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Text und Fotos von Martin Schlu
2006 (geändert am 30. April 2019)
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- Karneval
hat in Venedig zwei Bedeutungen: eine für Touristen und eine für
Einheimische. Die für Touristen ist die einfache Art: Man kommt am
Bahnhof für einen Tag an, kauft sich an einem der nächstbesten Stände
einen lustigen Hut, etwas Konfetti und das Gefühl, im Karneval
dazuzugehören. Dafür sieht man absolut bescheuert aus und ist auf
fünfhundert Meter als Tourist zu erkennen, eine Variante, die ich aus
Köln und Bonn kenne, wo freundliche Japaner mit roter Pappnas'
freundlich winken, kein Wort Kölsch und damit keinen Witz verstehen,
aber denken, das wäre der typische Karneval. Zumindest die Taschendiebe
werden aber über den Status des Touristen informiert - auch die müssen
ja von etwas leben.
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Erst deckt man sich
ein (oben), dann traut man sich in die Menge (rechts) und ist mit
der Verkleidung ein leichtes Ziel für
Taschendiebe. Foto: © Martin Schlu,
2006 |
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Vor dem optimierten Kostüm hat man sich
schon überlegt, auf welchen Ball man will. Am
Stichtag bewirbt man sich in einem der Hotels auf
eine Einlaßkarte (die Ankündigung dazu
hängt mit Thema auf unauffälligen
Plakaten aus), bekommt einen Ort gesagt (manchmal
gibt es auch einen Führer) und hastet dann
dorthin - oft eine Räumlichkeit, die dem
gemeinen Volk nicht offensteht, etwas eine Etage
eines palazzzo oder einer Behörde.
- Wenn
man ab 19:00 Uhr an einem der Karnevalstage eine
größere Gruppe venezianisch perfekt
kostümierter Menschen in eine Richtung hasten
sieht, handelt es sich um eine im gegenseitigen
Wettbewerb stehende Gruppe auf dem Weg zu ihrem
Event. Dort angekommen wird man aufgrund seines
Kostüms zugelassen - oder auch nicht. Wenn
nicht, ist der Abend versaut, man besäuft sich
aus Frust und geht früh schlafen. Wenn es
geklappt hat, erwartet einen eine Gala mit
formidablem Essen und kulturell hochstehendem
musikalischem Genuß, zu der gepflegt getanzt
wird. Zu später Stunde beendet das Orchester
sein Repertoire und danach legt der DJ auf.
- Die folgenden
Bilder sind Ausschnitte aus typischen Kostümen
- alle freiwillig vor dem Event im Bereich San
Marco aufgenommen. Wer aber vor seinem Kostüm
ein Schälchen stehen hat, in das man fürs
Fotographieren bezahlen soll, ist kein Venezianer, denn der will ja gesehen
werden,
sondern entweder ein Tourist oder jemand, der davon leben muß.
Auch hier ein fundamentaler Unterschied zum
Kölner Karneval,
weil der venezianische Karneval mehr für das Individuum ist, der Kölner
Karneval dagegen für eine Gruppe, aber das ist eine andere Geschichte.
- Sitzungen
mit Tusch und Witz sind dem Venezianer aber einfach fremd und daß seit
Februar 2006 immer eine Bonner Delegation im venezianischen Karneval
mitmischt und dafür auch schon mal den Bonner Rosenmontagszug sausen
läßt, spricht für
sich. 2016 waren die Bonner Stadtsoldaten hier und die
Venezianer machten große Augen ob der schieren Masse an preußisch
korrekten Uniformen, während der Karnevalsengel vom Campanile zu Boden
glitt. Tätääh!


- Fotos
aufgenommen am 26.2.2006 Piazza San Marco
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