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- Amsterdam im Hausboot
Text und Fotos: © Martin Schlu 2021, Stand: 27. August
Anreise - Unterbringung
Museen: Rijksmuseum - Van Gogh-Museum - Stedelijkmuseum - Moco-Museum - Anne Frank-Haus
Concertgebouw - Was in Amsterdam anders ist
Als ich sechzig wurde, machte meine Frau mir
ein wunderschönes Album mit Bildern, wo wir beide schon mal waren und
dann ging es darum, wo wir das nächste Mal hinfahren würden. Auf der
letzten Seite sah man ein Hausboot in einer Amsterdamer Gracht und da
war klar, daß es über Silvester eng und kuschelig werden würde. Ich hatte
in meiner Jugendzeit viel gerudert, war oft wochenlang mit
dem Boot unterwegs und ahnte schon, daß die Raumverhältnisse auch hier
beengt sein würden, aber die Lage schien optimal: Ecke Prinsengracht /
Utrechtsestraat - zentraler ist da nur noch der Bahnhof Amsterdam. Freunde witzelten schon, ich würde mich jeden Abend im
Coffeeshop mit Gras zudröhnen, aber erstens hat mich das vor 45 Jahren
schon nicht gereizt und Ausländer kriegen in Amsterdam diesbezüglich auch nur Harmloses verkauft.
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Freitag Nach Amsterdam fährt man nicht mit dem Auto, weil man es fast nirgendwo los
wird. Das war schon 1973 so, als ich das erste Mal hier war um bei van
Kessel in der Ostaadestraat 66 einen Super City Gitarrenverstärker
zu kaufen (der Einspruchs meines Vaters verhinderte den Kauf, aber
deswegen kann ich heute noch recht gut hören, denn diese Dinger waren
elektrisch überdimensioniert und schweinelaut). Die Bahnverbindung
ging damals noch ab Bonn, aber seit dem Regierungsumzug ist das Angebot
ausgedünnt und so fährt der Zug ab Köln. Auf unseren reservierten
Plätzen steht zwar Duisburg-Utrecht, aber wir haben es korrekt ja auf
der Fahrkarte stehen und setzen uns. Logischerweise kommt in Duisburg
eine Dame vorbei und möchte auf unseren Plätzen sitzen - offenbar hat
die Bahn die Plätze zweimal verkauft. Kurz darauf kommen sechs junge
Frauen in schwarz mit einem pinkfarbenen Tutu vorbei und fangen mit
jedem, der sich darauf einlässt, ein Gespräch über Hochzeitsbräuche
oder Hochzeitsnachtpraktiken an - ja, es ist ein
Junggesellinenabschied, der gnadenlos bis Amsterdam durchgezogen wird
und nach drei Stunden sind die Passagiere genervt und die Damen nur
noch äußerlich pink, aber innerlich blau. Wir sehen sie am Centraal mit
ihren Rollkoffern Richtung Hotel entschwinden.
Das Elektrotaxi bringt uns in einer knappen
halben Stunde zum Hausboot, musste aber zweimal Umwege fahren, weil
eine Straße gesperrt war und in der Prinsengracht selber ein
Fensterputzer auf einen transportablen Kran stand, der den Weg
versperrte. Selbst holländische Flüche halfen nicht weiter, so dass
noch ein Umweg gefahren wurde, doch wir sind pünktlich am Treffpunkt.
An der Tür steckt ein Zettel, der darauf hinweist, daß im Briefkasten
der Schlüssel liegt und wir treten ein.
Es ist nicht dieses Hausboot, denn das, was beschrieben wird, wird in ein paar Tagen Jahr sowieso
ausgewechselt. Wer es genauso sehen will, wie wir es erlebt haben, muß hier klicken..
- Das
Hausboot ist etwa drei Meter
breit und zwanzig Meter lang. Vorne ist eine Schlafkoje, in die nur ein
Bett paßt, hinten ein Mini-Bad, in dem auf höchstens drei Quadratmeter
ein Klo, eine Dusche, der Boiler, ein Fenster und ein Waschbecken
eingebaut wurde, das wegen der Enge nur so groß wie mein Laptop
ist. Zähneputzen gerät zur Schweinerei und findet deshalb über der
Spüle statt. Die Ausstattung ist minimalistisch - nichts ist öfter als
viermal da, denn weil das Sofa ein Schlafsofa ist, sind rechnerisch
vier Personen möglich, aber die dürfen keine Angst vor zuviel Nähe
haben. Dafür ist der Wasserspiegel dreißig Zentimeter unter dem Fenster
und wenn man auf dem Sofa sitzt und eine Touristenboot kommt vorbei,
gucken wir uns gegenseitig an und manchmal wird gewinkt. Kleinigkeiten
sind zu bemängeln: eine neue Pfanne hätte sich noch gelohnt, denn in
diesem verbogenen Ding kann man bestenfalls Frikandel braten, alles
andere brennt an und Fisch geht gar nicht. Im neuen Hausboot wird alles
besser!
Kurz bevor es dunkel wird, drehen wir eine Runde um Prinsengracht,
Utrechtse Straat (die immerhin eine eigene Webseite hat), dann über die Amstel zum Königlichen Theater „Carré“ - auch auf der
Suche nach einem Supermarkt. In der Nähe gibt es Albert Hejn und Aldi
an der „Nieuwe weteringstraat“ und das reicht für die Grundbedürfnisse. Nur einen Genever kann man in
den Supermärkten nicht kaufen - alles, was mehr Umdrehungen hat als
Bier oder Wein, kriegt man nur in speziellen Geschäften - als junger
Mensch sowieso nur mit Ausweis. Für heute ist genug - morgen machen wir
Kultur.
