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Kulturgeschichte - 19. Jahrhundert


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Kindheit, Jugend und Studium
1860 - 1866 - 1870 - 1875 - 1880

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Literatur - Discographie

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Gustav Mahler
Kindheit, Jugend und Studium 1860 - 1880

zusammengestellt von Martin Schlu, 5. August 2004

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1860 Seitenanfang - weiter
Am 7. Juli wird Gustav Mahler in Kalischt (Böhmen, heute: Kaliste, Tschechische Republik) als zweites Kind J. Bernhard Mahlers und Marie, geb. Hermann, geboren. Das erstgeborene Kind, Isidor (1858), starb kurz nach der Geburt, weitere zwölf Kinder werden später noch geboren: Ernst (1861), Leopoldine, (1863), Karl (1864), Rudolf (1865), Alois (1867), Justine (1868), Arnold (1869), Friedrich (1771), Alfred (1872), Ernst (1873), Emma (1875), Konrad (1879). Nur sechs Kinder werden die Kinderzeit überleben - eine damals normale Kindersterblichkeit. Die Familie wohnt zunächst sehr arm, es gibt keine Perspektive in dieser Gegend und die Häuser haben nur Nummern - Mahlers wohnen noch nicht einmal im Dorf. Kalischt war damals eine deutschsprachige Enklave im tschechischsprachigen Raum zwischen Böhmen und Mähren und daher mag sich später Mahlers offenbar akzentfreies Deutsch erklären. (Familiensituation 1889) Im Oktober zieht die Familie nach Iglau (heute Jihlava) um. Hier arbeitet sich der Vater als Likörbrenner und Spirituosenverkäufer hoch, bringt es zu bescheidenem Wohlstand und dem Bürgerrecht und investiert später viel Geld in die Schulbildung seiner Kinder.
 
1862 Seitenanfang - weiter
Im Alter von zwei Jahren soll Gustav angeblich "hundreds of folk-songs"(Engel, S. 10) gekannt und eine Vorliebe für Blasmusik gehabt haben. Zwei Jahre später sieht man beim Besuch der Großeltern angeblich - wie Alma in der Vorrede zu ihren Briefen berichtet - (zit. nach Engel, a.a.O), daß Gustav auf dem Dachboden der Großeltern ein Klavier entdeckt hat, auf dem er sich Melodien dieser Lieder zusammensucht - vielleicht möglich, aber so etwas ist noch nicht einmal von Mozart berichtet worden. Fischer ergänzt, es sei mit drei Jahren eine Ziehharmonika gewesen (Fischer, S. 41) - was auch immer - jedenfalls kann man nicht übersehen, daß Gustav hoch musikalisch ist, auch wenn er sicher kein Wunderkind war.
 
1866 Seitenanfang - weiter
Gustav wird eingeschult und bekommt gleichzeitig Klavierunterricht beim Leiter des Iglauer Stadttheaters Franz Viktorin., außerdem noch einigen anderen Lehrern. u.a. Theodor Fischer (Harmonielehre), der später über Mahler publizieren wird.
 
1868 Seitenanfang - weiter
Die spätere Lieblingsschwester Justine (1868 - 1938) wird geboren, sie wird Gustav später lange den Haushalt führen, bis sie von Alma abgelöst wird.
 
1869 Seitenanfang - weiter
Gustav Mahler besucht das Gymnasium, fängt als guter Schüler an und steigert sich noch. Er wird schnell ein Literaturfreund und bleibt den Rest seines Lebens ein Liebhaber der Literatur.
 
1870 Seitenanfang - weiter
Iglau wird an das Eisenbahnnetz angeschlossen und ist nun mit der Welt verbunden, Mahler tritt am 13. Oktober im Stadttheater auf und die Zeitung berichtet darüber. 1872 und 1873 gibt es weitere beachtliche Auftritte Mahlers am Klavier im Stile Liszter Sonaten - er muß wohl schon recht gut gewesen sein.
 
