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Kulturgeschichte - Klassik - Beethovens Kindheit


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Kurzdaten

1723 Der Kurfürst
1768 Familie Beethoven I
1773 Kindheit in Bonn
1784 Arbeit in Bonn
1790 Erste Wiener Kontakte
1799 Wiener Erfolge
1801 Giuletta
1805 Fidelio
1810 Beethoven und Goethe
1813 Familie Beethoven II
1820 Missa solemnis
1825 Letzte Jahre

Unsterbliche Geliebte
Todesursache 
Anton Schindler Beethovenforschung

Klaviermusik
Fidelio (Text)
Die Symphonien


Literatur und Links

Ludwig van Beethoven
Kindheit in Bonn 1773 - 1784
zusammengestellt von Martin Schlu 1999 (29. Mai 2001/ Januar 2009)

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1773 - 1773 - 1775 - 1779 - 1782 - 1784
An Heiligabend stirbt der Großvaters Ludwig, dadurch fehlt sehr schnell ein Ausgleich gegenüber dem jähzornigen und labilen Johannes - dies bekommt der Enkel Ludwig sehr bald zu spüren, weil der Vater an ihm das durchsetzen will, was er selber nicht geschafft hat: Ein kleiner Mozart soll erzogen werden.
 
Weitere Geschwister werden geboren und sterben, lediglich Caspar Anton Carl (1774-1815) und Nikolaus Johann (1776-1848) überleben und haben zu Ludwig zeitlebens eine enge Beziehung.
 
 
1775
Die Wohnung in der Bonngasse wird mit drei Kindern zu klein und so ziehen Beethovens in ein anderes Haus des Bäckermeisters Fischer in die damalige Rheingasse. Dieses Wohnhaus fiel 1944 den Bomben zum Opfer und die Reste sind längst abgerissen, doch das Hotel "Beethoven" steht heute an dieser Stelle. Bei Hochwasser bekommt man schnell nasse Füsse, weil die Straße damals tiefer lag als heute. Der Sohn des Bäckermeisters, der zehn Jahre ältere Gottfried Fischer, schrieb später seine Erinnerungen auf und wer mag, kann in Bonn eine geführte "Tour des Backermeisters" mitmachen und erfährt ganz nette Dinge über die Beethovens. Man kann auch Konrad Beikircher zu Rate ziehen, der sich als gelernter Bonner hervorragend in die Materie eingearbeitet hat:
http://www.crescendo.de/blog/konrad-beikircher-uber-den-unbekannten-beethoven/138
 
 
1777
Beethoven geht meistens nicht zur Schule, sondern wird angehalten Klavier zu üben, wann immer es geht. Bis an sein Lebensende kann er daher nicht richtig rechnen und schreiben. Es ist durchaus üblich, daß der Vater ihn nachts weckt und er den ebenfalls angetrunkenen väterlichen Freunden zeigen muß, was er auf dem Klavier kann vielleicht darum, weil der Vater zeigen will, daß er als Wunderkind-Erzieher mit Leopold Mozart mithalten kann. So muß Ludwig im März zum erstenmal auf eine öffentliche Bühne:
 
AVERTISSEMENT
Heut dato den 26ten Martii 1777, wird auf dem musikalischen Akademiesaal in der Sterngaß der Churköllnische Hoftenorist Beethoven die Ehre haben, zwey seiner Scholaren zu produciren; nämlich: Mdlle. Averdonc Hofaltistin und sein Söhngen von 6 Jahren. Erstere wird mit verschiedenen schönen Arien, letzterer mit verschiedenen Clavier-Conzerten und Trios die Ehre haben aufzuwarten, wo er allen hohen Herrschaften ein völliges Vergnügen zu leisten sich schmeichlet um je mehr da beyde zum größten Vergnügen des ganzen Hofes sich hören lassen die Gnade gehabt haben.
(Quelle Pichler S. 59)
 
 
 
1779
Christian Gottlob Neefe (1748-1798) wird erster Organist der Hofkapelle und Leiter der neuen Theatertruppe des Hofes. Er unterrichtet den jungen Ludwig in Klavier, Orgel, Musiktheorie und Generalbaß, all dem, was man braucht, wenn man am Klavier begleiten oder eine Messe spielen soll. Ludwig übernimmt im Lauf der Zeit erste Begleitaufgaben im Orchester.
 
 
1782
Seit dem 20. Juni muß Beethoven seinen Lehrer Neefe an der Orgel vertreten, außerdem bleiben die ständigen Streicherdienste und es kommt zu den ersten Kapellmeisteraufgaben, die der Elfjährige übernehmen muss. Beethoven befreundet sich mit dem fünf Jahre älteren Franz Gerhard Wegeler.
 
 
1784
Weil ab dem 19. Januar der Rhein über vier Wochen zugefroren ist, ensteht ein riesiger Eisstau, der sich am 23. Februar entlädt, als das Eis bricht und metergroße Schollen und Flutwellen zu Tale fließen, aber von der Eisbarriere in Beuel aufgehalten wird. In kürzester Zeit entsteht ein "Jahrtausendhochwasser" in Bonn, so daß im im Münster die Kirchenbänke schwimmen und die gesamte Innenstadt überschwemmt wird. Das Wasser kommt nicht nur vom Hauptarm, sondern auch vom Altarm in Höhe des heutigen Hauptbahnhofes, der Pegelstand liegt bei ca. 12,55 Meter. Die am Rhein liegenden Beueler Ortsteile Gensem und Rheindorf werden regelrecht abrasiert und total vernichtet, In Oberwinter wird das Pfarrhaus durch das Wasser mitgerissen und viele kleine Brücken stürzen ein. Allein in Beuel gibt es fünf Tote. Am 27. Februar ist alles vorbei und man räumt auf.
(General-Anzeiger, Bonn, 25./26. März 2005, S. 24 und G.A. 31.12.2008, S. 20)

Beethoven wird dieses Hochwasser mit Sicherheit erlebt haben, denn in seinem Elternhaus muß das Wasser bis weit in den ersten Stock gestiegen sein. Wer - wie ich - die Hochwasser von 1992 und '93 miterlebt hat (die bei bis zu10,03 m lagen), kann sich zweineinhalb Meter mehr gut vorstellen.
 
Am 15. April stirbt der Kurfürst Maximilian Friedrich, sein Nachfolger wird kein Wittelsbacher mehr, sondern ist Maximilian Franz (1756-1801), jüngstes Kind der Kaiserin Maria Theresia und ein Bruder des Wiener Kaisers Joseph II. (Haus Habsburg). Joseph hat ihn sicherlich bewußt eingesetzt , denn immerhin ist Köln/Bonn nicht irgendein Dorf, sondern Regierungssitz des mächtigsten Erzbischofes und Kurfürsten. Da sollte man als Kaiser möglichst Vertrauensleute eingesetzt wissen...
 
Die erste Tat des neuen Kurfürsten ist die Verkleinerung der Hofkapelle: Neefes Bezüge werden halbiert, Beethoven wird nun festangestellter Organist und Mozart in Wien, der sich Hoffnungen auf eine Kapellmeisterstelle Bonn gemacht hatte, wird durch den Kaiser klargemacht, daß man ihn in Bonn nicht bezahlen kann und will. Schade für die Bonner, besser für Mozart.
 
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