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- Samstag
Im Vorfeld hatten wir schon geguckt, daß wir auf jeden Fall zum Museumsplein (= Museumsplatz) wollten, denn dort steht das Rijksmuseum, in der Nähe ist das Van-Gogh-Museum und der Concertgebouw
ist auch nicht weit. Nachdem ich dreimal hintereinander den Tubisten
des gleichnamigen Orchesters beim meinem Leib- und
Magen-Posaunenreparateur
getroffen habe, wollte ich mal dessen Arbeitsplatz sehen. Der
Museumsplein ist riesig - wir haben in Bonn zwar auch eine
„Museumsmeile“, aber die Meile ist erheblich kleiner als der hiesige
„plein“.
- Museumsplein vom
„Concertgebouw“. Von links das moderne Kunstmuseum „Stedelijk Museum“,
das „Van Gogh-Museum“ (Mitte) und das Rijksmuseum“
- Der Weg ist nicht weit:
Prinsengracht, Spiegelgracht, Weteringstraat, Museumsplein. Massen von
Menschen strömen in diese Richtung und wir denken gutgläubig, die
wollten alle Eislaufen, denn im Winter wird der Brunnen auf dem Platz
umgebaut und auf ihm eine Eisbahn angelegt. Wir sehen aber schnell, daß
die Menschenmassen sich geduldig am Eingangsbereich anstellen und
denken erst, daß wir dann eben nicht heute gehen, laufen zu einer
weiter entfernten und leeren Kasse und erstehen für € 72.- zwei
Tagestickets für Van Gogh (Silvester, 10:00 Uhr) und für das
Rijksmuseum eben jetzt. Also gehen wir wieder zum Eingang, die große
Schlange hat sich wunderbarerweise aufgelöst und wir kommen zügig rein.
- Von innen wurde das Rijksmuseum kürzlich neu gestaltet - bei 10.000 Besuchern pro Tag braucht man auch entsprechend Platz
- Dort stehen wir wieder an: erst an der Garderobe und dann am richtigen Eingang, wie man im Rijksmuseum
immer anstehen muß, egal ob für die 20 Stehplätze im kleinen Café, für
Tische beim großen Café, für die Garderobe beim Auschecken oder für die
Ausgangstür. Vielleicht ist es heute (29.12.) extrem, aber ich habe
noch bei keinem Museum so lange gestanden wie hier und heute. Das
Museum selber gilt als Highlight: Es ist das holländische
Nationalmuseum schlechthin, hier sind die meisten Rembrandts, vor allem
die „Nachtwache“, es gibt ein paar Frans Hals, einige van Gogh
(darunter ein berühmtes Selbstportrait) und es kommen alle
Gesellschaftsschichten und Nationalitäten, wie ich das noch nicht
einmal aus Berlin kenne. Irgendwie läuft die Integration in Holland
besser als bei uns.
- Wir fangen natürlich mit der „Nachtwache“
an: riesiges Format mit einer riesigen Schar davorstehender Menschen,
die alle versuchen mit ihren Handys das Format irgendwie zu erfassen.
Es klappt nicht. Ich habe eine ganz gute Kamera, aber bei diesen
Lichtverhältnissen bräuchte man ein Stativ und viel Zeit - beides ist
nicht vorhanden. Es ist so, wie ich es vor etlichen Jahren im Louvre
mit der „Mona Lisa“ erlebt habe, jeder durfte fünf Sekunden gucken und
wurde dann weggeschubst. Hier ist es ähnlich, abgesehen davon, daß
sechzehn Quadratmeter Rembrandt besser zu sehen sind als das kleine
Bildchen von Leonardo, das mal gerade ein Dreißigstel der Fläche hat.
Das Hauptproblem sind die gezeigten Motive, denn die Niederländer waren
immer protestantisch korrekt, was bedeutet, daß die meisten Amtsträger
tiefschwarze Kleidung hatten - und die läßt sich einfach schlecht
fotografieren. Im Original sieht es toll aus - gerade Rembrandt konnte dies wunderbar darstellen - aber es ist für den
Normalsterblichen nicht möglich es zu knipsen. Da hält man sich lieber
an Wikipedia.
Ünrigens war das Bild mal etwa ein Drittel größer, aber es hing mal im
Rathaus, war zu groß und dann hat man es solange abgeschnitten, bis es
paßte. Auch das ist Kunstgeschichte.
- Nicht Rembrandt, sondern Hals - diese Künstler kann man nur schwer unterscheiden.
- Ähnlich ist es bei dem Bild von Franz Hals: Das Bild „Schutters van wijk XI onder leiding van kapitein Reynier Reael, bekend als ‘De magere compagnie' ("Schützen des XI. Viertels unter der Leitung von Kapitän Reynier Reael, bekannt als „Die tapfere Truppe") von
1637. Es ging mit 1600 Asa, langer Belichtung und ruhiger Hand. Das
Problem ist aber immer dasselbe: Schwarze holländische Pietisten oder
Militärs sind nur schwer zu knipsen.
- Nach zwei Stunden intensivem Gucken (Barock und 19.
Jahrhundert) waren wir reif für eine Erfrischung und suchten ein
Café. Es gab eines mit ein paar Stehtischen und etwas weiter ein
richtiges, allerdings mit einer langen Schlange. Schnell war geklärt,
daß man mit dem Ticket aus dem Museum raus und auch wieder rein kann
und so gingen wir ohne Jacke (denn an der Garderobe war die Schlange
mittlerweile fünfzig Meter lang) Richtung Eisbahn. Daneben liegt das Café „Cobra“.