1871 Seitenanfang - weiter
Für ein Jahr besucht Gustav das Neustädter Gymnasium in Prag, jedoch kann er da nicht mithalten und wechselt deshalb wieder nach Iglau zurück

1872 Seitenanfang -
 
1873 Seitenanfang - weiter
Beginn der Weltausstellung in Wien (1. Mai ) , Schwarzer Freitag / Börsenkrach mit vielen Insolvenzen (9. Mai), Choleraepidemie mit 3000 Toten in Wien (Juli)
 
1875 Seitenanfang - weiter
Mahlers ein Jahr jüngerer Bruder Ernst stirbt im April im Alter von 13 Jahren an einer Herzbeutelentzündung, ähnlich wie Gustav 1911 sterben wird. Gustav fährt im Sommer für einige Tage zu Bekannten der Familie auf ein Gut und der Verwalter, Gustav Schwarz, fährt nach Iglau um Mahler Vater zu überzeugen, daß Gustav in Wien Musik studieren müsse. Er überzeugt Bernhard Mahler und Gustav bereitet sich für das Studium auf dem Konservatorium der "Gesellschaft der Musikfreunde", Wien vor. Die Vorbereitung des Musikstudiums am Wiener Konservatorium (gegründet 1821, erster Leiter: Antonio Salieri) geschieht parallel zum Gymnasium in Iglau - wie es Musikstudenten heute auch noch machen müssen. Mahler besucht in Iglau das Gymnasium nun als "Privatist" (Blaukopf-Briefe, 33) also als Externer, der nur zu den Prüfungen erscheint, und danach fallen die Leistungen auf dem Gymnasium bis 1877 entsprechend ab. Im September beginnt dann das Studium in Wien. Mahler studiert Klavier bei Julius Epstein, Theorie bei Robert Fuchs, Komposition bei Theodor Krenn, Orgel bei Anton Bruckner , einer seiner Kommilitonen ist Hugo Wolf (Fischer S. 91 f).
 
1876 Seitenanfang - weiter
Im Juni gewinnt Mahler den Klavierpreises des Konservatoriums (Schubert, a-moll-Sonate) und am 1. Juli den Kompositionspreis für ein Klavierquartett, das nicht erhalten ist. Am 12. September gibt Mahler an dem Gymnasium, dessen Schüler er ja noch immer ist ein Wohltätigkeitskonzert mit anspruchsvollen Werken (Chopin-Balladen, Wanderer-Fantasie, Klavierquartett), drei Studienkollegen helfen ihm dabei.
 
1877 Seitenanfang - weiter
Mahler besteht er die Matura mit einer Nachprüfung und schreibt sich an der Wiener Universität ein für Harmonielehre bei Bruckner ein, gleichzeitig für Germanistik, Geschichte, teilweise auch Philosophie, jedoch ist er ab dem 3. Semester nicht mehr nachweisbar, so daß man von einem reinen Interessenstudium ausgehen kann und nicht von einer Berufsqualifizierung.
Gleichzeitig wird Wagner pro und contra in Wien heftigst diskutiert , ein besonders glühender Verehrer ist Bruckner, ein Hasser ist Eduard Hanslick. Die Auseinandersetzung zwischen "Wagnerianern" und "Brahmsianern" ist vielleicht der Umstand, dafür gesorgt hat, daß Mahler sich zeitlebens sehr gerne und intensiv mit Wagner beschäftigte.
 
1878 Seitenanfang - weiter
Mahler erstellt für Bruckner den Klavierauszuges seiner dritter Symphonie, die dieser Wagner zur Widmung angeboten hatte und die bei de UA am 16. Dezember 1877 in Wien durchgefallen war. Er schreibt außerdem für den Wettbewerb der Beethoven-Kompositionsstiftung die Ouvertüre einer Oper "Die Argonauten" und beendet das Studium am 2. Juli 1878 mit dem ersten Preis für ein - mittlerweile verlorenes - Klavierquintett.
 
