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Reiseberichte -  Venedig


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Venedig zur Biennale 2019
 Text und Fotos: © Martin Schlu,  letzter Stand: 3. November 2019

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Anreise - Biennale Giardini - Bienale Arsenale
Schon vor Monaten war klar, dass es im Herbst wieder zur Serenissima gehen würde, weil Biennale ist und in den Sommerferien keine Woche Zeit für eine Woche Venedig war. Nach den Erfahrungen mit dem Nachtzug wollten wir aber nicht noch einmal auf 2,5 qm eine Nacht verbringen. Wenn wir nicht in der Nacht ankommen wollten, gab es nur den Flug morgens ab Düsseldorf und die Anreise dorthin haben wir am Vorabend immerhin mit dem Zug gemacht, auch wenn wir uns nicht schämen, ab und zu zu fliegen.

I
n Düsseldorf war eine große Messe und so bekamen wir im Stadtteil Lohausen ein Zimmerchen im Zwergenformat (Bett, Bett, Tisch und Klo) für den Preis einer Suite und daß der Flughafen auch nicht weit sein konnte, kriegten wir bereits beim Aussteigen aus der U-Bahn mit, als in geschätzten 300 Meter Höhe ein startendes Flugzeug über unsere Köpfe flog. Das ging alle zwei bis drei Minuten so, bis gegen zehn Uhr abends und um sechs startete wieder die erste Maschine (ich glaube jetzt, daß man in Düsseldorf-Lohausen viele Wohnungen für kleines Geld bekommen und dort auch wohnen kann, wenn man hörgeschädigt ist und die über 500 Flüge pro Tag locker wegsteckt). Das Taxi am nächsten Morgen brauchte kaum zehn Minuten, nach weiteren zwanzig Minuten waren wir sicherheitsmäßig durchgecheckt und dann standen wir mir den anderen 150 Fluggästen etwa zwei Stunden an Gate 51B denn es gab nur zehn Sesselchen für alle. Im Nachtzug hätten wir zumindest auf dem Klappbett hocken können.

Mittags in Venedig angekommen, treffen wir uns zur Schlüsselübergabe am Busbahnhof (Pze. Roma). Die Wohnung entpuppt sich als zentral gelegen (fünf Minuten vom Bahnhof) und liegt im Dachgeschoß. Sie hat bis auf zwei Fenster nur Oberlichter und daß das Haus einen großen Garten hat (eine Seltenheit in Venedig), sieht man nur an den sich bewegenden Baumwipfeln im Dachfenster. Nach der ersten Nacht wissen wir, daß wir Mückenmittel brauchen und über die abenteuerlichen Stromleitungen in italienischen Altbauten wundere ich mich schon lange nicht mehr. Üblicherweise hängen an einer Steckdose ein paar Stromverteiler, Zusatzleitungen und weitere Steckdosen und wenn man den Wasserkocher dazuschaltet, springt nun zumindest der FI-Schalter heraus- früher hätte das ganze Haus keinen Strom mehr gehabt. Daß man in jeder Wohnung immer etwas zu basteln hat, weiß ich, seit ich in den 1970er Jahren das erste Mal nach Italien kam. Heute war es eine kaputte Steckdose und ein versiffter Duschabfluß.

Erster Tag nach oben
Schon am Morgen sind wir auf den Gassen, weil Nebel herrscht und dies in den Knälen eine ganz besondere Stimmung zaubert. Ein paar Stufen die ponte scalzi hinauf (Verbindung zwischen dem Bahnhof und dem Stadtteil San Polo) und der Canal Grande sieht sehr unwirklich aus. Weil man in Venedig ständig den vaporetto (= Wasserbus) braucht, holen wir uns die Wochentickets und stellen fest, daß der Preis seit 2018 stabil geblieben ist (€ 60.-). Die Linie 2 legt an und wir gehen an Bord (diese Linie ist sozusagen der venezianische Schnellbus und man kommt etwa dreimal schneller voran als mit der Linie 1 - noch schneller ist nur die Linie 6).

Blick von der ponte scalzi im Nebel.Früher Herbstnebel auf dem canal grande

Gewöhnlich fangen wir einen Venedig-Aufenthalt mit dem Abfahren des Canal Grande an (Linie 1), gerade wenn Biennale ist, weil in der Vergangenheit immer irgendwo am Canal Kunst zu sehen war. Die Linie 2 kommt aber zuerst (die Schnellverbindung) udn so nehmen wir die. Zuerst passiert das Boot den Piezzale Roma, den Dreh- und Angelpunkt in Venedig, weil dort der Übergang vom Land zum Wasser ist und alle Bus, Auto- und Straßenbahnverbindungen hier über die Brücke oder aufs Boot müssen. Entsprechend viele Anlegestellen gibt es, entsprechend viel Betrieb ist und daß man von hier über die Ponte della Costituzione seit 2008 auch zurm Bahnhof (Ferrovia Santa Lucia) laufen kann, wissen immer noch zu wenige, weil es dauernd vorkommt, daß Touristen - es sind meistens Amerikaner - für eine Station Bootsfahrt € 7,50 zahlen um mit dem Vaporetto dreihundert Meter zu fahren.

Weiter geht es an der Polizeistation vorbei (questura), die in jedem Brunetti-Film zigmal gezeigt wird. Danach passiert die Linie 2 die Verladestation, wo die Waren vom LKW auf die Transportboote (trasporti) umgeladen wird. Hunderte von Hafenarbeitern sind damit morgens beschäftigt und setzen damit eine Jahrhunderte alte Tradition fort, die man so fast nur noch hier beobachten kann. Alles muß aufs Boot, nur der LKW, die die Supermärkte beliefert, wird auf eine Plattform gefahren, vor die Märkte geschippert und der Ladekran hievt dann eine Palette nach der anderen auf den Kai vor dem Markt.