Es sah zwar voll aus, aber wir fanden einen Tisch, bekamen bezahlbar
etwas zu essen und gingen nach einer guten halben Stunde wieder, die
fehlenden Epochen anzuschauen. Um es kurz zu machen: es hat sich nicht
gelohnt. In der Mittelalter-Abteilung gibt es wenige interessante
Stücke (wenn man Köln oder Bonn als Maßstab nimmt) und die Moderne ist
auch nicht so doll. Dafür bekam man einen guten Überblick über die
holländische Koloniengeschichte („Batavia“ hieß eine holländische
Kolonie des
heutigen Indonesiens) und man zeigt jede Menge Beutekunst, die bestimmt
einmal zurückgegeben werden muß. Für mich nicht so interessant waren
die Darstellungen der erfolgreichen niederländischen Schlachten gegen
die Engländer oder aufständische Koloniebewohner, die Portraits
erfolgreicher Militärs oder Kaufleute, aber es gab ein paar nette
Darstellungen zur Geschichte der Ostindien-Kompanien (VCO) und ein
schönes Schiffsmodell des 18./18 Jhts. - aber dafür fährt man als
Ausländer ja nicht in dieses Museum. Ich weiß nur ein bißchen, weil ich mal darüber gearbeitet habe. Wen die Geschichte der Ostindien-Kompanie interessiert, der möge hier weiterlesen.
- Fazit
nach vier Stunden: Das
Rijksmuseum ist wie eine Fleischerei - viel Wurst und Schinken, etwas Beigabe
und Hackfleisch, wenig Filet. Andererseits kann man die wichtigen
Rembrandts nur hier sehen und von den etwa eine Million Objekten, die
das Museum hat, können nur immer etwa 8.000 gezeigt werden. Van Gogh
sehen wir übermorgen (und dann ein paar
Monate später im Frankfurter Städel), Vermeer sahen wir in Delft und
für
Frans Hals fahren wir demnächst mal wieder nach Haarlem. Dort ist er
auch begraben. Bleiben also die Rembrandts, für die es sich allene
lohnt, hier anzustehen, denn (im Rembrandt-Huis findet man eher die Zeichnungen, die Ölbilder sind hier.
- Am Nachmttag legen wir die Füße
hoch, gucken den Booten hinterher und abends finde ich um die Ecke noch
einen guten Amsterdamer Genever bei „De goude Ton“,
kurz bevor der Laden schließt. Am Abend kommen zwei Schwäne, klopfen
gegen das Fenster und schnorren Brot. Die haben sich ganz gut angepaßt,
aber sie haben nur einmal was bekommen.
Man kann alle paar Minuten ein Boot vorbeifahren sehen, denn die Prinsengracht liegt auf der Hauptroute der Touristenboote.
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Sonntag Weil
wir die Karten für das Anne-Frank-Haus bereits in Deutschland bestellt
hatten und erst um 17:45 dran sind, haben wir am Vormittag Zeit für
einen Bummel. Die Prinsengracht gehen wir lang, lassen die Vijselgracht
links liegen (eine U-Bahn-Station, von der man aus wieder schnell
Richtung Bahnhof oder anderswohin kommt) und passieren den Museumsplein von
weitem. Ein
Freund von uns, Christoph Dahlhausen,
hat gegenwärtig ein paar Stücke in einer Galerie an der Prinsengracht
510 ausgestellt, aber die hat zu und da müssen wir wohl später noch mal
hin. Danach schwenken ab zum Leidseplein und stellen fest, daß dies auf jeden Fall ein lebendiges Zentrum ist. Das Internationale Theater Amsterdam ist das eine dominierende Gebäude, der Apple-Store in einem riesigen Altbau das andere und dazwischen ist viel Platz für Kleineres wie das Parthé, ein ziemlich großes Kino im City-Theater.
- Vom
Platz mit dem Theater geht die Leidsestraat ab und alle paar Minuten
kommt eine Straßenbahn vorbei. Nach Lektüre der Verkehrsübersicht kann
man feststellen, daß man mit einem Tagesticket wunderbar per
Straßenbahn Amsterdam erkunden kann - eine Option für Regentage, wenn
man nicht draußen herumlaufen will. Fast alle Läden auf der
Leidsestraat haben geöffnet. Mehrheitlich sind es Freßbuden,
Souvenirläden aber auch Klamottenläden und Galerien. Natürlich gibt es
auch den unvermeidlichen Coffeeshop, in dem es nicht nur Marihuana,
sondern auch Kosmetik mit Hanf
zu kaufen gibt. Jedenfalls ist die Leidsestraat recht belebt, überquert
die Keizersgracht und die Herengracht und man kann, wenn man will, dort
recht viel Geld ausgeben, z. B. für hollandse kaas, den man in der Leidsestraat auch räderweise kaufen kann.
- Leidsestraat zwischen Prinsengracht und Keizersgracht
- Am Ende unserer Vormittagstour flanieren wir durch die Nieuwe Spiegelgracht im Spiegelkwartier zwischen Taschenmuseum und Rijksmuseum. Galerie liegt neben Galerie, zwischendurch Antiek-Winkelen
(Antiquitätengeschäfte), die Delfter Kacheln für € 45.- pro Stück
verkaufen und in den Galerien findet man unnumerierte und unsignierte
(also wertlose) Chagall-Drucke, manchmal signierte Roy Liechtensteins
und an einer Galerie fanden sich mehrere Banksys für einen Preis auf
Anfrage (der Künstler, der kürzlich bei Sotheby's ein Bild verkauft
hatte, das sich danach selbst zerschredderte).
- Ob im Preis der Schredder enthalten ist, war nicht zu erfahren. Mehr Banksys gibt es im Moco-Museum am Museumsplein.
Am
Nachmittag ziehen wir etwas früher los, weil man im Dämmerlicht
vielleicht noch Bilder machen kann. Etwa eine Stunde vorher sind wir am
Anne-Frank-Haus und staunen über die effektive Organisation: Am Eingangsbereich besagt der erste Monitor, daß es Karten nur
online gibt, der zweite Monitor nennt den Zeitraum, in dem angemeldete
Besucher nun hineindürfen. Vier Damen in Uniform bestimmen resolut die
Schlangen, die sich an der Drehtür anstellen dürfen. Eine Stunde Zeit
totzuschlagen ist im Sommer sicher kein Problem, aber bei Dunkelheit im
Nieselregen ist es nicht ganz so prickelnd. Als wir von A nach B und
wieder nach A zurückgelaufen sind, ist die Zeit fast rum und dann
können wir rein. Nun warten wir wenigstens im Warmen, daß wir am
Drehkreuz passieren dürfen. Die Leute, die sich den Computerausdruck
mitgebracht haben, brauchen pro Person im Schnitt fünfzehn Sekunden,
bis sie reinkommen, wer seine Karte auf dem Handy hat, ist nach fünf
Sekunden drin. Eine vorsichtige Hochrechnung ergibt eine tägliche Zahl
von ca. 4.000 Besuchern und das deckt sich ungefähr mit der genannten
Zahl von 1, 2 Mio in diesem Jahr.
