Schiller
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Don
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Friedrich von Schiller
Don
Carlos, 2.5.
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- Zweiter Akt,
Fünfter Auftritt
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-
- Don Carlos, Herzog von
Alba.
-
- Alba
- (ihm in den Weg
tretend)
- Zwei Worte, gnäd'ger
Prinz.
-
- Carlos
- Ganz recht - schon gut -
ein andermal.
- (Er will gehen)
-
- Alba
- Scheint freilich nicht
der schicklichste. Vielleicht
- Gefällt es Eurer
königlichen Hoheit,
- Auf Ihrem Zimmer mir
Gehör zu geben?
-
- Carlos
- Wozu? Das kann hier auch
geschehn. - Nur schnell,
- Nur kurz -
-
- Alba
- Was eigentlich hierbei
mich führt,
- Ist, Eurer Hoheit
unterthän'gen Dank
- Für das
Bewußte abzutragen -
-
- Carlos
- Dank?
- Mir Dank? Wofür? -
Und Dank von Herzog Alba?
-
- Alba
- Denn kaum, daß Sie
das Zimmer des Monarchen
- Verlassen hatten, ward
mir angekündigt,
- Nach Brüssel
abzugehen.
-
- Carlos
- Brüssel! So!
-
- Alba
- Wem sonst, mein Prinz,
als Ihrer gnädigen
- Verwendung bei des
Königs Majestät,
- Kann ich es zuzuschreiben
haben? -
-
- Carlos
- Mir?
- Mir ganz und gar nicht -
mir wahrhaftig nicht.
- Sie reisen - reisen Sie
mit Gott!
-
- Alba
- Sonst nichts?
- Das nimmt mich Wunder -
Eure Hoheit hätten
- Mir weiter nichts nach
Flandern aufzutragen?
-
- Carlos
- Was sonst? was dort?
-
- Alba
- Dort schien es noch vor
Kurzem,
- Als forderte das
Schicksal dieser Länder
- Don Carlos' eigne
Gegenwart.
-
- Carlos
- Wie so?
- Doch ja - ja recht - Das
war vorhin - das ist
- Auch so ganz gut, recht
gut, um so viel besser -
-
- Alba
- Ich höre mit
Verwunderung -
-
- Carlos
- (nicht mit
Ironie)
- Sie sind
- Ein großer General
- wer weiß das nicht?
- Der Neid muß es
beschwören. Ich - ich bin
- Ein junger Mensch. So hat
es auch der König
- Gemeint. Der König
hat ganz Recht, ganz Recht.
- Ich seh's jetzt ein, ich
bin vergnügt, und also
- Genug davon. Glück
auf den Weg. Ich kann
- Jetzt, wie Sie sehen,
schlechterdings - ich bin
- So eben etwas
überhäuft - das Weitere
- Auf morgen, oder wenn Sie
wollen, oder
- Wenn Sie von Brüssel
wiederkommen -
-
- Alba
- Wie?
-
- Carlos
- (nach einigem
Stillschweigen, wie er sieht, daß der
Herzog noch immer bleibt).
- Sie nehmen gute Jahrszeit
mit. - Die Reise
- Geht über Mailand,
Lothringen, Burgund
- Und Deutschland -
Deutschland? - Recht, in Deutschland war
es!
- Da kenn man Sie! - Wir
haben jetzt April;
- Mai - Junius - im Julius,
ganz recht,
- Und spätestens zu
Anfang des Augusts
- Sind Sie in Brüssel.
O, ich zweifle nicht,
- Man wird sehr bald von
Ihren Siegen hören.
- Sie werden unsers
gnädigen Vertrauens
- Sich werth zu machen
wissen.
-
- Alba
- (mit Bedeutung).
- Werd' ich das
- In meines Nichts
durchbohrendem Gefühle?
-
- Carlos
- (nach einigem
Stillschweigen, mit Würde und
Stolz)
- Sie sind empfindlich,
Herzog - und mit Recht.
- Es war, ich muß
bekennen, wenig Schonung
- Von meiner Seite, Waffen
gegen Sie
- Zu führen, die Sie
nicht im Stande sind
- Mir zu erwiedern.
-
- Alba
- Nicht im Stande? -
-
- Carlos
- (ihm lächelnd die
Hand reichend).
- Schade,
- Daß mir's gerade
jetzt an Zeit gebricht,
- Den würd'gen Kampf
mit Alba auszufechten.