Danach fährt das Boot an der Isola Tronchetto vorbei, der Großgarage für PKW und Busse. Die Parkgebühren  dort sind happig, so daß es sich für Auto-Touristen durchaus lohnt, den Wagen auf dem Festland in Mestre zu lassen und mit dem Zug anzukommen. Dafür gibt es eine relativ billige Möglichkeit von Tronchetto zum Piezzale Roma zu kommen: die Einschienenbahn „People Mover“ kostet lediglich € 1,50. Auto-Touristen können aber auch über Jesolo anreisen und dann ab der Punta Sabbioni die Autofähre zum Lido nehmen

Nun erreicht das Boot die Lagune und man sieht auf den Damm, wo sich ein Nahverkehrszug und ein Flixbus treffen. Flixbus ist sicher die billigste Möglichkeit hierhin zu kommen. Die Verbindung ab Köln gibt es für etwa sechzig Ocken aufwärts, doch weil der Bus alle dreißig Kilometer irgendwo hält, dauert die Fahrt von Köln nach Venedig zwischen 19 und 32 Stunden.  Wenn man jung ist, macht das der Rücken noch mit, aber da ich deutlich über sechzig bin, ist das nichts mehr für mich.

Im Nebel zieht die Redentore vorbei, die Kirche, die die Venezianer bauten, die zwei Jahren Pestwelle überlebt hatten. Am dritten Sonntag im Juni ist immer das Fest dazu, doch da ich zu dieser Zeit immer arbeiten muß, kann ich mir das wohl erst nach meiner Pensionierung ansehen. Mittlerweile fährt das Boot auf dem Giudecca-Kanal, der zwischen Venedig und der Isola Giudecca liegt. Dieser Kanal wird momentan drei bis viermal am Tag von Ozeanriesen befahren, die pro Schiff etwa 4.000 Tagestouristen ausspucken, die spätestens um 11:00 Uhr die Altstadt fluten. Sie kaufen meistens in China hergestellte Souvenirs, doch sonst lassen sie kein Geld in der Stadt, weil sie ja an Bord verpflegt werden. Die immensen Hafengebühren der Schiffe bleiben aber  auch nicht in Venedig, sondern gehen an ein türkisches Firmenkonglomerat, weil der Kreuzfahrhafen vor Jahren dorthin verkauft wurde. Es ist etwa so, als wenn der Hamburger Hafen an amazon verkauft würde, damit der Laden Frachtkosten spart.

Die Zattere im Frühdunst

Weiter geht es an Venedigs Südseite vorbei der Zattere. Das ist die teuerste Gegend nach San Marco (direkt am Wasser), aber in der zweiten Reihe sind die Wohnungen halbwegs bezahlbar und es wohnen hier immer noch viele Venezianer. Von der Zattere ist es nicht weit nach Dorsoduro, wo außer in Cannaregio oder Castello die meisten Venezianer leben. Trotzdem gibt es auch hier leerstehende und verfallene Wohnungen, die erst renoviert werden, wenn sich ein ein reicher Mensch mal wieder einen Traum erfüllt - zwei Zimmer für 800.000.- in der ersten Reihe sind keine Seltenheit obwohl die meisten Wohnungen nicht unseren Standard haben.


Das Boot hält an der Insel San Giorgio, einem Geheimtipp. Von der Kirche aus kommt man auf den Glockenturm, den campanile, der nur etwa die Hälfte vom campanile, an San Marco kostet, aber den besseren Blick bietet. San Giorgio ist auch immer für Kunst gut und meine Frau und ich haben hier schon tolle Sachen gesehen. Dieses Jahr sind wir zu spät dran, weil die „Himmelsleiter“ (Opulent Ascension) von Sean Scully, die bis in die Höhe der Kuppel gereicht hat, gerade abgebaut wird.

Die Himmelleiter wird abgebaut
Die Himmelleiter wird abgebaut...

Am Gerüst ist noch zu erkennen, wie sie ausgesehen hat und vor der Kirche liegen die bereits verpackten Teile. Mehr dazu

Am Abend, nach vielen gelaufenen und noch mehr gefahrenen Kilometern sehen wir die beiden Boote den canal crande entlangfahren und in einen Seitenkanal abbiegen. Wir sind den canal abgefahren, weil wir sehen wollen, ob es an ihm Kunstwerke der Biennale gibt. Vor zwei Jahren ragten Lorenzo Quinns Hände am Hotel Ca’ Sagredo aus dem Wasser und schienen es vor dem Untergang schützen zu wollen  („Support, 2017), Quinn selbst wollte damit auf den steigenden Meeresspiegel aufmerksam machen.

Der Hingucker der Biennale 2017: Lorenzo Quinns Support
Der Hingucker der Biennale 2017: Lorenzo Quinns „Support“

Doch auch dieses Jahr fehlt so ein Hingucker nicht. Zwischen Accademia und Salute steht ein Himmelsstürmer, ein goldener Mann, der eine Art Lineal hält. Ein deutscher Tourist im Vaporetto meint, es sei ein Sextant und er würde den Sonnenstand bestimmen. Ich halte lieber den Mund und schäme mich fremd. Im Verlauf der nächsten Tage habe ich immer wieder versucht de Goldmann besser zu fotogafieren. Nachts sieht es am schönsten aus, weil die Statue angestrahlt wird, aber das Boot bewegt sich, ein Stativ hilft da gar nichts und darum gibt es kein gescheites Nachtbild.

Mehr zum Kunstwerk


Zweiter Tag ... wird noch geschrieben...
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Die Accademia-Brücke ist nun von den Liebesschlössern befreit und sieht wieder gut aus. Das Ca' Franchetti ist gut zu erkennen.


Taubenfüttern auf dem Markusplatz war lange Zeit verboten, jetzt wird es zumindest geduldet.


