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Die
Florenzer Altstadt von den Höhen des Piazzale Michelangelo, zu
erreichen mit der Buslinie 12 oder dem Touristbus rot und blau.
- Sonntag
- Die Woche in Florenz hat meine Frau schon im
letzten Sommer gebucht und sie hatte auch eine Wohnung in der Altstadt
aufgetrieben, die nur ein paar Minuten vom Dom entfernt liegt, in der
Via Faenza 23. Da es von Köln/Bonn keine Maschine gab, mußten wir ab
Frankfurt fliegen, was die Reisezeit um ca. zwei Stunden verlängerte,
und als der Kapitän zu uns Passagieren in den Flughafenbus stieg und
ankündete, es gäbe noch ein Problem mit dem Tanken, stöhnten einige
Leute auf - nach einer halben Stunde Wartezeit vor der Maschine kam man
endlich ins Flugzeug. Gut siebzig Minuten Flugzeit, ab den Alpen reißt
der Himmel auf und bei der Landung ist es achtzehn Grad (gegenüber
sieben Grad bei Regen in Bonn) und vom Flugzeug aus sieht man das Panorama mit der Brunelleschi-Kuppel des Florenzer Doms.
- Das Taxi vom Flughafen zu irgendeinem
Punkt in der Stadt kostet immer zwanzig Euro und irgendwann hält der
Fahrer vor einem herausgezogenen Poller in der Altstadt und schickt uns
in eine Richtung und die erste Straße ist die Via
Faenza. Die Numerierung ist gewöhnungbedürftig, aber einfacher als in Venedig, die Hausnummern springen
mal nach vorne, mal zurück, aber nach ein paar Minuten sind wir da und nach ein paar weiteren Minuten kommt auch Alberto mit den
Schlüsseln. Er hat einen Grundstock an diversem Papier
mitgebracht, ist unglaublich freundlich und schließt auf - die
Wohnung
liegt im sechsten Stock. „Fürs erste Mal trage ich Ihnen den Koffer“,
meint er, „Sie brauchen ein paar Tage, um sich an die Treppen zu
gewöhnen!“. Recht hat er. Nach dem Eintreffen im sechsten Stock (hohe Decken)
merkt man die Beine und als er uns die Schlüssel gibt, denke ich auch,
daß es sicher Gründe für diese Schlösser gibt - die Wohnungstür ist
eine Tresortür mit zwölf Stahlriegeln aus 3 cm dickem Stahlrohr. Angst
vor Dieben werden wir nicht haben.
- Die
Wohnung liegt wirklich mitten in der Altstadt - gegenüber ein
Mini-Markt, daneben die Trattoria - das reicht für die meisten.
- Nach
der Übergabe stürzen wir uns bei Sonnenschein in den
Sonntagnachmittagtrubel. Zwei Minuten entfernt kommt man an den großen
Markt (mercato centrale),
wo man alles kriegt: gefälschte Prada-Taschen wie in Venedig,
Tücher, Mützen, Schals, Lederwesten und Lederjacken in allen Formen,
Farben, Größen und Preisen und die fliegenden Händler verkaufen wie
bekloppt Selfie-Sticks. Die sind natürlich im Dom und in den
Museen
verboten, seit jemand damit eine antike Vase erwischt hat, aber das
wissen die Käufer ja nicht. Die Markthalle ist zweistöckig: das
Erdgeschoß hat zu (ist ja Sonntag), aber da werden wir morgen
einkaufen. Im ersten Stock liegt ein Freßtempel neben dem anderen und
auch die Familie Medici ist schon präsent - nach ihr ist eine
Einrichtung benannt, in der man unter Anleitung von Köchen
professionell kochen kann. In Dortmund gab es nur ein Maggi-Kochstudio
(kein Witz) - da übt man offenbar den Gebrauch der richtigen Tütensuppe.
- Als wir die Markthalle fast umrundet haben, sehen wir den
Dom beim Umdrehen. Eigentlich wollten wir ja auch da hin und - wieder
eine positive Nachricht - der Eintritt ist frei, das Fotografieren auch. Etwa tausend Touristen
sind im Dom und laufen um die abgesperrte Freifläche, Selfies werden
gemacht, wobei die Kirchenordner keine Chance haben, das zu verhindern,
aber, weil im Dom so wenig ist, kann da auch nix kaputtgehen. Wir
werden jedenfalls morgen früh noch mal hingehen und hoffen auf weniger
Menschen dort. Der Campanile scheint ebenfalls frei zu sein, auch die
Kuppel, aber man sollte die „Firenze Card“ haben. Die werden wir morgen
besorgen. Am späten Nachmittag kneift der Hunger doch - im Flugzeug gab
es ein Sandwich und das war's für den Tag. In den Markthallen konnte man „fritta misto“
bekommen, eine Mischung aus paniertem Fisch und Meerefrüchten, aber das ist nun ausverkauft und alle Restaurants arbeiten
mit Fertigpizza und Dosengemüse. Essen gehen ist in Florenz nichts für
Allergiker - jedenfalls nicht in der Altstadt. Also treiben wir noch
zwei Ciabatta auf, eine Tüte Nudeln und ein bißchen Gemüse und dann
wird eben gekocht. Jetzt sind wir alles in allem sechs Mal in den
sechsten Stock gestiegen und die Beine schreien nach Hochlegen.
- Der Dom von außen - das ist seine Schokoladenseite. Von innen ist er fast leer - man kann also einen großen Raum fotografieren.
- Montag - zum Anfang
- Florenz ohne die Medici geht gar nicht und darum werden wir heute zum ponte vecchio (il ponte ist nämlich männlich) und zum palazzo pitti laufen. Nach dem Frühstück ziehen wir los, gelangen an die via della Spada und laufen den palazo strozzi
entlang, ein Inbegriff der Häßlichkeit und der Machtdemonstration.
Immerhin waren die Strozzi die wichtigsten Gegenspieler der Medici und
mußten sich offensichtlich länger einigeln. Es hat über die
Jahrhunderte aber gut funktioniert, denn bis 1937 gehörte der Palast
der Familie (da waren die Medici schon längst ausgestorben), danach dem
Staat und ab 1999 der Stadt, ohne daß er jemals
zerstört worden ist. Ein paar Nachkommen der Strozzi gibt es immer noch -
etwa so alt wie ich. Ein schönes Haus ist trotzdem etwas anderes und
das Ding ist so groß,
daß man es einfach nicht fotografieren kann. Ich nenne sowas immer den
(Kölner) „Domeffekt“ - da helfen auch Selfie-Sticks nichts, höchstens
eine Drohne in 100 m Höhe.
- Wir lassen das Ungetüm links liegen, nehmen den Weg zurm Arno und kommen am ponte alla grazie heraus. Links von uns liegt der ponte vecchio
(vulgo: alte Brücke), unser erstes Ziel für heute. Schon von weitem
sieht man die Massen von amerikanischen und japanischen
Touristengruppen. Man kann sie ganz einfach unterscheiden:
Amerikanische Jugendliche haben oft einheitliche Sweatshirts mit
Aufschriften wie „Europe 2015“ oder „Rome 2015“,
laufen den Kopf gesenkt, starren auf ihr Smartphone und rennen Dich um,
japanische Toristen haben einen Mundschutz, starren auf den Regenschirm
der Reiseleitung und auf ihr
Smartphone und rennen Dich auch um. In den Museen rennen Sie einen
sowieso um, weil sie die ganze Zeit ihrem Quakgerät lauschen, das 500
Jahre Kulturgeschichte in siebzehn Sprachen abspielen kann und da haben
sie einfach keine Zeit, zu gucken, denn morgen sind sie in Paris und
übermorgen in Berlin...Das Klischee von „Europe in five days“
ist kein Klischee, sondern Realität, mehr Urlaub haben Japaner sowieso
nicht und die amerikanischen High-School-Kids müssen ab nächste Woche
in die Prüfungen. Dementsprechend groß ist der Andrang vor und auf dem ponte vecchio,
denn da stehen Pärchen vor unbezahlbar teuren Trauringen, kriegen
feuchte Augen und kaufen sich dann eine gefälschte Rolex beim
fliegenden Händler - die ist billiger.
- Früher
gab es auf der
Brücke nur Gerber und Schlachter, aber weil die ihre Abfälle einfach
ins Wasser warfen, hat es solange tierisch gestunken, bis man sie
weiter
flußabwärts verbannt hat und stattdessen die Juweliere einziehen ließ.
Gold stinkt eben nicht. Mangels Möglichkeiten gibt es hier auch
kaum Liebeschlösser, denn eine Steinbrücke ist dafür einfach nicht so
gut geeignet. Dafür ist die Brüstung von Liebesbeweisen übersät: TB/FT
20.03.2015. Ich weiß nicht wer TB und FT sind, aber es war sicher sehr
romantisch.
- Der ponte vecchio an einem diesigen Tag morgens und am Nachmittag bei richtigem Licht.
- Sehr gut gefallen hat mit
der Gegensatz von der offiziellen
Rolex-Vertretung und dem fliegende Händler ein paar Meter weiter, der
fünf Rolex-Fälschungen am Handgelenk hatte und lautstark dafür warb:
„Cheap, very cheap, billig - echte Rolex für hundert Euro!“ Übrigens
ist auf der anderen Brückenseite ein Gang, der den Medici-Palast mit dem
anderen Ufer verband. Da konnte man ungesehen über die Brücke kommen. im
„Inferno“ von Dan Brown spielt Florenz und dieser Gang eine gewisse,
wichtige Rolle - dazu später mal mehr.
- Unweit des ponte vecchio
stolpern wir über eine Kunstaktion einer Hotelkette (Hotel de'll arte),
die einen Künstler mit der Fassadengestaltung beauftragt hat (Simone d'Auria). Gut zwanzig nackte Gipsfiguren mit
Tierköpfen sind so am Hotel angebracht, als würden sie die
Fassade herauflaufen, einige haben sich scheinbar abgeseilt und drei
ruhen sich wohl aus.
- Als ich nähergehe, fällt mit ein Klingelschild ins
Auge: „Conte of florence“ - der Adel ist wirklich heruntergekommen, wenn er jetzt nicht mehr eine direkte Verbindung vom palazzo pitti über die ponte vecchio hat, sondern in einer Mietwohnung leben muß. Es stellt sich aber heraus, daß der Name zu einer Modekette gehört..
