus verkauft. Gebadet hat hier allerdings keiner - bei durchschnittlichen Lufttemperaturen von 16° in den letzten Wochen ist die Nordsee zum Baden einfach zu kalt - außer man hat Neoprenanzüge.

oben: Das Boot wird vom Traktor auf den Strand gezogen

unten: Die eine wartet auf Fressen, der andere wurde gefressen.

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Thisted
Thisted war früher für unsere Familie der Inbegriff des jütländischen Zentrums. Alle paar Tage fuhren wir mit vier Kindern dorthin und bekamen alles, was eine Familie im Urlaub so braucht. Meine erste dänische Andersen-Märchensammlung habe ich dort gekauft (das Dänische ist gelesen leichter zu verstehen als wenn man es gesprochen hört), wir haben Stunden in irgendwelchen Spielzeugläden, Pølserbuden und Klamottengeschäften verbracht und haben oft Sachen für den Haushalt gekauft, die es heute noch gibt. Es ist heute zwar auch in Thisted ein bißchen Leerstand zu entdecken, aber die Stadt scheint nochhalbwegs gesund zu sein. Beim letzten Besuch (ein Dienstag) war an der Kirche Gemeindefest. Ein Blechbläserensemble spielte, es gab Kaffee und Kuchen und das Gelände um die Kirche war voll. Nur an wenigen Läden stand das schreckliche Wort „Udsalg“ oder „til leje“ und viele Geschäfte und -ketten, die ich noch von früher kannte, gab es noch. Nur ein Musikgeschäft fand ich nicht.

Thisteds Einkaufsmöglichkeite sind die besten im Thy.
Thisteds Einkaufsmöglichkeite sind die besten im Thy.

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Die Insel Mørs und Nykøbing
Die Insel Mørs schließt sich östlich an das Thy an. Man kann im Nordwesten an der B11/26 bei Snedstedt aus über die Vilsund-Brücke fahren, im Norden mit der Fähre über den Feggesund, im Südwesten mit der Fähre über den Nees Sund (bei Hurup) und südlich von Nykbing über die B26. Das war's. Egal, wie man hinkommt, man fährt über riesige Felder und Weiden, ab und zu gibt es ein Dorf und eigentlich gibt es nur zwei Ziele, die lohnenswert sind. Das eine ist der Hanklit, eine gut sechzig Meter hohe Erhebung über die Insel (vergleichbar einem holländischen oder Hamburger „Berg“) und das andere ist die Inselhauptstadt Nykøbing, die eine der wichtigsten Städte in Jütland ist. Sie hat zwar „nur“ 9.000 Einwohner, aber ein reiches kulturelles Angebot, eine funktionierende Innenstadt und vermutlich das einzige Musikgeschäft in Jütland.

Das einzige Musikgeschäft in Jütland
Das einzige Musikgeschäft in Jütland steht auf der Ostseite der Insel Mørs in Nyköbing.

Der Hanklit ist ein Überbleibsel aus der Eiszeit, eine 61m hohe Erhebung aus Moler-Erde. Diese Erde nimmt Feuchtigkeit auf, bindet sie und verklumpt um die feuchten Stellen. Findig, wie Menschen nun einmal sind, fand man früh heraus, daß diese Erde hervorragend geeignet ist um tierische Ausscheidungen (vulgo Katzenpipi) aufzunehmen und so ist ein guter Teil des Hanklit mittllerweile als Katzenstreu den Weg alles Irdischen gegangen. Ich nehme an, dass das Bild von 1998 heut schon nicht mehr stimmt, aber wir haben uns dieses Mal den Besuch des Katzenstreuberges verkniffen. Unsere Kinder hatten damals aber ihren Spaß am Klettern und Gucken.

Ein Berg aus Katzenstreu - der Hanklit
Ein Berg aus Katzenstreu - der Hanklit (Foto: Susanne Cobuger-Schlu 1998)

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Hanstholm
Der Ort Hanstholm liegt an einer äußeren Spitze der dänischen Nordseeküste und war damit für einen Fähr- und Industriehafen wie geschaffen. Dort fahren allerdings nur wenige Fähren ab - die meisten Linien gibt es im etwa 100 km entfernten Hirtshals. Wir sind aber vor elf Jahren mal von Hanstholm nach Bergen gekommen und einieg Fährverbndungen nach Norwegen und Schweden gibt es schon noch. Den größten Anteil des Verkehrs machen allerdings Frachter aus, deren Ladung von hier aus über Jütland verteilt wird. Ähnliche Häfen finden sich in Thyborøn und Thorsminde im Süden und außer Hanstholm und Hirtshals gibt es nur noch den Hafen Skagen, ganz oben im Norden, wo Nordsee und Sstsee zusammenfließen. Man kann sicher ein bis zwei Stunden am Hafen sitzen und gucken, aber außer dem Hafen ist in Hanstholm nicht viel los: es gibt eine klitzekleine Innenstadt, den Leuchtturm, den man besichtigen kann und es gibt spektakuläre Dünenlandschaften, in die manchmal ein Haus so gesetzt wurde, daß es windgeschütz liegt.

So schön das alles aussieht - wohnen möchte ich eine längere Zeit dort nicht, weil man für alles Mögliche fahren muß und unter 100 km am Tag sind wir in Dänemark nie weggekommen.

Hanstholms Hafen kann man gut von der Düne oberhalb sehen.
Hanstholms Hafen kann man gut von der Düne oberhalb sehen.

Ein Touristenhighlight ist das „Bunkermuseum“, eine Sammlung von reichsdeutschen Bunkern und Kanonen, die Hitler als Teil des Antlantikwalls im besetzten Dänemark anlegen und aufstellen ließ. Mit den Kanonen konnte man den Skagerrak kontrollieren, weil die schon vor achtzig Jahren ca. 60 km weit schießen konnten und die Bunker sollten die allierte Invasion verhindern - was ja zumindest hier auch funktioniert hat. Anders als in Frankreich liegen die Nazi-Bunker heute aber nicht im Meer und tun damit etwas für den Küstenschutz des einstmals besetzten Landes, sondern sie bleiben, wo sie sind, verwittern nicht und liegen wohl noch in hundert Jahren dort. Der nationalsozialistische Beton hatte eine Qualität, von der die heutigen Brückenbauer nur noch träumen können und im mecklenburgischen Binz auf Rügen gibt es fünf Kilometer Ferienwohnung in der gleichen Qualität.

In den Bunkern liegt der künftige Küstenschutz
Auf diesen Bunkern bei Hanstholm liegt der künftige Küstenschutz Dänemarks.
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