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Die
französische Revolution 1789
Mehlkrieg und Krise 1775 - 1789
von
Martin Schlu - Stand: 23. November
2004
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- Im "Mehlkrieg"
kämpfen weite Teile der Bevölkerung um
geringere Mehl- und Brotpreise, als ein Sack Mehl mit
über 24 Livre mehr als einen Monatsverdienst kostet
(ein Lamm wird mit acht Livres gehandelt). Es kommt zu
Plünderungen von Mühlen und Geschäften in
über 200 Dörfern rund um Paris. Als in der
Hauptstadt 1300 Bäckereien geplündert werden,
schickt der König 25.000 Soldaten gegen die Armen
los und beendet den Kampf ums Mehl. Immerhin wird human
beendet: es kommt nur zu Galeerenstrafen für zwei
Anführer und der Mehlpreis wird ab sofort staatlich
kontrolliert. Trotzdem hat der König seine erste
innenpolitische Krise verloren.
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- Finanzminister Calonne
schlägt dem König vor, sämtliche
Binnenzölle abzuschaffen um die Wirtschaft zu
beleben und die Verfassung grundlegend zu reformieren.
Alles andere sei zu gefährlich oder nicht zu
bezahlen. Der König würde dies auch annehmen,
muß aber diese Idee von Eliten des Landes absegnen
lassen - zuletzt hat dies Kardinal Richelieu 1626
probiert. Es kommt auch zur Versammlung von 144
Hochadeligen und Geistlichen, doch der - wirtschaftlich
vernünftige - Plan fällt durch, weil Adel und
Klerus keines ihrer Privilegien aufgeben wollen, obwohl
gerade beim Klerus der Unterschied zwischen armen
Priestern und vermögenden Prälaten immens ist.
Damit hat der König keinen Spielraum
mehr.
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- Intellektuelle wie
Voltaire (1694-1778) oder Diderot (1713-1784) haben schon
früher auf die Notwendigkeit politischer
Veränderungen hingewiesen. Nun werden ihre Theorien
der Glaubensfreiheit und der Demokratie immer
häufiger öffentlich diskutiert und Calonnes
Reform wird vom Dritten Stand grundsätzlich
begrüßt. Die Verteidiger der Privilegien
dagegen finden Unterstützung bei Marie-Antoinette,
die wiederum setzt sich bei Ludwig XVI. durch, der
Finanzminister wird entlassen und die zweite Chance zur
Reform (nach
Ludwig XV:) wird
auch vertan. Der Erzbischof von Toulouse wird neuer
Finanzminister - und präsentiert die Idee Calonnes
als seine eigene - mit dem gleichen Resultat: auch er hat
keine Chance gegen den Ersten und Zweiten
Stand.
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- Bei einer
Steuererhöhung auf Drucksachen weigern sich die
"parlements" dem König ihre Zustimmung zu geben und
lösen den Affront gegen den König aus. Dieser
entzieht den "parlements" das Registrierungsrecht und
beurlaubt alle zwölf Einrichtungen im Land. Da der
König ohne die Stände aber nicht an frisches
Geld (aus Anleihen) kommt, beruft er im August, seit 1614
das erstemal, die drei Generalstände für den
Mai 1789 nach Paris ein, um mit ihnen über den
drohenden Staatsbankrott zu beraten.
- Von etwa 1200
Standesvertretern kommen 800 nach Versailles. Die
Vertreter des Dritten Standes müssen alle schwarz
gekleidet sein, damit klar wird, daß sie allen
anderen Ständen untergeordnet sind und nichts zu
sagen haben. Bei der Prozession zur Kirche wird aber
ihnen und dem König zugejubelt, vom Klerus hält
man nichts, vom Adel ebensowenig und die Königin
Marie-Antoinette ist als Ausländerin verhaßt.
Bei Ludwig erkennt man an, daß er seinen Teil zum
Sparen beiträgt, er lebt wesentlich genügsamer
als sein Vorgänger und hat nur deshalb
überhaupt noch eine Chance von der Bevölkerung
auch in Notzeiten akzeptiert zu werden.
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- Das Hauptproblem wird
die Stimmberechtigung bei Abstimmungen werden: nach dem
1614 geschehenen Modus hatten alle Stände gleiche
Stimmen, was bedeutete, daß der Erste und Zweite
Stand überproportional viel zu sagen hatten: Adel
und Klerus hatten mit 400.000 Menschen genausoviel
Stimmrecht wie die restlichen 27 Millionen des Dritten
Standes.
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- Eine neue Gruppe bildet
sich, die "Gesellschaft der Dreißig" zu der
Intellektuelle und Honorationen wie Graf Mirabeau. Diese
Gruppe fordert Gleichheit vor dem Gesetz, pro Kopf eine
Stimme und damit das Ende des Absolutismus. Der
König gibt im Dezember scheinbar nach und verdoppelt
die Zahl des Abgeordneten des Dritten Standes, damit
stehen sie zwar besser da als vorher, aber sie sind
natürlich immer noch ungerecht repräsentiert
und politische Macht hat der Dritte Stand damit
längst noch nicht. -
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- Als Folge mehrerer
Mißernten und strenger Winter (besonders 1788/89)
steigt der Brotpreis so hoch, daß eine Familie mit
einem normalen Einkommen nicht mehr satt wird.