- Ein andermal -
-
- Alba
- Prinz, wir verrechnen
uns
- Auf ganz verschiedne
Weise. Sie zum Beispiel,
- Sie sehen sich um zwanzig
Jahre später,
- Ich Sie um eben so viel
früher.
-
- Carlos
- Nun?
-
- Alba
- Und dabei fällt mir
ein, wie viele Nächte
- Bei seiner schönen
portugiesischen
- Gemahlin, Ihrer Mutter,
der Monarch
- Wohl drum gegeben
hätte, einen Arm,
- Wie diesen, seiner Krone
zu erkaufen!
- Ihm mocht' es wohl
bekannt sein, wie viel leichter
- Die Sache sei, Monarchen
fortzupflanzen,
- Als Monarchieen - wie
viel schneller man
- Die Welt mit einem
Könige versorge,
- Als Könige mit einer
Welt.
-
- Carlos
- Sehr wahr!
- Doch, Herzog Alba? doch -
-
- Alba
- Und wie viel
Blut,
- Blut ihres Volkes
fließen mußte, bis
- Zwei Tropfen Sie zum
König machen konnten.
-
- Carlos
- Sehr wahr, bei Gott - und
in zwei Worte Alles
- Gepreßt, was des
Verdienstes Stolz dem Stolze
- Des Glücks
entgegensetzen kann. - Doch nun
- Die Anwendung? doch,
Herzog Alba?
-
- Alba
- Wehe
- Dem zarten Wiegenkinde
Majestät,
- Das seiner Amme spotten
kann! Wie sanft
- Mag's auf dem weichen
Kissen unsrer Siege
- Sich schlafen lassen! An
der Krone funkeln
- Die Perlen nur, und
freilich nicht die Wunden,
- Mit denen sie errungen
ward. - Dies Schwert
- Schrieb fremden
Völkern spanische Gesetze,
- Es blitzte dem
Gekreuzigten voran
- Und zeichnete dem
Samenkorn des Glaubens
- Auf diesem Welttheil
blut'ge Furchen vor:
- Gott richtete im Himmel,
ich auf Erden -
-
- Carlos
- Gott oder Teufel, gilt
gleich viel! Sie waren
- Sein rechter Arm. Ich
weiß das wohl - und jetzt
- Nichts mehr davon. Ich
bitte. Vor gewissen
- Erinnerungen möcht'
ich gern mich hüten.
- Ich ehre meines Vaters
Wahl. Mein Vater
- Braucht einen Alba;
daß er diesen braucht,
- Das ist es nicht, warum
ich ihn beneide.
- Sie sind ein großer
Mann. - Auch das mag sein -
- Ich glaub' es fast. Nur,
fürcht' ich, kamen Sie
- Um wenige Jahrtausende zu
zeitig.
- Ein Alba, sollt' ich
meinen, war der Mann,
- Am Ende aller Tage zu
erscheinen!
- Dann, wann des Lasters
Riesentrotz die Langmuth
- Des Himmels aufgezehrt,
die reichte Ernte
- Der Missethat in vollen
Halmen steht
- Und einen Schnitter
sonder Beispiel fordert,
- Dann stehen Sie an Ihrem
Platz. - O Gott,
- Mein Paradies! mein
Flandern! - Doch ich soll
- Es jetzt nicht denken.
Still davon. Man spricht,
- Sie führten einen
Vorrath Blutsentenzen,
- Im Voraus unterzeichnet,
mit? Die Vorsicht
- Ist lobenswerth. So
braucht man sich vor keiner
- Chicane mehr zu
fürchten. - O mein Vater,
- Wie schlecht verstand ich
deine Meinung! Härte
- Gab ich dir Schuld, weil
du mir ein Geschäft
- Verweigertest, wo deine
Alba glänzen? -
- Es war der Anfang deiner
Achtung.
-
- Alba
- Prinz,
- Dies Wort verdiente -
-
- Carlos
- (auffahrend)
- Was?
-
- Alba
- Doch davor schützt
Sie
- Der Königssohn.
-
- Carlos
- (nach dem Schwert
greifend)
- Das fordert Blut! - Das
Schwert
- Gezogen, Herzog!
-
- Alba
- (kalt)
- Gegen wen?
-
- Carlos
- (heftig auf ihn
eindringend).
- Das Schwert
- Gezogen, ich
durchstoße Sie.
-
- Alba
- (zieht)
- Wenn es
- Denn sein muß -
- (Sie fechten)
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