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Frühbarock - Schütz - Erste Berufserfahrung 1613 - 1618


Barock
Frühbarock

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Alter und Ende
1650 - 1672

Zeittafel

Werke

Literatur

zusammengestellt von Martin Schlu © 2006 / 23. Jan. 2022
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Venedig 1643 (nach dem Merian-Atlas)
Gezeichnete Ansicht von Venedig als Luftbild 1643.  Wenn man die Stadt kennt, ist die Zeichnung ein Muster für Genauigkeit - man muß sich nur alles wegdenken, was erst später dazukam...

 
 
1613 - 1614 - Seitenanfang
Nach seiner Rückkehr aus Venedig gegen Ende 1612 bekommt Schütz zunächst ein Jahresgehalt in Höhe des Stipendiums von 200 Talern1 jährlich, weil Moritz von Hessen noch keine freie Stelle für ihn hat. Noch ist nicht klar, ob Schütz nicht doch noch Jurist wird. Hofkapellmeister Georg Otto ist noch im Dienst, darum bekommt Schütz den Titel "Zweiter Organist und Prinzenerzieher". 

1Ein Taler ist deutlich mehr als ein Fünfzig-Euro-Schein. Er wurde von Ragnhild Hatton (Georg I., Frankfurt 1982) definiert als ein Drittel Pfund Sterling und sie schreibt, dass ein Einkommen von 500 Pfund (= 1.500 Taler) reichte, um ein standesgemäßes Leben zu führen. Schütz' erstes Gehalt, dürfte nach heutiger Währung damit wenigstens € 50.000 betragen haben  (MS)

Es kommt zur Freundschaft mit Johann Hermann Schein, dem späteren Thomaskantor in Leipzig.
 
Leichtsinnigerweise nimmt Moritz von Hessen seinen zweiten Organisten auf eine Dienstreise nach Dresden zum dortigen Kurfürsten Johann Georg I. von Sachsen. Das hätte er besser nicht getan, denn Schütz fällt so positiv auf, daß der Kurfürst alles daran setzt, diesen Musiker zu bekommen. Schütz dient zunächst zwei Monate am Dresdner Hof unter dem Kurfürsten, der seine Fähigkeiten zu schätzen weiß und ihn einfach nicht mehr nach Kassel läßt. Dabei hat er gerade (1614) Michael Praetorius (1571- 1621) angestellt. Zwei Jahre hält der Landgraf still, obwohl der Kurfürst ihm Schütz' Ausbildungskosten natürlich nicht erstattet und als der Kurfürst dessen Dienste bis 1617 einfordert, wird es dem Landgrafen zu bunt und er überlegt ernsthaft, ob er wegen eines Musikers einen Krieg mit seinem Kurfürsten anfangen soll. Nach erfolgtem Studium bei Gabrieli und Monteverdi ist Schütz' Ausbildung buchstäblich Gold wert und er ist eigentlich für den Hof Hessen-Kassel überqualifiziert. Der Krieg findet aber nicht statt, denn der Kurfürst setzt sich durch und Schütz hat mit 28 Jahren eine Stelle, die Bach niemals erreicht hat. Praetorius hat schon gemerkt, daß er gegen Schütz nicht ankommt und ist seit 1616 wieder in Wolfenbüttel - beim Halberstädter Hof geht es ruhiger zu.
 
1615 - Seitenanfang
Im Lauf der Jahre betreut Schütz die Chorknaben Johann Klemm (um 1593-1651) ab 1615, Johannes Vierdanck (um 1605-1646) ab 1615, Matthias Weckmann (vor 1619-1674) ab 1630, Christoph Bernhard (1627-1592) ab 1649 und als einen der letzten, Johann Theile (1646 - 1724), aus denen später auch berühmte Komponisten werden.
 
1617 - Seitenanfang
Nachdem Moritz von Hessen in einem Brief an den Kurfürsten am 16.1.1617 endgültig auf Schütz' Anstellung verzichtet, wird dieser ab dem 12. Februar fest angestellter Hofkapellmeister in Dresden unter Kurfürst Johann Georg I. von Sachsen. Damit ist er verantwortlich für die gesamte Hofmusik, für jeden Anlaß und für jede Besetzung und Schütz wird diesen Posten 55 Jahre lang ausüben. Er bildet nicht nur die Chorknaben in Gesang, Theorie und Orchesterspiel aus, sondern schreibt auch viele Kompositionen für seine Besetzung und da der Kurfürst gerne Geld für Musik im italienischen Stil ausgibt, entstehen in dieser Zeit viele groß besetzte Werke für bis zu vier Chören und Orchester, die 1619 als "Psalmen Davids" herausgegeben werden.
 
Anläßlich der 100-Jahrfeier der Reformation führt Schütz mit großem Aufwand Teile der "Psalmen Davids" auf und erzeugt damit eine überwältigende Wirkung. Selbst Kaiser Matthias ist beeindruckt, der von seiner Hofkapelle ja einiges gewohnt ist. Der Hofprediger des Kurfürsten, Matthias Hoe von Hoenegg, schreibt darüber:

"... Den 30. Oktob. hat man am Mittag in und vor der Stadt <Dresden> in allen Kirchen das Fest eingeläutet, Vespern gehalten und Beicht gesessen. ...Den 31. Oktober... wurden nach 6 Uhr früh etliche große Geschütz losgebrannt ... wie allhie ... hat man vor und nach Mittag neben herrlicher Musica Predigten gehalten... <Beteiligt waren> 11 Instrumentisten, 11 Cantoribus <Solosänger>, 3 Organisten, 4 Lautenisten, 1 Theorbisten <Theorbe, eine Laute mit zusätzlichen Baßsaiten>, 3 Organistenknaben, 5 Discantisten <Sopransänger> mit herrlicher Abwechslung allerlei Sorten von herrlichen Instrumenten mit zweien Orgelwerken, 2 Regalen <tragbareOrgeln>, 3 Clavizymbeln <Cembali>, nebst 18 Trompetern und zweien Heerpaukern feierlich gehalten und ausgeführt worden unter der Leitung von Heinrich Schütz aus Weißenfels."

<zit. nach Gregor-Dellin, S. 106>

 
1618
Der Ausbruch des 30jährigen Kriegs betrifft Schütz noch nicht. Er schreibt drei Hochzeitsmusiken für zwei Freunde und seinen Bruder Georg und wird beauftragt zusammen mit Samuel Scheidt und Michael Praetorius die "Konzertmusik" (Gregor-Dellin, 108) , also eine musikalische Neuordnung für den Magdeburger Dom einzurichten. Zu diesem Zeitpunkt sind die „Psalmen Davids“ bereits geschrieben und werden für den Druck eingerichtet, außerdem ist Heinrich schon längst in Anna Maria Wildeck verliebt.
 
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