Biennale 2019 - Giardini - zum Arsenale
Biennale 2017 - Biennale 2015 - Biennale 2013

Die Gardini (Gärten) sind traditionell das Gelände für die Biennale und bereits 1895 wurden für die erste Kunstausstellung die Pavillons der Nationen gebaut, die traditionell auch heute noch bespielt werden. Natürlich hat sich politisch etwas geändert: Die Tschecheslowakei ist längst zu Tschechien und der Slowakei zerfallen und Ungarn und Serbien spielen eine nicht mehr so wichtige Rolle, aber ihre Pavillons füllen durchaus die künstlerische Rolle aus. Traditionell geht man den Rundgang, beginnt in Spanien und hört mit der Schweiz auf. Dies haben wir heute auch mit einer Stunde Pause in gut sechs Stunden geschafft. Im Folgenden ein Überblick über die Inhalte der nationalen Pavillons der diesjährigen Biennale in der Reihenfolge, die man läuft:

Spanien - Belgien - Holland - Biennale-Pavillon - Ungarn - Finnland - Israel - Großbritannien - Brasilien - Aegypten - Serbien - Österreich - Amerika/USA - Skandinavien - Tschecheslowakei - Kanada - Korea - Japan - Rußland - Venezuela - Dänemark - Schweiz

Spanien war vor zwei Jahren halbwegs interessant wegen der Architekturmodelle, doch dieses Jahr zeigen Itzia Okariz und Segio Prego im Prinzip nur Bildschirmkunst: zwei Künstler erzeugen stundenlang Windgeräusche auf dem Monitor, in der Ecke liegen pinke und rote glatte Steine (etwa in der Form von Salvador Dalís Sofa), ein Monitor zeigt einen um 90° versetzten Ritterhelm, vor dem auf einem Bürostuhl ein glatter Stein liegt - ich hätte gern verstanden, worum es geht, aber ohne Erklärungen hat man keine Chance. 
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Belgien stellt in seinem Pavillon unter dem Titel „mondo cane“ künstiche Menschen/Schaufensterpuppen aus, die die flämische und wallonische Bevölkerung des 17. bis 19. Jahrhunderts zeigen: Töpferin, Bäcker, Scherenschleifer, ein Organist, ein Maler, eine Frau klöppelt, während eine andere in einer Gefängniszelle sitzt und ab und zu erwecken kleine Motoren die Puppen zum Leben.

Flamen und Wallonen haben in Belgien eine gemeinsame Geschichte

Eine kleine Fliege setzt sich immer wieder auf die Nase des Malers - er verzieht keine Miene. Die Botschaft ist klar: Flamen und Wallonen haben in Belgien eine gemeinsame Geschichte. Das hätten die Spanier mit Katalanen und Kastiliern auch zeigen können - Zeit genug zur Vorbereitung hatten sie.  zurück

In Holland stellen die Künstler Iris Kensmil und Remy Jungerman unter dem Motto „The Measurement of Presence“ aus. Jungerman zeigt schwebende längliche Modelle von künftigen Welten, Kensmil portraitiert die Menschen der ehemaligen holländischen Kolonien und so verweist der eine auf Kommendes und die andere auf Gewesenes.  zurück
Weiter geht es zum zentralen Biennale-Pavillon, von dessen Dach aus eine Nebelmaschine alles in eine milchiges Weiß hüllt. Innen sieht man von Tomás Saraceno (Argentinien) interessante Tusche-Phantasien und das „Spider/Web“ (von Oracle gesponsort) - Hinweise auf das Orakel als Menschheitstraum schlechthin. Man konnte hinter das Netz schauen und sich ausgiebig gruseln - Tarantula ließ grüßen.  zurück

Spiderweb
Am Ausgang lagen schwarze Müllsäcke aus Stein und schwarze Stoffsäcke - die waren aber kein Müll, sondern dienten später als Sitzmöbel zur Entspannung. Vorher musste man durch einen sehr hellen Gang, bei dem die Helligkeit fast schmerzte, stand dann in einem Raum mit diversen Mauerskulpuren und Bildern an den Wänden, die an naive Malerei erinnerten. Ich habe es nicht verstanden, aber es war schön.

Das Highlight im Biennale-Pavillon ist aber immer der Garten, der im Herbst wunderschön ist. Fünf Ambosse standen herum und waren da, aber sie störten nicht. Im weiteren Verlauf des Rundgangs sah man ein Bild von einem Mädchen  im Zug mit einem Apfel-Laptop, phantastische Fotografien von Martine Gutierrez, auf denen ich Ähnlichkeiten zu Frida Kahlo und einen Bezug zu Mexiko zu finden glaube und kleine Schaufensterkinder mit Hasen- und Fuchskopf. Im Zentrum dieses Raumes stand eine von beiden Seiten begehbare Mauer aus Hohlblocksteinen und Stacheldraht - ich glaube nicht, daß das eine Hommage an 30 Jahre Mauerfall war, aber wer weiß das schon genau?  zurück

Mein persönliches Highligt war der Raum, den Alexandra Bircken (Deutschland) gestaltet hatte. Hier überzeugte mich das sauber duchgeschnittene und aufgeklappte Motorrad (Ducati) und das Portrait von Angela Merkels Händen, bei dem man sofort wußte, daß es die Hände der Bundeskanzlerin waren.

