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Friedrich Schiller - Don Carlos
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-Dritter Akt, Siebenter Auftritt -
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- Der König kommt
angekleidet heraus. Die Vorigen.
-
- (Alle nehmen die
Hüte ab und weichen zu beiden Seiten aus,
indem sie einen halben Kreis um ihn bilden.
Stillschweigen)
-
- König
- (den ganzen Kreis
flüchtig durchschauend)
- Bedeckt euch!
-
- (Don Carlos und der
Prinz von Parma nähern sich zuerst und
küssen dem König die Hand. Er wendet
sich mit einiger Freundlichkeit zu dem Letztern,
ohne seinen Sohn bemerken zu wollen.)
-
- Eure Mutter,
Neffe,
- Will wissen, wie man in
Madrid mit Euch
- Zufrieden sei.
-
- Parma
- Das frage sie nicht
eher,
- Als nach dem Ausgang
meiner ersten Schlacht.
-
- König
- Gebt Euch zufrieden. Auch
an Euch wird einst
- Die Reihe sein, wenn
diese Stämme brechen.
-
- (Zum Herzog von
Feria.)
- Was bringt Ihr mir?
-
- Feria
- (ein Knie vor dem
König beugend)
- Der Großcomthur des
Ordens
- Von Calatrava starb an
diesem Morgen.
- Hier folgt sein
Ritterkreuz zurück.
-
- König
- (nimmt den Orden und
sieht im ganzen Zirkel herum)
- Wer wird
- Nach ihm am
würdigsten es tragen?
-
- (Er winkt Alba zu
sich, welcher sich vor ihm auf ein Knie
niederläßt, und hängt ihm den
Orden um)
-
Herzog,
- Ihr seid mein erster
Feldherr - seid nie mehr,
- So wird Euch meine Gnade
niemals fehlen.
-
- (Er wird den Herzog
von Medina Sidonia gewahr)
-
- Sieh da, mein Admiral!
-
- Medina Sidonia
- (nähert sich
wankend und kniet vor dem Könige nieder mit
gesenktem Haupt)
-
- Das, großer
König,
- Ist Alles, was ich von
der span'schen Jugend
- Und der Armada
wiederbringe.
-
- König
- (nach einem langen
Stillschweigen)
- Gott
- Ist über mir - ich
habe gegen Menschen,
- Nicht gegen Sturm und
Klippen sie gesendet -
- Seid mir willkommen in
Madrid.
-
- (Er reicht ihm die
Hand zum Kusse)
-
- Und Dank,
- Daß Ihr in Euch mir
einen würd'gen Diener
- Erhalten habt! Für
diesen, meine Granden,
- Erkenn' ich ihn, will ich
erkannt ihn wissen.
-
- (Er gibt ihm einen
Wink, aufzustehen und sich zu bedecken - dann
wendet er sich gegen die Andern)
-
- Was gibt es
noch?
-
- (Zu Don Carlos und dem
Prinzen von Parma)
-
- Ich dank' euch, meine
Prinzen.
-
- (Diese treten ab. Die
noch übrigen Granden nähern sich und
überreichen dem König knieend ihre
Papiere. Er durchsieht sie flüchtig und
reicht sie dem Herzog von Alba)
-
- Legt das im Kabinet mir
vor - - Bin ich zu Ende?
-
- (Niemand
antwortet)
-
- Wie kommt es denn,
daß unter meinen Granden
- Sich nie ein Marquis Posa
zeigt? Ich weiß
- Recht gut, daß
dieser Marquis Posa mir
- Mit Ruhm gedient. Er lebt
vielleicht nicht mehr?
- Warum erscheint er nicht?
-
- Lerma
- Der Chevalier
- Ist kürzlich erst
von Reisen angelangt,
- Die er durch ganz Europa
unternommen.
- So eben ist er in Madrid
und wartet
- Nur auf den
öffentlichen Tag, sich zu
- Den Füßen
seines Oberherrn zu werfen.
-
- Alba
- Marquis von Posa? -
Recht! Das ist der kühne
- Malteser, Ihre
Majestät, von dem
- Der Ruf die
schwärmerische That
erzählte.
- Als auf des
Ordensmeisters Aufgebot
- Die Ritter sich auf ihrer
Insel stellten,
- Die Soliman belagern
ließ, verschwand
- Auf Einmal von Alcalas
hoher Schule
- Der achtzehnjähr'ge
Jüngling. Ungerufen
- Stand er vor la Valette.
»Man kaufte mir
- Das Kreuz,« sagt'
er; »ich will es jetzt
verdienen.«
- Von jenen vierzig Rittern
war er einer,
- Die gegen Piali,
Ulucciali
- Und Mustapha und Hassem
das Kastell
- Sanct Elmo in drei
wiederholten Stürmen
- Am hohen Mittag hielten.
Als es endlich
- Erstiegen wird und um ihn
alle Ritter
- Gefallen, wirft er sich
ins Meer und kommt
- Allein erhalten an bei la
Valette.
- Zwei Monate darauf
verläßt der Feind
- Die Insel, und der Ritter
kommt zurück,
- Die angefangnen Studien
zu enden.
-
- Feria
- Und dieser Marquis Posa
war es auch,
- Der nachher die
berüchtigte Verschwörung
- In Catalonien entdeckt
und bloß
- Durch seine Fertigkeit
allein der Krone
- Die wichtigste Provinz
erhielt.
-
- König
- Ich bin
- Erstaunt - Was ist das
für ein Mensch, der das
- Gethan und unter Dreien,
die ich frage,
- Nicht einen einz'gen
Neider hat? - Gewiß!
- Der Mensch besitzt den
ungewöhnlichsten
- Charakter oder keinen -
Wunders wegen
- Muß ich ihn
sprechen. (Zum Herzog von Alba.) Nach
gehörter Messe
- Bringt ihn ins Kabinet zu
mir.
-
- (Der Herzog geht ab.
Der König ruft Feria)
-
- Und Ihr
- Nehmt meine Stelle im
geheimen Rathe.
- (Er geht ab)
-
- Feria
- Der Herr ist heut sehr
gnädig.
-
- Medina Sidonia
- Sagen Sie:
- Er ist ein Gott! - Er ist
es mir gewesen.
-
- Feria
- Wie sehr verdienen Sie
Ihr Glück! Ich nehme
- Den wärmsten
Antheil, Admiral.
-
- Einer von den Granden
- Auch ich.
-
- Ein
Zweiter
- Ich wahrlich auch.
-
- Ein Dritter
- Das Herz hat mir
geschlagen.
- Ein so verdienter
General!
-
- Der Erste
- Der
König
- War gegen Sie nicht
gnädig - nur gerecht.
-
- Lerma
- (im Abgehen zu Medina
Sidonia).
- Wie reich sind Sie auf
einmal durch zwei Worte!
- (Alle gehen ab)
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