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Frühmittelalter
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Oswald von Wolkenstein
Text und Fotos: Martin Schlu, 2024, Stand der Seite: 22.09.2024 „Es fuegt sich“ https://www.youtube.com/watch?v=NrPmmSkVzv0
1295 - 1319
Oswalds Urgroßvater, Randolf von Villanders, war Richter auf der Trostburg und kaufte sich 1295 die Burg Wolkenstein samt aller Ländereien. Diese Burg wurde die in ca. 1200 Metern Höhe mit einfachsten Mitteln unter einen Felsvorsprung gebaut . Vor die Rückseite des Felsens („Stevia“) wurden zwei Mauern hochgezogen, so dass ein dreieckiger Grundriß entstand. Zwei Geschosse wurden auf Holzbalken aufgeständert und man muss sich den Zugang zu den Wohnetagen mit Leitern vorstellen - mehr war nicht drin. Wer den Ort Wolkenstein im Grödnertal heute besucht, findet mit Glück die Überreste an der Wand der Stevia, die seit sechshundert Jahren verfallen und nie wieder aufgebaut wurden. Diese Burg wird selbst im Sommer nicht richtig warm geworden sein und die Versorgung einer Famile mit Brennstoff und Lebensmitteln war sicherlich sehr zeitraubend. Auch mit dem Auto fährt man heute eine gute halbe Stunde bis ins Tal, wo man bei den Bauern einkaufen konnte, und das Pustertal war schon damals eine extem fruchbare Gegend. Der Ort Wolkenstein selbst ist heute eine furchtbare Ansammlung von Wintersportferienbettenhäusern - so viel, daß es kaum Parkplätze gibt. Offenbar sollen die Skitouristen in Sammelbussen über die Pässe gefahren werden. Fährt man die Straße weiter, kommt man zum Grödner Joch auf 2.200 m Höhe.. Felswand bei Wolkenstein im September 2024 (8° am Nachmittag) zum Anfang 1319 - 1377 Der Großvater bekommt diesen Besitz 1319 vom Landesfürten (Bischof von Brixen) bestätigt. Der Vater wiederum muss reich gewesen sein, denn ihm gehörten außer der Burg Wolkenstein auch noch die Trostburg (mit Ländereien), Burg Schöneck, außerdem Burg Hauenstein und Grundstücke bei Kastelruth. Als Oswald von Wolkenstein um 1377 geboren wird, ist Burg Wolkenstein schon nicht mehr der Lebensmittelpunkt der Familie und weil Oswald bereits einen älteren Bruder hat (weitere fünf Geschwister werden folgen), ist man sich in der Fachwelt halbwegs einig, dass er vermutlich auf Burg Schöneck geboren wurde, da der Vater in diesem Jahr eine Urkunde als Hauptmann von Schöneck ausstellte (Kühn, 13). (Bildquelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Burg_Wolkenstein_(Südtirol). Im Hintergrund der Ort Wolkenstein. zum Anfang 1377- 1387 Über die Kindheit selbst weiß man von Oswald nichts. Sie wurde auch nicht notiert, denn erst mit etwa zehn Jahren hatte man als Kind eine gewisse Bindung von den Eltern zu erwarten. Bei der hohen Kindersterblichkeit des Mittelalters hängte kein Elternpaar zuviel Liebe an die Erziehung, solange die Kinder nicht aus dem Gröbsten heraus waren und ein paar Krankheiten überlebt hatten. Bis sechs oder sieben Jahre waren Kinder so etwas wie eine Vorserie eines künftigen Menschen und da zählte ein Kinderleben eben nicht viel. Oswalds Kindheit wird sowieso mit sieben vorbei gewesen sein, denn die Erziehung eines Jungen aus dieser sozialen Schicht sah vor, dass man dann reiten, jagen, fechten und vor allen Dingen gehorchen lernte. Wenn Oswald später - als erfahrener Ritter, Kreuzfahrer und Burgherr - diese Zeilen dichtete und vortrug, waren die Zuhörer oft ähnlich gestrickt wie er und hatten bestimmte Hörerwartungen. Oswald beschreibt in der ersten Strophe das typische Schicksal des adligen Jungen, der die Welt eben nicht „wolt besehen“ sondern, weil er als Knappe alt genug war, wahrscheinlich eher zwangsweise auf irgendeinen Feldzug mit mußte. Die Erlebnisse von Armut, Hunger und anderen Menschen ( „kristen, kriechen, haiden“ ) sind sicher eher Erlebnisse einer Pilgerfahrt um 1490, die Oswald als Knappe mitzugehen hatte. Die Behauptung, der Vater habe ihm nur „drei pfennig in dem beutel“ mitgegeben, ist natürlich fett gelogen, denn arm waren die Wolkensteins eben nicht. Aber das passiert oft, daß man sein Schicksal etwas schwerer macht, als es tatsächlich war, damit man mehr Bewunderung erntet. Das kennen wir alle. Dass ein jahrelanger Dienst als Knappe nicht ganz ohne Blutvergießen abgeht („so hab ich manchen tropfen rot gelassen seider“), ist natürlich klar.