- Beim palazzo pitti haben wir allerdings kein Glück. Montags ist alles geschlossen und als wir den palazzo lang gehen (auch so ein Monster mit Gitterstäben und Eisenringen für die Pferde), kommen wir zu den giardini boboli (Gärten der Boboli). Justament in diesem Augenblick geht das Tor zu: chiuso! Also lassen wir uns weiter treiben und gelangen zum Museo di Palazzo Vecchio,
jetzt wissen wir ja, daß es ein alter Palast ist. Er ist sogar ziemlich alt,
denn als um 1540 Cosimo de' Medici dort einzog, war das Ding schon ein
paarmal umgebaut worden (Baubeginn um 1300) und dies geschah später noch viele Male.
- Der „sala dei cinquecento“ (Saal der Fünfhundert)
wurde von Girolamo Savonarola als eine Art Parlament angelegt, doch
dummerweise hat er ihn nicht nutzen können. Savonarola
hatte es zwar geschafft, die Medici aus der Stadt zu vertreiben, doch sie
haben sich auf der geistlichen Schiene gerächt und ihn 1498 als Ketzer
verbrannt. Als er tot war, war Schluß mit der Bescheidenheit und der
Saal bekam monumentale Gemälde von Michelangelo und Leonardo da Vinci. Leider sieht
man davon nicht so viel, weil sie sehr hoch sind, und wenn man auf die
Empore geklettert ist, sieht man alles verzerrt. Der Saal ist riesig,
doch die ganzen Schlachten-, Huldigungs- und Allegorieszenen über
Hunderte von Quadrametern haben in mir die Assoziation zur
Aldi-Fleischtheke geweckt - viel Schinken, aber wenig Filet. Übrigens
soll unter einem Gemälde noch ein Entwurf von Leonardo stecken, den er
nicht fertig gestellt hat, weil ihm der Rötel ausgegangen sein soll -
man wird sehen, was die Fachwelt langfristig dazu sagt.
sala dei cinquecento - Höhe 18 Meter, Länge 50 Meter, groß, dunkel und unbezahlbar
- Allein
die Kasettendecken von Vasarí sind schon unbezahlbar, es sind Gemälde mit
vergoldeten Rahmen und Dan Brown läßt auf S. 306 natürlich einen Killer
(der Lisbeth Salander sehr ähnlich ist) bei eine wilden Verfolgungjagd
durch die Vasarí-Decke auf den Boden fallen.Zum Glück Fiktion, denn die Decke ist nach wie vor unbeschädigt.
- Natürlich hat das museo noch ein paar andere Schätze: das Arbeitszimmer des späteren Papstes Leo X: (das war der, mit dem sich Luther angelegt hat), jede Menge Repräsentationsmobiliar: Sekretäre mit zwanzig Schubladen (wer hier arbeitet ist wichtig),
Treppen zum Schreiten für die Würdenträger und steile Treppen für das
Dienstpersonal und irgendwo entdecke ich das weltbekannt Portrait von
Machiavelli - leider so blöd hinter spiegelndem Glas ausgeleuchtet, daß man es nicht fotografieren kann. Darum gibt es hier eine LInk - immerhin hat dieser Mann ziemlich gescheite Sachen gesagt, z.B.:
- Nicht wer als Erster die Waffe ergreift, ist Anstifter des Unheils, sondern wer dazu nötigt.
Niccoló Machiavelli, (1469 - 1527)
- Ein besonderer Genuß ist
das Kartenzimmer. Dort hängen Karten mit dem Stand des 15. und 16.
Jahrhunderts, an denen die Küstenlinien in Deutschland noch intakt sind
- für Geographen eine sehr interessante Sache. Auch dieses Kartenzimmer spielt bei Dan Brown
eine Rolle, weil hinter der Karte von Armenien eine Geheimtür ist, die
dem Held Robert Langdon wieder einmal zur Flucht verhilft. Ein ganz
wesentliches Detail sieht man kurz vor Schluß: Dantes Totenmaske - dazu
später mehr.
- Als wir rauskommen steht
eine Gruppe kreischender Mädchen vor dem fünf Meter hohen David und
bewundern (?) seine Nacktheit - vermutlich mit zwiespältigem Gefühl:
gucken - kreischen - wegsehen - wieder gucken... In Kopenhagen steht
die gleiche Kopie vor der MAERSK-Reederei am Hafen, da interessiert es
keine Sau.
- Es ist zum Glück kein Orginal - Sonnenbrillen auf dem Penis und ein gezeichneter Mund darunter - alles schon vorgekommen.
- Auf dem Rückweg gehen wir
noch an der Post vorbei (es dauert ca. eine Stunde, bis wir sie
gefunden haben) und wollen schnell Briefmarken kaufen - denken wir. Um
dran zu kommen, muß - wie beim Jobcenter - ein
Nümmerchen ziehen , dann warten wir eine halbe Stunde (Post ist ein
hoheitlicher Akt, da könnte ja sonst jeder kommen..) und dann bekommen
wir doch tatsächlich zehn Marken für Postkarten für je € 0,95.- Das ist
schon fast deutsch! Es gibt zwar den Postdienst gps, aber mit dem
waren Karten aus Venedig sechs Wochen unterwegs und man mußte erst mal
einen gps-Briefkasten finden. Ich habe übrigens noch Briefmarken aus den 1970er Jahren, damals kostete ein Brief 35 Lire!
- Danach kaufen wir noch in
einem Supermarkt an der Piazza San Lorenzo ein und zahlen an der Kasse
knapp zwölf Euro für fünf sehr kleine Schnitzel (3,47.-), drei Tomaten (2,23.-) ein Pfund Nudeln (1,68.-),
vier Scheiben Käse (2,74.-), ein halbes Pfund Margarine (1,43.-) und
eine Plastiktüte (0,27.-). Florenz ist definitiv teurer als Venedig und
ab sofort nehmen wir immer zwei Tüten mit. Arrividerci e grazie!
zum Anfang
- Dienstag
Der palazzo pitti soll heute
seine Chance kriegen und so wollen wir schon um zehn Uhr dort sein,
lange vor den geführten Gruppen, denn die sind nicht vor elf Uhr zu
erwarten. Auf dem ponte vecchio
klappen die Juweliere ihre Klappläden herunter, die über Nacht als
Einbruchsschutz dienen, die Straßenhändler bauen ihre Stände auf und
die letzten Müllwagen fahren Kartons und Müllsäcke ab. Übrigens sind
die alten und engen Gassen viel zu eng, daß jeder seine Müllabfuhr
bekommt und so sieht man ständig Leute mit Müllbeuteln, die diese zu den
Sammelplätzen tragen. Man tritt dort ein Pedal, z.B. „multimateriale“,
eine Klappe geht auf und man schmeißt seinen Beutel in einen sechs
Meter tiefen Schacht. Frühmorgens kommen dann die großen
Fahrzeuge dorthin und saugen alles ab. Ich vermute, daß die Mülltrennung sich
in „multimateriale“ und „diversi“ aufteilt, denn alles wird irgendwie zusammengeschmissen, aber vielleicht trennen sie später.
- Am palazzo pitti
wartet bei unserem Eintreffen eine Jungengruppe, und übt dabei die
Ballannahme mit dem Fuß,
bis sie von einer resoluten Aufseherein wild schimpfend verjagt wird,
dabei ist weit und breit nichts, was durch einen Fußball beschädigt
werden könnte. Jedenfalls haben wir kurz nach zehn unsere Tickets
(Museum 13.-, Gärten 7.-) und besteigen die Treppen. Die Stufen
sind vielleicht für Pferde konzipiert, auf denen man in die Etagen
reiten konnte, aber zum Laufen sind sie sehr unbequem und bei einer
mittleren Deckenhöhe von ca. zehn Metern und 36 Metern Höhe muß man pro
Etage auch vier Treppen steigen, bis man in der ersten Etage angekommen
ist und man die „falschen“ Stufen in den Beinen merkt. Alles ist groß
und riesig - auch diese Hütte kriegt man nie aufs Bild und so muß es
bei einem Ausschnitt bleiben. Man kann sich den Innenhof als Quader mit
ca. 50 Meter Kantenlänge vorstellen, und hat damit einen kleinen Teil
der Gesamtlänge, denn die eigentliche Front zur Straße geht weit über
hundert
Meter. Gebaut wurde das Monstrum von der reichen Familie der Pitti, die
ihn 1549 an die Familie der Medici verkauften und damit die auch ein
bißchen Platz für ihre Blumen hatten, wurden von der Familie Boboli
auch noch ein paar Hektar Land gekauft - daraus mußten Heerscharen von
Gärtnern einen Garten anlegen.
- Von den Medici findet man nicht mehr so viel. Der palazzo pitti ist
heute eine Kombination mehrerer Museen und da wir bildaffin sind,
hatten wir in gut zwei Stunden einige tausend Bilder gesehen, darunter
auch weltberühmte Schätzchen wie das Tizian-Portrait von Papst Julius
II., Bilder von berühmten Medici und vor allem das Manuskript des
Operntextes der „Eurydice“ von Jacomo Peri. Diese Oper, die
allererste Oper überhaupt, wurde 1600 für die Hochzeit von Marie de'
Medici mit Karl IV. von Frankreich geschrieben und uraufgeführt. Die
Musik ist verlorengegangen, aber der Text ist noch da und das
Manuskript liegt eben in der Gemäldesammlung.
- Der besondere Reiz der
Abteilung im zweiten Stock (wenn man denn die Treppe schafft), liegt in
den Bildern italienischer Maler der Klassischen Moderne
mit uns völlig unbekannten Namen, die man in dieser Qualität und
Ausführlichkeit in Deutschland nicht sieht. Italienische Maler ab 1850
kommen bei uns zuhause nicht vor, dabei sind sie künstlerisch
vergleichbar mit zeitgenössischen französischen und deutschen Malern.
Auch dafür lohnt ein Besuch in Florenz, denn in Venedig und Mailand
sieht man ausschließlich die alten italienischen Meister bis etwa 1700
(Tintoretto, Tiepolo, Tizian, Botticelli , da Vinci - gut ab und zu
auch mal einen Rubens).