Angelas Hände von Alexandra Bircken

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Die junge Künstlerin Nabuqui aus China zeigte eine künstliche Welt, bei der eine Plastikkuh im Kreis auf Schienen über eine künstliche Wiese fuhr und ein Gittertor, das immer mit Schmackes gegen eine echte Wand donnerte, aus der im Laufe der Biennale sich jede Menge echter Putz und echter Staub auf dem Boden angesammelt hatten. Ein Mädchen störte dies nicht - laut krähend lief es hinter der Plastikkuh her und hatten seinen Spaß - ich auch, denn hier verschwammen die Begriffe echt und falsch sehr deutlich.  zurück

Die Plastikkuh und das Mädchen

Die nächsten zwei Beiträge waren auch sehr gegensätzlich: Otobong Nkanda aus Nigeria arbeitete seine Bilder von Personen mit reduzierten Flächen, Apichatpong Weerasethakul aus Thailand stellt fotografisch seine Träume und Visonen vor. Einen Gang weiter stellen Christine und Margaret Wertheim aus Australien ihre Versionen zum „urban knitting“ vor. Vor einigen Jahren fand man in vielen Städten mit Stricksachen „verschönerte“ Bäume - die beiden Wertheims stricken dagegen Korallen und Unterwasserszenen und das sieht sogar ziemlich echt aus. Man muss eben zweimal hingucken. Sie strickten auch ein Bücherregal mit Büchern.    zurück

Im ungarischen Pavillon gab es dieses Mal eine Art Geschichte der Kameraoptik (Tamás Waliczky). Waliczky stellte Fotografien aus, auf denen Prototypen der Stereophonie, 3D-Fotografie und Apparate mit Multioptik zu sehen waren. Ich fand es interessant, weil ich aus meiner Kindheit den einen oder anderen Apperat mal gesehen habe, aber wer nur mit dem Handy fotografiert hat, würde auf diesen Fotos niemals Kameras erkennen. Beim Hinausgehen erkannte man das Loch vor dem Eingang logischerweise als begehbares Objektiv. zurück

Im finnischen Pavillon zeigte Ellos Deatnu (Eläköön Tenojoki) die Tradition der Samen und den daneben liegenden Pavillon Israels habe ich nicht betreten, weil man eine Nummer ziehen mußte, um hereinzukommen und das wollte ich mir nach den Erfahrungen mit der venezianischen Post nicht noch einmal antun. Wer weiß, wie lange ich gewartet hätte? Aus dem gleichen Grund war ich auch nicht im britischen Pavillon, denn man mußte lange anstehen (ich habe dann später noch einmal über eine halbe Stunde für einen Kaffee und zwei Stück Pizza anstehen müssen, aber das ist ein anderes Problem). Israel und Großbritanniene  mussten jedenfalls auf mich verzichten. zurück

Weiter ging es über de Brücke in den brasilianische Pavillon. Von draußen war gute, tanzbare Musik zu hören, innen lief auf etlichen Monitoren der gleiche Film. Dokumentiert wurde ein Sozialprojekt  bei dem sozial schwierige Jugendliche in Samba-Schulen zu Tänzern ausgebildet wurden und der gesamte Werdegang war erlebbar (Bárbara Wagner und Benjamin de Burca). Daß Brasilien etwas mit Tanz macht, ist nicht so außergewöhnlich, aber dieses Projekt war nach dem belgischen Pavillon das zweite Highlight auf dem Giardini-Teil der Biennal.  zurück

Swinguerra

Der aegyptische Pavillon zeigte eine Mischung aus dem Tal der Könige und der Informatik: Wenn man eine Pyramide betreten hatte, stieß man auf mehrere Sphinxe, die statt eines Kopfes einen Bildschirm hatten, auf dem Gesprüche zwischen dem islamischen Obermufti und dem Papst zu sehen waren. Es gab dazu umfangreiche Texte zu lesen, aber in dem Gedrängel hatte man keine Zeit dazu. Eine Sphinx hatte statt des Monitors eine Satellitenschüssel auf dem Kopf, aber das wurde nicht weiter erklärt. Zum Ausgang mußte man sich bücken und durch einen Tunnel ins Freie kriechen. Leicht verwirrt ging ich weiter. zurück

Der serbische Pavillon zeigte unter dem Thema „Regaining memory loss“ (Wiedererlangung des Gedächtnisverlustes) halbfertige Bilder und halbfertige menschliche Figuren, denen entweder ein Bein fehlte oder die einen Arm zu viel hatten. Nach der Entwicklung des Staates in den letzten zwanzig Jahren konnte man das Thema nachvollziehen, aber ich habe es eigentlich nicht verstanden. zurück

Österreich zeigte unter dem Thema „Discorso ego sum“ (Ich widerspreche, also denke ich) Objekte von Renate Bertelmann, die sich mit der weiblichen und männlichen Rolle beschäftigen. Gewarnt wurde vorher, daß die Ausstellung erst ab 12 Jahren geeignet sei (aber es gibt wenige Kinder unter zwölf Jahren auf der Biennale). Gefallen haben mir die Rosen-Installationen (ganz genderneutral), nicht gefallen haben mir die  teilweise drastischen Zechnungen zur Sexualität wie die „Reliqie des San Erectis“ - ein monströs erigierter gezeichneter Penis. Nach Charlotte Roches „Feuchtgebieten“ ist es schwer, die Leute zu schockieren und ich fand es nur aufdringlich. Die Glasrosen sind zwar unverbindlich, aber auch schön. zurück

Glasrosen von Renate Bertelmann

Im amerikanischen Pavillon gab es viel Skurriles, aber immerhin eine politische Aussage. Martin Puryear stellte unter dem Thema „Liberta“ unverfängliche Objekte aus, wie eine roten Sandsack in Kuschelform, ein Hirschgeweih auf einem umgedrehten Kreuz und  eine überdimensionierte Holzbahn. Klar wurde mir das Thema aber beim letzten Objekt, einem doppelwandigen Gitterkäfig, denn wenn man  den amerikanischen Präsidenten dorthin verfrachten könnte, würde der nicht mehr soviel Unheil anrichten und die Freiheit für Andersdenkende wäre verwirklicht. 
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Der skandinavische Pavillon zeigte unter dem Titel „Weather Report“ leider nicht die legendäre Jazzformation, sondern beschäftiget sich mit dem Weltklima. Kurz gesagt sieht danach die Zukunft so aus, daß es viele Steine und viel Plastik gibt und man Wald nur noch auf dem Monitor sehen kann. Wie gut, daß im Gebäude auch drei echte Bäume standen, doch die waren nicht Teil der Ausstellung, weil sie schon seit zig Jahren durch die Decke wachsen und ihre Kronen über dem Dach des Pavillons ausbreiten. zurück