- Neuer Eingangsbereich des Anne-Frank-Hauses - anders kann man Tausende Besucher pro Tag nicht durchschleusen.
- Zur Ausstellung: Wer nichts über Anne
Frank und die Nationalsozialisten weiß, muss einen Audioguide ans Ohr
halten und darf ihn im Prinzip nicht absetzen. Weil meine Frau und ich
schon diverse Unterrichtsreihen über das Tagebuch und Anne Frank
gemacht haben, kennnen wir uns ein bißchen aus. Ohne diese Kenntnis hat man
aber nichts vom Besuch, denn die Texte der Ausstellung streifen nur ganz
kurz das Allerwichtigste. Die Versionsgeschichte, das Aufhübschen der
Tagebücher (bzw. das Herausstreichen der sexuellen Komponenten) durch
den Vater in der ersten Ausgabe wird nur am Rande thematisiert, aber
wenn man in Anne Franks Zimmer steht und sieht, wie versucht wurde,
zumindest mit Fotos von Filmstars das kahle Versteck halbwegs
erträglich für ein junges Mädchen zu machen, ist das schon berührend,
weil wir alle wissen, wie Zimmer von pubertierenden Mädchen
normalerweise aussehen. Wenn man dann an den originalen Tagebüchern
steht und darin liest, ist das der nächste berührende Punkt.
- Die sensible Grenze zwischen Aufklärung und Kommerz ist bsher noch nicht überschritten, aber sie kommt in Sicht.
Mit unseren Enkeln werden wir in ein paar Jahren hingehen. Hoffentlich
ist es dann nicht schlimmer. Da man nicht fotografieren darf (und wegen
der Lichtverhältnisse auch nicht kann), habe ich ein bißchen gesucht
und zwei brauchbare Filme bei youtube gefunden:
- Videos
- Otto Frank spricht über Annes Tagebuch
https://www.youtube.com/watch?v=AWRBinP7ans
- Otto Frank und seine Familie
- https://www.youtube.com/watch?v=MTbHYBeUe0Y
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- Montag, Silvester 2018
- Van Gogh-Museum
- Die Karten
für das van Gogh-Museum hatten wir schon vorgestern besorgt und den
ersten Termin genommen. Um zehn Uhr ist es bereits voll, wieder sind
gewisse Schlangen zu überwinden und nachdem wir im Glasbau an der
Garderobe durch sind, stellen wir fest, dass im Foyer alle möglichen
Selbstportraits hängen und einige hundert Menschen sich um die besten
Plätze drängen (denn kein Bild ist wesentlich größer als das A3-Format
eines Zeichenblocks) und es ist dort recht eng. Also beginnen wir im
ersten Stock. Dort beginnt eine chronologische Hängung, die mit den
Malern beginnt, von denen sich Vincent van Gogh hat beeinflussen
lasssen - war er doch in seinem ersten Beruf eher Kunsthändler und hat
entsprechend viel gesehen (Biographie bei Wikipedia).
Die Stärke der Ausstellung ist nun das Aufzeigen der Strömungen, die
van Gogh beeinflußt haben. Hinzu kommen einige sehr geniale
Ausstellungsideen: Man kann Farbe unter einem Mikroskop sehen, man kann
in seinem perspektivische Rahmen Zeichenversuche machen und was mir am
besten gefallen hat, ist eine Computerinstallation, bei der Bilder von
ihm den Fotos der gemalten Objekte gegenübergestellt werden. Es ist frappierend
zu sehen, wenn sich das Foto in einen van Gogh verwandelt und man
begreift, wie viele Skizzen einem Ölbild vorangegangen sind.
- Ab 1888 gibt es nur noch
Selbportraits mit rechtem Ohr (weil er sich in einem Wahnsinnsanfall
das linke Ohr mit einem Rasiemesser abgesäbelt hat) und daß er sich im
Juli 1890 in einem weiteren Anfall in die Brust geschossen hat, wird
auch dokumentiert. Van Gogh ist nur 37 Jahre alt geworden. Früher hielt
man sein Verhalten für eine Art epileptischen Anfall, heute denkt
man er habe manische Depressionen gehabt und daß er zu Lebzeiten vom
Bilderverkauf nicht leben konnten ist ein tragischer Treppenwitz -
heute kratzen einige Bilder an der 100-Millionen-Dollar-Marke.
- Der Neubau des Museums ist absolut
gelungen, die Ausstellung wunderbar. Mir hat es erheblich besser
gefallen als letztens im Rijksmuseum.
Das Innere des van-Gogh-Museums: Van-Gogh auf vier Etagen.
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- Moco-Museum (Museum Of Contempary Art)
Das Moco-Mueumist
so etwas Ähnliches wie das Museum Ludwig in Köln, aber etwas
kleiner. In der ehemaligen Villa Alsberg (erbaut 1904) zog 1939
eine Schule ein, ab 2016 ist sie ein Museum, das die wirklich modenen
Künstler zeigt. Banksy ist dabei eine Ausnahme, denn dieser Künstler
will mit dem Kunstbetrieb eigentlich nichts zu tun haben und hat diese
Ausstellung deswegen auch nicht autorisiert. Man sieht ein
dreidimensionales Objekt von Roy Lichtenstein, die beiden sehr
interessanten iranischen Künstler Icy & Sot und Banksy bis zum
Abwinken: sei es die englische Pfundnote der Banksy of England oder die
wirklich witzigen Verfremdungen: Ein vermummter Demonstrant des
Schwarzen Blocks schleudert einen Blumenstraß, mit Schußwesten und
Schlagstöcken bewaffnete Polizisten haben ein Smiley als Gesicht, Banker schleudern Flaschen und Steine, Che Guavara
fährt Rollschuhe, Jesus hängt am Kreuz und seine Hände halten
Einkaufstaschen - böse, intelligent und manchmal verstörend, aber immer
gut. Wir waren anderthalb Stunden drin und es war nie langweilig.
