Theodor
Storm - Gedichte
Einer
Toten (1847)
Die
Stadt (1851)
Ein
Zeitungsinserat
Von
meinen Katzen
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Theodor Storm
Von
meinen Katzen
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- Vergangnen Maitag brachte meine
Katze
- Zur Welt sechs allerliebste
Kätzchen,
- Maikätzchen, alle weiß mit
schwarzen Schwänzchen.
- Fürwahr, es war ein zierlich
Wochenbettchen!
- Die Köchin aber - Köchinnen
sind grausam,
- Und Menschlichkeit wächst nicht
in einer Küche -
- Die wollte von den Sechsen fünf
ertränken,
- Fünf weiße,
schwarzgeschwänzte Maienkätzchen
- Ermorden wollte dies verruchte
Weib.
- Ich half ihr heim! - der Himmel
segne
- Mir meine Menschlichkeit!
-
- Die lieben Kätzchen
- Sie wuchsen auf und schritten binnen
Kurzem
- Erhobnen Schwanzes über Hof und
Herd;
- Ja, wie die Köchin auch
ingrimmig drein sah,
- Sie wuchsen auf, und Nachts vor ihrem
Fenster
- Probierten sie die allerliebsten
Stimmchen.
- Ich aber, wie ich sie so wachsen
sahe,
- Ich aber pries mich selbst und meine
Menschlichkeit.
- Ein Jahr ist um und Katzen sind die
Kätzchen,
- Und Maitags ist's! - Wie soll ich es
beschreiben,
- Das Schauspiel, das sich jetzt vor
mir entfaltet!
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- Mein ganzes Haus, vom Keller bis zum
Giebel,
- Ein jeder Winkel ist ein
Wochenbettchen!
- Hier liegt das eine, dort das andre
Kätzchen,
- In Schränken, Körben, unter
Tisch und Treppen,
- Die alte gar - nein, es ist
unaussprechlich.,
- Liegt in der Köchin
jungfräulichem Bette!
-
- Und jede, jede von den sieben
Katzen
- Hat sieben, denkt euch ! sieben junge
Kätzchen,
- Maikätzchen, alle weiß mit
schwarzen Schwänzchen.
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- Die Köchin rast, ich kann der
blinden Wut
- Nicht Schranken setzen dieses
Frauenzimmers;
- Ersäufen will sie alle
neunundvierzig!
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- Mir selber, ach, mir läuft der
Kopf davon -
- Oh, Menschlichkeit, wie soll ich dich
bewahren!
- Was fang ich an mit
sechsundfünfzig Katzen!
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