Rundreise durchs westliche Dänemark
Text und Fotos: © Martin Schlu, Stand: 23. Juni 2024

Grenzland:
Zwischen Deutschland und Dänemark

Mitteljütland
Jütland  - Bovbjerg  - Holstebro - LemvigStruer
Thy - Nordjütland

Typisches Wetter in Mitteljütland - hier bei Ulfborg an der L 181
Typisches Wetter in Mitteljütland - hier bei Ulfborg an der N16

Bovbjerg / Jylland
Ringkøbing ist schon Mitteljütland und so hat man nur wenige größere Städte, doch einge Sehenswürdigkeiten in der Umgebung. Die Fewo liegt in der Nähe der L 181 und wenn man sie nach Norden fährt, kommt man durch das Naturschutzgebiet Nissum Fjord / Bøvlingbjerg. Die Straße führt kilometerlang direkt an der Stranddüne vorbei, aber man kann das Meer nur erahnen, weil es keinen Strandzugang gibt und die Bauern ihre Felder jenseits der Straße haben. Größere Städte in der Nähe sind Holstebro (Bezirkshauptstadt), Lemvig, Struer und Herning. Dazwischen  gibt es jede Menge Äcker und Wiesen, viele leerstehende Häuser und aufgegebene Bauernhöfe. Viel los ist hier nicht - jugendliche Landpflanze möchte man hier nicht sein. Außer dem Meer auf der einen, dem Fjord auf der anderen Seite und den Bauernhöfen und den Weideflächen dazwischen ist hier nichts. Gefühlt gibt es hier mehr Kühe als Menschen...

Nissum Fjord
Naturschutzgebiet, so weit das Auge reicht: Nissum Fjord entlang der L 181

Unser Ziel ist das ehemalige Sommerhaus und jetziges Museum des dänischen Expressioniste Jens Søndergaard (1895-1957), den wir Mitte der 1990er Jahre für uns entdeckt haben. Dieses Sommerhaus ließ er sich vor fast hundert Jahren bauen, weil er sich in den Ausblick von den Klippen verliebt hatte. Im Sommer malte er dort, weil das Licht dort so hell und facettenreich war, im Winter zog es ihn wieder in das Landessinnere. In den 1920er Jahren war Søndergaard bereits ein arrivierter Maler und ein Großteil seiner Werk entstand hier. Anders als bei dem Kollegen Emil Nolde, kann man noch originale Bilder von ihm zu bezahlbaren Preisen bekommen - Otto Waalkes oder Udo Lindenberg kosten erheblich mehr.

Ferring / Bjovberg
Blick von der Bovbjerger Steilküste

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Das Wohnhaus Søndergaards ist eine der typischen geteerten Holzhütten, die sich überall im Dorf hinter der Kirche finden. Ursprünglich bestand das Haus aus eben dieser einen Hütte, wurde jedoch im Laufe der Jahre erweitert. Als Søndergaard 1957 starb, hatte er das Haus mitsamt den enthaltenen Werken bereits der Gemeinde Ferring vermacht, unter der Auflage, dort eine Dauerausstellung einzurichten. Seitdem wurde alles so belassen wie es war, nur Elektro- und Sanitärarbeiten wurden durchgeführt. Vor dem Haus steht eine von Søndergaard geschaffene Zementfigur, die schon andeutet, was zu sehen ist: Expressionismus pur.

Jens Søndergaards Museum , Transvej 4, Ferring ,7620 Lemvig


DasWohnhaus - heute ein Museum der Kommune Lemvig.

Zu sehen sind etwa vierzig Werke Søndergaards, etwa zwei Drittel großformatige Ölwerke, der Rest sind Skizzen oder Kreiden. Søndergaards Malzeug steht, eingetrocknet, wie es nach seinem Tod war. Wer sich für ihn interessiert, dem seien die folgenden Links ans Herz gelegt (Stand: 16.06.2024):

Wikipedia:
https://en.wikipedia.org/wiki/Jens_Søndergaard

https://da.wikipedia.org/wiki/Jens_Søndergaard

Link des Museums:
https://lemvigmuseum.dk/jens-soendergaard-museum/

Galerie, die
Søndergaard handelt:
https://danskkunstgalleri.dk/kunst/naturalistisk/jens-soendergaard-1895-1957/

