Schiller
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Biographie
Don
Carlos
Kabale
und Liebe
Gedichte
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Friedrich von Schiller
Don
Carlos, 2.14.
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- Zweiter Akt,
Vierzehnter Auftritt
- In einem
Karthäuserkloster.
-
- Don Carlos. Der
Prior.
-
- Carlos
- (zum Prior, indem er
hereintritt)
- Schon da gewesen also? -
Das beklag' ich.
-
- Prior
- Seit heute Morgen schon
das dritte Mal.
- Vor einer Stunde ging er
weg -
-
- Carlos
- Er will
- Doch wiederkommen?
Hinterließ er nicht?
-
- Prior
- Vor Mittag noch,
versprach er.
-
- Carlos
- (an ein Fenster und
sich in der Gegend umsehend)
- Euer Kloster
- Liegt weit ab von der
Straße. - Dorthin zu
- Sieht man noch
Thürme von Madrid. - Ganz
recht,
- Und hier fließt der
Manzanares - Die Landschaft
- Ist, wie ich sie mir
wünsche. Alles ist
- Hier still, wie ein
Geheimniß.
-
- Prior
- Wie der
Eintritt
- Ins andre Leben.
-
- Carlos
- Eurer
Redlichkeit,
- Hochwürd'ger Herr,
hab' ich mein Kostbarstes,
- Mein Heiligstes vertraut.
Kein Sterblicher
- Darf wissen oder nur
vermuthen, wen
- Ich hier gesprochen und
geheim. Ich habe
- Sehr wicht'ge
Gründe, vor der ganzen Welt
- Den Mann, den ich
erwarte, zu verleugnen:
- Drum wählt' ich
dieses Kloster. Vor Verräthern,
- Vor Ueberfall sind wir
doch sicher? Ihr
- Besinnt Euch doch, was
Ihr mir zugeschworen?
-
- Prior
- Vertrauen Sie uns,
gnäd'ger Herr. Der Argwohn
- Der Könige wird
Gräber nicht durchsuchen.
- Das Ohr der Neugier liegt
nur an den Thüren
- Des Glückes und der
Leidenschaft. Die Welt
- Hört auf in diesen
Mauern.
-
- Carlos
- Denkt Ihr
etwa,
- Daß hinter diese
Vorsicht, diese Furcht
- Ein schuldiges Gewissen
sich verkrieche?
-
- Prior
- Ich denke nichts.
-
- Carlos
- Ihr irrt Euch, frommer
Vater,
- Ihr irrt Euch wahrlich.
Mein Geheimniß zittert
- Vor Menschen, aber nicht
vor Gott.
-
- Prior
- Mein Sohn,
- Das kümmert uns sehr
wenig. Diese Freistatt
- Steht dem Verbrechen
offen, wie der Unschuld.
- Ob, was du vorhast, gut
ist oder übel,
- Rechtschaffen oder
lasterhaft - das mache
- Mit deinem Herzen aus.
-
- Carlos
- (mit Wärme)
- Was wir
- Verheimlichen, kann Euren
Gott nicht schänden.
- Es ist sein eignes,
schönstes Werk. - Zwar Euch,
- Euch kann ich's wohl
entdecken.
-
- Prior
- Zu was Ende?
- Erlassen Sie mir's
lieber, Prinz. Die Welt
- Und ihr Geräthe
liegt schon lange Zeit
- Versiegelt da auf jene
große Reise.
- Wozu die kurze Frist vor
meinem Abschied
- Noch einmal es erbrechen?
- Es ist wenig,
- Was man zur Seligkeit
bedarf. - Die Glocke
- Zur Hora läutet. Ich
muß beten gehn. (Der Prior geht ab.)
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