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- Oostende/Ostende
- Text und Fotos: © Martin Schlu 2008-2024 / Stand: 28.10.2024
- zurück - Geschichte - Antwerpen - Bredene - Brugge - De Haan - Gent
Geschichte Oostende - Ensor Haus - Ensor Haus - Bahnhof - Strand - Rückweg
Oostende ist
eine der größten Städte Flanderns, doch mit gut 70.000 Einwohnern
trotzdem überschaubar. Mit der Bahn ankommende Reisende schauen vom
imposanten Bahnhofsgebäude direkt auf den Stadthafen, an dem
üblicherweise genug Schiffe liegen, daß das Hafenflair auch ausbrechen
kann. Autofahrende Touristen werden ins Centrum so geleitet, daß sie an
besagtem Bahnhof landen und dort - am „Winston Churchill Parking“
- auch ausreichend Parkplätze finden. Wer Glück hat findet das Parkhaus
am Strand, von wo man zum Meer oder in die Fußgängerzone kann. Die
Innenstadt liegt nämlich nicht
am Bahnhof oder am Hafen, sondern zwischen dem Strand und dem
Bahnhof/Hafen, schön schachbrettartig angelegt und doch im Aufbau so ähnlich, daß
man sich wunderbar verlaufen kann (Das Handy liefert zu ungenaue
Angaben).
- Geschichte
Oostende hatte früher
eine wechselvolle Geschichte, aber immer eine hohe Bedeutung für das
Land. 1604 wurde die niederländische Stadt im achtzigjährigen Krieg von
den Spaniern belagert und eingenommen. Gut hundert Jahe später kam sie
nach Österreich, 1722 wurde sie für das Heilige Römische Reich
deutscher Nation (HRR) Ausgangspunkt zum Seehandel nach Ostindien,
kam nach dem Wiener Kongreß wieder an die Niederlande und als Belgien
1831 gegründet wurde, hatte der erste König, Leopold, natürlich seine
Hand auf die Stadt gelegt und so ist es bis heute. Oostende
wurde der wichtigste Fährhafen nach England, Frankreich und Deutschland
und bis zum Ersten Weltkrieg vor allem ein mondäner Badeort mit
Hunderten Villen, Hotels und Herrenhäusern im klassizistischen bis
viktorianischen Stile.
- Der Erste
Weltkrieg machte aus dem Strand eine deutsche Flakschule, ein
englisches Protektorat und danach wieder eine belgische Stadt. Im
Zweiten Weltkrieg war der größte Teil der alten Stadt von deutschen
Bombern zerstört worden, obwohl das eigentlich Ziel die Hafananlagen
waren. Es gibt zwar immer noch viel alte Substanz, doch die dritte
Zerstörung der Stadt fand durch die unsägliche Architektur ab 1950
statt, als man Oostende als „moderne“ Stadt aufbauen wollte. Das Ergebnis spricht für sich:
Oben: Quadratisch, praktisch und fast überall gleich aussehend - Ostende heute (Vlanderenstraat)
Unten Die Strandskyline im Abendlicht - da wirkt es nicht so schlimm
nach oben Innenstadt
Egal, ob man aus Richtung Hafen/Bahnhof Richtung Strand läuft oder vom
Strand in die Gegenrichtung, die Viertel sehen im Innenstadtbereich
alle viel zu ähnlich aus. In der Weihnachtszeit ist es knallvoll, sonst
ist es nur voll. Weil es aber überall kleine Cafés gibt, findet man im
Notfall immer ein Plätzchen für eine Pause. Wer shoppen will, kann
ausgiebig gucken, wird aber feststellen, daß die speziellen Geschäfte
nicht in der Innenstadt liegen, sondern daß es hier eben den Mainstream
gibt: Handyzubehör, Süßigkeiten, Drogerie, Klamotten, Schuhe, Sport,
Cafés und wieder von vorne. Spezialitäten sind „Blokker“ und „Hema“,
holländische Ketten, die das verkaufen, was man nicht braucht, aber
dies ungeheuer anziehend präsentieren. Irgendetwas findet man immer,
was es zu Hause nicht gibt und was man unbedingt kaufen muß. Selbst ein
Apple-Store fand sich. Nur Antwerpen und Gent können von den Einkaufsmöglichkeiten
hier mithalten, Brugge eher nicht und alle anderen Städte in Flandern sind kleiner.
Angeblich soll es in Oostende 300 Restaurants geben - ich halte es für
möglich und denke, die Hälfte davon ist bestimmt in dieser Straße.
- Aufgefallen
ist mir die große Zahl an Veranstaltungen, die auch für eine Großstadt
nicht schlecht wären. Fast überall liegt ein kleines Heft aus („Uit in Oostende de Stad an Zee“), in dem auf etwa sechzig Seiten die Veranstaltungend es Monats aufgelistt sind. Hut ab (Chapeau)!
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- Ensor-Haus
Es gibt viel zu entdecken. An der Kreuzung zur Vlaanderenstraat/Adolf-Buylstraat (Vlanderenstraat 29) steht das ehemalige Wohnhaus James Ensors, das längst ein Museum
geworden ist und täglich von Hunderten Kunstinteressierten besucht
wird. Wir haben für einen entspannten Besuch gut zwei Stunden gebraucht
und im ersten Stock hatte man den Meerblick (die Sichteinschränkung
durch die typischen Strandhochhäuser hatte der Maler natürlich nicht).
Wenn man etwas weiß, findet man Details, wenn man neu ist, bekommt man
einen guten Überblick. Die Wohn- und Arbeitsräume Ensors hat man so belassen, sie
bei seinem Tod 1949 waren und sie strahlen immer noch seinen
eigenwilligen Charakter aus. Man ist geradezu versucht auf dem Klavier oder dem Harmonium zu spielen, weil sie so auufordernd dastehen. Ich habe es mir aber verkniffen.