- Weil wir nach zwei
Abteilungen und zweieinhalb Stunden aber nun doch leicht viereckige Augen bekommen haben, schenken wir uns
die Porzellan-, die Silber- und auch die Kostümsammlung und gehen lieber
in die Gärten. Im Café kann man sich zum Glück eine Mineralwasserflasche kaufen (1,50.-).
zum Anfang
- Den Anfang der Giardini Boboli (Bobolische Gärten) stellt
man sich am besten als Berggarten vor - ähnlich wie in
Kassel-Wilhelmshöhe (die interessanterweise auch Partnerstadt von
Florenz ist - jetzt kann ich mir denken, warum), doch die Boboli-Gärten
sind nicht so steil und
einen künstlichen Wasserfall wie in Kassel, der einmal die Stunde knapp hundertfünzig
Meter talwärts rauscht, gibt es auch nicht. Die
Gartenseite des palazzo ist
deutlich kleiner als die Straßenseite und so wirken die Baumaße nicht
mehr so gewaltig. Je höher man kommt, desto mehr sieht man von der
Stadt und wenn man oben angekommen ist, liegen noch ein paar Kilometer
Wege vor einem. Es gibt allerdings eine Einschränkung: Für
Rollstuhlfahrer und Kinderwagen ist vom Besuch des Gartens abzuraten,
außer man hat genug Freunde, die sich mit Tragen abwechseln, denn viele
Stufen haben die „Pferdebremse“ kleine steinerne Querrinnen, die
notfalls das Rutschen des Hufs abbremsen und Räder kommen da einfach
nicht so gut drüber.
- Die Gartenseite des palazzo pitti von den giardini aus etwa einhundert Meter Höhe
- Dafür sind die Gärten
riesig und als wir nach einer guten Stunde
beschließen, allmählich ins Quartier zu laufen, haben wir vielleicht
zehn Prozent gesehen. Die zweitbeste Aussicht hat man unterhalb des
Kaffehauses - die beste konnten wir nicht wahrnehmen, weil das Haus
geschlossen war - dort sieht man die Skyline von Florenz, wie man sie
aus den Kitschpostkarten im Sonnenuntergang kennt. - zum Anfang
- Die Skyline von Florenz.
- Von links: die rote Kuppel von San Lorenzo, der Glockenturm des Doms „Maria fiori“, die Brunelleschi-Kuppel und der Turm des pallazzo vecchio
- Fazit: Zwei Karten pro Tag sind für den palazzo pitti eigentlich
Quatsch. Wenn man alles sehen will, braucht man für den Palast sicher
einen Tag und für die Gärten auch. Alleine der Ausblick vom
hochgelegenen Garten auf die Skyline von Florenz lohnt aber schon den
Eintritt.
- Am
späten Nachmittag, nach einer
angemessenen Ruhepause, gehen wir ohne Ziel durch die Altstadt und
lassen uns treiben. Man findet die abgefahrensten Läden: einer hat sich
auf Handyhüllen spzialisiert, einer nur auf die italienische
Espressomaschinen (die, die man auf den Gasherd stellt), ein
Gürtelgeschäft ist dabei, alle bieten alles in allen Farben, Formen und
Preisen an. Natürlich gibt es auch die Protzi- und
Strozzi-Meile mit den Läden von Dolce & Gabbana, Prada, nochmal
Rolex und da stehen an den Artikeln auch keine Preise mehr. Unser
Favorit ist ja der Tiger - eine dänische Kette, die wir erst in
Kopenhagen gesehen haben, dann in Rostock, dann in Schleswig und nun
hier. Viele schöne Sachen, die man wirklich nicht braucht, aber haben
will.
- Weil wir mittlerweile
geübt darin sind, den fliegenden Händlern keine Kontaktmöglichkeit
anzubieten, kommen wir unbeschadet am Dom und beim Zentralmarkt vorbei.
Es geht so: böse gucken, Hand auf die Tasche, Ellenbogen ausfahren und
„No!!!“ zischen - meistens reicht das. Übrigens kommt man, wenn man
den Kölner Domplatz ohne Taschendiebstahl überstanden hat,
wahrscheinlich überall klar. Das Portemonnaie in eine geschlossene
Reißverschlußtasche stecken, eine Taschenklappe darüber (festgesteckt)
und den Arm über alles - das reicht. Weder auf der Rámbla in Barcelona,
noch auf dem Mailänder Domplatz oder hier ist jemals irgendwas weggekommen.
Doch böse gucken muß man schon, denn das schreckt ab.
- Den Abend beschließe ich mit
ein bißchen Papierkram - das Gehalt ist da und Rechnungen
kann man auch in Florenz bezahlen. Gesegnet sei das W-Lan...
- zum Anfang
- Mittwoch
Der
heutige Tag steht ein bißchen im Zeichen der ganz
Alten, denn wir wollen zur ältesten Kirche Florenz', der
Franziskanerkirche „Santa Croce“, deren Grundstein angeblich von Franz
v.
Assisi gelegt sein soll (wir sind hier ja in einer katholischen
Hochburg). Außerdem werden dort gleich mehrere Nationalheilige verehrt
und/oder liegen dort begraben und diese Liste ist ziemlich lang: Dante
Alighieri, Micheangelo, Donatello, Rossini - also eine Art
Ehrenfriedhof. Im Vorfeld habe ich aber schon herausbekommen, daß Dante
seine große Zeit erst hatte, nachdem er aus dem Florentiner Stadtrat
(Rat der 100) herausgeflogen und verbannt worden war, denn seine Ehe
war nicht ganz glücklich, die, die er geliebt hat (Beatrice), wurde mit
jemand ganz anderem verheiratet und erst, als all das passiert war,
fing er an zu schriftstellern und begann seine „Comedia“. Jemand anders hat dann später vor das Wort „comedia“ noch das „divina“ gesetzt und seitdem heißt es „göttliche Kommödie“. Gestorben ist Dante nach ihrer Fertigstellung in Ravenna.
- (Die Comedia ist dabei nichts
Komisches, sondern das Wort ist einfach ein „weltlicher“ Text im
Gegensatz zu einem geistlichen Text, der in Latein verfaßt wäre.
Dante schreibt in einer Art Volkssprache, aus der sich später das
Standard-Italienisch entwickelt hat. Damit hat er ein einheitliches
Italienisch begründet, wie Luther später ein einheitliches
Deutsch durch seine Bibel-Übersetzung geschaffen hat.
- Übrigens hat einer meiner Urahnen ein paar Jahrhunderte später die erste niederdeutsche „Comedia“ verfaßt (Jochim Schlu: Comedia vom frommen Isaac), bevor er 1624 in Rostock an der Pest starb.)
- Inhaltlich geht es im Dante-Text um inferno (Hölle), purgatorium (Fegefeuer) und paradiso
(Erlösung) und da kommt wieder diese Dame ins Spiel, denn da schrieb
Dante erstmals den Namen Beatrice, auch wenn seine Jugendliebe mit 24
Jahren starb und damals schon lange tot war. Man nahm später Beatrice'
Begräbniskapelle und widmete sie diesem Liebespaar, das es so zwar nie
gegeben hat, aber das ist den Florentinern egal und den Japanern und
Amerikanern auch. Immerhin kann man ja in Verona auch den Balkon der
Capulets aus „Romeo und Julia“ sehen und wenn die Gruppe dort
vorbeiläuft, ist bestimmt auch eine Julia dort oben zu sehen.
Jedenfalls kommen wir auf dem Weg zur Santa Croce an dieser Kapelle
vorbei - ein Inbegriff des Kitsches - und als ich ein Foto machen will,
stürzt eine Gruppe Japaner herein und es blitzt wie im purgatorium.
Hölle geht also hier auch. Immerhin ist Beatrice hier begraben -
allerdings ohne Dante, doch dazu später mehr. Eine siebensprachige
Erklärung am Eingang (Italiensch, französisch, spanisch, deutsch,
chinesisch, japanisch und russisch) ist ein Beleg für das große
Interesse.
- Nun kommen
wir nach einer knappen halben Stunde an der Via Giuseppe Verdi heraus
und um die Ecke liegt die Piazza di Santa Croce mit der Kirche.
- Das Problem ist immer Perspektive, Verzerrung und gerade Linien - irgendwann muß man sich für einen Kompromiß entscheiden.
- Die Kirche selber ist
übersichtlich, etliche Meter hoch mit gerader Decke und viel Platz. Vor
dem Altar sind vielleicht Stühle für dreihundert Menschen, aber der
Rest ist Freifläche. Rechts, das Westwerk im Rücken, liegen die ganzen
Ehrengräber, angefangen mit Michelangelo Buonarotti (1475-1564), an
dessen Grabmal von Georgio Vasarí noch sechs Jahre nach seinem Tod
gebaut wurde. Dann kommt ein typisches florentinisches Problem, die
Grabstätte von Dante Alighieri (1264 -1321). Dante war ja gebürtiger
Florentiner, saß als studierter Arzt, Apotheker und Philosoph im
Florenzer Stadtrat, bis sich die politischen Verhälntnisse änderten und
er verbannt wurde. Die unglückliche Liebe zu seiner Beatrice ist ja
schon erwähnt worden. Jedenfalls mußte er Florenz verlassen und als er
in Ravenna starb, wurde er natürlich dort begraben. Nach etlichen
Jahrzehnten war Dante Kult geworden und Florenz wollte nach dem Tode
Michelangelos die berühmte Leiche zurück, aber die Stadt Ravenna ließ
es nicht zu. Das Grabmal wurde daher schon mal mitgebaut, weil man
hoffte, daß Ravenna einsichtig würde, aber bis heute hat sich da nichts
getan.
- Dante ist weiß Gott
nicht der Einzige mit zwei Grabmälern,
Chopin z.B. hat es auch geschafft: Herz in Paris, Rest in Warschau.
Außerdem liegen hier der Künstler Donatella, der Musiker Rossini und
hunderte nicht so bekannter Kirchenleute, Politiker und ehemalige
Spitzen der Gesellschaft, denn wenn man nicht Franziskaner an Santa Croce
war, mußte man für ein Grabmal zwar ordentlch bezahlen, doch dafür
hatte man mit dem Hl. Franz von Assisi die gleiche Kirche gemein.