Skandinavischer Pavillon


Stanislav Kolíbal stellte für die Tschecheslowakei eine Mischung aus Skulptur und Grafik vor. Aus  Bleistifzzeichnungen geometrischer Formen wuchsen dreidemensionale Modelle aus Papier, die wiederum Linien des Bildes weiterführten. Im Prinzip ist das eine barocke Technik, wenn bei einem Himmelsbild das Engelchen auf einmal ein Stuckfüßchen bekommt, aber es einmal in der Nähe zu betrachten war interessant.
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Kanada setzte sich mit der Thematik der kanadischen Ureinwohner, den Inuit. In Videos wurden Jagdszenen mit Schlittenhunden gezeigt und die Schrift und Kultur der Inuit ausgestellt („My Father's Land“). zurück

Korea war offensichtlich von der Elektronikindustrie gesponsort, denn es gab nur viele Bildschirme, auf denen Filme in koreanisch liefen. Verstanden habe ich nichtszurück

Japan zeigte in seinem Pavillon die Geschichte eines Meteoriten (Cosmo Egg) und hatte im zweistöckigen Pavillon eine überdimensionale aufgeblasene Liege- und Sitzfläche installiert. Im zweiten Stock konnte man eine LED-Installation an der Decke betrachten, wenn man sich mit dem Rücken auf die Liegefläche legte. Im Erdgeschoß konnte man die Bewegungen der oben Liegenden durch die Rückenlehne spüren. Auch dies war sehr entspannend.  zurück

Rußland ging dieses Jahr einen ganz anderen Weg des Protestes gegen die Regierung. Die Thematik war zunächst biblisch (was ja schon alleine ein Protest ist) und beschäftigte sich mit Luk, 15, 11-32. Auf den Monitoren und Beamern wurden Endzeitstimmungen dargestelt, man konnte holzschnittartige Darstellungen des Evangelisten und Szenen des Bibelabschnittes sehen (mit einem Verweis auf die flämische Maltradition) und am Ende des Rundgangs gab es ein automatisiertes Ballett, bei dem die Puppen nicht an Fäden hingen, sondern durch Gestänge bewegt wurden. Offensichtlich spielte dieses Ballett auf eine ferngesteuerte Gesellschaft an. Links vorne war ein nacktes Mädchen dargestellt, das auf die Figuren zeigte. Was das alles sollte, konnte man nur ungefähr erahnen, aber genau weiß ich es nicht.  zurück

Venezuela verband in seinem Pavillon die alten handwerklichen Traditionen der Ureinwohner (Häkeln, Web- und Strickarbeiten), mit dem maskenhaften Aussehen der Waldbewohner. Befremdlich wirkt, daß diese Waldbewohner sich in Videos, phantasievolle Waffen überstülpten und sich offensichtlich kriegerisch bewegten. Aus einem Blasrohr wurde ein Gewehrlauf, es gab Kampfhelme zum Anziehen und der Leitspruch war groß an die Wand gemalt: „ Wir leben in Zeiten fairerer Polizeimacht - mehr Zeit für Grenzen, Migration und multikulturelle Gesellschaft“. Dem ist nichts hinzuzufügen.  zurück

Dänemark hatte in seinem Pavillon durch Larissa Sansour einen „Heirloom“ installiert, der aber irgendwie anders aussah, als in der Projektbeschreibung. Stark dagegen war „Monument for Lost Time“, eine Art schwarzer Trichter in einem weißen Raum. Ich habe nicht gesehen, daß es ein Trichter war, aber der Schall wurde aufgesogen, der Blitz konnte es nicht aufhellen und vor lauter Schwärze war auch nichts zu erkennen - sozusagen ein schwarzes Loch der Kunst. Das Bild kann das Schwarz auch nur halbwegs wiedergeben, obwohl ich eigentlich eine gute Kamera habe.

Schwarzes Loch der Kunst

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Die Schweiz hatte in ihrem Pavillon wattstarke Lautsprechersysteme installiert und zeigte auf einer Großbildleinwand, wie sich Streetdancer, Hip-Hopper und Gangsta-Rapper zur ohrenbetäubendem Techno bewegten. Meine Frau und ich haben es bestimmt zehn Minuten ausgehalten, aber dann sind wir lieber gegangen. zurück

Biennale 2019 - Arsenale   zurück zu den Giardini
Der zweite Teil der Biennale sind die alten Werftanlagen Venedigs, das „Arsenale“,  in dem im 16. Jahrhundert pro Woche bis zu drei Galeeren gebaut wurden. Entsprechend groß ist die Anlage. Rund um ein riesiges Hafenbecken gruppieren sich etliche Hallen und nur etwa ein Drittel davon ist für die Biennale belegt. Aus der Vergangenheit weiß ich, daß man für dieses Drittel etwa sechs Stunden braucht.

Wir beginnen also gegen halb elf mit der ersten Halle, in der Grafiken, Gemälde und Zeichnungen ausgestellt sind. George Condo hat mit seinem „Double Elvis“ eine archaische Strichzeichnung (wohl mit einer Art Fineliner) geschaffen, die zwei Wesen zeigt, die sich gegenseitg zuprosten. Man muß aber nicht betrunken sein um Spaß an der Ausstellung zu haben, denn was hier im Eingangsbereich an Bildern gezeigt wird, ist recht gut: seien es die Fotos des Inders Soham Gupta, die Menschen des Nachtlebens aus Kalkutta zeigen, seien es die Fotos von Zanele Muholi, die afrikanische Frauen im Foto portraitiert oder die Fotos von Anthony Hernandez, die dreißig Jahre Slums in den Latino-Bezirken der USA abbilden. Betrachtenswert ist es immer und es passt sehr gut zum Thema der jetzigen Biennale „Mögest Du in interessanten Zeiten leben!“ Dem ist nichts hinzuzufügen.