Unten: Blick in den großen Ausstellungsraum des Søndergaard-Museums



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Lemvig
Die Eintrittskarte des Sndergaard-Museums berechtigt auch zum Besuch des etwa 17 km entfernten Heimatmuseums in Lemvig. Man sollte Dänisch zumindest in Ansätzen lesen können, sonst hat man von dem Besuch nicht so viel. Wer dies aber versucht, wird mit Gewinn den Aufstieg der Stadt als Handelsort für die reicheren Bauern des Umlandes nachvollziehen können und daß die dänische Chemie im 25 km entfernte Thyborøn ihren großen Umweltskandal durchmachte, wird auch nicht verschwiegen. Für kleine Kinder ist das eher nichts, für Ältere durchaus interessant. Parken kann man hinter dem Musum in Hafennähe. Den Hafen kann man begucken und dort ein Eis essen, in der Innenstadt gibt es ein paar Supermäkte - das war's. Mitteljütland ist eben in erster Linie Land.
Wer aber ein bißchen Flohmarktfeeling hat, findet am Lemvigvej 101 (in der Nähe der 181) ein kleines Mekka, den Tørringhuse Marked. Anfang der 1990er war das ein riesiger Möbelverkauf, ab ca. 1997 wurde aus den vier Hallen ein Dauerflohmarkt und heute findet man ein riesiges Sortiment aus Neuwaren, die unmodern wurden (Udsalg), Haushaltsauflösungen, Stehrümchen und Glas, Porzellan und Haushaltsware im Überfluß. Eine Stunde Zeit sollte man sich nehmen. Man findet immer etwas. Natürlich ist es etwas deprimierend, wenn dort fünf Elektrorollstühle stehen, die vermutlich aus Haushaltsauflösungen der verstorbenen Nutzer stammen, aber man muß so etwas ja nicht wegschmeißen. Die Verkäufer haben alle die siebzig überschritten, manche sind steinalt, aber man erkennt, daß dieser Laden für sie eine Berufung ist. In der ersten Halle gibt es Angelbedarf, dann kommen die Wetterjacken und Alltagsklamotten, die dritte Halle hat Möbel, Gemälde und Einrichtung und die vierte hat alles Andere

https://tørringhusemarked.dk    Lemvigvej 101,   7620 Lemvig


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Struer
Vor zwanzig Jahren war Struer eine tolle Stadt. Man konnte sein Auto am Hafen parken, war ratzfatz in der Innenstadt, fand dort viele Läden, die auch Gescheites anboten und die Fischbrötchen am Hafen waren erste Sahne. Aus dem kleinen Fischerhafen, in dem wir noch bei den Fischern vom Boot aus Dorsch gekauft haben,  ist heute eine industrielle Marina geworden, doch man fragt sich, was die Leute machen, wenn sie von Bord gehen. Es gibt am Hafen ein halbes Dutzend Läden, die alle das gleiche Soft-Eis anbieten und die nahe Innenstadt ist heute fast verschwunden. Aus einem lebendigen Handelsviertel ist ein Wohngebiet ohne Läden geworden und zum Einkaufen muß man in die Lidl / Netto / Superbrugsen außerhalb fahren.

Direkt am Hafen steht ein riesiges Fitneß-Studio und eine Wasserhüpfburg die bei DKR 100.- für eine halbe Stunde beginnt und das würde ich niemals ausgeben.

Nach Struer muß man nicht mehr hin. Daß der Hifi-Hersteller Bang & Olusen hier seinen Sitz hat, merkt man erst beim Verlassen der Stadt und das Stadtmuseum kann den negativen Eindruck leider nicht ausgleichen, so gut es auch ist. Außergewöhnlich für eine jütländische Stadt ist die Musikschule im Zentrum - meines Wissens nach eine der ganz wenigen Musikschulen überhaupt in Jütland.

Ein Kompromiß ist der Stadtbesuch mit anschließendem Einkauf und dann ist auch gut. Das Beste am Hafen war das eine saubere Klo, das offenbar stündlich geputzt wurde.

Struer - der Sporthafen ohne Infrastruktur
Wasserhüpfburgenstadt am Hafen - aber für wen? Die Kinder von den Motorbooten? Die Stadtkinder? Die Touristenkinder? Was machen denn die Eltern währenddesssen? Ignoramus et ignorabimus.

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Holstebro
Holstebro ist die Bezirkshauptstadt Mitteljütlands und so etwas wie ein Zentrum innerhalb Hunderter Dörfer und wenigen kleinen Städten. Mit knapp 40.000 Einwohnern ist sie die größte Stadt in Mitteljütland und das merkt an auch in den Fußgängerzonen. Gegenwärtig feiert Holstebro sein 750jähriges Stadtjubiläum. Die Stadt war jahrhundertelang ein Zentrum des Viehhandels und entwickelte sich - wie Lemvig - zu einem Handelszentrum. Die Fußgängerzone war belebt, es gab viele verschiedene Geschäfte, aber auch einen gewissen Leerstand. Außergewöhnlich für Jütland ist die Existenz eines Musikthaters, eines Kulturzentrums und einige Jazzclubs. Ein Besuch lohnt sich.

Holstebros Fußgängerzone
Fußgängerzone in Holstebro - eine von sechs Straßen
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