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Kulturgeschichte - Klassik


Schiller - Anfang

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Don Carlos

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Kabale und Liebe

 

Gedichte

 

 


Friedrich von Schiller
Don Carlos, 2.7.

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Zweiter Akt, Siebenter Auftritt
Ein Kabinet der Prinzessin von Eboli.
 
Die Prinzessin, in einem idealischen Geschmack, schön, aber einfach gekleidet, spielt die Laute und singt. Darauf der Page der Königin.
 
Prinzessin
(springt schnell auf).
Er kommt!  
 
Page
(eilfertig)
Sind Sie allein? Mich wundert sehr,
Ihn noch nicht hier zu finden; doch er muß
Im Augenblick erscheinen.
 
Prinzessin
Muß er? Nun,
So will er auch - so ist es ja entschieden -
 
Page
Er folgt mir auf den Fersen. - Gnäd'ge Fürstin,
Sie sind geliebt - geliebt, geliebt wie Sie
Kann's Niemand sein und Niemand sein gewesen.
Welche eine Scene sah ich an!
 
Prinzessin
(zieht ihn voll Ungeduld an sich).        
Geschwind!
Du sprachst mit ihm? Heraus damit! Was sprach er?
Wie nahm er sich? Was waren seine Worte?
Er schien verlegen, schien bestürzt? Errieth
Er die Person, die ihm den Schlüssel schickte?
Geschwinde - oder rieth er nicht? Er rieth
Wohl gar nicht? rieth auf eine falsche? - Nun?
Antwortest du mir denn kein Wort? O pfui,
Pfui, schäme dich: so hölzern bist du nie,
So unerträglich langsam nie gewesen.
 
Page
Kann ich zu Worte kommen, Gnädigste?
Ich übergab ihm Schlüssel und Billet
Im Vorsaal bei der Königin. Er stutzte
Und sah mich an, da mir das Wort entwischte,
Ein Frauenzimmer sende mich.
 
Prinzessin
Er stutzte?
Sehr gut! sehr brav! Nur fort, erzähle weiter.
 
Page
Ich wollte mehr noch sagen, da erblaßt' er
Und riß den Brief mir aus der Hand und sah
Mich drohend an und sagt', er wisse Alles.
Den Brief durchlas er mit Bestürzung, fing
Auf einmal an zu zittern.
 
Prinzessin
Wisse Alles?
Er wisse Alles? Sagt' er das?
 
Page
Und fragte
Mich dreimal, viermal, ob Sie selber, wirklich
Sie selber mir den Brief gegeben?
 
Prinzessin
Ob
Ich selbst? Und also nannt' er meinen Namen?
 
Page
Den Namen - nein, den nannt' er nicht. - Es möchten
Kundschafter, sagt' er, in der Gegend horchen
Und es dem König plaudern.
 
Prinzessin
(befremdet)
Sagt' er das?
 
Page
Dem König, sagt' er, liege ganz erstaunlich,
Gar mächtig viel daran, besonders viel,
Von diesem Briefe Kundschaft zu erhalten.
 
Prinzessin
Dem König? Hast du recht gehört? Dem König?
War das der Ausdruck, den er brauchte?
 
Page
Ja!
Er nannt' es ein gefährliches Geheimniß
Und warnte ich, mit Worten und mit Winken
Gar sehr auf meiner Hut zu sein, daß ja
Der König keinen Argwohn schöpfe.
 
Prinzessin
(nach einigem Nachsinnen, voll Verwunderung)
Alles
Trifft zu. - Es kann nicht anders sein - er muß
Um die Geschichte wissen. - Unbegreiflich!
Wer mag ihm wohl verrathen haben? - Wer?
Ich frage noch - Wer sieht so scharf, so tief,
Wer anders, als der Falkenblick der Liebe?
Doch weiter, fahre weiter fort: er las
Das Billet -
 
Page
Das Billet enthalte
Ein Glück, sagt' er, vor dem er zittern müsse;
Das hab' er nie zu träumen sich getraut.
Zum Unglück trat der Herzog in den Saal,
Dies zwang uns -
 
Prinzessin
(ärgerlich)
Aber was in aller Welt
Hat jetzt der Herzog dort zu thun? Wo aber,
Wo bleibt er denn? Was zögert er? Warum
Erscheint er nicht? - Siehst du, wie falsch man dich
Berichtet hat? Wie glücklich wär' er schon
In so viel Zeit gewesen, als du brauchtest,
Mir zu erzählen, daß er's werden wollte!
 
Page
Der Herzog, fürcht' ich -
 
Prinzessin
Wiederum der Herzog?
Was will der hier? Was hat der tapfre Mann
Mit meiner stillen Seligkeit zu schaffen?
Den könnt' er stehen lassen, weiter schicken,
Wen auf der Welt kann man das nicht? - O, wahrlich,
Dein Prinz versteht sich auf die Liebe selbst
So schlecht, als, wie es schien, auf Damenherzen.
Er weiß nicht, was Minuten sind - Still, still!
Ich höre kommen. Fort! Es ist der Prinz.
 
(Page eilt hinaus.)
 
Hinweg, hinweg! - Wo hab' ich meine Laute?
Er soll mich überraschen. - Mein Gesang
Soll ihm das Zeichen geben. -
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