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Kulturgeschichte - Barock - Niederlande



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Die Niederlande - Philipp II. und die Flamen
zusammengestellt von Martin Schlu © 2009 (in Arbeit seit 22.11.09)

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1543 - 1546 -
1550 - 1553 - 1554 - 1555 - 1556 - 1557 - 1558 - 1559 -
1560 - 1561 - 1562 - 1563 - 1564 - 1565
1527
Am 21. Mai wird im spanischen Valladolid der ersehnte Thronerbe Karls V. geboren. Als Ältester und einziger überlebender Sohn wird er 1556 das Erbe Karls V. antreten und darum nicht nur König von Spanien (mit allem was daran hängt), sondern als Erbe Isabellas von Portugal (ab 1580) auch Herr alle überseeischen Besitzungen (Südamerika), die Niederlande, die Freigrafschaft Burgund, das Königreich beider Sizilien, das Königreich Sardinien und das Herzogtum Mailand. Später komen noch ein paar Neuentdeckungen dazu, die Inseln Leyte, die später nach ihm  „Las Islas Filipinas“ genannt werden - die Philippinen.
Philipp wächst die ersten sieben Jahre bei seiner Mutter in Spanien auf und lernt dort portugiesisch und spanisch (was Isabella perfekt spricht). Seinen Vater sieht er das erste Mal, als er etwa zehn ist und da Karl oft auf Dienstreise ist, schreibt er ihm oft, damit Philipp möglichst klar wird, was sein Vater von ihm erwartet.

1543 Hochzeit I
Karl hat für seinen Sohn dessen Cousine, die fast gleichaltrige Prinzessin Maria von Portugal, ausgewählt, die Philipp am 15. November gehorsam heiratet und mit der er auch bald  einen Sohn hat, Don Carlos (geb. 8. Juli 1545, gest. 24. Juli 1568) . Da sind beide Eltern siebzehn Jahre und der Thronfolger ist erstmal gesichert, auch wenn die Mutter vier Tage später stirbt. Die hygienischen Verhältnisse sind damals nicht sehr mutterfreundlich und ein Thronfolger ist mehr wert als seine Mutter. Möglicherweise aufgrund der engen Verwandschaft ist Don Carlos  allerdings leicht geistig behindert und nie ganz gesund.

1546 Protestanten I
In einem Brief an seinen Sohn, Philipp II. schreibt Karl am 10. August:
 
"Du kennst schon aus meinen früheren Briefen die Hauptgründe für die Kriegserklärung an die Protestanten und daß sie unvermeidlich war.... was ich zum jetzigen Zeitpunkt sagen möchte, ist, daß es diplomatisch scheint, vorzuschützen, der Krieg habe den Zweck, rebellische Untertanen zu strafen, vor allem den Landgrafen von Hessen und den Kurfürsten von Sachsen... ... obgleich es stets mein Ziel und meine Absicht war und ist, wie Du weißt, Krieg um der Religion willen zu führen..."
(zit. nach Alvarez, Manuel Fernandez: Karl V. , S. 146)
1550 Nachfolge I
Philipp Sohn Don Carlos wird als "Infant" (Thronfolger) von den spanischen Ständen akzeptiert, bekommt jedoch Probleme mit seinem Vater, weil er nicht verstehen kann, daß dieser so vehement gegen die Protestanten ist. Nach einem Streit wird Carlos regelrecht unter Bewachung gestellt und bekommt einen streng katholischen Aufpasser.
1553 Protestanten II - Seitenanfang
Maria Tudor (geb. als Tochter Heinrichs VII. am 18. Februar 1516; gest. 17. November 1558) wird nach dem Tod ihres Halbbruders Eduard VI. am 6. Juli  ein paar Tage später Königin von England und Irland. Sie ist - im Gegensatz zu Heinrich VIII.  - ausgesprochen katholisch und will England geistlich wieder dahin bringen, wo es vor der Regierung ihres Vaters war. Der spanische Kaiser Karl V. hört es mit Freude - hatte er England doch mit Krieg gedroht, wenn seine Cousine nicht mehr katholisch beten darf.
1554 Hochzeit II - Seitenanfang
Prinz Philipp von Spanien heiratet Maria Tudor am 25. Juli und würde damit den spanischen Besitz um England erweitern, sollte er Maria überleben und es einen Thronfolger geben. Von Liebe ist aber keine Rede, denn Maria hat Philipp II. nur als Ehemann ausgewählt, um ihrer Schwester Elisabeth einen protestantischen Thron unmöglich zu machen. Maria hat sich zu diesem Zeitpunkt schon den Beinamen "die Blutige" und "die Katholische" verdient, weil sie den Protestatismus vorwiegend mit dem Schwert bekämpfen läßt - Philipp kann das durchaus verstehen.

