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Venedig für Anfänger
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Text und Fotos von Martin Schlu, (ab 2006, Stand 29. September 2024)
- Dorsoduro liegt im
Südwesten der Insel zwischen der „Dogana (alte Zollstation), der
"Zattere" im Süden, der Accademia-Brücke und der Salute im Norden. Dieser Stadtteil ist
mehrheitlich ein Wohngebiet, beherbergt zahllose
Kirchen, Teile der Universität, mehrere
Behörden und ist vom Touristenstrom halbwegs
verschont, denn die Tagestouristen finden selten hierhin. Der zentrale Platz ist der Campo Santa Margherita
(da gibt es auch andere Schreibweisen), der an den Wochentagen bis 14:00
Fischmarkt und besonders zu empfehlen ist - sei es, man kann Fisch gut zubereiten oder man sucht Fotomative. Ein
halbes Dutzend Möwen lauern immer auf Fischabfälle und manchmal klauen
sie auch ein Stück Fisch von der Waage, wenn die Verkäufer nicht
aufgepaßt haben.
Nach dem Fischmarkt packen die Händler ihr Zeug zusammen und fahren es ein paar Meter weiter in einen „sotoportego“
(einen Durchgang zu einem Hinterhaus), an dem es einen Bootsteg gibt.
Von dort wird der unverkaufte Rest anderswohin ausgeliefert.
- Doch am Nachmittag und Abend ist der Platz fest in der Hand der
Anwohner. Da fahren die Kinder Roller, alte Menschen und junge
Familien sitzen auf den Bänken und die Cafes und Restaurants sind voll.
An Karneval wird dort auf einer Bühne Musik gespielt und weil die
Universität nicht weit ist, laufen ständig junge Menschen herum, die
auch in der Nähe eine bezahlbare Wohnung gefunden haben. Vom Campo sind
es gerade zehn Minuten zum Piazzale Roma oder zur Ferrovia - der Weg ist ausgeschildert.
Oben: Der Platz an einem schönen Herbsttag
Unten: Der Turm von Sankt Barnaba steht wirklich schief - aber schon sehr lange.
- Einkaufsmöglichkeiten gibt es rund
um den Campo San Barnaba, den Campo Santa Margarita bis zur
Zattere, viele kleine Geschäfte für den
Normalgebrauch bis zu Spezialgeschäften
(Geigenbau in der Nähe der Chiesa di Carmini),
außerdem Supermärkte wie den Conan zwischen Campo
Santa Margherita und der Ponte dei Pugni, oder an der Haltestelle S.
Basilio. Es gibt am Ponte dei Pugni vor dem Campo San Barnaba
seit Jahren ein Boot, aus dem Gemüse verkauft wird, das gut und billig
ist - ein Phänomen, das man nicht nur bei Gemüse öfter findet, als man
glaubt. 2006 ist es mir das erste Mal aufgefallen, aber mir haben
ältere Menschen (so wie ich) erzählt, es wäre schon immer da gewesen.
Gemüseboot an
der Ponte dei Pugni am Campo San Barnaba/Dorsoduro; Foto: Martin Schlu,
2022
- Der venezianische Jazzclub liegt ebenfalls am Ponte dei Pugni (Dorsoduro 3102) und hat einen guten Ruf. Außerdem hat Dorsodureo auch
interessante Betriebe, die man nicht unbedingt sofort findet, so z.B. die
Gondelwerkstatt in der Nähe der Zattere (Dorsoduro 1097) oder die Geigenbauwerkstatt in
der Nähe der Basilia Santa Margeritha.
- Umgebung
- Vom Gemüseboot geht man über den Campo San Barnaba und läßt die weiße Kirche mit der ewigen Ausstellung zu Michelangelo links liegen. Hinter der Kirche links kommt man zum Haltepunkt Ca' Rezzonico geradeaus durch den sotoportego zur Brücke accademia. Entlang des Rio di toletto
liegen zahlreiche Läden mit Büchern, Glaskunst, Kunst, Masken und
Kitsch. Man passiert die Grundschule des 4. Bezirks, kommt am Gymasium
vorbei und endet entweder an der Brücke (accademia) oder an der Salute - je nachdem wie man im Künstlerviertel abgebogen ist. Richtung accademia kommt man dann an dieser Stelle vorbei:
Am Rio della toletta ist es wunderschön, wenn man frühmorgens oder abends da ist.