Übrigens wird explizit dazu aufgefordert, Bilder zu machen und sie
online zu stellen. Dem komme ich gerne nach:
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-
Dienstag, Neujahr 2019
-
Das Stedelijk-Museum
ist das letzte, was wir uns vorgenommen haben und das Erste, was im
neuen Jahr dran ist. Glücklichweise hat dieses Museum immer auf und so
sind wir gegen halb zwölf am Eingang (es war doch eine längere Nacht
und die Amsterdamer haben geböllert wie bekloppt). Von anderen Museen
und Ausstellungen wissen wir, was unter moderner Kunst alles möglich ist
und gehen ganz voraussetzungslos das Museum an (Eintritt: € 18,50 p.P.).
- Das erste Kunstwerk, was wir sehen, hätte
unseren Katzen sehr gut gefallen: eine Skulptur aus Seil, Stoff , etwa zweineinhalb Meter hoch und damit ein
idealer Kratzbaum für mehrere Katzen. Leider kann
man aufgrund des Schildes nicht herausbekommen, was es sein soll, denn
außer dem verwendeten Material wird nicht viel genannt. Axel Prahl hat
in einer Folge eines Münster-Tatorts über etwas kulinarisch
Undefinierbares mal geraten „Gebratener Schlumpf?“ So etwa komme ich
mir auch vor.
- Weiter geht
es mit einem computeranimierten Damenpopo, der mit Blättern verschnürt
ist, die sich dann selbständig lösen. Im Nebenraum hört man
orgiastische Schreie und als wir nachsehen, liegt eine Puppe unter dem
Stuhlbein eines schief stehenden Stuhls. Auf den Kopf dieser Puppe wird
ein Gesicht projiziert und im weiteren Verlauf steigern sich die
Schreie zu einem fulminanten akustischen Orgasmus á la Harry &
Sally. Ich weiß nicht, was die Eltern einem kleinen Mädchen über dieses
Kunstwerk erzählt haben - sie guckte ganz verständnislos und ich war
froh, daß ich nichts damit zu tun hatte. Einen Raum weiter ratterte
eine Filmprojektor und projizierte eine Endlosschleife, die immmer
wieder ein kleines Mädchen zeigte, das eine gewisse Ähnlichkeit mit
Anne Frank hatte. Weiter ging es mit einer riesigen Libelle aus Plüsch
und dann kam etwas, das ich kannte: Eine meterlange Stoffbahn mit der
Aufschrift „War is over!“ kleingeschrieben darunter: „If you want it".
Das war das Transparent aus dem „Bed in“ von John Lennon und Yoko Ono,
das 1968 im Amsterdamer Hilton aus dem Fenster hing und später noch
einmal verwendet wurde (John Lennon machte daraus ein alternatives
Weihnachtslied).
- Videos dazu:
https://www.youtube.com/watch?v=r6tpbKVlpsc
- https://www.youtube.com/watch?v=f7hxfGf7lyA
- In den nächsten
Räumen geht es im Museum um die Hippie-Zeit in Amsterdam und in Paris,
es werden Plakate und Transparente gezeigt und man bekommt über recht
viele Videos eine recht gute Übersicht, daß Frankfurt, Amsterdam und
Paris in den späten 1960ern nicht so wahnsinnig unterschiedlich waren.
Hier geht es also eindeutig um politische Kunst, insbesondere um die
Vorkommnisse rund um die Keizersgracht im Juni 1969. Erwähnt wird in
einem anderen Raum die Besetzung des Rijksmuseums (und die Besetzung
der „Nachtwache“ Rembrandts) und irgendwann fanden wir einen Raum, in
dem zwar Videokunst lief, der Ton aber abgeschaltet war. Etwa zwanzig
Leute (wir eingeschlossen) sahen interessiert zu, wie vier Hände einen
Haufen Sand säuberlich zusammenfegten. Da war ich absolut entspannt.
- Es
gab allerdings zu viel zu sehen, was bei mir nicht hängenblieb. Die
positiven Ausnahmen waren ein paar Werke der klassischen Moderne, z.B. das
Schwein von Jeff Koon, das von drei Engelchen in den Himmel begleitet
wird. Da fiel mir unser Saté vom letzten Abend wieder ein und ich war dem dafür zuständigen Schwein sehr dankbar. Außerdem gab es dort Keith Harings „Apartheid“,
einen Chagall (Fiedler auf dem Dach), Beckmanns Doppelportrait mit dem
Hut, in dem „London“ steht, ein bißchen Kandinski, Leger, zweimal
Picasso, einen Baselitz, Oldenburgs geknickte Fuchsschwanzsäge und
Ähnliches. Niki de Saint-Phalle hat mal einen symbolische Altar mit roter Farbe beschossen,
so daß das Blut Christi scheinbar in Strömen floß - auch das war für
das kleine Mädchen leicht verstörend und eröffnet dem
Religionsunterricht ganz neue Perspektiven.
- Außer Bildern findet
man im Museum auch Design-Objekte, wie den „Schneewittchensarg“ der
Firma Braun, eine Plattenspieler-/Radio-Kombination von 1956, die noch
heute gut aussieht, damals toll klang und schweineteuer war (wikipedia-Artikel)
- Fazit: Wenn man die
erste Etage geschafft hat, wird es leichter. Wenn man keine Bildschirme
mehr sehen kann, fährt man mit der Rolltreppe in den Keller und hat
alles, was wichtig ist. Ob es dann das Geld wert ist, muß jeder selbst
entscheiden. Schön ist auf jeden Fall die Eingangshalle und die darf
man auch zeigen - die Kunstwerke leider nicht.