1391 - 1407 Oswalds Jugend ist von der Knappenzeit geprägt. Seine späteren Zuhörer - meistens in den Wohnräumen der Burg - haben ja Ahnliches erlebt und so liefert er ihnen Bekanntes und Außergewöhnliches. Die Zeit auf der Galeere ist ncht nachweisbar, es mag sein, dass er sie eingebaut hat, damit er mit etwas auftrumpfen konnte, was die meisten nicht erleben (und auch nicht überleben) konnten. Laufbursche, Küchenhilfe und Pferdedienste sind für einen Knappen aber so etwas Normales wie das frühere Ausfegen der Werkstatt für Lehrlinge. Mit vierzehn Jahren werden adelige Jungen zum Knappen und damit eine Art Assistent im Kampf gegen feindliche Heere: Pferde pflegen, Waffen in Ordnung halten und im Bedarfsfalle anreichen, dem Herrn in den Sattel helfen und vor allen Dingen am Leben bleiben. Der einfache Kittel ist dabei ausgesprochen zweckmäßig und wird kaum gepflegt - wozu auch?
Am Feldzug 1391 nahm Oswald also vierzehnjährig teil und er kehrte wohl auch unbeschadet zurück. Ob sich der Feldzug 1394 für Oswald rechnet, sei dahingestellt. Er führte ihn jedenfalls in die kleine Tartarei (die heutige Krim) und er machte Bekanntschaft mit dem Osmanischen Reich, das wenige Jahre zuvor durch die Schlacht auf dem Amselfeld die Balkanvölker vernichtend geschlagen hatte und dessen Nordgrenze nun die Donau war. Der Tod des Vaters 1399 ändert für Oswald fast alles: Weil Michael, der ältere Bruder und Haupterbe, schon fast erwachsen war, gab es bei Wolkensteins nur noch bedingt Platz für den Zweiterben. Oswald ist nun ein fertiger Ritter mit Kampferfahrung und er gibt in Brixen einen Gedenkstein für sich in Auftrag, auf dem er als Kreuzritter zu sehen ist. Kontakte zu König Ruprecht bestehen bereits und nachdem klar ist, dass der Bruder Michael vom Erbe nichts herausrückt, schließt Oswald sich um 1400 dem Italienfeldzug Ruprechts an und ist ab März 1401 in Tirol nicht mehr nachweisbar (ders. 41f).
Die Trostburg von der Autobahn A 22 zwischen Klausen und Lajen zum Anfang Fortsetzung folgt Stand: 22.9.2024 Videos Eberhard Kummer singt Oswalds "Es nahet gen der uasenacht" https://www.youtube.com/watch?v=HWo3kPp8IJo Kirchzarten: Die Drehleier - ein fast vergessenes Instrument? https://www.youtube.com/watch?v=1rLIN0TL0UE Ain Graserin https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Graserin https://www.youtube.com/watch?v=ZAqqsA8Mzns https://www.youtube.com/watch?v=2E6OuDlFF6I Literatur: Kühn, Dieter: Ich, Wolkenstein. Insel-Verlag, Frankfurt 1979 Müller, Ulrich, Springeth, Margarete (Hrsg.) : Oswald von Wolkenstein: Leben - Werk - Rezeption, de Gruyter, Berlin/New York, 2011 |