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Venedig 2024 - Stadtbummel
      von Martin Schlu (Text und Fotos),   Stand: 26. Oktober 2024

Übersicht Venedig - Basisartikel - Orientierung - Stadtteile

Biennale im Arsenale 2024
Biennale 2024  -  San Giorgio  -  Giardini  Arsenale

Biennale 2022 - 2019 - 2017 - 2015 - 2013
 
6. Tag
Nach drei Tagen Biennale ist es an der Zeit mal etwas Anderes anzusehen und weil wir lange nicht mehr in San Marco waren, zieht es uns zur Piazza San Marco. Der Himmel ist kitschblau, die Stadt erwacht ab neun Uhr deutlich und die Tagestouristen sind noch nicht da. Der Campo San Barnaba ist wuselig, weil die Händler ihre Waren an den Booten abholen und viele Einheimische „frühstücken“ ihren Espresso.

Campo San Barnaba am Morgen
Campo San Barnaba am Morgen

An der Haltestelle „Ca Rezzonico“ steht ein Pulk Amerikaner, die schon auschecken mußten, weil ihr Flug am Mittag geht und sie steigen in ein Boot der Alilaguna ein, das zum Flughafen Marco Polo mindestens siebzig Euro kostet (pro Person) - bei diesem amerikanischen Rudel wäre sogar das Taxiboot billiger gewesen. Wir lassen uns aber Zeit, steigen an San Marco aus und trödeln durch die Gassen. Um zehn Uhr ist der Platz zwar schon belebt, aber noch nicht so voll, wie er gegen eins werden wird. Eigentlich wollten wir an unseren Hochzeitstag ja im Café Florian feiern, aber vor ein paar Tagen war alles von Tagestouristen blockiert. Heute ist aqua alta das Problem. Wir wissen schon, daß in einer Stunde alles wieder anders sein kann und weil die Schlange am Dom recht kurz ist, stellen wir uns an.

Die Erklärung findet sich nach fünfzig Metern in der Schlange. Für den Besuch des Domes werden nun drei Euro Eintritt erhoben und wer den goldenen Altar begucken will, muß da noch einmal einen Fünfer hinlegen. Dafür sind die Verbotstafeln weg, auf denen das Fotografierverbot immer in fünf Sprachen ausgesprochen wurde. Angesichts der Tausenden Handykameras jeden Tag hat die Kraft des Faktischen wohl zu einem Umdenken geführt. Jedenfalls hole ich erst mein Handy aus der Tasche, mache ein paar heimliche Aufnahmen, dann ein paar offensichtliche Bilder, und als die Wärter immer noch nichts tun, packe ich die große Kamera mit dem Tele aus, laufe herum und mache eine Detailaufnahme nach der anderen. Wie schön wäre es gewesen, wenn ich für meine Examensarbeit über Giovanni Gabrieli vor über vierzig Jahren schon diese Bilder hätte machen können. So mußte ich mit schlechten Zeichnungen und den Bauplänen arbeiten. Warum die Fotos so wichtig waren? Nun, Giovanni Gabrieli hat Musik für diesen Raum komponiert und konnte durch die vielen Gänge, Stege und Emporen bis zu fünf Orchestern auf die verschiedenen Orte unter der Decke verteilen, wobei es um 1600 auch noch drei Orgeln gab. Ganz oben unter der Kuppel wurden drei Knaben postiert, deren Gesang für die unten Hörenden buchstäblich wie ein Engelschor geklungen haben muß. Gabrieli hatte damit die dreidimensionale Stereophonie erfunden, die nicht nur links und rechts, sondern auch vorne, hinten, oben und unten erlebbar machte. Auf den Fotos kann man die räumlichen Gegebenheiten heute ganz gut erkennen. Hören kann man die Dreidemensionalität heute nicht mehr, weil in San Marco keine Konzertmusik mehr stattfindet. Vielleicht gibt es aber noch ein paar Kunstkopfaufnahmen aus den 1970er Jahren.

San Marco, Hauptgang rechts, Blick nach oben
oben: San Marco, Hauptgang rechts, Blick nach oben

unten: Hauptgang rechts, Blick nach links auf Emporen und Stege
Hauptgang, Blick nach links auf Emporen und Stege

Insgesamt bleiben wir mindestens anderthalb Stunden da. Als wir wieder ins Freie kommen, ist der Platz knallvoll und lediglich am Ende des Platzes, am Museum Correr, ist wenig los. Der Weg dorthin ist aber abenteuerlich, denn die Arkaden sind jetzt auch überschwemmt. Die Kellner juckt das zwar nicht, die servieren auch in Gummstiefeln, doch um an einen Tisch zu kommen, müßten wir entweder durch 30cm tiefes Wasser (ohne Gummsistiefel) oder einen langen Umweg am Hard Rock Café vorbei, dann am Museum Correr über die trockene, höher gelegene Stelle laufen, an deren Ende die freien Tische stehen.

Irgendwie soll es dieses Jahr nicht sein...

Aqua Alta im Café

Aqua Alta im Café

Aqua Alta im Café


... wird fortgesetzt...


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