Mittwoch
Am Montag hatte ich gesehen, daß man das Gebäude des Concertgebouw besichtigen kann, hatte uns auf der Webseite
für eine Führung angemeldet und war ganz zuversichtlich, daß das
elektronische Ticket funktionieren würde - das hatte man ja schon im
Anne-Frank-Huis gesehen. Zum vereinbarten Zeitpunkt (immer mittags um
halb zwei) stehen neunzehn Personen da, außer uns ein Ehepaar aus
Melbourne, eine japanische, eine chinesische und eine spanische Familie
und außerdem ein Schweizer und zwei Franzosen - kein Holländer. Die
Führungssprache ist also englisch und der junge Mann, der sie leitet,
spricht sehr gut und läßt keine Fragen offen und weil die Gruppe
vollzähig ist, wird kein einziges Ticket kontrolliert. Auch gut!
- Der junge Mann (Führer wollte ich
jetzt nicht sagen) beginnt mit der Baugeschichte und erklärt, daß
dieses Konzerthaus eben nicht vom König oder einer staatlichen
Organisation finanziert wurde, wie die meisten Häuser dieser Art,
sondern die Amsterdamer hatten ab 1880 Geld gesammelt, weil sie ein
eigenes Konzerthaus haben wollten. Der Bauplatz lag damals, 1882, in
den Sümpfen hinter dem Ende der Stadt und weil man durch den sumpfigen
Baugrund keine Sichtachse zur Stadt bauen konnte, liegt dieses Gebäude
ein bißchen quer. Das war mir schon aufgefallen, als ich vom
Rijksmuseum den Museumsplein lang ging, aber alle Museumsgebäude wurden
später gebaut als der Concertgebouw und da wußte man schon, wie man im
sumpfigen Gelände bauen mußte, legte zuerst den Baugrund trocken und
konnte dann „richtig“ bauen. (Näheres bei Wikipedia)
Zur Einweihung 1888 lag das Gebäude immer noch außerhalb des
Stadtgebietes und die ersten paar Jahre war es etwas umständlich
dorthinzukommen, doch nachdem Amsterdam das Gebiet 1896 eingemeindet
hatte, wurden feste Straßen gebaut und es war etwas leichter für die
Enthusiasten, dorthin zu kommen. Gespielt wurde alles, was auch in
anderen internationalen Konzerthäusern gespielt wurde und etliche
berühmte Komponisten leiteten hier die Uraufführungen ihrer Werke:
Seit dem 125 jährigen Jubiläum trägt der Concertgebouw den Titel
„Koniglich“, aber die Finanzierung war und ist absolut privat - auch
hier anders als in Deutschland, wo es meisten die Städte sind, die
neben Hartz IV nicht auch noch die Millionenbeträge stemmen können, die
so ein Gebäude mit Orchester einfach erfordert. Ein spätromantisches Orchester hat
mindestens 150 Personen auf der Gehaltstliste - nicht nur die Musiker,
sondern auch die Organisation, die Technik und die Hilfskräfte. Sehr effektiv ist das Spendenwesen des Concertgebouw, das an den Wänden mit
zahlreichen Medaillen, Plaketten und stilisierten Goldbarren
dokumentiert ist: Einige Großspender (z.B Familie Heineken) spenden
jährlich mindestens eine Million, mittlere Spender zahlen mindestens
100.00.- im Jahr und die Kleinspender fangen bei 10.000. jährlich an (Euro, natürlich!).
- Irgendetwas macht Bonn falsch!
- Zur Führung selber: Weil es heute
eine kleine Führung gab, waren wir außer im Großen Saal auch in der
Dirigentensuite, auf dem Schnürboden, im Kammermusiksaal, erlebten
zahlreiche interessante Momente und hörten das eine oder andere Döneken
über Bernhard Haitink, Ceciia Bartoli oder Mick Jagger
- hier wird nicht nur hehre Musik gespielt, sondern die Räume werden
auch für Rockkonzerte, Tagungen und Events vermietet, obwohl der Cocertgebouw
zu den zehn besten Konzertsäulen der Welt gehört. Wenn man an die knapp
100 Millionen denkt, die in Bonn in der Beethovenhalle versenkt
werden, wird einem ganz wehmütig ums Herz, denn ein Mehrzweckraum
war diese Halle immer, aber leider nie ein guter Konzertsaal. Da ich
WCCB und Beethovenhalle von beiden Perspektiven kenne (vor und auf der
Bühne - und das WCCB klingt ein bißchen besser), erlaube ich mir
einfach mal die Feststellung, daß man von dem Amsterdamern in Marketing
und Bauplanung etwas lernen kann.
Der große Saal aus der Perspektive der Königsplätze - Königs sitzen auf normalen Stühlen, damit die Akustik gut bleibt.
Irgendetwas macht Bonn falsch! Trotzdem - wir müssen wieder nach Hause.
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- Was in Amsterdam anders ist
- Alkohol - Anreise - Brot - Essen - Laufen - Nahverkehr - Post - Parken - Radwege - Umweltschutz - Wege - Wohnen
zurück
Zentraler Ankommensort ist der Bahnhof Amsterdam Centraal
- Anreise - +
- Das Gescheiteste bis vier Stunden Anreise ist die Bahn,
den man kommt an einem riesigen Bahnhof an (Centraal), von dem man mit
Straßenbahn und Bus immer recht fix weiterkommt. Wer sich auskennt,
mietet direkt ein Rad, wer eins hat, wird es hier auch los. Man muß sich
aber merken, wo es stand, wenn man es wiederfinden will.
