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Ufer
Der
Knabe im
Moor
Unruhe
Die
Vergeltung
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Annette
von Droste-Hülshoff
Kinder am Ufer
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- "O sieh doch! siehst du nicht die
Blumenwolke
- Da drüben in dem tiefsten
Weiherkolke?
- das ist schön! hätt ich nur
einen Stecken,
- Schmalzweiße Kelch' mit
dunkelroten Flecken,
- Und jede Glocke ist frisiert so
fein,
- Wie unser wächsern Engelchen im
Schrein.
- Was meinst du, schneid ich einen
Haselstab
- Und wat' ein wenig in die Furt
hinab?
- Pah! Frösch' und Hechte
können mich nicht schrecken -
- Allein, ob nicht vielleicht der
Wassermann
- Dort in den langen Kräutern
hocken kann?
-
- Ich geh, ich gehe schon - ich gehe
nicht -
- Mich dünkt, ich sah am Grunde
ein Gesicht -
- Komm, laß uns lieber heim, die
Sonne sticht!"
- die Spatzen, o, die kleinen
Brüderlein,
- grau und minder sitzen sie im
Sonnenschein,
- warten, wo die Dornen aus den Hecken
greifen,
- bis die heubeladnen Wagen daran
streifen,
- tragen eifrig Halm um Halm im
Schnabel fort,
- zimmern ihr Geniste hoch am sichern
Ort.
-
- Für die Pferde vor den Wagen
schwerbeladen
- sind die kleinen Spatzen gute
Kameraden.
- Wenn der müde, alte Gaul den
Kopf läßt hängen,
- wenn die wunden Glieder schmerzen in
den Strängen,
- kommen schon die unverwüstlich
muntern Spatzen
- und ergötzen ihn mit Schimpfen
und mit Schwatzen.
-
- Und auch darum will ich noch die
Spatzen preisen,
- weil sie nicht im Herbst zum warmen
Süden reisen.
- In den grauen, in den weißen
Wintertagen
- kann sie selbst der grimme Hunger
nicht verjagen.
- Gebe Gott, daß Schnee und Wind
sie nicht vermehren,
- und daß bald die warmen Tage
wiederkehren!
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- Foto: Martin Schlu© 2009
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