Schiller
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- Der König,
Graf Lerma
-
- Lerma
- (mit Bestürzung,
da er den König gewahr
wird)
- Befinden
- Sich Ihre Majestät
nicht wohl?
-
- König
- Im linken
- Pavillon war Feuer.
Hörtet Ihr
- Den Lärmen nicht?
-
- Lerma
- Nein, Ihre Majestät.
-
- König
- Nein? Wie? Und also
hätt' ich nur geträumt?
- Das kann von
ungefähr nicht kommen.
Schläft
- Auf jenem Flügel
nicht die Königin?
-
- Lerma
- Ja, Ihre Majestät.
-
- König
- Der Traum erschreckt
mich.
- Man soll die Wachen
künftig dort verdoppeln,
- Hört Ihr? sobald es
Abend wird - doch ganz,
- Ganz insgeheim. - Ich
will nicht haben, daß -
- Ihr prüft mich mit
den Augen?
-
- Lerma
- Ich entdecke
- Ein brennend Auge, das um
Schlummer bittet.
- Darf ich es wagen, Ihre
Majestät,
- An ein kostbares Leben zu
erinnern,
- An Völker zu
erinnern, die die Spur
- Durchwachter Nacht mit
fürchtender Befremdung
- In solchen Mienen lesen
würden - Nur
- Zwei kurze Morgenstunden
Schlafes -
-
- König
- (mit zerstörten
Blicken)
- Schlaf,
- Schlaf find' ich in
Escurial. - So lange
- Der König
schläft, ist er um seine Krone,
- Der Mann um seines Weibes
Herz - Nein, nein!
- Es ist Verleumdung - War
es nicht ein Weib,
- Ein Weib, das mir es
flüsterte? Der Name
- Des Weibes heißt
Verleumdung. Das Verbrechen
- Ist nicht gewiß,
bis mir's ein Mann bekräftigt.
-
- (Zu den Pagen, die
sich unterdessen ermuntert
haben.
- Ruft Herzog
Alba!
-
- (Pagen
gehen)
-
- Tretet näher,
Graf!
- Ist's wahr?
- (Er bleibt forschend
vor dem Grafen stehen)
-
- O, eines Pulses
Dauer nur
- Allwissenheit! -
Schwört mir, ist's wahr? Ich
bin
- Betrogen? Bin ich's? Ist
es wahr?
-
- Lerma
- Mein
großer,
- Mein bester König -
-
- König
- (zurückfahrend)
- König! König
nur,
- Und wieder König! -
Keine beßre Antwort,
- Als leeren hohlen
Wiederhall? Ich schlage
- An diesen Felsen und will
Wasser, Wasser
- Für meinen
heißen Fieberdurst - er gibt
- Mir glühend Gold.
-
- Lerma
- Was wäre wahr, mein
König?
-
- König
- Nichts. Nichts.
Verlaß mich. Geht.
- (Der Graf will sich
entfernen, er ruft ihn noch einmal
zurück)
-
- Ihr seid
vermählt?
- Seid Vater? Ja?
-
- Lerma
- Ja, Ihre Majestät.
-
- König
- Vermählt und
könnt es wagen, eine Nacht
- Bei Eurem Herrn zu
wachen? Euer Haar
- Ist silbergrau, und Ihr
erröthet nicht,
- An Eures Weibes
Redlichkeit zu glauben?
- O, geht nach Hause. Eben
trefft Ihr sie
- In Eures Sohns
blutschändrischer Umarmung.
- Glaubt Eurem König,
geht - Ihr steht bestürzt?
- Ihr seht mich mit
Bedeutung an? - weil ich,
- Ich selber etwa graue
Haare trage?
- Unglücklicher,
besinnt Euch. Königinnen
- Beflecken ihre Tugen
nicht. Ihr seid
- Des Todes, wenn Ihr
zweifelt -
-
- Lerma
- (mit Hitze)
- Wer kann das?
- In allen Staaten meines
Königs wer
- Ist frech genug, mit
giftigem Verdacht
- Die engelreine Tugend
anzuhauchen?
- Die beste Königin so
tief -
-
- König
- Die beste?
- Und Eure beste also auch?
Sie hat
- Sehr warme Freunde um
mich her, find' ich.
- Das muß ihr viel
gekostet haben - mehr,
- Als mir bekannt ist,
daß sie geben kann.
- Ihr seid entlassen.
Laßt den Herzog kommen.
-
- Lerma
- Schon hör' ich ihn
im Vorsaal -
- (Im Begriff zu gehen)
-
- König
- (mit gemildertem Tone)
- Graf! Was Ihr
- Vorhin bemerkt, ist doch
wohl wahr gewesen.
- Mein Kopf glüht von
durchwachter Nacht. - Vergeßt,
- Was ich im wachen Traum
gesprochen. Hört Ihr?
- Vergeßt es. Ich bin
Euer gnäd'ger König.
-
- (Er reicht ihm die
Hand zum Kusse. Lerma geht und öffnet dem
Herzog von Alba die Thüre.)
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