1555 Abdankung Karls V. - Seitenanfang
Bei seiner Abdankungsrede in Brüssel  am 25. Oktober 1555 verzichtet Karl V. auf  Kastilien, Aragon, Burgund und die Niederlande, auf Reichsitalien, das gesamte Heilige Römische Reich Deutscher Nation und auch die Besitztümer in Amerika und erklärt, daß er das katholische Imperium leider nicht verwirklichen konnte. Doch man müsse die Ketzer niederringen.  Zum Nachfolger in Spanien, den überseeischen Kolonien und den Niederlanden bestimmt Karl seinen Sohn Philipp, das Heilige Römische Reich soll dagegen der Bruder Ferdinand übernehmen.

In Brüssel ist man geschockt, weil Karl, in Gent geboren und in den Niederlanden aufgewachsen, zu den Flamen immer ein gutes Verhältnis hatte, was man von seinem Sohn Philipp weiß Gott nicht sagen kann. Philipp gilt als spanischer Fremder, kann nicht  flämisch und nur schlecht französisch, ist dafür aber so streng katholisch wie sein Vater. Offiziell ist das Problem mit den Protestanten seit dem Augburger Religionsfrieden zwar leidlich gelöst, aber man weiß ja nicht, wie lange der Frieden hält und der Krieg gegen Frankreich geht auch noch weiter und ist nicht mehr zu bezahlen. Philipp II. als Karls Nachfolger wird jede Menge Probleme bekommen. (nach Flandern)

 1556 Nachfolge Karls V. - Seitenanfang
Philipp tritt als Philipp II. Karls Nachfolge in Spanien, den überseeischen Kolonien und den Niederlanden an, Ferdinand wird als Ferdinand I. Kaiser des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation (HRR). Philipp bleibt erst einmal in Gent, Ferdinand geht nach Wien. Im Gegensatz zu seinem Bruder ist er eher gemäßigter Katholik und hat im Prinzip nichts gegen Protestanten.

1557 Generalstände und Rekatholisierung - Seitenanfang
Philipp muß sich bereits Geld von den Generalständen leihen, um den Krieg gegen Frankreich weiter finanzieren zu können. Gleichzeitig will er die - protestantischen - Niederlande rekatholisieren, wie er es seinem Vater versprochen hat. Die Flamen und Niederländer wollen aber nicht mehr katholisch werden und so macht man sich gegenseitig das Leben schwer, denn Philipp will eine zentrale Verwaltung durchsetzen, die Regionen wollen aber autonom bleiben und vor allen Dingen die katholische Inquisition abschaffen. Siebzehn Provinzen, die mit dem Calvinismus liebäugeln, stehen gegen einen katholischen König im fremden Land.

1558 Todesfälle und Heiratsantrag - Seitenanfang
Philipps Vater Karl V. stirbt am 21. September in San Yuste nahe der portugiesischen Grenze,  Philipps Ehefrau Maria Tudor am 17. November nach vier Jahren Ehe mit ihm als Königin Maria I. Nun gibt es keine ehelichen Kinder mit Philipp, damit auch keinen Thronfolger und so besteigt Marias protestantische Schwester als Elisabeth I. den englischen Thron und herrscht bis ins Jahr 1603. (Elisabethanisches Zeitalter). Einen Heiratsantrag Philipps lehnt Elisabeth entschieden ab, weil sich die Spanier in England durch ihren eifernden Protestantenhaß, die erzwungene Festschreibung des Katholizismus als Staatsreligion und ungefähr tausend verbrannte Ketzer sehr unbeliebt gemacht haben. Philipp fühlt sich schon sehr gekränkt. Also löst er die Verlobung zwischen seinem Sohn Don Carlos und Elisabeth von Valois und schickt  Herzog von Alba als Brautwerber zu Katharina von Medici, ihrer Mutter. Diesmal braucht er keinen päpstlichen Dispens, aber das Verhältnis zu seinem Sohn Carlos ist zerrüttet, zumal der gerne Statthalter in den Niederlanden geworden wäre. Doch dessen liberale Haltung ist dem Vater ein Dorn im Auge. Friedrich von Schiller macht später aus dieser Geschichte das Drama "Don Carlos"