Sehr schön waren die Fotos des alten Oostende
um 1925 und Ensors Bilder und Sammlerstücke kann man hier gut anschauen, denn
Ensors Mutter betrieb ein Souvenirgeschäft und handelte mit Fähnchen und Schildern, aber auch Schädeln und Tieren aus den belgischen
Kolonien. Man hat auch den Laden
so belassen, wie er bei Ensors Tod war - inclusive des damals angebotenen und heute
nicht mehr käuflichen Krokodils im grünen Schaufenster. Das Wort „Kolonialwaren“ bekommt hier also eine ganz neue
Bedeutung.
Das Ensorhaus an der Ecke Vlanderenstraat 27
Weil dieses Jahr auch das Ensor-Jahr ist/war, gab es allein in Oostende
drei Schwerpunkte: Das Ensor-Haus wurde genannt, doch es gibt noch den
Ensor-Spaziergang und die Ausstellung im Mu.Zee. Es war alles im Preis inbegriffen.
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- Bahnhof
- Mit
dem Ausbau des Hafens Zeebrugge
hat Oostende etwas an Bedeutung verloren. Dennoch kommen jeden Tag
genug Besucher, teilweise auch mit der Straßenbahn, denn die „Kust-Tram“ („De Lijn“)
hält hier auch auf dem Weg zwischen Frankreich und Holland und es gibt
nur wenige Städte, wo man so schnell vom Zug aufs Schiff kommen kann.
- Der Bahnhof ist ein Kopfbahnhof - daher die Größe.
- Vom Bahnhof zur Innenstadt gibt es zwei Routen, die etwa gleich lang
dauern. Der einfache Weg führt (den Bahnhof im Rücken) über die
Kapellenstraat einfach geradeaus, links an der Kathedrale vorbei und -
als Vlanderenstraat - durch
die Fußgängerzone zum Strand. Der schönere Weg führt erst Richtung
Hafen, dort geht man an den Freßbuden vorbei und hat immer gefäßige
Möwen um sich. Man sollte sie auf keinen Fall füttern, sie haben sich
so sehr in der Innenstadt breit gemacht, daß fast alles mit
Möwenscheiße bekleckert ist - auch das Plakat, das vor dem Füttern
warnt und mit einem Bußgeld von € 250.- droht. Das habe ich an der
Ostsee auch schon mal mit € 500.- gesehen. Dort weiß man aber auch, daß
man im Freien nichts ißt und nichts liegenläßt, was die Möwen anzieht.
Hier sollte man im Hafen nichts Eßbares in der Hand halten - die Möwen
sind sehr lernfähig.
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- Strand
Hinter den
Freßbuden sieht man bereits den Strand, und am Wasserspiegel und den
Feuchtbiotopen des Hafenbeckens erkennt man den Tidenhub: Etwa
drei bis vier Meter zwischen Ebbe und Flut sind immer drin. Auf
der etwa 500 Meter langen Seebrücke ist es an Silvester recht frisch
und man kann auch nicht bis zum Ende gehen, die meisten verlassen die
Seebrücke nach zwei Drittel der Strecke und gehen über den Strand
Richtung Hochhaus - aber die Angler freut es, denn
so können sie in Ruhe angeln. Übrigens lassen die Angler nie (!) einen
gefangenen Fisch auch nur für Sekunden aus den Augen (s.o.).
- Beim Foto war Ebbe - kurz vor Niedrigwasser. Am Gebälk sieht man, wie hoch die Tide bei Flut geht.
- Beim
Näherkommen des Strandes sieht man, wie effektiv die Stadtverwaltung
den Strand verschandelt hat - noch schöner kann man das nur in
Blankenberge erleben. Jedenfalls ist das bißchen Sonne durch die
Hochhausschluchten ratzfatz verschattet und es pfeift dort ein Wind wie
beim Vorplatz am Kölner Dom. Am Hochhaus sieht man sofort wo die
Fußgängerzone losgeht (das sieht man sowohl am Strand von Bredene, Den
Haan und bei gutem Wetter auch von Blankeberge) und die vielen Schilder
mit „Te Koop“ und „Te Huur“
machen klar, daß die Immobilienpreise offensichtlich sinken. Die
Promenade ist breiter als in De Haan, der Strand bei Flut allerdings
weniger breit und die Brandung vor allen Dingen etwas wilder, weil die
Wellen direkt am Strand ankommen.
- Noch
schlimmer ist nur die Skyline von Blankenberge - billiger sind die
Appartements dort aber auch nicht. Es ist etwa mit Venedig vergleichbar.
- nach oben
- Rückweg
- Am Hochhaus findet man wieder die Fußgängerzone (Vlanderenstraat). Der Rückweg
zur Bahn ist dann einfach: Man geht die Straße immer weiter, kommt an der
doppeltürmigen „Sint Petrus en Pauluskerk“ vorbei, nähert sich
wieder dem Hafen und ab der Kirche sieht man wieder den Bahnhof und weiß,
wo man hin muß.
- Sint Petrus en Pauluskerk - eher eine Kathedrale als eine Kirche
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- Gent - Geschichte
- Links über Ostende:
- http://de.wikipedia.org/wiki/Ostende
- http://nl.wikipedia.org/wiki/Sint-Petrus-en-Pauluskerk_%28Oostende%29
- Link über Kultur in Ooostende
http://www.flandern.com/Flandern/Strandurlaub/entdecken/kunst-events/
- Link zum Fahrplan „De Lijn“
- http://www.delijn.be/de/lijnen/lijn/5/500/2#2
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