Unvergessen die Anekdote über die französischen
Königin Marie-Antoinette, auf die Frage, warum denn
die Leute demonstrierten? "Madame", sagte man ihr,
"die Leute haben kein Brot!" - "Dann sollen sie
doch Kuchen essen!" , ist als Ausspruch
überliefert und das Verkennen der Realität
außerhalb des Schlosses Versailles kostet sie
später auch ihren hübschen Kopf.
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- Dazu ein Hinweis von
Benjamin Blume mit herzlichem Dank für die
Fundstelle:
Um ihren Ruf zu schädigen, wurde unter
anderem das folgende Gerücht in Umlauf gebracht:
Sie habe auf die Vorhaltung, die Armen könnten
sich kein Brot kaufen, geantwortet: Wenn sie
kein Brot haben, dann sollen sie Brioche
[Kuchen] essen." Dieser Ausspruch stammte
nachweislich nicht von ihr. Er wurde von Jean-Jacques
Rousseau bereits Jahre vor Marie Antoinettes
Thronbesteigung 1774 erfunden bzw. um 1766 zitiert. Im
vierten Buch seiner 1770 vollendeten und 1782
veröffentlichten Bekenntnisse findet sich die
Stelle Endlich erinnerte ich mich des Notbehelfs
einer großen Prinzessin, der man sagt, die
Bauern hätten kein Brot, und die antwortete: Dann
sollen sie Kuchen essen!". Es handelt sich
offensichtlich um eine Wanderanekdote, die schon der
ersten Frau von Ludwig XIV. vorgeworfen wurde.
http://de.wikipedia.org/wiki/Marie_Antoinette
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- Ende Januar gibt der
König die Modalitäten der Wahl bekannt,
parallel erfolgt die Wahl der Deputierten. Diese ist
schon fast demokratisch: Jeder Mann über 25, der auf
der Steuerliste steht, darf wählen, also gut sechs
Millionen. Dies sechs Millionen wählen die
Deputierten ihres Standes: 291 für den Klerus, 270
für den Adel, 600 für den Dritten Stand. Nur
was die Deputierten zu sagen haben, ist noch nicht
klar.
- Diese Deputierten
eröffnen am 5. Mai in Versailles die
Generalversammlung aller Stände. Es muß
ähnlich wie ein Partteitag gewesen sein, freundliche
Worte, ein dreistündiger Sachbericht zur
Finanzsituation, den kein Mensch versteht und dann, am
Nachmittag, schließt der König die
Versammlung, ohne daß etwas passiert ist oder ohne
daß die Deputierten wissen, ob, oder was sie
beraten sollen. Am nächsten Tag kommt die Order des
Königs, man möge nach Ständen getrennt
beraten. Der Dritte Stand trifft sich inoffiziell und
lädt nach ein paar Tagen die Kollegen des ersten und
zweiten Standes zu einer "Députes de
communes" , also einer Art Nationalversammlung
ein (die Engländer haben dies mit dem "House
Of Common" schon seit 1601). Man überlegt
Tage und Wochen hin und her, zwischendurch stirbt der
Thronfolger an Tuberkulose, und am 19. Juni gründet
sich endlich aus den Generalständen die
Nationalversammlung und nennt sich legitime Vertretung
Frankreichs - ein Affront gegen den König, der seine
Herrschaft ja auf das "Gottesgnadentum"
beruft.
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- Am 20. Juni möchte
die neue Nationalversammlung wieder zusammentreffen ,
doch die Soldaten des Königs versperren den Zugang.
Der Arzt Guillotin (dessen Erfindung einer angeblich fast
schmerzfreien Hinrichtungsmethode später noch eine
wichtige Rolle spielen wird), schlägt vor, in das
nahegelegene und leerstehende Ballhaus auszuweichen. Dort
kommt es zum "Ballhausschwur", bei dem die
Abgeordneten geloben, erst wieder auseinanderzugehen,
wenn eine neue Verfassung ausgearbeitet und beschlossen
ist. Als der König Tage später, dem Ersten und
Zweiten Stand befiehlt, sich dem Dritten
anzuschlißen, hat er die Nationalversammlung im
Prinzip akzeptiert. Würde er jetzt noch einlenken
und Macht abgeben, könnte Frankreich eine Art
demokratische Monarchie erreichen , wie es sie in England
gibt, aber davon ist Ludwig weit entfernt.
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- Quellen:
- Geo-Epoche Nr. 22:
Französische Revolution, Gruner+Jahr, Hamburg
2006
Zeit.
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