Weiter geht es mit den Installationen des nächsten Abschnittes. Ed Atkins stellt in „Old Food. 2017 - 2019“ Video-Installationen und zweistöckige Kleiderständer gegenüber, so dass man sich erst fragt, was das soll, aber der Bezug stellt sich ein, wenn man die Filme betrachtet, denn die dargestellten Menschen sind so synthetisch wie die Kleidung aus den Ständern. Da flackert ein digitales Kaminfeuer, surreal stehen Klaviere in und vor digitalen Holzhütten und die Gesichtsmimik einer Babyfigur wird so gruselig, wie der digital verwundete Soldat. Es ist nicht  unbedingt „schön“, aber es ist interessant - paßt also zum Thema. Gabriel Ricos Installationen, an die Wand geklebte Objekte,  fand ich nur schräg und muß sie darum nicht kommentieren, aber ein paar Meter weiter hatte Henry Taylor außer einigen Bildern einen Wald aus pinken Stühlen aufgebaut, die etwa zwei Meter hohe Beine hatte. Da fiel mir nur Karl Valentin ein („Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit).

Sehr interessant fand ich eine Art Gebetsraum, dessen Urheber ich nicht habe ausfindig machen können: Auf etwa fünfzig Ständern war jeweils ein Blatt mit einem Spruch befestigt und in unregelmäßiger Folge ertönte aus einem kleinen Lautsprecher darüber der entsprechende Satz, als ob eine Gemeinde abwechselnd einen Satz liest. Das Verrückte daran war, daß die meisten Menschen sich so benahmen, als seien sie in einer Kirche - sie wurde still und andächtig und nach einigen Minuten gingen sie still weiter. Vielleicht ist das ein Ansatz für die Theologie, meine Frau und ich gingen jedenfalls auch still weiter.

Ein digitaler Gebetsraum für die Zukunft

Nach weiteren Werken, die hier nicht genannt werden (weil ich sie langweilig fand), kam ein weiteres Highligt der Biennale: Yin Xiuzhen baute aus Stoffstücken überdimensionale Sklupturen. Eine etwa vier Meter hohe Frau hing in einem Flugzeugsitz, daneben war ein Flugzeugfahrwerk zu sehen, das ebenfalls aus Stoffplanen bestand und die Kombination der Stücke ergab eine Assoziation eines Flugzeugabsturzes. Es war etwas schwierig zu fotografieren, aber dieses Stück fand ich wirklich wert, abgebildet zu werden.

Flugzeugabsturz aus Stoff

Eine Halle weiter zeigte Stan Douglas die Folgen eines Stromausfalls in Hochglanzfotos: Teile der Stadt sind schwarz, Familien sitzen bei Kerzenschein und ein Supermarkt wird geplündert. Danach hatte Martine Guiterrez wieder (wie schon in den Giardini)  gute Arbeiten abgeliefert: Hier im Arsenale 1 kombiniert sie unter dem Titel „Body And Thrall“  sich selbst mit einer Schaufensterpuppe und erzeugt Fotos (c-print) zwischen Erotik und Künstlichkeit - die Beziehung Mensch und Puppe erscheint auf einmal lebendig. Zu ihrer  Homepage .


Lorenzo Quinns Hände über dem Arsenale - zur Biennale 2022

quinn-helphands

Der Hingucker dieses Jahr war wieder von Lorenzo Quinn. Sechs Händepaare, jedes etwa zehn Meter hoch, stehen für (von links) Weisheit, Hoffnung, Liebe, Hilfe, Vertrauen und Freundschaft. Ich hatte das letzte Paar für „Glaube“ gehalten bis mir auffiel, dass es zwei rechte Hände waren. Damit man sie auseinanderhalten kann, stehen sie unten in einer Tabelle.


quinn-helphands

Lorenzo Quinn: Weisheit
Lorenzo Quinn: Hoffnung
Weisheit

Hoffnung

Lorenzo Quinn: Liebe Lorenzo Quinn: Hilfe
Liebe

Hilfe
Lorenzo Quinn: Vertrauen
Lorenzo Quinn: Freundschaft
Vertrauen
(unten noch einmal in groß)
Freundschaft


quinn-helphands
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Orientierung für Anfänger
 Adressen findenEinkaufen - Gepäckaufbewahrung - KritischesStadtteile  - Verkehrsmittel -

Venedig ist nur theoretisch einfach, in Wirklichkeit aber kompliziert. Man muß auf jeden Fall wissen, ob man auf die eine oder die andere Seite des canal grande muß (wobei Begriffe wie „links“ oder „rechts“ nicht taugen, weil der canal ständig seine Richtung wechselt. Zum Seitenwechsel gibt es vier Brücken: an der piazzale roma steht modernste von allen, die Ponte della Costituzione, die erst 2008 eingeweiht wurde. An der ferrovia ist die nächste Brücke , die Ponte Scalzi aus dem 17. Jht., die Ponte de Rialto ist die älteste von allen (spätes 16. Jht) und die letzte, kurz vor San Marco, ist die Ponte dell' Accademia., die erst 1854 eröffnet wurde. Wem das nicht reicht, der muß einen „traghetto“ nehmen, eine Personenfähre, die es alle paar Stationen gibt (z.B, zwischen Ca' Rezzonico und San Samule, Preise um die fünf Euro - je nach Jahreszeit. 
Entlang des canal grande gibt es alle zwei bis fünfhundert Meter eine Haltestelle der Linie 1 oder 2 (leider manchmal auf der verkehrten Seite). Wenn man die vier Brücken kann und weiß, wie man zum piazzale roma oder nach San Marco kommt, kann man sich schon nicht mehr verlaufen, aber das braucht etwa eine Woche.

