Schiller
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Biographie
Don
Carlos
Kabale
und Liebe
Gedichte
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Friedrich von Schiller
Don
Carlos, 1.9. zurück
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- Erster Akt, neunter
Auftritt
-
- Don
Carlos,
Der
Marquis
-
- Carlos
- Ich habe dich
verstanden.
- Ich danke dir. Doch
diesen Zwang entschuldigt
- Nur eines Dritten
Gegenwart. Sind wir
- Nicht Brüder? -
Dieses Possenspiel des Ranges
- Sei künftighin aus
unserm Bund verwiesen!
- Berede dich, wir Beide
hätten uns
- Auf einem Ball mit Masken
eingefunden,
- In Sklavenkleidern du,
und ich aus Laune
- In einen Purpur
eingemummt. So lange
- Der Fasching währt,
verehren wir die Lüge,
- Der Rolle treu, mit
lächerlichem Ernst,
- Den süßen
Rausch des Haufens nicht zu
stören.
- Doch durch die Larve
winkt dein Carl dir zu,
- Du drückst mir im
Vorübergehn die Hände,
- Und wir verstehen uns.
-
- Marquis
- Der Traum ist
göttlich.
- Doch wird er nie
verfliegen? Ist mein Carl
- Auch seiner so
gewiß, den Reizungen
- Der unumschränkten
Majestät zu trotzen?
- Noch ist ein großer
Tag zurück - ein Tag -
- Wo dieser Heldensinn -
ich will Sie mahnen -
- In einer schweren Probe
sinken wird.
- Don Philipp stirbt. Carl
erbt das größte Reich
- Der Christenheit. - Ein
ungeheurer Spalt
- Reißt vom
Geschlecht der Sterblichen ihn los,
- Und Gott ist heut, wer
gestern Mensch noch war.
- Jetzt hat er keine
Schwächen mehr. Die Pflichten
- Der Ewigkeit verstummen
ihm. Die Menschheit
- - Noch heut ein
großes Wort in seinem Ohr -
- Verkauft sich selbst und
kriecht um ihren Götzen.
- Sein Mitgefühl
löscht mit dem Leiden aus,
- In Wollüsten
ermattet seine Tugend,
- Für seine Thorheit
schickt ihm Peru Gold,
- Für seine Laster
zieht sein Hof ihm Teufel.
- Er schläft berauscht
in diesem Himmel ein,
- Den seine Sklaven listig
um ihn schufen.
- Lang, wie sein Traum,
währt seine Gottheit. - Wehe
- Dem Rasenden, der ihn
mitleidig weckte.
- Was aber würde
Roderich? - Die Freundschaft
- Ist wahr und kühn -
die kranke Majestät
- Hält ihren
fürchterlichen Strahl nicht
aus.
- Den Trotz des
Bürgers würden Sie nicht
dulden,
- Ich nicht den Stolz des
Fürsten.
-
- Carlos
- Wahr und
schrecklich
- Ist dein Gemälde von
Monarchen. Ja,
- Ich glaube dir. - Doch
nur die Wollust schloß
- Dem Laster ihre Herzen
auf. Ich bin
- Noch rein, ein
dreiundzwanzigjähr'ger
Jüngling.
- Was vor mir Tausende
gewissenlos
- In schwelgenden
Umarmungen verpraßten,
- Des Geistes beste
Hälfte, Männerkraft,
- Hab' ich dem
künft'gen Herrscher aufgehoben.
- Was könnte dich aus
meinem Herzen drängen,
- Wenn es nicht Weiber
thun?
-
- Marquis
- Ich selbst. Könnt'
ich
- So innig Sie noch lieben,
Carl, wenn ich
- Sie fürchten
müßte?
-
- Carlos
- Das wird nie
geschehen.
- Bedarfst du meiner? Hast
du Leidenschaften,
- Die von dem Throne
betteln? Reizt dich Gold?
- Du bist ein reichrer
Unterthan, als ich
- Ein König je sein
werde. - Geizest du
- Nach Ehre? Schon als
Jüngling hattest du
- Ihr Maß
erschöpft - du hast sie
ausgeschlagen.
- Wer von uns wird der
Gläubiger des Andern,
- Und wer der Schuldner
sein? - Du schweigst? Du zitterst
- Vor der Versuchung? Nicht
gewisser bist
- Du deiner selbst?
-
- Marquis
- Wohlan. Ich
weiche.
- Hier meine Hand.
-
- Carlos
- Der Meinige?
-
- Marquis
- Auf ewig
- Und in des Worts
verwegenster Bedeutung.
-
- Carlos
- So treu und warm, wie
heute dem Infanten,
- Auch dermaleinst dem
König zugethan?
-
- Marquis
- Das schwör' ich
Ihnen.
-
- Carlos
- Dann auch, wenn der
Wurm
- Der Schmeichelei mein
unbewachtes Herz
- Umklammerte - wenn dieses
Auge Thränen
- Verlernte, die es sonst
geweint - dies Ohr
- Dem Flehen sich
verriegelte, willst du,
- Ein schreckenloser
Hüter meiner Tugend,
- Mich kräftig fassen,
meinen Genius
- Bei seinem großen
Namen rufen?
-
- Marquis
- Ja.
-
- Carlos
- Und jetzt noch eine
Bitte! Nenn' mich Du.
- Ich habe deines Gleichen
stets beneidet
- Um dieses Vorrecht der
Vertraulichkeit.
- Dies brüderliche Du
betrügt mein Ohr,
- Mein Herz mit
süßen Ahnungen von
Gleichheit.
- - Keinen Einwurf - Was du
sagen willst, errath' ich.
- Dir ist es Kleinigkeit,
ich weiß - doch mir,
- Dem Königssohne, ist
es viel. Willst du
- Mein Bruder sein?
-
- Marquis
- Dein Bruder!
-
- Carlos
- Jetzt zum
König.
- Ich fürchte nichts
mehr - Arm in Arm mit dir,
- So fordr' ich mein
Jahrhundert in die Schranken.
-
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