1879 Seitenanfang - weiter
Rückkehr zunächst nach Iglau, dort muß Mahler wieder von ein paar Klavierschülern leben. Ein Angebot eines wohlhabenden Ungarn, Moritz Baumgarten, seinen Sohn in Tétény in der Puszta zu unterrichten, kommt Mahler da gerade recht. Aus dieser Zeit gibt es Briefe an seinen Freund Steiner, die sehr pessimistisch klingen und es entsteht "Das klagende Lied", das später , 1881, beim Beethoven-Preis, einem Kompositionswettbewerb, eingereicht wird, jedoch durchfällt. Die Juroren, u.a. Brahms und Eduard Hanslick, können damit nichts anfangen.Später berichtet Mahler darüber (zit. nach NBL, S. 117)
"Wäre mir von der Konservatoriums-Jury, in der sich auch Brahms, Goldmark, Hanslick und Richter befanden, damals der Beethoven-Preis von 600 Gulden < ca. 4.800 Euro > für das 'Klagende Lied' zuerkannt worden, hätte mein ganzes Leben eine andere Wendung genommen. Ich arbeitete eben am "Rübezahl", hätte nicht nach Laibach gehen müssen und wäre damit vielleicht von der ganzen niederträchtigen Opern-Karriere bewahrt gewesen. Statt dessen aber bekam Herr Herzfeld den ersten Kompositionspreis und Rott und ich gingen leer aus. Rott verzweifelte und starb bald darauf im Wahnsinn, und ich ward (und werd' es immer bleiben) zum Theater-Höllenleben verdammt"
 
Alma Schindler wird in Wien geboren.
 
1880 Seitenanfang - weiter
Im März hat Mahler Liebeskummer, weil er unglücklich in Josephine Poisl verliebt ist, die Tochter des Iglauer Telegraphisten. In einem Brief an Anton Krisper (Brief Nr. 9, Blaukopf-Briefe) schreibt er ein Gedicht, das durchaus zeigt, daß er nicht nur ein guter Musiker war - gleichzeitig erfährt er, daß sich ein Mädchen aus unglücklicher Liebe zu ihm umgebracht hat (Brief Nr. 11 an Emil Freund (Blaukopf-Briefe).
Vergessene Liebe

Wie öd mein Herz! wie leer das All'!
Wie groß mein Sehnen!
O! Wie die Fernen Tal zu Tal
sich endlos dehnen!
Mein süßes Lieb! Zum letzten Mal!?
Ach, muß ja ewig diese Qual
in meinem Herzen brennen!
Wie strahlt' es einst so treu und klar
in ihren Blicken!
das Wandern ließ ich ganz und gar
trotz Winter Tücken!
Und als der Schnee vergangen war,

da tat mein Lieb ihr blondes Haar
wohl mit der Myrthe schmücken.
Mein Wanderstab! Noch einmal heut'
komm aus der Ecken!
Schliefst du auch lang! Nun sei bereit!
Ich will dich wecken!
Ich trug es lang' - mein Liebesleid
Und ist die Erde doch so weit -
So komme mein treuer Stecken!
Wie lieblich lächelt Berg und Tal
in Blütenwogen!
kam ja mit seinem süßen Schall
der Lenz gezogen!
Und Blumen blüh'n ja überall
Und Kreuzlein steh'n ja überall -
die haben nicht gelogen!
(Blaukopf-Briefe, Nr. 30)
 
Literatur
Währungen im Vergleich
1 Krone = ca. 4,00 .- Euro
1 Mk = ca. 6,60.- Euro (6 Mk = ca. 5 Gulden = ca. 40 Euro (Brief Bruno Walters v. 18.XI.1898, zit. nach Walter-Briefe, S. 31)
1 Gulden = ca. 2 Kronen = ca. 8,00.- Euro (Hinweis Fischer, S. 539)
 
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