Das konnte im Paradies ja vielleicht mal eine Rolle spielen (Luther war
außer in Rom kein Thema). zum Anfang
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Michelangelos Grabmal (mit Inhalt)
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Dantes Grabmal (ohne Inhalt)
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Außer den üblichen Prominenten steht im Kreuzgang etwas versteckt ein wunderschönes Grabmal mit einer französischen Aufschrift:
„Louise Favreau, née a la Guadeloupe eu MDCCCXXXIII
elle avouit XVII ans“
<Louise Favreau, geboren in Guoadeloupe 1833, sie wurde siebzehn Jahre alt>
und etwas weiter unten steht noch:
„Fleur fille cherie,
<unser liebes Blumenkind>
Pierre et Emma Favreau"
Ich habe natürlich sofort den Namen im
Internet gesucht und siehe da, es war schon jemand auf dieser Spur.
Danach waren die Eltern als Freidenker 1832 auf die Gefängnisinsel
Guadeloupe verbannt worden, wo ihre Tochter geboren wurde, durften
wieder nach Frankreich kommen, zogen es aber vor nach Florenz zu
kommen, weil dort viele Intellektuelle, Künstler udn Schriftsteller
wohnten und blieben dort bis 1833...
Leider hat die ganze Sache einen Schönheitsfehler: im fraglichen Artikel heißen die Eltern Fauveau,
es gibt keinen Pierre, keine Emma und auch keine Louise. Aber alle
beziehen sich auf dieses Denkmal. Wer weiß, ob das Internet nicht eines Tages herauskriegt, was mit
Louisa, Emma und Pierre wirklich passiert ist. Hier könnten die
Suchmaschinen mal zeigen, was sie können.
Jedenfalls ist das eines der berührendsten Grabmäler der Kirche und daß
besagte Louisa hier liegt, spricht dafür, daß die Familie in Florenz so
etabliert war, daß sie ihre Tochter in der ältesten Kirche von Florenz
bestatten konnten, obwohl sie Ausländer waren.
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- Wir gehen danach durch den
Kreuzgang wieder vor die Kirche, hören das Geläute, weil es Mittag
schlägt und lassen uns ein bißchen treiben. Für einen Bekannten sollten wir einen bestimmten Ledergürtel an einem der vielen Ledergeschäfte rund um die Piazza
di Santa Croce auftreiben, aber den Laden gibt es nicht mehr, das
entsprechende Haus ist unbewohnt und ein Zettel kündigt dort größere
Baumaßnahmen an. Andere Geschäfte führen keine Gürtel und bei den
fliegenden Händlern kommen die Florentiner Lederwaren wahrscheinlich
aus asiatischen Billiglohnländern und vergiften dort nicht nur
Kinderhände und Kinderfüße, sondern auch die Landschaft. Irgendwo in
Florenz wird man aber sicher vernünftige Lederwaren bekommen können.
- Übrigens sind alle
Marktstände fest in
asiatischer und afrikanischer Hand. Wir haben da keinen einzigen
Italiener gesehen. Die, die wir gesehen haben, kamen in anderen
Vierteln aus Banken oder Läden, trugen
Leinen- oder einen anderen Anzug und Lederkoffer, fuhren Porsche, Mercedes oder Smart, oder sie waren
höchsten zwanzig und studierten hier. In den Geschäften selbst arbeiten
durchweg italienische Frauen, ganz selten italienische Männer. Nur abends auf den Straßen, da
hat man die italienischen Männer gehört (die Amerikaner sind ja schon
im nächsten Flugzeug
und die Japaner ruhen sich für den nächsten Tag aus, damit sie in ihren
fünf Tagen Urlaub so viel wie möglich mitkriegen). Deutsche und
Franzosen sind hier eher selten. Jedenfalls umgehen wir die uns
entgegenkommenden Reisegruppen der üblichen Nationen zügig und ruhen
uns in der Via Faenza aus. Karl Valentin hat es gewußt: „Kultur ist
schön, macht aber viel Arbeit!“
zum Anfang
- Nach der Mittagspause wollen wir uns ein bißchen um Dante Alighieri (ca. 1260 - 1321) kümmern und suchen rund um die Via Danthe Alighieri das Dante-Museum. Wir finden es auch in der Nähe des palazoo vecchio.
Es ist in einem der alten noch bestehenden Wohntürme untergebracht, die
im 13. und im frühen 14. Jahrhundertr so typisch für Florenz waren,
denn die meisten Familien waren miteinander verfeindet und so wohnte
die ganze Sippe in einer Art Bergfried, nur ohne Burg. Diese Wohntürme
waren relativ sicher und in einer Etage des Museums sieht man ein
Modell, wie Florenz zu Dantes Zeit ausgesehen haben muß: mehr freie
Fläche als heute und etwa zwanzig Hochhäuser.
Modellzeichnung aus dem Dante-Haus, Florenz mit herzlichem Dank
- Dante, vermutlich
1266 geboren, stammte aus einer wohlhabenden Familie des Stadtadels,
die mit den „Guelfen“, eigentlich den norddeutschen Welfen, sympathisierte, hat einen Urahnen, der am II. Kreuzzug
teilgenommen hat und erlebt von klein auf die Auseinandersetzungen zwischen den papsttreuen Welfen (ital. „guelfen“) und den kaisertreuen, staufischen Waiblingern (ital. „Ghibellinen“)
. Bereits 1260 haben die florentinischen Guelfen die Wohntürme der
Ghibellinen abgerissen und als die Ghibellinen die nächste Schlacht gewonnen haben,
revanchieren sie sich und reißen alleine auf Florenzer Stadtgebiet
etliche hundert Türme, Paläste und Häuser der Guelfen ein - kein Wunder, daß
Florenz immer wieder neu aufgebaut und geplant werden mußte. Ähnliches
geschieht 1268 nach der Schlacht bei Tagliacozzo -
diese Kriegshandlung dürfte der achtjährige Dante schon mitbekommen
haben. Als er knapp zehn ist, stirbt seine Mutter, da hat er sich
- historisch nicht sauber belegt - nach eigenem Bekunden schon in die
neunjährige Florentinerin Beatrice Portinari verguckt, ein Adelskind.
Auch, wenn über seine Schule
nichts bekannt ist,
dürfte Dante bei den Franziskanern von Santa Croce und bei den Dominikanern von Santa Maria Novella Lesen,
Schreiben,
Latein und Rhetorik gelernt haben. Gesichert ist der Name Brunetto
Latini, ein bedeutender Philosoph und Rhetoriker, den Dante im Canto XV
seines „Inferno“ in der Commedia«
verewigt hat. Nach dem Tod seines Vaters 1285 ist noch genug Geld da,
daß Dante in Bologna studiert, evtl. Jura, und damit hat er ein weit
überdurchschnittliches Wissen und gilt als Universalgelehrter. Weitere Studien sind möglich (u.a.
in Paris),
wenn auch nicht gesichert. Noch im gleichen Jahr wird er bei seiner Rückkehr Stadtrat, steigt auf, kämpft 1289 bei der Schlacht von Campaldino für die Guelfen und schreibt nach dem frühen Tod seiner Jugendliebe Beatrice (sie starb mit 24 Jahren) die ersten Gedichte und Elegien, z.B. „La vita nuova“
(das neue Leben). Im gleichen Jahr heiratet er Gemma Donati, wird in
den „Rat der 100“ gewählt, verstrickt sich in politische Intrigen,
wird aber trotzdem 1300 zum prior
befördert, einer von sechs wirklich wichtigen Leuten, die die Stadt
regieren. Dummerweise ist er kein Diplomat, legt sich mit Papst
Bonifatius VIII. an (der seinen Vorgänger Coelestin zwecks
Amtsübernahme seit 1295 eingesperrt hat), der wiederum unterliegt 1301
Philipp dem Schönen (Philipp IV.) und nun sitzt Dante zwischen den
Stühlen, denn kaisertreu/ghibellinisch ist er ja überhaupt nicht.
Wer so zwischen den
Stühlen sitzt, fliegt aus der Stadt und so wird Dante 1302 verbannt und
seine beiden Söhne ebenfalls, sobald sie vierzehn sind. Die Sieger machen das, was nach jedem Umsturz passiert: der Verlierer ist der Böse und muß das Land verlassen (später
wird aus dieser Sache übrigens der „Investiturstreit“, weil lange nicht
klar ist, wer wem zu sagen hat - der Papst dem König/Kaiser oder umgekehrt). Dante
muß also aus Florenz fort, verliert
seine Existenzgrundlage und muß sich neu erfinden.
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Dante in der Kleidung des „prioro“ -
di Michelinos Darstellung aus dem Florenzer Dom
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Seine Familie bleibt
in Florenz, er zieht als Universalgelehrter durch Europa, lehrt hier
und da und beginnt zu schreiben, geht in diplomatischen Dienst (!),
verhandelt für König Heinrich VII. und beginnt 1307 die Arbeit an
seiner „Comedia“ . Dante ist 1313 in Paris zu
finden, schreibt am Hofe Heinrichs VII. in Pisa und hofft immer noch
nach Florenz zurückkommen zu können, weil ihm Heinrich dies versprochen
hat, aber der stirbt in diesem Jahr und da ist der Traum geplatzt.
-
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- 1315 bietet Florenz ihm
Bedingungen für die Rückkehr an, denn Dante gilt mittlerweile als
geistige Berühmtheit, mit der sich Florenz gerne wieder schmücken
würde. Doch Dante möchte nicht auf einer Ebene mit begnadigten
Verbrechern stehen, lehnt daher ab - und wird nun zum Tode verurteilt,
wenn er die Stadt jemals wieder betritt - für seine Söhne gilt dies
auch.
- Den Rest seines Lebens arbeitet Dante an der „Commedia“,
stellt sie 1321 fertig, macht noch eine letzte diplomatische Mission
für Venedig, holt sich unterwegs eine Infektion in Ravenna und stirbt
am 21. September 1321. Begraben ist er in der Franziskanerkirche Santa Pier Maggiore dort.
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Dantes Totenmaske im palazzo vecchio in Florenz
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...Vorsichtig
nahm er die Maske aus dem Beutel und legte sie behutsam auf die Stütze
in der Vitrine. Sie sank an ihren Platz, umhüllt vom vertrauten, roten
Samt..
aus: Dan Brown: Inferno, S. 678 zum Anfang
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- Donnerstag
- Zu
den Uffizien wollten wir zwar schon früher, aber die langen Schlangen hatten uns
abgeschreckt und nachdem die Stadt gestern etwas leerer erschien,
wollen wir es heute probieren. Als wir über den Platz am palazzo
vecchio
gehen und die Uffizien sehen, sieht es auch alles gut aus, im
Eingangsbereich stehen vielleicht zehn Leute und wir freuen uns schon.