Adressen nach oben
setzen sich zusammen aus der Angabe des Stadtteils und einer höchstens vierstelligen Hausnummer. Unsere Ferienwohnung lag mal in Dorsoduro 2925, aber es ist durchaus nicht so, daß ein Kanal bei der Nummer 1 beginnt und logisch dreißig Nummern weiter endet. Da der Teufel  hier im Detail steckt, muß man wissen, wo man suchen soll. Smartphones helfen nur bedingt, denn in den engen Gassen versagt die Ortung. Es kommt schon vor, daß die Nummer 352 sofort mit der Nummer 402 weitergeht (gesehen in Cannaregio) - da macht man nichts mehr.

Hausnummer sind nur bedingt verläßlich - manchmal geht die Zählung hinter dem Haus weiter
Hausnummer sind nur bedingt verläßlich - manchmal geht die Zählung hinter dem Haus weiter

Adressensuchenach oben
Besser ist folgende Systematik: Venedig hat als oberste Orientierung den
canal grande. Die Seitenkanäle haben meisten den Namen „Rio“, dann ist es eine direkte Verbindung, oder die Bezeichnung „Calle“, dann fließt dieser Unterkanal in irgendeinen „Rio“. Entlang dieser Kanäle gibt es fortlaufende Bezeichnungen der Häuser. Venedig hat außerdem ein paar hundert Kirchen, die irgend einem Heiligen gewidmet sind (z. B. dem San Giorgio mit dem Lenkrad...). Eine Kirche wie San Paolo Apostolo < daraus wurde „San Polo“ >, liegt an einem Platz, der „Campo San Polo“ heißt, von dem aus die Zuflüsse zum canal grande, entsprechend „Rio San Polo“, „Parrocchia San Polo“ oder „Calle San Polo“ heißen. Die Brücke über einen Rio“ oder „Parrocchia“ oder eine „Calle“ heißt in der Nähe der Kirche logischerweise „Ponte Rio/Parrocchia/Calle San Polo“. Leider kann man sich damit nur ungefähr orientieren, denn es gibt wieder mehr Brücken als Kirchen, wenn auch nicht so viele Brücken wie in Hamburg. Man muß also gucken, wo die jeweilige Kirchen steht und hat dann eine ungefähre Vorstellung, wo man suchen muß und wenn man  einen kleineren Kanal findet, kann man sich ungefähr ausrechnen, wo der hinführt.

Kompliziert ist es bei Adressen ohne Heiligen, zum Beispiel führt der „Rio di Toletta“ von Dorsoduro zur Accademia, aber da muß man erst mal drauf kommen. Es gibt auch Adresse wie „Fondamente...“ , die nur anzeigen, daß es hier mal eine Stadterweiterung gab. Im Zweifelsfalle läuft man solange, bis man ein kleines gelbes Pfeilschild findet, auf dem steht „per S. Marco“ oder „per Accademiaoder „per piazzale R.ma“ oder so. Darauf kann man sich immer verlassen und am Ende gibt es eine Haltestelle der Linie 1.

Merke: Am Anfang nie ohne Stadtplan und schon gar nicht ohne Mehrtagesticket des Vaporettos, denn da kann man, wenn man sich verlaufen hat, bei jeder Station einsteigen und kommt im Zweifelsfalle wieder beim piazzale raus. Von da sollte man wissen, wie man nach Hause kommt. - nach oben


Einkaufen
Tagestouristen geheh nicht einkaufen, außer sie brauchen originale chinesische Souvenirs aus Venedig oder ein Touristenmenü für € 25.- (Pizza, Cola, Eis). Alle anderen brauchen die aufgezählten Möglichkeiten:

Supermärkte
Der größte ist der Coop an der Piezzale Roma - von dort aus kann man mit der Linie 1 den Krempel habwegs in die Nähe der Fewo bringen. Alles, was der ccop nicht hat, kriegt man auch nicht in Venedig, sindern dann muß man mit dem Zug nach Mestre und findet dort Lidl und Konsorten. Neben dem coop findet man auch einen gut sortierten dm-Markt. Weitere gut sortieren Märkte finden sich in der Straße zwischen der Ferrovia und Cannaregio (div. Spar-Märkte - einer davon im alte Theater untergebracht), an der Zattere (conad), in
Dorsoduro am Campo S. Margerita (punto) und zwischen San Marco und San Polo, aber die sind alle kleiner und teurer. Brot wird nach Gewicht bezahlt und wenn man es nicht gewogen hat, wird man an der Kasse wieder zurückgeschickt. Wurst würde ich nicht kaufen, Schinken umso lieber und eine venezianische Spezialität ist ein feuchtweicher Gorgonzola mit zwei Sorten Schimmel, der unvergleichlich gut ist. Generell ist Käse besser und teurer als in Deutschland. Die Enge an den Kassen muß man erlebt haben - die deutsche Brandschutzaufsicht würde die Krise ob der Enge und der fehlenden Fluchtwege kriegen.

Wasser: Leitungswasser kann man in Venedig weder für Tee, noch für Kaffee benutzen. Man holt sich das Trinkwasser im Supermarkt und hat dann keinen Streß mit verkalkten Wasserkochern und einem schlechten Geschmack. Wenn es heiß ist braucht man viel Wasser. Praktischerweise sind viele kleine Brunnen über die Stadt verteilt, bei denen man seine Wasserflasche auffüllen kann (da schmeckt das Wasser anders als aus den Leitungen). Wenn es kein Trinkwasser ist, steht dies ausdrücklich mit Warnhinweis dran. In jeder Gasse gibt es außerdem kleine Läden, in denen man für den halben Liter Wasser (mit Kohlensäure = frizzante) zwischen einem und zwei Euro zahlt - je nach Lage zur San Marco und Rialto. 