- Fliegen
ist keine echte Alternative, wenn es nicht deutlich mehr als 600 km
sind. Ein- und Auscheckzeiten schlagen mit mindestens je einer Stunde
zu Buche. Auch wenn von Schiphol ein Schnellbus fährt, braucht es Zeit.
Ab München würde ich fliegen, ab Frankfurt lohnt es sich schon nicht
mehr. Mit dem Auto
angereiste Menschen tun mir nur noch leid. Sie zahlen unglaublich viel
Geld fürs Parken und müssen ihr Gepäck trotzdem weit tragen. - Parken - nach oben
Alkohol - +
Wenn man abends noch Lust auf einen
Ouzo/Wodka etc. hat, kann man nicht zur Tankstelle fahren (gibt es in der
Innenstadt sowieso nicht), weil die so etwas nicht verkaufen dürfen.
Alles, was über Bier oder Wein (genauer gesagt 13% Alkoholgehalt)
hinausgeht, muß in speziellen slijterijen
(Spirituosengeschäften) gekauft werden. Da gibt es eben keinen Grappa
für sechs Euro, sondern man beginnt bei dem Dreifachen. Nach oben gibt
es keine Grenze (wenn man Geld hat...). Bei den Preisen zählt daher
jeder Tropfen und man trinkt bewußter.
- Brot -
- Das holländische Brot ist
gewöhnungsbedürftig. Meistens ist es eine 15 x 15 cm große labbrige
Quadratscheibe, die ähnlich schmeckt, egal was auf der Packung steht.
Ich werde als „Moffel“ (stom Duits) nicht mehr dazu sagen, kann mich
aber an Niederländer in Bonn erinnern, die fassungslos in einer
Bäckerei standen und nicht verstanden, daß es soviele Sorten gab, die
alle anders schmeckten. In der Innenstadt fanden wir aber schon nach fünf Tagen am Niewendijklein (Nähe Dam) eine Bäckerei, die so aussah wie zuhause. - nach oben
- Essen + Durch
die Kolonialgeschichte hat Holland zu Indonesien und Asien im Allgemeinen bis
heute sehr gute gastronomische Kontakte, was man schon immer am
„Surinamse Rijs“ erkennen konnte, den wir uns immer aus Holland
mitgebracht hatten, wenn wir da waren. Entweder man geht hier chinesisch oder indonesisch essen oder man besorgt sich im Aldi
oder Albert Heyn die „Satésaus“ oder „Saté“. Es handelt sich hierbei um eine aufgemotzte Erdnußsauce („Pindasaus“), die unglaublich gut schmeckt und bei der man nur erahnen kann, was außer Curry und Erdnüssen noch drin ist. „Saté“
sind in die entsprechende Sauce eingelegte Schweinefleischspießchen,
die nach dem Kochen wie von selbst zerfallen. Leider nichts für
Schweineverächter, sorry!
Essen gehen ist in
der Innenstadt Amsterdams allerdings schwierig, wenn man keine Burger,
Döner, Kebap, Schnellgerichte, Cafés oder Koffieshops mehr sehen kann.
Wir haben in einer Woche zwei
Restaurants gefunden, die diese Bezeichnung auch verdienten: das eine
war zwischen Rijksmuseum und Brunnen (sehr luxuriös und teuer), das
andere war ein Steakhouse mit Pizzeria in der Nähe des Bahnhofs
Centraal (San Thomas / San Tommaso, Martelaarsgracht 7 - 9). Vermutlich gibt es wohl noch mehr Adressen, aber indonesische Restaurants an jeder Ecke haben wir - im Gegensatz zu früher - nicht mehr gefunden. - nach oben
- Laufen und Radfahren +
Ständig wird einem aufgezeigt, daß sich hier alles um Fahrräder und
Fußgänger dreht. Straßenbahnen finden sich alle paar hundert Meter, es
gibt wahnsinnig viele Zebrastreifen, an denen auch die Straßenbahn hält
um einen Fußgänger vorzulassen (in Deutschland undenkbar) und wo es
geht, ist die Straße dreigeteilt: Autos und Straßenbahn, eigene Spuren
und Zebrastreifen für Fahrräder, eigene Wege für und Zebrastreifen für Fußgänger.
Nur entlang der Grachten funktioniert dies nicht und man braucht als
Fußgänger gutes Schuhwerk und stabile Gelenke (s. Wege). - nach oben
-
ÖPNV +
Der öffentlich Personen- und Nahverkehr
ist ziemlich genial: Das 24 Stundenticket kostet € 8-. und gilt im
Großraum Amsterdam. Fast alle Straßenbahnlinien fahren alle fünf
Minuten am Bahnhof Centraal ab, was bedeutet, daß ständig eine Linie
Richtung Dam abfährt (Dam = Platz, daher hat die Stadt ja ihren Namen: Platz an der Amstel). Man steigt hinten ein,
kauft beim Schaffner am Schalter das Ticket und hält es beim Aus- und wieder
Einsteigen vor das Lesegerät an der Tür - so wie in London oder Venedig.
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Der Dam ist der wichtigste Platz der Stadt und
von ihm gehen die touristisch interessanten Nebenstraßen ab. Die
touristisch interessanten Linien sind ab Centraal Linie 4 nach Amstelstation mit den Haltestellen wie Rokin und den Grachten (Herengracht, Keizersgracht, Prinsengracht in dieser Reihenfolge) .
Die Linie 14 fährt die die Haltestellen
Museumsplein/Rijksmuseum, Concertgebouw an. - nach oben
- Parken - -
- Das Auto sollte man wirklich nicht
ins Zentrum nehmen. Stundenpreise von ca. € 5.- und Tagespreise von
über € 50.- sind üblich und es wird sehr streng kontrolliert. Wenn es
unbedingt ein Auto sein muss - es gibt an der Prinsengracht ein Parkhaus
und manchmal sogar einen freien Parkplatz für maximal zwei Stunden. Die drei Parkhäuser zwischen Centraal und Dam sind sowieso ständig voll und in den Straßen wird
auch dauernd kontrolliert.
