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Kulturgeschichte - Renaissance - Heinrich VIII.


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Heinrich VIII.
Alte und neue Lieben 1517 - 1530

zusammengestellt von Martin Schlu © 13. 04. 2012

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1517
Um 1517 kommt Elizabeth Blount als Hofdame Katharina von Aragóns an den Hof und wird schnell Heinrichs Geliebte. Heinrich ist eloquent, hat eine künstlerische Ader, dichtet, komponiert anerkannt gut und stellt in dieser Zeit die ersten Madrigale und Lautenlieder zusammen. Die Lautenlieder hat er nicht nur komponiert, sondern er kann sie auch spielen und er gilt als guter Musiker auf Laute, Blockflöte, Viola und Virginal (eine Art frühes Cembalo). Außerdem sammelt Heinrich Flöten, Lauten und Musikinstrumente aller Art und so trägt er im Laufe seines Lebens über 160 Instrumente zusammen.
 
1518
Katharina hat eine weitere Fehlgeburt. Da sich kein männlicher Thronfolger einstellte, befürchtet Heinrich, daß seine Ehe verflucht sei, denn im Buch Leviticus gibt es eine Stelle, wo es heißt, daß ein Mann, der die Witwe seines Bruders zur Frau nähme, kinderlos bleiben werde (3. Mose, 20,21). Heinrich versucht sich mit der Musik zu trösten und stellt in diesem Jahr eine Sammlung populärer Musikstücke zusammen, die er abschreiben läßt.

Diese Sammlung ist unter dem Namen "The Henry VIII Songbook" bekannt geworden, wurde bis 1518 zusammengestellt, und enthält zwanzig vier- und fünfstimmige Madrigale und dreizehn Instrumentalstücke für Laute von Heinrich selbst. Außerdem enthält sie sechsundsiebzig Stücke anderer Hofmusiker wie William Cornysh und Robert Fayrfax, damals relativ bekannte Komponisten. Zwar liegt der Reiz dieser Sammlung in den Kompositionen Heinrichs und nicht in ihrer Qualität als Querschnitt der Hofmusik des frühen 16. Jahrhunderts - doch das ist sie. Einige der vom König verfaßten Stücke sind
Bearbeitungen, doch es gibt viele originale Kompositionen. Möglicherweise begann Heinrich die Sammlung noch als Prinz, obwohl es viele Stück gibt, die auf die frühen Regierungsjahre datiert sind. Man stelle sich vor, Kanzlerin Merkel oder Präsident Obama würden nach Feierabend komponieren oder dichten - die Sammlung Heinrichs verrät viel über den Stellenwert der Musikkultur in der damaligen Zeit.

Hervorzuheben ist das Madrigal "Pastyme with good companye", eines der stärksten Madrigale, die mehrheitlich das Leben des Prinzen beschriben und dessen normale Aktivität - Jagen, Gesang, Tanz und Flirten.

1. Pastime with good company
I love, and shall until I die.
Gruch* who lust but none deny,
So God be pleas'd thus live will I.
For my pastance,
hunt, sing, and dance,
my heart is set
All goodly sport,
for my comfort,
who shall me let?

2. Youth must have some dalliance,
of good or ill some pastance.
Company methinks then best,
all thoughts and fancies to digest.
For idleness,
is chief mistress
of vices all
Then who can say
but mirth and play
is best of all.

3. Company with honesty,
Is virtue, vices to flee.
Company is good and ill,
but every man hath his free will.
The best ensue,
the worst eschew,
my mind shall be
Virtue to use,
vice to refuse,
thus shall I use me.
*grudge
Ebenfalls gute Madrigale Heinrichs sind "Without discord" und "Adieu Madame" - wobei man offen lassen kann, wer die "Madame" ist.

Das Manuskript wurde für jemanden aus dem engeren Hofkreis aufgeschrieben, vermutlich Sir Henry Guildford (1489–1532), den Hausmeier und engen Berater Heinrichs. Damit lag eine Sammlung der häufig gespielten Musik am Hofe vor, die bei festlichen Anlässen etwas Organisationsstreß vermeiden konnte, weil man sich nicht um das Programm der Musiker zu kümmern brauchte.
 
1519
Am 15. Juni 1519 bringt Elizabeth Blount einen Sohn von Heinrich VIII. zur Welt, der Henry Fitzroy genannt wird, doch weil Heinrich nicht mit ihr verheiratet ist, hat dieser Sohn natürlich keinen Anspruch auf den Thron, wird aber von Heinrich anerkannt - man weiß ja nie... Übrigens kandidiert Heinrich mit dem französischen König Franz I. und dem spanischen König Karl von Gent, dem Neffen Katharinas (und damit auch seinem), um die Wahl des Kaisers, jedoch kann er nicht genug Bestechungsgelder zahlen, hat keinen Rückhalt in Deutschland und so wird der Neffe Kaiser. Karl V. 1519
 
1520
Heinrich und Franz I. treffen sich im Juni in Balinghem bei Calais um Verhandlungen über ein Bündnis zu treffen, man weiß nicht recht, was in Deutschland passieren wird und Karl V. wird zu mächtig.
 
Der König verliebt sich in Mary Boleyn, gibt diese Beziehung aber fünf Jahre später zugunsten ihrer Schwester Anne auf.
 
 
1522
Im Juni wird das Bündnis mit Karl V. bestätigt und und die Verlobung des 22jährigen Kaisers mit der - nun siebenjährigen - Tochter Maria Tudor bekräftigt.
 
Adrian von Utrecht wird nach dem Tod Leo X. der neue Papst Hadrian VI. Er war Erzieher des Kaisers Karl V. 1522
 
 
 
1523
Clemens VII., der neue Papst, verweigert dem König die Scheidung unter dem Druck von Katharinas Neffen, dem Kaiser Karl V. , obwohl Kardinal Wolsey mehrmals bei Clemens deswegen vorspricht, doch auch der ist ein Neffe Katherina von Aragóns und gegen die Macht der Neffen Papst und Kaiser hat selbst Heinrich keine Chance.
Karl V. 1523
 
  
 
1526
Vermutlich um die Karnevalszeit beginnt die Beziehung mit Anne Boleyn, als Heinrich noch verheiratet ist und in ihr nicht mehr als eine zukünftige Mätresse sieht. Doch weil Anne das Schicksal abgelegter Königsmätressen kennt, verweigert sie sich dem König, denn sie will anerkannte Königin werden.
 
Heinrich schreibt ihr Liebesbriefe (die im späten 17.Jahrhundert in der Vatikanbibliothek auftauchen), verwöhnt sie mit Geschenken und erhöht sie in eine halboffizielle Stellung, als er sie ab 1531 bei öffentlichen Auftritten die Rolle der Königin einnehmen läßt.
.
 
 1529
Heinrich ruft das Reformationsparlament zusammen und läßt in sieben Jahren 137 Statuten aufstellen, die das politische und kirchliche Leben beeinflussen und die Abspaltung von der Katholischen Kirche und die der Anglikanischen Kirche vorbereiten. Luther 1529

Quellen:
http://www.bl.uk/onlinegallery/onlineex/henryviii/musspowor/pastime/index.html
http://www.thetudorswiki.com/page/MUSIC+of+Henry+VIII
Einspielung:
Great music from the court of Henry VIII. The Gift Of Music, CCL CDG1148, Worton/Oxfordshire 2006
 

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