Briefmarken: Die kleinen Zigarettenläden (tabacchi) verkaufen Postkarten mit Marken. Um Briefmarken zu kaufen geht man in die Post am Piezzale San Marco (nicht die Kirchenseite, sondern die ander Seite). Nirgendwo steht, daß man für Briefmarken keine Nummer ziehen muß, sondern sie am Nebenschalter bekommt - allerdings haben wir für diese Information beim erstenmal auch eine Nummer gezogen, dreißig Minuten gewartet, wurden in zwanzig Sekunden barsch abgefertigt und nach nebenan geschickt. Die Post ist hier eher für Renten und Bankgeschäfte zuständig - die dauern einfach länger.  nach oben


Gepäckaufbewahrung
Üblicherweise muß man seine Fewo bei der Abreise morgens gegen zehn Uhr verlassen, hat oft aber erst den Flug am späten Nachmittag oder Abend. Da bietet sich die Aufbewahrung am piazzale an (pro Stück 7.-), die abends bis 21:00 Uhr besetzt ist. Es gibt auch billigere Tarife in kleinen Läden um die ferrivia oder in Cannaregio, die teilweise nur € 5.- nehmen - aber die muß man finden und vor allem muß man sie wiederfinden. Nix für Anfänger.   nach oben
Kritisches
Die ganze Diskussion um den Seelenverkauf der Stadt und das Abkippen in eine Art Disneyland ist von dem Journalisten Thomas Niemietz gerade (3.1.2018) sehr kompetent für die ARD recherchiert worden. Sehen Sie sich den Artikel an und überlegen Sie danach, wie oft sie kommen wollen und vor allen Dingen womit - Kreuzfahrer sind in der Stadt momentan nicht so gerne gesehen und daß viele Venezianer in Mestre wohnen, weil sie sich eine kleine Wohnung in Venedig nicht mehr leisten können, ist auch traurige Realiätät. Zwar hat Airbnb da eine gewisse Mitschuld, doch daß die Millioneneinnahmen der Kreuzfahrtschiffe nicht in der Stadt Venedig landen, sondern in einem privaten türkischen Unternehmenskonglomerat, ist leider auch traurige Wahrheit und spricht nicht für den Weitblick des venezianischen Stadtrates.   nach oben
http://www.ardmediathek.de/tv/betrifft-/Venedig-Ausverkauf


Stadtteile
Man kommt normalerweise  an der Ple.(piazzale) Roma an, die zu San Croce gehört, im Nordwesten Venedigs. Im Süden liegt die langgezogene Insel Isola dell Giudecca und gegenüber, auf der anderen Seite des canal de giudeccha liegt der zweitsüdlichste Stadtteil Dorsoduro daneben San Marco im südlichen Zentrum. Im Norden liegen Cannaregio und San Polo, die Stadtteile Castello und Arsenale liegen im Osten.  Außerdem gibt es noch den Lido, der die Lagune vom Meer trennt und nur mit der Fähre zu erreichen ist, und viele  Nachbarinseln (Karte).   nach oben

Verkehrsmittel
Venedig hat gegenüber 2017 und 2018 die Preis kaum  verändert. Die Einzelfahrt mit dem Wasserbus (vaporetto) des venezianischen Verkehrsverbundes ACTV liegt unverändert bei € 7,50.-, das Tagesticket liegt nun bei € 20.- , das Drei-Tagesticket lag heute bei € 40,., das Wochenticket blieb unverändert bei € 60.-. Allerdings ist die Fahrt von und zum Flughafen nicht mehr inbegriffen und da fielen heute noch einmal für uns jeweils € 12.- an - zwar hin und zurück, aber diese Fahrt war vor vier Jahren im Ticket enthalten. Für zwei Personen waren also € 144.-. fällig. Der Aerobus kostete dieses Jahr € 14,00.- ,  die Einzelfahrt und Rabatte gibt es nicht. Wer etwas mehr ausgeben kann (20.-), nimmt den schnelleren blauen Bus und hat dafür W-Lan. Kinder bis fünf fahren frei, Schülerermäßigung gibt es niemals. Dies habe ich im letzten Jahr bei einer Klassenfahrt mit meiner Zehn sehr eindrücklich gemerkt.
Trotzdem bleibt das Tagesticket oder ein Mehrtagesticket das Gescheiteste, das man sich am besten direkt am Flughafen holt, wenn man nicht am Piazzale Roma (piazzale), der Holzbrücke über den canal grande (accademia) oder an irgendwelchen Kiosken um San Marco Schlange stehen will. Wassertaxis oder Motoscafi kriegt man nicht unter € 50.- (pro Fahrt).   nach oben

Linie 1 - nicht nur in Berlin die wichtigste Linie der Stadt.
Linie 1 - nicht nur in Berlin die wichtigste Linie der Stadt.

Man beginnt mit dem venezianischen Liniensystem am besten am piazzale mit der Linie 1, die etwa alle zehn Minuten Richtung Lido fährt und fast überall hält. Wenn man sich auskennt, kann man die Linie 2 nehmen, die nicht überall hält, aber dafür schneller von A nach B kommt. Außerhalb Venedigs bieten sich die Linien 3, 4 und 5 an (Kreislinie Venedig-Murano), von der die 4.1 oder 5.1. in die eine, die 4.2 oder 5.2 in die andere Richtung fahren. Will man zur Toteninsel San Michele, muß man die Linie 3 nehmen, weil nur diese dort hält. Wenn man weiter weg will, z.B. nach Burano oder Torcello, steigt man an F.mente Nóve oder Murano in die Linie 12. Das Boot ist größer, fährt schneller und hat sogar ein Klo! Faustregel: je kleiner die Linienzahl, desto langsamer. Sollte man einen Ausflug zum Lido machen wollen, kann man auch die Busse dort benutzen.

Von Venedig aufs Festland fahren alle Busse, die neue Straßenbahn und auch die Züge. Wer also mal einen Tag Mailand/Milano oder Florenz/Firenze machen will, kann ab der ferrovia (eiserner Weg = Bahnhof) starten.   nach oben