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19. Jahrhundert - Familiengeschichte Schlu - August-Heinrich (1822-1878)


Vor- und Nachfahren
Jochim Schlu

15xx Hans Slude
1563 Jochim Schlu
16xx Hans Schlu
1720 Johann Samuel Schlue
1746 Johann Christian Schlue
1786 Heinrich Christoph Schluh
1811 Friedrich Schlue
1819 Heinrich Ludewig Friederich
1822 August Heinrich Schlu
1855 Adolf Georg Ernst Schlu
1883 Adolf Christoph August Schlu
1889 August Heinrich Schlu
1900 Henry (Herwig) Carl Schlu
1900 Hans August Schlu
1914 Bruno Schlu

Nachfahren Jochim Schlu:
August Heinrich Schlu
(1822 - 1878 )
Quellen: Familienarchiv Schlu, Kirchenbücher Walsrode, Stand: 13. Mai 2007

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Eltern: Heinrich Christoph Schluh (geb. 2. März 1786 - 1841) und Marie Christina Dorothea, geb. Freudentahl
 
August Heinrich Schlu (1822 - 1878 )
geb. 8.4. 1822 in Walsrode, getauft am 21.4.1822 dort. In der Trau-Urkunde erscheint er als "Junggeselle, Bürger und Tuch-Fabrikant zu Walsrode am Harz". Er heiratete am 12.8.1851 in Walsrode die "Jungfer" Dorette Adolphine Stock, geb. 4.5.1827 zu Wustrow (Darß) als Tochter des "Leggemeister" Christian Friedrich Stock und seiner Ehefrau Henriette Wilhelmine, geb. Gündel. Diese Dorette Adolphine Stock wird von dem Pastor in Wienhausen Johann August Schöpfer und seiner Frau Eleonore Caroline Sophie (geb. v. Wissel) in Bassum adoptiert und nimmt den Namen des Pastors Schöpfer an. Aus diesem Grund wird als Name der Braut in der Trau-Urkunde auch mit „Dorette Adolphine Schöpfer, Jungfrau“ angegeben (Kirchenbuch Walsrode, 1851, Nr. 21) und erst in der Sterbeurkunde erscheint ihr wirklicher Name "Stock". (Sterbeurkunde Bassum 1897, 23. Jan., Nr. 13).

August Heinrich Schlu starb nach Walter Schlu-Lorenzen am 6. Mai 1878 bei der Explosion seiner eigenen Fabrik in Schulau (1). Seine Frau Dorette Adolphine muß eine sehr nervöse Frau gewesen sein, denn ihr zweitältester Sohn (Adolf Georg Ernst ), der viel von ihrer Nervosität geerbt hatte, klagte oft über seine "verflixten Stock'schen Nerven".
 
„Aus Friedrichstadt lag die Nachricht vor , daß August Heinrich Schlu bei der Explosion seiner eigenen Fabrik in Schulau umgekommen ist. Aus einem alten Brief von Adolf Christoph August Schlu ist jedoch zu entnehmen, daß der Urgroßvater August Heinrich zunächst Besitzer einer sogenannten 'Pulvermühle' in Walsrode war, die er zu einer Pulverfabrik ausbaute" ...
 
"Die Konkurrenz Wolff & Co in Walsrode bekämpfte ihn, leider mit Erfolg, so daß sein gut gehender Betrieb durch Preiskämpfe und sonstige Intrigen einging. Danach erhielt er den ehrenvollen Ruf nach Schulau bei Hamburg als Direktor und Leiter der Pulverfabrik Schulau (1) , die dank seiner hervorragenden Leitung zu hohem Ansehen gelangte (2). Er war immer intensiv tätig und erwarb sich ein bedeutendes Vermögen. Da passierte ein großes Unglück! Als er eines Nachts mal wieder seine Arbeiter kontrollierte, ereignete sich in dem Pulverbetrieb durch die Unvorsichtigkeit eines Arbeiters eine Explosion, die 160 Arbeiter und ihn das Leben kostete. Er war damals gerade 48 Jahre alt geworden. Der Knall dieser Explosion war bis Hamburg (ca. 60 km davon) derartig zu hören, daß in der näheren und weiteren Umgebung fast alle Fensterscheiben geplatzt waren. Er selbst wurde durch die Explosion in den Fabrikhof geschleudert, wo er entseelt liegen blieb. Weil die Versicherungsgesellschaften damals für Pulverfabriken keine Versicherungen abschlossen, war alles verloren, seine Beteiligung und sein ganzes Geld. Für meinen guten Vater, der ursprünglich studieren und Arzt werden sollte, war plötzlich kein Geld mehr da. Er wurde vom Gymnasium in Osnabrück zurückgeholt und mußte in Hamburg bei Uhlmann & Co in die kaufmännische Lehre treten, wo er sich durch seine Tüchtigkeit im Laufe der Zeit zum Teilhaber heraufarbeitete. .........
Der Wedeler Pastor Reinhold Thode hat in seinem Buch „Chronik der Kirchengemeinde Wedel, Druckerei Kröger Blankenese, 1900“ einen längeren Artikel über die Explosion der Pulverfabrik verfaßt, der sehr detailliert - nach Augenzeugenberichten - beschreibt, daß die „Unvorsichtigkeit“ offenbar darin bestand, daß das Personal (auch der Direktor Schlu) offensichtlich mit Nägeln beschlagene Stiefel benutzt hatten, obwohl in der Pulverfabrik überall feuchte Tücher auf dem Boden liegen mußten. Offensichtlich kam es dadurch zum Funkenflug, zum Feuerausbruch und zur Explosion. EineEntschädigungsliste aus dem Jahre 1887 listet viele Bewohner von Wedel, Schulau und Rissen auf. Insgesamt forderte das Unglück zehn Menschenleben (nicht, wie oben genannt, 160) und es wurden von den übrigen Mitbesitzern durch die Vermittling des Unternehmers Johann Diedrich Möller als Interessenvertreter der 115 Geschädigten insgesamt 20.418 Mark ausgezahlt. Das entspricht nach heutiger Kaufkraft etwa 135.000 € .
(Information von Lothar Röder, Holm bei Wedel im Januar 2014,  mit herzlichem Dank).
Als mein Großvater (der erzählende Enkel ist vermutlich Adolf Christoph August Schlu (1883 - 1964), mein Großvater) in Schulau bei Hamburg entseelt aufgefunden wurde, hatte er sein Notizbuch, das angesengt war, noch in der Hand, das in seiner Familie bis heute noch als teures Familienandenken aufbewahrt wurde. Als kleiner Junge habe ich es noch in der Hand gehabt und darin außer geschäftliche Notizen noch rührende Familiennotizen aufgezeichnet gefunden..."
(Quelle: Familienarchiv Schlu)
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 (1) Die Pulverfabrik Schulau lag damals in Schulau an der Grenze zur Nachbargemeinde Tinsdal (heute ein Teil von Hamburg-Rissen). Hamburg war damals von der Schulauer Fabrik nur ca. 20 km entfernt. Heute grenzen die Städte Wedel und Hamburg aneinander. Richtig ist allerdings die "Verwüstung". Geschädigt wurden viele Bewohner von Wedel, Schulau und Rissen wie die Entschädigungsliste aus dem Jahre 1887 zeigt . Der Eintrag findet sich im Sterberegister Nr. 9/1878 des Standesamtes Schulau (jetzt Stadtarchiv Wedel).
(Information von Lothar Röder, Holm bei Wedel im Januar 2014,  mit herzlichem Dank)
 
