www.martinschlu.de


Kulturgeschichte - Spätrenaissance - Karl V. - Das Sacco di Roma


Spätrenaissance

Anfangsseite Karl V.

1500 -1519
Kindheit und Jugend 

1519 -1520
Kaiserwahl und Kaiserkrönung

1521 -1522
Der Reichstag in Worms

1522 -1526
Kampf gegen Franz I.

1526 - 1527
Das Sacco di Roma

1528 - 1534
Der Kaiser und der Papst

1529 - 1541
Der Kaiser und die Türken

1530 - 1555
Der Kaiser und die Protestanten

1536 - 1547
Karl und Franz I. - Fortsetzung

1548 -1555
Der lange Abschied

1556 - 1558
Abdankung und Ende

Karl V.
Das Sacco di Roma (1527)
erstellt von Martin Schlu © 2005

zurück - weiter
 
1527
Nachdem Papst Clemens VII. 1526 die Allianz mit Karl V. aufgekündigt und sich der pro-französischen Liga von Cognac, der "clementischen Liga" oder dem "heiligen Bund", angeschlossen hat, denkt Franz gar nicht daran, die Bedingungen des Friedensvertrages einzuhalten und als dieser dann auch noch Süleyman den Prächtigen als Bündnispartner gegen Karl gewinnt, muß Karl handeln, wenn er die Bedrohung für sein großes Reich verhindern will. Er hat die Zustimmung der Spanier und Kastilier notfalls einen Krieg gegen den Papst zu führen und Ferdinand hat zusätzliche Truppen zusammengezogen und nach Italien geschickt. Insgesamt sind ca. 20.000 Mann in Oberitalien zusammengezogen.
 
Die in kämpfenden Truppen werden allerdings nicht gegen das französische Heer gerichtet, sondern daraufhin nach Rom gelenkt und man signalisiert ihnen, was sie "finden", dürften sie behalten. Dies hat einen durchschlagenden militärischen Erfolg. 
 
Um vier Uhr früh am 6. Mai 1527 gelangen die Söldner in die Stadt, die Schweizergarde versucht den Papst zu verteidigen und fallt fast bis auf den letzten Mann, bis sich Clemens in die Engelsburg flüchten kann.
 
Foto: Susanne Coburger-Schlu, Mai 2008
 
Dort muß er zusehen, wie die Söldner die Stadt plündern, Bewohner ermorden und die Gebäude anstecken. Der größte Teil der Kunstschätze (ca. 90%) geht an diesem Tag verloren, wird zerstört, geraubt, verschwindet oder in den Tiber geworfen (eine ähnliche Situation gab es erst wieder 2004 während des Irak-Krieges, als die amerikanischen Panzer vor dem Irakischen Nationalmuseum in Bagdad plötzlich abgezogen wurden und das Museum zu 98% ausgeraubt wurde, ohne daß jemand einschritt).
 
 

Clemens VII.
 
Natürlich bleiben das Gemetzel und die Kunstschändungen der Welt nicht verborgen und Karl gerät in Erklärungsnotstand gegenüber der katholischen Bevölkerung, denn die denkt mittlerweile, daß Franz I. nicht so schrecklich sein kann, wenn der eigene Kaiser einen Krieg gegen den Papst führt und diesen sogar belagert. Karl reagiert mit einer skurrilen Erklärung:
 
"...die Hauptversammlung lag nicht bei ihm..., "
< Karl spricht von sich immer in der 3. Person, zu lesen ist das "ihm" als als "mir">.
.. sondern bei demjenigen, der ihn dazu gezwungen hatte, sich so zu verteidigen, und eine so große Armee einzusetzen, die, wie sich herausstellte, schwer im Zaum zu halten war."
(zit. nach: Alvarez, Manuel Fernandez: Karl V.... S. 78)
 
Erklärung in verständlicher Sprache: 
"Der Franz ist schuld! Wenn der sich nicht mit dem Papst zusammengetan hätte, hätte ich nicht soviele Soldaten gebraucht und die machen sowieso, was sie wollen. Da kann ich gar nichts für!"
Also eigentlich ein normaler Krieg, ein gerechter und notwendiger usw. - eben so modern, wie ein Krieg auch heute noch gerechtfertigt wird. Schwamm drüber!


Erst Weihnachten 1527 gelingt es Clemens nach Orvieto zu fliehen.
 
Karl hat sich aber schon längst mit anderen Dingen beschäftigt, denn er hat endlich einen Erben: nach seinem Vater Philipp benannt, wird sein Sohn am 21. Mai geboren und dieser eigentlich nicht spanische Name wird die nächsten Jahrzehnte und Jahrhunderte ein fester Bestandteil der spanischen Namensgebung. Dieser Sohn wird der spätere König Philipp II. und die Tatsache, daß der Thronerbe gebürtiger Spanier ist, versöhnt die Bevölkerung wieder mit ihrem manchmal schwierigen Kaiser. Auch Karls Bruder Ferdinand hat ein paar Wochen später mit Maximilian, geb. am 1. August, endlich einen Erben, den späteren Kaiser Maximilian II, allerdings ist dieser gebürtiger Österreicher.
 
Quelle:
Alvarez
, Manuel Fernandez: Karl V. Herrscher eines Weltreiches. dt. TB-Ausgabe Heyne Biographie Nr. 69, Stuttgart/Zürich/München 1997, S. 76-80
Vaticana. Kunst und Ausstellungskatalog der Bundeskunsthalle Bonn anläßlich der Ausstellung "Vaticana" 1998
 
zurück - weiter