www.martinschlu.de


Kulturgeschichte - Renaissance


Anfangsseite

1491 - 1515
Jugend und Königswürde

1516 - 1530
Alte und neue Lieben

1531 - 1536
Die Trennung von Rom

1537 - 1547
Vereinsamung und Ende

Heinrich VIII.
Vereinsamung und Ende 1537 - 1547

zusammengestellt von Martin Schlu © 2008

zurück - zu Luther - zu Karl V.
 
   
1537
 Jane Seymour wird die dritte Frau Heinrichs, denn während er mit der Niederschlagung des katholischen Aufstandes beschäftigt ist, verliebt er sich offensichtlich in sie und um Karneval wird sie schwanger. Am 12. Oktober wird endlich der lang erwartete Sohn Edward (1537 -1553) geboren und überlebt auch, allerdings wird er sein Leben lang krank bleiben. Zwei Wochen nach der Geburt des Sohnes stirbt Jane Seymour am 24. Oktober - vermutlich am "Kindbettfieber", also einer Infektion nach der Geburt, an der damals viele Frauen sterben.
 
Spätestens jetzt wird Heinrich psychisch krank. Überliefert sind Zornausbrüche, Willkürlichkeiten, Intoleranz und cholerische Verhaltensweisen. Viele Bedienstete bei Hof fürchten sich vor ihm und Heinrich hat nur noch wenige Vertraute, weil er so viele Intrigen erlebt hat und nicht mehr sicher ist, wem er noch vertrauen kann. Wenige Freunde und noch weniger Vertraute sind übriggeblieben, hauptsächlich der Lordkanzler Thomas Cromwell, der durch seine Leistungen als Verwaltungsfachmann am Hof Karriere gemacht hat und zum Nachfolger des Lordkanzlers Wolsey aufgerückt ist (etwa oberster Minister). Cromwell ist es auch, der durchsetzt, daß alle Verwaltungsakte wie Geburten, Taufen, Hochzeiten und Todesfälle von den Priestern in Kirchenbüchern dokumentiert werden müssen. Damit wird eine effektive Verwaltung Englands begründet.
 
Im gleichen Jahr erscheint die aus den Übersetzungen Tyndales und Coverdales zusammengestellte „Matthew-Bible".
 
 
1538
Papst Clemens VII. spricht die Exkommunizierung und den Bann über Heinrich aus
 
 
1539
Die „Matthew-Bible" wird noch einmal gründlich überarbeitet und erscheint danach als „Great Bible".  Das Parlament beschließt sechs Artikel (Six Bloody Articles), die regeln, an was man künftig zu glauben hat und wie die staatliche Religion umzusetzen ist: Keuschheitsgelübde für Priester, das Verbot der Priesterehe, die sogenannte "Ohrenbeichte" (anonyme Beichte), außerdem die Glaubenslehre des Abendmahls („communio ab una") und die Gläubigen, die immer noch an der römischen Kirche festhielten, werden verfolgt, inhaftiert und hingerichtet.
 
 
1540
Am 6. Januar heiratet Heinrich auf Betreiben Cromwells zum vierten Mal. Die deutsche Prinzessin Anna von Kleve würde das Herzogtum Jülich-Kleve-Berg in die Ehe bringen (im Prinzip das Bergische Land bis nach Aachen und kurz vor Köln) und darum wird der Hochzeitsvertrag vorschnell unterschrieben. Heinrich kennt sie zwar nicht, doch er hat ein (geschöntes) Portrait von Hans Holbein von ihr gesehen und kann sich an das Bild gewöhnen. Leider ist Heinrich enttäuscht, als es zum ersten Treffen kommt, denn Anna sieht nicht so reizvoll aus wie auf dem Holbein'sche Bild, sie ist streng katholisch, kann weder Englisch, noch eine andere Fremdsprache, ist eher ein langweiliges Mauerblümchen und so wird diese Ehe "nicht vollzogen", wie es heißt, was bedeutet, daß es offiziell nicht zum Beischlaf kommt.
 
Immerhin ist dies die erste Ehe, die wirklich sauber annulliert wird und sie wird bereits im Juli wieder geschieden. Das Problem der Abfindung wird pragmatisch gelöst: Der König adoptiert Anna von Kleve als „good sister" , gibt ihr ein paar Schlösser, Güter und Grundstücke und eine Rente von etwa 3.000 Pfund auf Lebenszeit - ein Betrag, den Anna zu Lebzeiten nicht ausgeben kann! Außerdem wird sie zur höchsten Dame des Landes erklärt und steht in der Thronfolge gleich hinter Königin und den Töchtern Elisabeth und Maria (später Stuart). So versorgt bleibt Anna in England, baut einen engen Kontakt zu Heinrichs Kindern auf und überlebt ihn um zehn Jahre. Übrigens wohnt sie auf Hever Castle, dem ehemaligen Besitz der Familie Boleyn.
 