(2) Alfred Nobel hatte am 21.6.1865 seine Hamburger Fabrik "Krümmel" gegründet und leitete sie selbst, 1867 hatte er dort das Dynamit erfunden und patentiert.
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Albert Freybe berichtet auf Seite 41 seiner Bemerkungen zu Jochim Schlu's Isaac, "daß noch heute" <also 1891/92> "der Name Schlu vorhanden ist; so lebt in Bassum bei Bremen noch eine Wittwe Schlu!" Mit dieser Witwe Schlu ist ohne Zweifel Dorette Adolphine Schlu, geb. Stock gemeint. Freybe erwähnt auch einen Kommerzienrat "Schlun" in Münster/Westfalen (Zur Würdigung der Comedia... a.a.O, S 19)
 
08. Kinder:
August Friedrich Heinrich Schlu (geb.  am 1.7.1853 in Walsrode, verh. mit Wilhelmine, geb. Nodop)(Porzellan Düsseldf?)
Adolf Georg Ernst Schlu (1855 - ca. 1906, verh, mit Rebecka Hermine Sophia, geb. Bruns)
Maria Mathilde Adolfine Schlu (geb. 9. Februar 1858 in Walsrode, verheiratet mit Carl Ritter)
Agnes Friederike Schlu (geb. 22. Dezember 1858 in Walsrode)

(Hinweis des Stadtarrchivs Bassum auf meine Frage, warum es in Bassum eine "Agnes-Schlu-Straße" gäbe: danach hat "Fräulein Schlu" (Agnes) ab ca. 1880 den Kaufmann Georg Pflüger bis zu dessen Tod im Frühjahr 1900 gepflegt. Dessen Schwester Frau Konsul Hackfeld, geb. Pflüger, wollte Agnes aus Dankbarkeit einen Wunsch erfüllen. Agnes wünschte sich für Bassum ein Krankenhaus und Frau Hackfeld stiftete danach 30.000 Goldmark unter der Bedingung, daß bis zum 1. Mai (Todestag?) 1903 das Krankenhaus der Öffentlichkeit übergeben werden müsse. Dies geschah zum 30. September 1903. Näheres findet sich in der Chronik des Krankenhauses Bassum, woher ich über das Stadtarchiv eine Kopie habe. (MS)


Adolfine Friederike Henriette Schlu (geb. 1862 in Walsrode, verheiratet mit Christian Bruns)
Bindeglied zur Generation 07 fehlt noch)

August Heinrich Schlu (geb. 1. 12. 1889 in Schulau, Kreis Pinneberg, ev. verstorben am 1. 2. 1952 in Düsseldorf), verh. mit Maria Babette (geb. Weil, ev. geb. 22.10.1891 in Darmstadt, gest. 19.7.1970 Düsseldorf)
Quellen:
Ev. Pfarramt Walsrode 1855 S. 31/9, 1851/21
 
 
Quellen:
Ev. Pfarramt Walsrode 1855 S. 31/9, 1851/21
(Hinweis des Archivs Bassums auf den Namen "Stock": es gibt in Nendorf (Sto 1638) einen Joh. Stock, Kuhhirt und in Loge (F 1759) Otto Friedr. Stock, (F 1783) Arnold S. ; (F 1807) Stock, Bürgermeister)