Leider stehen die anderen zweihundert in einer Warteschlange und immer
wieder werden eben zehn Leute reingelassen, die dann ihr Sprüchlein an
der Kasse aufsagen und Karten kaufen dürfen. Ständig kommen pfiffige
Damen vorbei und
bieten Karten ohne Wartezeit an („skip the line“), denn sie haben sich
um viertel nach acht, wenn die Kasse aufmacht, zwanzig Stück oder mehr
geholt und verkaufen sie mit knapp zehn Euro Aufschlag an genervte,
wenig Zeit habende Väter aus Amerika, denen das Gequengel ihrer Kinder
weniger am Geld zerrt als an ihren Nerven (Japaner treten hier ja nur
im Rudel auf, reisen natürlich ohne Kinder an und weil bei ihnen alles
vororganisiert ist, haben die auch keinen Wartestreß). Nach einer
halben Stunde haben auch wir unsere Tickets und sind gespannt -
immerhin zählen die Uffizien zu den größten Museen der Welt und sie
sollen legendäre Bilder haben. Vor der Kunst steht der Sport - acht
große knieunfreundliche Treppen sind zu steigen und der Eingang
beginnt im zweiten Stock. Die Uffizien waren mal die Bildersammlung der
Medici, doch als die letzte Medici 1743 starb, verfügte sie, daß die
Stadt den Besitz nur erben könne, wenn er zusammenbliebe.
- Davon
lebt Florenz heute ganz gut. Einen weiteren Beweis für die Wichtigkeit
und die Finanzkraft derer von Medici sieht man von der dem Arno
zugewandte Seite des zweiten Stocks: Aus den Uffizien führt ein Gang
entlang der Wand, biegt nach links ab über den ponte veccio und kommt auf der anderen seite am palazzo pitti raus
- der Geheimgang war für den diensthabenden Medici bestimmt, der zu Fuß
zur Arbeit gehen wollte, ohne von irgendwelchen aufgebrachten Menschen
bedroht zu werden. Daß auch dieser Gang in
Dan Browns „Inferno“ eine Rolle spielen würde, war ein bißchen
vorauszusehen - ohne Geheimgänge geht schon kein Kinderkrimi, wie
anders ein krimineller Schinken, der in der Renaissance spielt?
- Der
sogenannte „Vasari-Korridor“ - Ansicht von der Piazza Michelangelo mit
einem guten Tele. Unten: Der Korridor von den Uffizien aus gesehen.
- Il Corridoio Vasariano - der Vasarí-Korridor - war von Giorgio Vasarí
1564 im Auftrag des Großherzogs Cosimo I. de' Medici entworfen worden.
Der lange Gang sollte einen sicheren Weg schaffen von seiner Residenz,
dem Palazzo Pitti, hinüber zu den administrativen Büros im Palazzo
Vecchio auf der anderen Seite des Arno.
- Ähnlich dem berühmten Passetto des Vatikans ist der Vasarí-Korridor
der perfekte Geheimgang. Er ersteckt sich über eine Länge von fast
einem Kilometer: von der östlichen Ecke des Palazzo Pitti über den
Ponte Vecchio hinweg, mitten durch die Uffizien bis hinein in den
älteren Palazzo Vecchio. Auch heutzutage dient der Vasarí-Korridor noch
als sicherer Hafen, wenn auch nicht für die Medici-Aristokraten,
sondern für die Kunstwerke.
- An
seinen nahezu endlos wirkenden geraden Wänden hingen zahllose wertvolle
Gemälde - Überschuss der berühmten Uffizien-Galerie, durch die der
Vasarí-Korridor verlief.
- Langdon hatte den Korridor vor einigen Jahren im Rahmen einer privaten Führung besichtigt.... Dan Brown, S. 209
- Doch danach platzt
ein Traum. Die Uffizien haben ja die größte Portraitsammlung der Welt
und man sieht - alte Museumsfaustregel - höchstens 25% des Besitzes. Der Rest
ist irgendwo eingelagert. Die 25% der Portraits, die zu sehen sind,
erinnerten mich aber eher an Ausweisbilder: ca. 50 x 80 cm groß, hängen sie
dicht an dicht und zeigen vermutlich alle Menschen, mit denen das
Medici-Büro jemals zu tun hatte. Ich habe zwar nicht geglaubt, tausende
Bilder von Raffael, Leonardo oder Botticelli zu sehen, aber die ersten
tausend Bilder waren eher kläglich: namenlose Portraits von namenlosen
Malern, Unmengen von Madonnen mit Kind, zwischendurch tonnenweise Kopien von
griechischen und römischen Nackten in allen möglichen Stellungen - nur alle
Viertelstunde mal ein Highlight. Der Botticelli-Saal war so etwas (auch
wenn nur drei gute Botticellis zu sehen waren), die Leonardos waren so
dick hinter Glas, daß man sie nicht vernünftig anschauern konnte und
daß man ständig mit einem smartphone-Nutzer zusammenstieß, der auf
seine 500 Jahre Kulturgeschichte fixiert war und nichts mehr hörte und
sah, war auch nicht so doll. Nach zwei Stunden waren wir durch und ich
fand nur ein paar Sachen, an die ich mich gerne erinnere:
1. eine Raffael-Kopie des Tizian-Portraits von Papst Julius II.; 2. einige schöne Familienportraits von Maria de Medici, Eleonore Gonzaga, Cosimo de Medici (bloß welcher?); 3. eine schöne Engelsdarstellung von 1415 (zwei süße lesende Engel, die
sich zu Füßen des Hl. St. Johann Baptist halb krank lachen); 4. ein Faun im Wald, klein, dick und grün, der einen so anguckt, als ob
man um ihn herumgehen soll. Wenn man das tut, sieht man den Faun auf
der Rückseite des Bildes von hinten, wie er einen anguckt, daß man um ihn herumgehen soll...
- Das war's. Kunstgeschichtler werden jetzt aufschreien, aber im Wallraf-Richartz-Museum sieht man qualitativ höhere
Renaissance. Daß die Medici Geld hatten wie andere Bauern Heu, hat
sie ja nicht vor einer Verwirrung des Geschmacks bewahrt.
Es gibt hier viell Masse , doch Klasse gibt es eher weniger. Die Medici
hätten ihre Heilgenbildchen zumindest in der Kölner Malerschule
einkaufen sollen, die gab es damals noch.
- Das
Café dagegen entspannt spürbar. Die Sonne scheint angenehm, die ersten
Blüten sind aufgegangen und wir sitzen auf gleicher Höhe wie der erste
Umgang am gegenüberliegenden palazzo vecchio. Über der Brüstung sieht
man Brunelleschis Domkuppel. Nach einer entspannten halben Stunde
beschließen wir zu gehen - und werden durch die erste Etage geführt,
die im Prinzip den Niederländern des 17. bis 19., Jahrhunderts gewidmet
ist. Was da hängt, hat unterm Strich mehr Substanz als der Krempel eine Etage höher und
sogar ein paar Rembrandts, Rubens' und Goya finden sich. Da
ist die Welt wieder in Ordnung. Nach über vier Stunden, ca. 3.000
gesehenen Bildern und gut zweihundert Fotos denken wir wieder an Karl
Valentin und wanken nach Hause (... macht aber viel Arbeit).
- Am Nachmittag gehen
wir zum Bahnhof und wollen uns erkundigen, wie man nach Siena, Pisa
oder Lucca kommt. Je nachdem, wohin man will, muß man die entsprechende
Gesellschaft finden und das ist am Bahnhof etwas schwierig - italienisch
eben. Nach einer guten Stunde ist dies geschafft. Busse nach Siena
fahren halbstündig am privaten Busbahnhof hinter dem Bahnhof, das
Ticket muß man dort im Wartebereich kaufen. Nach Pisa kommt man nur mit
der Bahn, das Ticket kauft man im Bahnhof, wenn der Schalter auf hat
(das ist aber nicht sicher). Nach Lucca könnte man mit einer anderen
Busgesellschaft fahren (die haben wir aber nicht gefunden) oder mit der
Bahn (s.o.) - eigentlich ganz einfach. Daß man für jede Anfrage - wie
bei der Post und beim deutschen Arbeitsamt - wieder eine Nümmerchen
ziehen mußte, hat den Rest der Nachmittagssonne gekostet. Auf dem Weg
nach Hause begleiten uns die Jungen und Mädchen von Hare Krishna und
singen lautstark ihr „Hare Hare, Rama, Rama“...., da machen wir, daß wir wegkommen.
- Karfreitag
- Für
heute wollten wir es ganz gemütlich angehen lassen und haben uns
überlegt mit dem Touristenbus hin und her zu hoppen (hop on, hop off).
Außerdem wollten wir wissen, wohin der Bus fährt, denn in der Altstadt
haben wir ihn nie gesehen. Am Bahnhof (Haltestelle 1) steht um halb elf
direkt einer (rote Linie), das Ticket kostet pro Tag € 20.-, gilt
24 Stunden und angeblich auch für andere Busse.
- Die erste Stunde
geht es durch Wohngebiete, wie man sie aus den normalen anderen
italienische oder spanischen Städten kennt - Mehrfamilienhäuser mit bis
zu sechs Stockwerken, ab und zu grüne Alleen, an der Festung vorbei
(die Cosimo I. de' Medici bauen ließ, damit die Einwohner ihn
respektierten) und, nachdem der Bus an der Piazza Michelangelo sgehalten
hat, wo alle Florenz-Fotografen das Bild machen, was man auf
den Postkarten kaufen kann, geht es zu einem Vorort, Fiesole, einem
Bergdorf, dessen Häuser schon immer im Besitz der zahlungskräftigeren
Mitmenschen waren. Im 19. Jahrhundert muß Fiesole in England sehr
modern und sehr angesagt gewesen sein, ähnlich wie Mallorca
(Deutschland) gehörte es mehr oder weniger faktisch zum Staatsgebiet,
weil es fest in englischer Hand war (die Idee von Mallorca als 17.
Bundesland gibt es ja schon lange ...).
