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Johann Christoph Friedrich Schiller - Don
Carlos
Fünfter
Akt, Fünfter Auftritt
Ein Officier von der Leibwache. Die Vorigen.
Officier (dringend). Rebellion!
Wo ist der König?
(Er arbeitet sich durch die Menge und dringt bis
zum König.)
Ganz Madrid in Waffen!
Zu Tausenden umringt der wüthende
Soldat, der Pöbel den Palast. Prinz
Carlos,
Verbreitet man, sei in Verhaft genommen,
Sein Leben in Gefahr. Das Volk will ihn
Lebendig sehen, oder ganz Madrid
In Flammen aufgehn lassen.
Alle Granden (in Bewegung). Rettet! rettet
Den König!
Alba (zum König, der ruhig und unbeweglich
steht).
Flüchten Sie sich, Sire - Es hat
Gefahr - Noch wissen wir nicht, wer
Den Pöbel waffnet -
König (erwacht aus seiner Betäubung,
richtet sich auf und tritt mit Majestät unter
sie).
Steht mein Thron noch?
Bin ich noch König dieses Landes? - Nein,
Ich bin es nicht mehr. Diese Memmen weinen,
Von einem Knaben weich gemacht. Man wartet
Nur auf die Losung, von mir abzufallen.
Ich bin verrathen von Rebellen.
Alba. Sire,
Welch fürchterliche Phantasie!
König. Dorthin!
Dort werft euch nieder! vor dem blühenden,
Dem jungen König werft euch nieder! - Ich
Bin nichts mehr - ein ohnmächt'ger Greis!
Alba. Dahin
Ist es gekommen! - Spanier!
(Alle drängen sich um den König herum und
knieen mit gezogenen Schwertern vor ihm nieder.
Carlos bleibt allein und von allen verlassen bei
dem Leichnam.)
König (reißt seinen Mantel ab und wirft
ihn von sich). Bekleidet
Ihn mit dem königlichen Schmuck - Auf
meiner
Zertretnen Leiche tragt ihn -
(Er bleibt ohnmächtig in Albas und Lermas
Armen.)
Lerma. Hilfe! Gott!
Feria. Gott, welcher Zufall!
Lerma. Er ist von sich -
Alba (läßt den König in Lermas und
Ferias Händen). Bringen
Sie ihn zu Bette. Unterdessen geb' ich
Madrid den Frieden.
(Er geht ab. Der König wird weggetragen, und
alle Granden begleiten ihn.)
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