- Zwischen
12:00 Uhr und 16:00 Uhr rauschen die Touristen hier durch, bevor sie zum Essen
wieder aufs Schiff müssen. Dann stehen da oft Menschen, die diese
Touristen anschnorren - manchmal spielen dort aber auch erstklassige
Musiker.
- Kirchen
Kirchen gibt es in Dorsoduro jede Menge. Die
Salute ist die bekannteste von ihnen und es lohnt sich in oder nach der
Sonntagsmesse dorthin zu gehen, weil der Organist oft noch fast eine
Stunde spielt. Seit 2022 wird die Kirche umfassend renoviert
(Gebäuderisse, Fußbodensenkungen, Dach), aber sie bleibt immer
geöffnet. Durch das große Werbeplakat an der Fassade wird ordentlich
Geld in die Kasse gespült - da haben die Kirchen und Venezianer hier
keine Probleme mit. Man stelle sich aber vor, zwischen den Türmen des
Kölner Doms wäre eine Reklamwand von Hugo Boss...
- Die Salute
ist eine der wenigen Kirchen auf der Welt, die eine schwarze Madonna im
Altar haben. Sie ist nicht original italienisch, sondern stammt, wie so
viele andere Kunstwerke, aus der Türkei, wo sie 1670
aus der Kathedrale von Candia (Kreta) geraubt und nach Venedig gebracht
wurde (das ist ja gute Tradition, wie der Raub des heiligen Markus aus
Alexandria ca. 500 Jahre vorher).
Als ich am Sonntag in die Salute komme, ist gerade das Hochamt zu Ende (Größe des Video ca. 30MB).
- Die Glocken läuten, die Messe ist aus und der Organist spielt noch eine gute halbe Stunde Vivaldi. Schön!
- Weitere lohnenswerte Kirchen sind San Barnaba, Scuola Grande San Carmini, San Samuele und etwa ein Dutzend andere Kirchen. Google und Trip advisor wissen mehr.
- Kunst und Kommerz
Sehenswert ist das Museum Peggy Guggenheims (Dorseduro 709),
das direkt am Canale Grande liegt und in dem Peggy Guggenheim auch mit
ihren vielen Hunden ("my beloved babies")
begraben ist. Es gibt eine
ständige Ausstellung, einen Überblick über Rang und Namen des 20.
Jahrhunderts von de George de Chirico über René Magritte bis zu
Salvador Dali, von Pablo Picasso bis
Alexander Calder und Sydney Pollack. Der Eintritt beträgt EUR 16,00.-
(Okt. 2022) und ist gut angelegtes Geld. Einmal im Jahr sollte man hingehen, dann
hängen wieder andere Stücke an den Wänden und das Museumsmagazin muß
gigantisch sein.
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Der Eingang zum Museum...
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...wird von Kunst begleitet
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- Rund
um das Museumsviertel haben viele Künstler ihre
Ateliers und ihre Werkstätten und die meisten der (amerikanischen und
englischen) Kreuzfahrttagestouristen, die mit den Luxusschiffen
ankommen, nehmen sich echte
venezianische Kunst mit, wenn sie aus dem Guggenheim herauskommen -
Kunst dienst also als Repräsentation und Vorzeigeobjekt, fast wie
früher. Das Durchfahrtsverbot der großen Schiffe durch den Giudecca-Kanal zum Kreuzfahrtterminal von San
Basilio im Jahr 2022 hatte keinen Einfluß auf die Kunstszene.
Diesen Herbst waren die Geschäfte jedenfalls so voll wie zu Zeiten der
großen Schiffe, auch wenn es immer wieder Wechsel gibt.
- Typisches Kunstgeschäft rund um das Guggenheim-Museum (Dorsoduro 369, Fondamenta Zorzi ...)
- Die Zeiten, an denen die
Kreuzfahrtriesen die Aussicht versperren, den Dieseldreck durch den
Stadtteil pusten und die Fundamente durch Wellenschag beschädigen, sind
seit dem 1. August 2022 zum Glück vorbei. Heute legen die Schiffe weit draußen an und man muß in kleinere Boote umsteigen.
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Die Zaterre ist
bei Sonne der schönste Platz in Venedig, vor allem an der „Terassa di
nobili“ an der „Fondamenta de la Zattere ai Gesui“. Bei Hochwasser
kriegt man schon mal nasse Füße, wenn man zu dicht am Wasser sitzt,
aber das geht schnell vorbei. Wenn man nicht mehr laufen will, liegt
die Anlegestelle für die 1, 2, 4 und die 6 nur hundert Meter entfernt.
- Fritto misto essen und den Booten, Schiffen und Möwen zuzusehen ist toll.
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