- Aus dieser Zeit erinnert noch
der
englische Friedhof, der in erster Linie für Protestanten gedacht war,
denn das waren damals hauptsächlich die Engländer und daher sind die
Inschriften natürlich auch englisch. Bekannt ist bei uns eigentlich nur
die Dichterin Elizabeth Barrett-Browning (1806 - 1861), die den
Dichter Robert Browning heiratete und mit ihm bis zu ihrem Tod in der
Toskana lebte.
-
aus: Portugiesische Sonette
(Übersetzung von Rainer Maria Rilke)
|
|
XXI.
Sag immer wieder und noch einmal sag,
daß du mich liebst. Obwohl dies Wort vielleicht,
so wiederholt, dem Lied des Kuckucks gleicht
wie du’s empfandest: über Tal und Hag
und Feld und Abhang, beinah allgemein
und überall, mit jedem Frühling tönend.
Geliebter, da im Dunkel redet höhnend
ein Zweifelgeist mich an; ich möchte schrein:
|
|
»Sag wieder, daß du liebst.« Wer ist denn bang,
daß zu viel Sterne werden: ihrem Gang
sind Himmel da. Und wenn sich Blumen mehren,
erweitert sich das Jahr. Laß wiederkehren
den Kehrreim deiner Liebe. Doch entzieh
mir ihre Stille nicht. Bewahrst du sie? |
Aus: Rainer Maria
Rilke: Übertragungen. Herausgegeben von Ernst Zinn und Karin Wais,
Insel Verlag Frankfurt am Main, 1975, S. 27
Rilke lebte 1907 für einige Zeit in Italien und kam mit den Gedichten von EBB in Berührung
Das Bild ist nicht von mir - ich habe es von wikipedia im entsprechenden Artikel über EBB
|
- Danach fährt der Bus also nach Fiesole, hat ein paar Minuten Aufenthalt
und das reicht um festzustellen, daß man dort weder wohnen noch Urlaub
machen möchte, so schön der Ort auch ist.
Es sind immer die gleichen
praktischen Probleme: Wo kaufe ich ein (außer beim Dorfladen)? Wo gehen
die Kinder in die Schule? Will ich wirklich für jedes Wichtige zwanzig
km fahren? und so weiter. Zuhause verfallen ja schon die Preise der
EFHs
in den Vorstädten, weil Autofahren zum Luxus geworden ist, dort aber
nur stündlich der Bus abgeht... Das Café am Ort hat auch einen schönen
Blick auf Florenz, aber es hat eben nur vier Gäste, als wir oben sind
und irgendwo ist hier wirklich der Hund begraben. Wir bleiben also nicht da, sondern fahren noch einmal zur Piazzale Michelangelo und machen endlich das Florenzbild, das alle machen, die hierhin kommen:
- Dann fahren wir in die
Altstadt und laufen nach Hause. Der Nachmittag bleibt entspannt - der
Dom war zu, obwohl Karfreitag ja nicht der höchste
Feiertag der Katholiken ist, die Straßen waren voll, beim Tiger haben wir noch ein paar
Mitbringsel gekauft und nun machen wir frei und Pause.
- zum Anfang
- Karsamstag
- Gestern hatte ich ja noch einmal in den Dom gewollt um das Dante-Gemälde in Augenschein nehmen, doch der war den ganzen Tag
geschlossen. Heute soll er ab elf Uhr aufhaben und
so sind wir um elf Uhr auch da. So eine Masse Mensch haben wir
allerdings noch nie auf diesem Platz gesehen. Etwa fünfhundert Meter
Mensch wollen in den Dom, etwa dreihundert Meter in die Kuppel und am
Ende dieser Schlange fangen wieder ein paar hundert Meter an, die für
den Campanile anstehen. Dabei
ist es bewölkt, es sieht aus, als würde es gleich regnen und da lohnt
sich der Aufstieg überhaupt nicht. Weil wir keine Stunde warten wollen,
gehen wir am palazzo strozzi
vorbei, denn den wollte ich noch soweit anschauen, wie man ihn ohne
Ausstellung anschauen kann. Er enthält ja Bereiche der Stadt- und der
Kunstverwaltung, gegenwärtig wird eine Ausstellung mit
griechischen Bronzeskulpturen gezeigt, die man teilweise erst vor wenigen Jahren
aus dem Meer gezogen hat, doch bis jetzt war irgendwie keine Zeit
dazu. Also zur Familie Strozzi:
- Filippp Strozzis Großvater Palla
Strozzi und Cosimo de' Medici hatten 1433 den Friedensvertrag mit Lucca
gemeinsam unterzeichnet, weil sich herausgestellt hatte, daß dieses Stadt von
Florenz nicht zu unterwerfen war. Der stadtinterne Knatsch zwischen
Palla Strozizi und Cosimo
de' Medici eskalierte jedoch deswegen und endete 1434
mit Pallas' Verbannung aus Florenz, weil die Anfeindungen zwischen
beiden Familien nicht aufhörten. Auch Cosimo und Lorenzo de' Medici
mußten
eine Zeit lang die Stadt verlassen. Immer mehr Familien wendeten sich
deswegen gegen die Stadtregierung und wurden dafür ebenfalls
rausgeworfen und so kam
es, daß es innerhalb weniger Jahre ein offizielles Florenz im palazzo vecchio
gab und ein inoffizielles externes Florenz irgendwo außerhalb. Zur
Sicherheit sorgten die Medici dafür, daß alle zehn Jahre der Bann gegen
die Strozzi um weitere zehn Jahre verlängert wurde, denn es gab viel mehr Strozzi als Medici, und Palla konnte nie
mehr nach Florenz zurückkehren.
- Weil das Kerngeschäft der Strozzi das Geldverleihen zu überhöhten Zinsen war und weil sie wohl daher auch ihren Namen hatten (ital. strozzere
heißt „erwürgen“) ,
konnten sie dieses
Geschäft überall in der Welt betreiben und das taten sie auch recht
erfolgreich die nächsten Jahrzehnte. Lorenzo Strozzi, Pallas Sohn
führte die Geldgeschäfte zunächst von Florenz aus weiter, arbeitete mit
gewissen Tricks um die Steuerbehörde zu täuschen (z.B. Verbrennung des
Hauptbuches), weitere Söhne , Brüder und Neffen arbeiteten in der Immobilienbranche und
kamen zu einem gewissen Vermögen, konnten jedoch ebenfalls nie mehr
nach Florenz zurückkehren. Zweige der Familie ließen sich in Barcelona
und Valencia nieder und arbeiteten dort als Bankiers, Immobilienhändler
und Großimporteure. Dort lernte Filippo Strozzi, ein Großneffe Palla Strozzis, die
Grundlagen von Handel und Bank und war in vielen großen Städten
Italiens zu finden um die Familienbetrieb zu beaufsichtigen. Sein
Vermögen wuchs dabei rapide an und als am 1. September 1464 Cosimo de'
Medici starb, entspannte sich die Situation, denn weil Filipp kein
direkter Nachkomme Pallas war, durfte er im Sommer 1466 nach Florenz
zurückkehren, nachdem er sich mit Piero de' Medici geeinigt hatte.
- 1471 war Filippos Vermögen bereits auf 31.000 Fiorine (fl) angewachsen <etwa 50. Mio. Euro> und es wurde Zeit ein angemessenes Haus zu bauen.
Ab 1473 wurden Grundstücke zusammengekauft und als er 1489 seine
Flächen zusammengekauft hatte, konnte es losgehen. Am 15. Juli 1489 war Baubeginn,
einen Monat später wurde der Grundstein gelegt. Bis zu hundert Menschen
arbeiteten parallel auf der Baustelle und die Ausmaße des Baus, ca. 54 x
40 Meter, machten dem Medici-Palst Konkurrenz - zumindest ist der palazzo strozzi acht Meter höher.
- Das Gebäude sollte
nie etwas
anderes sei, als ein Wohnhaus - allerdings hatte Filippo Strozzi, als
er den Neubau plante, eine sehr große Familie und
daher ist das „Haus“ weit über dreißigmal größer als ein mittleres
Wohnhaus.
Nimmt man noch die Etagen dazu (im Schnitt zehn Meter Höhe), passen da
sogar hundert normale Häuschen hinein. Nachdem zwei Jahre gebaut war,
starb Filipp Strozzi, hatte aber noch verfügt, daß das Haus mit dem
vorhandenen Geld fertig gebaut werde müsse und daß mindestens achtzig
Handwerker immer da sein müßten. Seine Erben hielten sich daran und so
war das Haus auch im Januar 1492 fertig. Drei Jahre Bauzeit sind
ausgesprochen schnell für diese Zeit.
-
Außenansicht, Treppenaufgang zum Wohnbereich, Innenbelichtung und Innenhof . Von außen eine Burg, von innen ein Heim.
- Dieses
Haus hat die Jahhunderte relativ unbeschädigt überstanden, fiel 1937 an
den Staat, weil es die Familie nicht mehr halten konnte und ist seit
1998 im Besitz der Stadt, die im palazzo ein paar Ämter untergrebracht hat. Die Venezianer und Mailänder machen das ja auch. zum Anfang
- Nach einer Stunde
sind wir wieder am Dom und kommen auch nur herein, weil sich auf einmal
eine Lücke von dreißig Metern auftut, denn einige haben nicht
mitbekommen, daß es weiter ging und sind einfach stehengeblieben. Da
mogeln wir uns hinein und sind nach wenigen Minuten drin. Der Dom ist
viel dunkler als in den letzten Tagen, nur etwa ein Drittel der Fläche
ist überhaupt begehbar, weil schon die Absperrungen und die Zuwege für
die Ostermesse morgen vorbereitet wird. Man rechnet sicher mit etlichen
tausend Menschen. Blöderweise komme ich daher nicht an das
Dantebild dran. Es gibt nur die Möflichkeit bei ziemlicher Dunkelheit
quer durch die Kirche zu knipsen und zu hoffen, daß nichts verwackelt,
weil ich drei Sekunden belichten muß. Glücklichweise gibt es eine
passende Säule, an der ich die Kamera aufstützen kann - Stative darf
man, wie Selfie-Sticks, ja nicht mitnehmen - und noch einem guten
Dutzend Versuche klappt es auch:
- Domenico di Michelio (nicht Giotto, auch wenn das in vielen Reiseführern steht): Dante und seine Handschrift.