Weil Thomas Cromwell aber Heinrich in diese Ehe hineingeritten hat, wird er wegen Hochverrat und Ketzerei angeklagt, zum Tode verurteilt und am 28. Juli hingerichtet - am gleichen Tag heiratet Heinrich zum fünftenmal.
 
Die Auserwählte ist Annas Hofdame Catherine Howard, mit der Heinrich bereits seit dem Frühjahr eine leidenschaftliche Affäre hat. Er sieht nicht mehr besonders gut aus, ist immer noch zu dick, hat seine cholerischen Anfälle und er könnte fast ihr Vater sein. Möglicherweise hatte er das Gefühl, eine wesentlich jüngere Frau würde ihn ebenfalls jünger machen - immerhin ist er neunundvierzig Jahre alt.
 
 
 1542
Catherine beginnt leichtsinnigerweise eine Liebesbeziehung mit dem Kammerdiener Thomas Culpepper, der außerdem noch ihr Cousin ist. Nun hat Heinrich kein Verständnis mehr: Catherine wird wegen Ehebruchs angeklagt und am 13. Februar 1542 geköpft.
 
Heinrich wird außerdem auch König von Irland, das er bereits vorher als Lord verwaltet und regiert hat.
 
 
1543 
Die knapp 30jährige Catherine Parr wird am 12. Juli die letzte Frau Heinrichs. Der König ist für sie die dritte Ehe (sie ist bereits zweimal verwitwet), für ihn ist es die sechste und letzte Ehe. Sie kümmert sich sowohl um ihn bis zu seinem Tod, als auch um seine Kinder.
 
 
1544
Ein Jahr nach der Hochzeit führt Heinrich zusammen mit dem deutschen Kaiser Krieg gegen Frankreich. Catherine regelt in seiner Vertretung die Staatsgeschäfte, erzieht die drei Kinder und beginnt, Gebete und Meditationen in englischer Sprache zu schreiben - ein Novum, weil sie eben nicht in Latein schreibt, sondern in der Umgangssprache. Damit reagiert sie sehr modern - ähnlich wie Luther zwanzig Jahre früher. Doch ihre Eigenständigkeit erregt das Mißtrauen des Lordsiegelbewahrers Bischof Stephen Gardiner, der ein Verfahren gegen sie einleitet und Heinrich davon überzeugen will, ihr müsse als Ketzerin der Prozess gemacht werden. Erst kurz vor dem Tod Heinrichs kann sie ihn beschwichtigen und davon abbringen, sie zu verhaften und ihr den Prozeß zu machen.
 
 
1546
Mit Frankreich wird Frieden geschlossen.
 
 
 1547
In den letzten Jahren hat Heinrich diverse Krankheiten, doch man kann nur spekulieren, denn es gibt keine genauen Aufzeichnungen. Denkbar sind Gicht, Wassersucht, Syphilis oder Diabetes. Kurz vor seinem Tod wiegt Heinrich über 160 kg und sein Bett muß mit Balken verstärkt werden, um sein Gewicht zu tragen. Am Ende seines Lebens ist er ein herrschsüchtiger Psychopath, der keinem Menschen mehr traut
 
Heinrich stirbt am 28. Januar 1547 in London vermutlich an den Spätfolgen seines verletzten Beines und wird in Windsor bestattet. Seine drei Kinder Eduard VI., Maria I. und Elisabeth I. werden nacheinander König/in, wobei Elisabeth die deutlichsten Spuren hinterläßt und am längsten regiert (elisabethanisches Zeitalter, 45 Jahre Regierung)
 
 
1548
Catherine Parr, Heinrichs letzte Ehefrau, überlebt den König nur um ein Jahr. Kurz nach Heinrichs Tod heiratet sie Thomas Seymour und stirbt am 5. September an den Folgen der Geburt ihrer Tochter Mary.
  
Übrigens gibt es in England den Abzählreim, mit dem man sich das Schicksal der sechs Ehefrauen Heinrichs gut merken kann: „Divorced, beheaded, died, divorced, beheaded, survived" („Geschieden, geköpft, gestorben, geschieden, geköpft, überlebt"),
 
zurück
 
Links:
http://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_VIII._(England)
http://www.teachsam.de/deutsch/d_literatur/d_aut/sci/sci_dram/mstuart/sci_ms_5_2_2.htm
http://www.bautz.de/bbkl/h/heinrich_viii_k_v_e.shtml
http://de.encarta.msn.com/encnet/RefPages/RefArticle.aspx?refid=761570153
http://de.wikipedia.org/wiki/Anglikanische_Kirche