1559 Statthalterschaft Flandern - Seitenanfang
Bevor Philipp in seine spanische Erblande reist,  setzt er am 7. August in Gent seine Halbschwester Margarete von Parma als Generalstatthalterin über die Niederlande ein, eine geborene Flämin (uneheliche Tochter von Karl V. und Johanna van der Gheynst, geb. 1522, gest. 1586). Dies wäre ja auch ganz gescheit, wenn die nicht ständig auf den spanischen Berater Kardinal Granvela hören müßte, der natürlich Philipps Interessen vertritt. Der Konflikt zwischen der spanischen Statthalterschaft, die die Inquisition durchführt und Protestanten als Ketzer verfolgen läßt und den oft calvinistischen Landständen verschärft sich. In den Staatsrat - eine Art Parlament unterhalb des Königs - werden Graf Egmont als Admiral der niederländischen Flotte, Graf Hoorn und weitere Vertreter der siebzehn Provinzen berufen. Als der König - verärgert über Kritik an seiner Politik - den Saal verläßt, einigen sich die Generalstände sehr schnell, ihm genau auf die Finger zu sehen, und ihm, wenn er nach Spanen abreist, eine Denkschrift mitzugeben. Als am 26. August die königliche Flotte mit zweihundert überladenen Schiffen abreist, kommt sie nicht weit. In der Bucht von Biskaya geraten die Schiffe in einen schwere Sturm, viele von ihnen sinken und als der König gerettet ist, schwört er, alle Ketzer in den Niederlanden mit Feuer und Schwert ausrotten zu lassen.

1560  Hochzeit III - Seitenanfang
Philipp heiratet am 2. Februar in Toledo die Prinzessin Elisabeth von Valois (geb. 2. April 1545; gest 3. Oktober 1568), die so alt ist wie sein Sohn.  Diese Ehe scheint auf Philipp einen guten Einfluß ausgeübt zu haben, da sie ihn auch beraten darf und dafür sorgt, daß es am Hof weniger streng zugeht - in der Lebenssumme Philipps ändert sie aber nicht viel.

1561 Erste Ketzerverfolgungen - Seitenanfang
König Philipp setzt seinen Vorsatz von 1559 schnell in die Tat um. Innerhalb kurzer Zeit kommt es zu Denunziationen, Hexenprozessen, Folter und Verbrennungen und  an Maria Himmelfahrt, also am 15. August kommt es zu einem "Autodafé", einer Massenverbrennung von 107 Menschen, Männern, Frauen und Kindern, die verbrannt werden, weil sie eine Messe gehört haben, die ein hinterher als Ketzer verbrannter Mönch gelesen hat.

1562 Offene Auseinandersetzung - Seitenanfang
Philipp verlangt von Margarete von Parma zweitausend niederländische Reiter, die er in Frankreich für Maria von Medici gegen die Hugenotten einsetzen will - eine völlige Verkennung der Situation in Flandern und Frankreich. Margarete muß dieses Gesuch dem Staatsrat vorlegen und Graf Egmont, Graf Hoorn und Wilhelm von Oranien verweigern natürlich ihre Zustimmung mit der Begründung, sie hätten sowieso zu wenig Soldaten um den Pöbel in Schach zu halten und man müßte eher Soldaten aus Frankreich anwerben. Abgesehen davon würden die deutschen und englischen Protestanten ihren französischen Glaubensgenossen bestimmt zu Hilfe kommen und Elisabeth von England könnte ja auch noch eingreifen wollen. Der spanische Statthalter Kardinal Granvela läßt dieses Argument aber nicht gelten, es kommt zu einer Auseinandersetzung und man leitet die Meinung an den König in Madrid weiter.

1563 Widerstand - Seitenanfang
Philipp bestätigt den Befehl Kardinal Granvelas sehr schnell und lädt Egmont, Hoorn und von Oranien nach Madrid ein. Die weigern sich aber zu kommen (sie befürchten natürlich eine Verhaftung) und verlassen den Staatsrat im März 1563. Egmont kommt auf die Idee eine "Anti-Kardinalstracht" einzuführen, eine graue Uniform mit Narrenkappe. Innerhalb weniger Wochen wird diese Idee vom gesamten niederländischen Adel aller siebzehn Provinzen aufgegriffen, der spanische Hof wird lächerlich gemacht und Margarete schreibt an ihren Bruder, so könne es nicht weitergehen und bittet um die Abberufung Granvelas.
1564 Abberufung - Seitenanfang
Kardinal Granvela fährt angeblich am 13. März für zwei Monate nach Madrid, kommt aber nicht mehr zurück. In den Niederlanden atmen Margarethe, die Staatsräte und die Bevölkerung auf. Daß Granvelas Nachfolger mal viel schlimmer werden wird, kann man sich da noch nicht vorstellen.
1565 Verschärfung - Seitenanfang
Graf Egmont reist trotz aller Bedenken im Januar nach Madrid und gewinnt in mehreren Gesprächen mit König Philipp das Gefühl, dieser nähme die Bedrohung des inneren Frieden sdurch das harte Durchgreifen der Inquisition ernst. Philipp deutet auch an, künftig anders mit den Ketzern zu verfahren und als Egmont unbeschadet wieder in Brüssel ankommt, zeigt sich im Kurierbrief, daß Philipp natürlich keine Zugeständnisse gemacht hat. Am 17. Oktober kommt ein Brief an, in dem die Inquisition nicht nur verschärft wird, sondern auch durch die Staatsgewalt unterstützt werden solle - ein offener Affront gegen die Niederländer.
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