- Kurzinterpretation:
Links einer der neun Kreise der Hölle aus „Inferno“, weiter rechts die
Darstellung des „purgatorium“ (eine Sünde nach der anderen wird
weggefegt, daher ja “Fegefeuer“) mit der Erlösung und Widerauferstehung
im „paradiso“, dann Dante mit der „commedia“ in der Hand, daneben der -
zu Dantes Lebzeit nicht fertiggestellte - Dom, daneben der palazzo vecchio und der campanile - kein Wunder, daß Dan Brown in seinem Dante-Bild so badet und alles verwurstet. Mehr davon beihttp://de.wikipedia.org/wiki/Domenico_di_Michelino#/media/File:Michelino_DanteAndHisPoem.jpg
- http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/e/e2/Michelino_DanteAndHisPoem.jpg
- Danach gehen wir zum
Markt, denn es wird gleich anfangen zu regnen, es ist noch nicht eins
und bis zum Mittag hat der Markt auf. Es ist einfach unbeschreiblich, was
sich hier für ein kulinarisches Paradies auftut. Die Altstadt braucht
wirklich keinen Supermarkt, man muß nur früh einkaufen, denn hier
kriegt man alles, was man will, sogar Schweineohren, frische
Putenbrüste am Stück, Bistecki vom Rind abgeschlagen, Fisch in Massen, alles, was man
will.. einfach richtig gut. Man kann gar nicht alle Händler
fotografieren, wenn man keinen benachteiligen will. Nur der Bäcker, der ist oben.
-
- Wir beschließen
darum hier etwas zu
essen und bekommen eine Riesenportion Sardinen, Meeresfrüchte,
Gamberini (die ganz großen Krabben),
Tintenfischringe - einfach in Mehl gewälzt und frittiert - bombig.
Während wir essen, kommt ein Priester, segnet Händler, Stände und
Kunden. Alle machen das Kreuz und hoffen auf ein weiteres gutes Jahr,
während der Priester sein Weihwasser über uns versprüht -
morgen ist schließlich Ostern.
- Als
wir nach zwei
Stunden gehen, hat es sich zugezogen, aber wir sind satt vom Essen, vom
Laufen und vom Sehen. Zuhause machen wir uns Tee und Kaffee
und kaum dampft es in den Tassen, fängt es an zu regnen und es hört bis zum Abend nicht mehr auf. Morgen fliegen wir nach Hause.
- zum Anfang
- ________________________________________________________________
- Links
- Allgemeines (Florenz für Anfänger)
- http://de.wikipedia.org/wiki/Florenz
- Englischer Friedhof
http://de.wikipedia.org/wiki/Cimitero_degli_Inglesi_(Florenz)
- 13. Jahrhundert:
- Dante Alighieri
- http://de.wikipedia.org/wiki/Dante_Alighieri
- http://www.zeno.org/Literatur/M/Dante+Alighieri/Biographie
- http://de.wikipedia.org/wiki/Bonifatius_VIII.
- Museo Casa di Dante, (Eintritt: € 4.- / 2.-, täglich außer Montags 10:00 - 17:00 Uhr)
http://www.museocasadidante.it
- Welfen/Guelfen
http://de.wikipedia.org/wiki/Welfen
http://de.wikipedia.org/wiki/Ghibellinen_und_Guelfen
- Franziskanerkirche San Croce (die älteste Kirche Florenz', Eintritt € 6.-)
- http://de.wikipedia.org/wiki/Santa_Croce_(Florenz)
- http://www.florentinermuseen.com/musei/santa_croce_museum.html
- http://www.florencewithguide.com/de/blog-de/450-jahre-tod-michelangelo/
- Louisa Fauvret
http://www.theflorentine.net/articles/article-view.asp?issuetocId=8369
- Ponte Vecchio (die „alte“ Brücke vormals der Schlachter und Gerber, öffentlicher Weg)
- http://de.wikipedia.org/wiki/Ponte_Vecchio
- 15. Jahrhundert
- Kathedrale Santa Maria del Fiore (mit der berühmtesten Kuppel der Welt, Eintritt frei)
- http://de.wikipedia.org/wiki/Kathedrale_von_Florenz
- http://www.ilgrandemuseodelduomo.it
- http://de.wikipedia.org/wiki/Giotto_di_Bondone
http://de.wikipedia.org/wiki/Domenico_di_Michelino (Dante-Bild Nr. 9, vor der Vierung)
- Palazzo Pitti (Regierungspalast der Medici und später des italienischen Königs)
Eintritt: 13.-, täglich geöffnet
- http://de.wikipedia.org/wiki/Palazzo_Pitti
http://www.uffizi.firenze.it/musei/?m=palazzopitti
http://www.florentinermuseen.com/musei/palazzo_pitti.html
- Giardini Bobuli (Garten der Medici, Eintritt: 7.-, täglich geöffnet)
http://www.polomuseale.firenze.it/musei/?m=boboli
- http://de.wikipedia.org/wiki/Boboli-Garten
- 16. Jahrhundert
- Palazzo Strozzi (Wohnsitz der Familie Strozzi bis 1937)
- http://www.palazzostrozzi.org
http://www.palazzostrozzi.org/chi-siamo-2/history/?lang=en
- Uffizien (Amtssitz der Regierung seit den Medici 1559, Eintritt € 12,50)
http://de.wikipedia.org/wiki/Uffizien
- zum Anfang
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- Literatur für das Handgepäck
- Reiseführer
- Marco Polo Reiseführer Florenz.Verlag Mairdumont, Ostfildern 2014, ISBN 978-3829724586
(Sollte
man haben, muß man aber nicht immer mitnehmen. Wer geht schon nach
Reiseführern essen? W-Lan im Hotel oder der FeWo ist wichtiger)
- Sachbuch
- Ingeborg Walter: Die Strozzi. Verlag C.H. Beck, München 2011, ISBN 978-3406614774
(Hintergund
der Geschichte der Familie Strozz- die übrigens länger existierten als
die Medici und mindesten so viel Macht hatten, wie die - auch wenn sie
keine Päpste stellten. Braucht man, wenn man in Florenz nach den
Strozzi suchen will).
- Franco Cesati: Die Medici. Verlag Mandragora, Florenz 1999, ISBN 978-8885957-398
(Hintergund
der Geschichte der Familie Medici.
- Belletristik
Dan Brown: Inferno. Bastei Lübbe, Bergisch-Gladbach 2013, ISBN 978-3404169757
(Gut geschriebener
Krimi, dessen Protagonist Robert Langdon in den wesentlichen Teilen der
Handlung kreuz und quer durch Florenz geschickt wird, was mittlerweile
dazu geführt hat, daß man „Inferno-Touren“ buchen kann. Dann braucht
man auch das Buch zum Nachlesen. Wenn man es erst hier kauft, kostet es drei Euro mehr.) Vasari-Gang - ponte vecchio - Die Kassettendecke von Vasarí - - Dantes Totenmaske - -
- Helena Julian: Auf den Spuren von Dan Browns „Inferno“ . Books and friends, Essen 2013, ISBN 978-3981533552
(Die zum „Inferno“ passende Aufdröselung der angesprochenen Verweise.
Wer eine „Inferno-Tour“ buchen will, besorge sich das Buch, lese es bis
zur Tour und kann dann mitreden - alle anderen müssen etwas sprachlos
zuhören.)
- Tilman Röhrig: Wir sind das Salz von Florenz. Bastei Lübbe, Bergisch-Gladbach 2004, ISBN 978-3404152001
(Die Geschichte der Familie Medici
als historischer Roman. Wer Tilman Röhrig kennt, weiß, wie souverän er
harte Fakten in spannende Erzählungen packen kann. Auch hier hat er es
geschafft. Ideale Lektüre für die Abende, wenn man nicht mehr rausgehen
mal, weil es zu laut wird, gehört als Taschenbuch also auch ins Handgepäck.)
- zum Anfang
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- Bilder
- Botticelli: Mappa de'll Inferno (Karte der Hölle)
http://it.wikipedia.org/wiki/Cerchi_dell'Inferno
- Reiseberichte von anderen
http://www.fotos-reiseberichte.de/toskana/florenz-dom-baptisterium.htm
- Bilder zu Dan Browns Roman
http://www.templarinfernobookreview.com/dan_brown_inferno_illustrations.htm
- zum Anfang
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- Anreise und Wohnen
Man komme bloß nicht mit dem Auto, denn man wird es in der Altstadt nicht
los. Die Parkhäuser, die es gibt, sind mit heimischen Garagen nicht zu
vergleichen. Oft ist es eine sehr enge Einfahrt, bei der vier andere
Autos rangieren müssen, wenn ein fünftes rein will und in dem Hinterhof stapeln sich die Autos in Regalen. Florenz ist auch
nicht für Autos gebaut, sondern für Fußgänger, Reiter und ab und zu
eine Kutsche.
- Die Anreise sollte also mit Zug oder Flugzeug erfolgen.
Angeflogen wird Florenz gegenwärtig von der Lufthansa (ab Frankfurt),
von Airberlin (Düsseldorf und Stuttgart) und von Air Dolomiti (München), weitere
Verbindungen lasse ich ungenannt. Vom Flughafen fährt man mit dem Taxi (Festpreis zur Innenstadt sind € 20.-) oder mit dem
Flughafenbus zum Bahnhof (kostet p.P. € 6.- ), da muß man selbst
rechnen, was sich lohnt. Je nachdem, wo man wohnt, läuft man oder nimmt
ab dem Bahnhof das Taxi (Festpreis ebenfalls € 20.-).
- Beim Rückflug sollte man nicht zu eng planen, wir haben bei wenig Verkehr fast zwei Stunden gebraucht, bis wir am Gate waren.
Der Florenzer Bahnhof und der Verkehr
Wer partout mit dem Auto kommen will, findet außer am Bahnhof auch in der Altstadt unter der Piazza del Mercato Centrale ein
Parkhaus, das auch für VW-Bus geht. Alternativ leiht man sich einen
Motoroller und kommt auch so schnell überall hin. Außerhalb der Stadt
sieht man viele deutsche Autos am Straßenrand - offenichtlich für
länger abgestellt, weil sie dort verstauben. Große Autos wird man eben
nicht in der Altstadt los. Die Einheimische
fahren kleine Japaner, Smart, Fiat 500 und Ähnliches - die wissen
warum.