- Am besten parkt man in der Vorstadt
und fährt mit der U-Bahn
oder der Straßenbahn ins Zentrum oder kommt gleich mit dem Zug.
Die Alternative sind die Parkhäuser wie „De Zwijger“,
wo man in ein paar Minuten in der Innenstadt ist (Linie 26 nach
„Centraal“). Diese Häuser sind zumindest billiger als alles andere.
- Ganz hilflos fragte uns vor ein paar Tagen jemand, der vor dem Hotel
geparkt hatte, ob er dort stehenbleiben könnte. Wir haben ihm abgeraten
und wissen daher nicht, ob er später sein Hotel wiedergefunden hat.
- nach oben
-
- Post -
- Das Phänomen kannten wir schon aus
Texel, aber jetzt haben wir es auch in Amsterdam erlebt: Pünktlich zum
Start des Feuerwerksverkaufs am 28.12 werden alle Briefkästen
buchstäblich dicht gemacht, so dass man keine Feuerwerkskörper
einwerfen kann. Ab dem 2. Januar ist eine Postannahme dann wieder möglich.
- Natürlich
wird man dann auch keine
Karten an Kinder, Enkel oder sonstwen los. Das ist für die Enkel zwar
bedauerlich, weil die ja eine Karte von uns kriegen sollten,
aber dann werfen wir die halt ein, wenn wir wieder abfahren.
Google wußte bei diesem Problem auch nicht weiter... - nach oben
- Radwege -
- Die
Radwege sind - genauso wie die Fußwege - in die Jahre gekommen und
deswegen teilweise ziemliche Schlaglochstrecken. Die studentischen (und
ärmeren) Radfahrer fahren immer noch Hollandrad, die etwas besser
gestellten Radler kaufen sich
ein Fat Bike mit extra dicken Reifen, damit es nicht ständig einen
Schlag ins Kreuz gibt. Die Hälfte fährt ohne Licht (abends also
aufpassen), alle
fahren ohne Helm - in Deutschland undenkbar. Bei
Dunkelheit wird es auf
den Wegen an den Grachten also eng und unübersichtlich. Außerdem sollen
Radfahrer an machen Zebrastreifen den Fußgängern Vorrang gewähren - die
meisten tun es aber nicht. - nach oben
- Umweltschutz
- +
- Alle zweihundert Meter findet man
(meist besetzte) Parkplätze für E-Autos. Es hängen nicht nur Teslas dran, sondern auch
Mercedes, Mitsubishi, Opel, Ford, Volvo und Toyota sowieso. Merkwürdigerweise
steht auf den Ladestationen „Made in Germany“ - was wieder zur deutschen
Mentalität paßt, denn mit dem Fax war es ähnlich: In Deutschland
erfunden, hat es sich nicht wirklich durchgesetzt und wurde anderswo
ein Renner.
- In Deutschland habe ich im letzten Jahr weniger E-Autos gesehen als in den letzten zwei Tagen hier. Man
sieht hier auch ständig E-Taxis. Eine gefühlte Million Fahrräder
erzeugen ebenfalls keine Abgase - höchstens deren Fahrer/innen.
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- Was es
kaum gibt, sind
Glascontainer (ich habe in der letzten Woche insgesamt drei gesehen, einen davon vor dem
Anne-Frank-Haus) und Flaschenpfand für Plastikflaschen oder
Getränkedosen. Nur wenige von ihnen
haben den Aufdruck „Statiegeld“ und sind Pfandflaschen und die nimmt auch nicht jeder Supermarkt zurück.
Die meisten Dosen und Flaschen landen deswegen im Müll. Dieser Müll
wird hier zweifach differenziert: Biomüll und alles andere -
entsprechend voll sind die Müllsäcke, die frühmorgens in einem Haufen
an die Straße
gelegt werden. Macht jemand den Sack nicht zu oder legt ihn zu früh an
die Straße, freuen sich die Möwen und es
gibt eine schöne Schweinerei, weil die Vögel dann die Säcke aufhacken
und den Inhalt durchsuchen. Die Reste der Möwenmüllparty werden dann
irgendwann vom Winde verweht, landen in
der Gracht und ab und zu schwimmt unter dem Fenster eine Plastiktüte
oder eine Bierflasche vorbei. - nach oben
- Wege -
- Nach leidvollen Erfahrungen mit
etlichen Stolpereien und mehrmals umgeknickten Füßen sollte man festes
Schuhwerk (möglichst Boots) tragen, denn die mit rotem Klinker
gepflasterten Wege sind in die Jahre gekommen und da der Untergrund
arbeitet, muß man auf den Weg achten, wenn man nicht oft auf der Nase
liegen will. Wer das DDR-Pflaster in Erinnerung hat, weiß, was gemeint
ist. Stöckelschuhe sind hier nur etwas für
Masochisten. - nach oben
Wohnen- Ein Hausboot ist natürlich toll - aber da hatten wir auch Glück. Es gibt für Jüngere, die kaum Geld haben, genug
Youth Hostels (auch am Dam), man kann über die üblichen Plattformen booking.com (die
haben hier ihren Sitz) oder über Airbnb Ferienwohnungen bekommen und wem Geld ausgeben
nicht weh tut, der sucht sich sein Hotel. Ausgebucht ist Amsterdam
offensichtlich nie - in Venedig kommt das dagegen schon mal vor.
Lage: Die
Herengracht ist ruhig, Keizersgracht und Prinsengracht sind meisten
ruhig, Richtung Centraal ist es laut. Man bucht also da,
wo ein Straßenbahnanschluss besteht und ein Supermarkt in Laufweite ist
- z.B. unten. Vom Boot aus waren es 20 Meter zur Linie 4 (Prinsengracht) und 150 Meter zum Supermarkt (Albert Hejn). - nach oben
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Webseite des Prinsenboots
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