- Ferienwohnungen
in Florenz kann man ab € 35.-/Nacht bekommen und das ist immer eine
Alternative zum Hotel. Wer sich in der Altstadt einmietet, wird aber
entweder um die Nachtruhe gebracht oder muß bei geschlossenem Fenster
schlafen können, denn ruhig ist es dort nur zwischen drei und sechs Uhr
morgens. Unsere FeWo gehörte Alfredo Gustini, lag optimal zwischen
Bahnhof und Dom und hatte alles, was man braucht, einschließlich W-Lan.
Dafür lag sie - wie beschrieben - unterm Dach und wollte mehrere Male
am Tage erklommen werden. Mail an Alberto Gustini
zum Anfang
- Besichtigungen
Eintritte
- Unter 18 Jahren ist der Eintritt immer
frei, unter 25 oft und über 65 auch. Dazwischen liegen die Preise zwischen zehn und
zwanzig Euro pro Einlaß. Für die Handys hat fast jedes Museum
mittlerweile eine App, die man sich laden kann. Das führt allerdings
dazu, daß alle nur noch auf ihren Touchscreen gucken und ständig
stolpern oder andere Leute umrennen. Tip: Smartphone zu Hause lassen,
live gucken und vielleicht eine gute Kamera mitnehmen. Meistens darf
man (ohne Blitz) fotografieren, ohne daß man - wie in Mailand oder
Venedig - eine permissio kaufen muß. Pro Tag zwanzig Euro an Besichtigungen ist realistisch - mehr schafft man sowieso nicht.
- Firenze-Card
- Die
Firenze-card hat
überhaupt keinen Sinn, wenn man in der Altstadt wohnt und diese Altstadt kennenlernen will. Sie kostet für
drei Tage pro Erwachsener € 72.-
und lediglich ein Museumsbesuch ist frei. Man darf zwar Linienbusse und
Straßenbahn benutzen, aber die fahren im Prinzip erst ab dem Bahnhof Richtung Neustadt und Außenorte und
die engen Gäßchen der Altstadt zwischen mercatore centrale, duomo, santa croce und ponte vecchio sind für die meisten Busse zu klein. Selbst die roten
Busse zur Stadtrundfahrt kommen da nicht hin, obwohl die Fahrer fantastisch sind. Man hat zwar drei Tage
freies W-Lan, aber entweder hat die
FeWo oder das Hotel das sowieso inbegriffen oder man geht stundenweise in eines
der
vielen Internet-Cafés. Man kann auch beliebig viele minderjährige (eigene)
Kinder auf die Karte nehmen, aber die sind in den Museen ja sowieso
frei. Also Finger weg, es lohnt nicht, außer man wohnt so weit weg von
der Altstadt, daß sich die Fahrt zu den Sehenswürdigkeiten drei Tage rentiert. Aber wer ist schon so blöd?
- Einkaufen
- Lebensmittel
- In der Via Faenza gibt es einen „punto“- Supermarkt (SPA Simply, V. Faenza 48/R), in dem man fast alles kriegt, außer frischem Brot, frischem Fisch und Spzialitäten. Die bekommt man aber im mercato centrale (Piazza
del Mercato Centrale 4), allerdings nur bis ca. 13:00 Uhr. Rund um die
Touristenattraktionen gibt es zwar immer kleine Lädchen , aber - Zeit
ist Geld - vermutlich wird das Datum noch in die Rechnung mit
einbezogen. Es ist im Prinzip zwei- bis dreimal teurer als in
Deutschland. In etlichen Tagen und zig Kilometern Lauferei haben wir
einen einzigen Supermarkt entdeckt: („Carrefour“, Via Romana 113 R) -
leider war ein Großeinkauf ohne Trolly nicht möglich und wir hätten alles einmal quer durch die Altstadt tragen müssen.
- Wenn man sportlich ist, läuft man in die Neustadt
(ab dem Bahnhof) und findet da die größere Märkte. Allerdings muß man
den vollen Einkaufswagen dann wieder in die Altstadt kriegen
und dann ist die Ersparnis wahrscheinlich wieder weg, weil das Taxi mindestens ca. 10.- kostet, je
nachdem, wo man wohnt. Also, wenn man eine FeWo hat, kauft man da, wo man ist. Fertig.
- Alles Andere
- Wenn
man weiß, was man will, findet man wirklich alles. Man braucht
natürlich die Adresse (Internet) und den Stadtplan, aber das
funktioniert recht gut. Wir haben Läden gesehen, die es zu Hause schon
lange nicht mehr gibt: Fachgeschäfte für Malerbedarf, Handyhüllen,
Unterröcke, Wäsche, Schuhe, Gürtel, Taschen, E-Gitarren,
Streichinstrumentenbauer, Druckereien, Krawatten, Anzüge... es gibt immens viele kleine
Läden, die einer Familie gehören und von ihr bewirtschaftet werden. Was
es nicht gibt, sind Kaufhäuser wie Kaufhof, Karstadt oder gar
Malls. Dafür fährt man besser nach Mailand. Man sollte tunlichst in den
Läden kaufen, nicht davor. Oft haben die Stände mit den Läden dahinter
nichts zu tun (i.B. beim mercato centrale oder der piazza repubblica, ib. bei den Arkaden).
- Durch diese hohle Gasse muß er kommen... Eine von mehreren Gassen, an denen die Händler warten, Dich beim Wickel zu kriegen.
- zum Anfang
- Essen gehen
- Kurz
und knapp: Nein! Innerhalb der Altstadt gibt es ausschließlich „Menu
touristico“, also halbfertige Gerichte aus dem Bereich Panne, Pasta, Pizza,
Schnizzel (!), die nur nachgebacken oder erhitzt werden. Saubere
Fritten gibt es nur bei MacDoof, frisches Brot (möglichst Ciabatta, das hält sich auch noch den nächsten Tag) gibt es nur im mercato centrale, aber Dosenfutter
und Fertigpamps gibt es im überall im Supermarkt. Essen gehen ist nur etwas für die,
die keine Allergien gegen Geschmacksverstärker, Gewürzsalze,
Gewürzmischungen aus der Dose oder irgendwelche E-Stoffe haben (Gluten, Hühnereiweiß, Laktose und Nüsse bleiben mal außen vor - das ist sowieso aussichtslos).
- Selbst
bei veganer Küche stand die Butter neben der Pfanne und was ich abends
an Geschmacksverstärkern und Gewürzsalzen gerochen haben, hat mich von
jeder Pizza auf die Hand und jedem Asia-Shop abgehalten. Amerikanische Jugendliche sind da
wahrscheinlich robuster. Was die Japaner essen, habe ich nicht
rausgekriegt - eine Bar mit der Auschrift „Sushi“ war zwar in der Nähe,
aber die sah nicht japanisch sauber aus. Bei den
Chinarestaurants sagte meine Nase: „Weitergehen!“ und ein Bufett, an
dem man bestimmte Sachen weglassen kann, gab es auch nicht. Die Devise
heißt also
selber kochen (Ferienwohnung) oder so hochpreisig ins Hotel gehen, daß
man dem Koch sagen kann, was man nicht verträgt. Der spricht dann auch gut genug Englisch!
- Der Trick
für Deutsche funktioniert aber immer noch (vor etwa 35 Jahren das erste Mal in
der Pizzeria am Dom erlebt): Deutsche kommen ins Restaurant, der
Kellner fragt: „Tedeschi? Bistecki?“ - Die Deutschen nicken, ja sie
wollen sich setzen, sie wollen essen und wollen natürlich dazu Besteck.
Der Kellner fragt: „Wie ville bistecki?“, man zählt ab, gibt die Anzahl
durch und setzt sich. Sofort wird Besteck gebracht, danach die Karte.
Man wählt, macht die Bestellung und auf einmal hat jeder zwei Gerichte:
das, was man bestellt hat und ein Rindfleischfilet, denn das bedeutet
auf italienisch- „bistecki“. Diskutieren ist zwecklos, man bezahlt und
verwechselt nie mehr Besteck mit bistecki...
- Wenn
man aber in die Neustadt geht, sieht es schon wieder anders aus. Da
gibt es auch Lokale, in die die Einwohner hin gehen, aber die muß man
kennen und fragen. Auch nach einer Woche Florenz ist das nicht leicht.
Robert Langdon geht immer in die ganz teuren Hotels und ißt dort
formidabel, aber der ist ja auch von Dan Brown ausgedacht.
- zum Anfang
-
Niemals....!
Auf
keinen Fall blättert man alleine mit abgestelltem Gepäck intensiv in einem Stadtplan, möglichst noch auf einem belebten
Platz -
Taschendiebe sind ja auf diese Situationen geeicht und stellen bestimmt
noch einen Koffer dazu. Wenn man beklaut wird, dann in so einer Situation. Am besten einer blättert und einer paßt auf.
- Auf
keinen Fall faßt man bei einem der fliegenden Händler die Ware an,
macht ihn heiß auf ein Geschäft und legt sie dann wieder zurück, weil
sie zu schlecht oder zu teuer ist. Das weiß man vorher, oder glauben
Sie wirklich, die Leute sind Fachverkäufer, wissen um die Herstellung
der Ware, die Risiken bei der Herstellung, haben die Inhaltsstoffe
parat und geben Ihnen zwei Jahre Garantie? Die Händler sind arme
Schweine, die bei diversen Schleppern ihre Schulden von der Überfahrt
abzahlen müssen und sich ihre Ware nicht aussuchen können. Es sind
überall die gleichen Sonnenbrillen, Lederwaren, Elektronikartikel und
nutzlose Spielzeuge - egal ob in Florenz, Venedig, Mailand, Barcelona,
London und wo ich sie noch gesehen habe. Finger weg! Wenn Sie ein
Souvenir kaufen wollen, gehen Sie in einen Laden und zahlen im Zweifelsfall mit der
Kreditkarte.
- Auf
keinen Fall stellt man sich im Museum mitten vor das Bild oder Objekt,
blockiert damit die anderen Fotografen und verrenkt sich, damit die
Optik des Handy das Bild irgendwie schafft. Ich spreche solche Typen
mittlerweile an, denn viele denken, daß sie sich überall wie zu Hause
benehmen können. Nein, das können sie einfach nicht.
- zum Anfang
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