Spätrenaissance
Venezianische
Musik
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und Giovanni Gabrieli und ihr Verhältnis zu Orlando di
Lasso
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und Aufteilung der Chöre
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Einzelchöre und
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Takt,
Dirigat und Koordination der Chöre
Realisation
der Werke - Kommentar zu Notenausgaben.
Literatur
und Quellenverzeichnis
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Biographie
Giovanni Gabrieli
(1557
- 1612)
erstellt
von Martin Schlu 2005 (Januar 2009)
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- 1554
oder -57
- Giovanni Gabrieli
wird als eines von fünf Kindern in Venedig geboren.
Der Vater ist kurz vorher nach Venedig gekommen,
über die Mutter ist nichts bekannt. Vermutlich ist
Giovanni der Jüngste der Familie. Nach kurzer Zeit
bleibt Giovanni in der Obhut seines Onkel Andrea
Gabrielis (ca. 1510 - 1586) , der auch sein erster Lehrer
wird - eine ähnliche familiäre
Lehrerkonstellation wie später zwischen Leopold und
Wolfgang Amadeus Mozart.
Da Andrea den Beinamen "di Canareggio" hat, ist zu
vermuten, daß Onkel und Sohn in diesem Stadtteil
Venedigs wohnten. Andrea hatte sich 1556 schon einmal
für eine Stelle als zweiter Organist in San Marco
beworben, konnte sich aber damals gegen Claudio Merulo
nicht durchsetzen - erst nach dessen Beförderung zum
ersten Organisten 1557 bekam Andrea die Stelle des
zweiten Organisten. In diesem Jahr wird Giovanni entweder
geboren oder bei Andrea aufgenommen. Die Tatsache,
daß Andrea schon ein Mittvierziger ist, als sein
Neffe geboren wird, spricht dafür, daß er als
Familienältester auch eine Sorgepflicht
gegenüber der Familie seines Bruders
hatte.
-
- Ansicht
von Venedig 1643 - so sah es zu Gabrielis Lebzeiten noch nicht aus.
Canareggio liegt etwa an der "Rückenflosse des Fisches" Venedig, San
Marco an der "Brustflosse". Zu Fuß braucht mn heute etwa eine halbe
Stunde.
- 1578
- Giovanni studiert auf
Kosten der Familie Fugger
beim berühmten Orlando
di Lasso in
München. Mit ihm wird Hans
Leo Hassler
unterrichtet, einer der später wichtigen deutschen
Komponisten. 1580 kommt Giovanni nach Venedig zurück
und wird dort an San Marco Hilfsorganist unter seinem
Onkel Andrea Gabrieli, der immer noch das Amt des Zweiten
Organisten ausübt (seit 1557).
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Der Markusplatz an
Karnevalsfreitag 2005, Foto: © Martin
Schlu
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- 1583
- Da Giovanni noch keine
Stelle hat, veröffentlicht er seine erste
Madrigalsammlung in Venedig "De floridi virtuoas d'
Italia il primo libro de madrigali a quinque voci". Das
ist allgemein üblich und so etwas wie ein
künstlerischer Gesellenbrief. Alle Komponisten bis
Claudio Monteverdi legen erst eine Sammlung vor, bevor
sie ein Stellenangebot erhalten - im Prinzip ist es eine
Dissertation, ohne die nichts an großen Kirchen
läuft. Auch Gabrielis Schüler Heinrich
Schütz wird so etwas später tun.
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- 1585
- Nach Merulos
Kündigung (gest. 1604) rückt Andrea Gabrieli
zum ersten Organisten auf - bis zu seinem Tod ein Jahr
später. Nun ist auf der Stelle des zweite Organisten
Platz für Giovanni.
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- 1586
- Nach dem Tod des Onkels
am 30. August übernimmt Giovanni dessen Stelle als
Hauptorganist. Später bekommen die Fugger als
Gegenleistung die Komposition "Sacre di Giove á 12
voce" gewidmet und übernehmen - wiederum als
Gegenleistung - noch später die Druckkosten der
"Sacrae Symphoniae" (1597), einer umfassenden Sammlung
doppel- und dreichöriger Canzonen und Motetten.
Irgendwann in diesen Jahren übernimmt Giovanni auch
noch eine Stelle als ergänzender Organist der
"Scuola Grande di San Rocco" - ebenfalls einer
italienischen Kaderschmiede für Musiker.
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- 1587
- Es erscheinen die
"Concerti", eine erste Sammlung von instrumentalen und
vokalen Konzerten zwischen sechs und sechzehn Stimmen in
bis zu vier Chören. Diese Sammlung ist sozusagen der
Übergang des Amtes vom Onkel an den Neffen, denn
diese Sammlung enthält auch Kompositionen Andrea
Gabrielis. Wie üblich erscheint die Sammlung in
Stimmbüchern (unten das Titelblatt der ersten
Stimme, des "Canto"). Angelo Gardano ist einer der
renommiertesten Drucker Venedigs und Gabrieli wird
später alle seine Werke bei ihm verlegen
lassen.
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- Deckblatt des
Canto-Stimmbuches
-
- Durch die vorgelegten
Kompositionen macht Gabrieli klar, daß er durch
seine Kompositionstechnik mit mehreren Chören den
Ruf eines Neuerers hat und San Marco wird mit ihm bis zu
seinem Tod zum musikalischen Zentrum Europas.
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- 1588
- Die neue Hauptorgel wird
in Auftrag gegeben und der Aufgabe angemessen
größer gebaut. Es ist anzunehmen, daß
einer der Gabrielis (Andrea oder Giovanni)
maßgeblich Einfluß auf die Disposition
genommen hat.
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- 1597
- Gabrielis wichtigstes
Werk erscheint, die "Sacrae Symphoniae", eine Sammlung
mehrchöriger Motetten und Instrumentalkanzonen, die
den Ruf der "Venetianischen Spätrenaissance"
begründen und bis heute ein Lehrbeispiel für
instrumentale Pracht darstellen.
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- Gabrielis
langjähriger Kollege an San Marco ist der Komponist
Giovanni Croce (um 1557 bis 1609), der als
Sängerknabe an San Marco begann, seit 1594 dort
Vizekapellmeister ist und 1603 "maestro di capella"
wird.
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- 1609
- Galileo Galilei
führt der Serenissima das von ihm entwickelte
Fernrohr vor. Dies gescheht in einer Art Staatsakt. Es
ist anzunehmen, daß Gabrieli dafür die Musik
aufzuführen hatte.
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- Heinrich
Schütz
kommt im Alter von 24 Jahren zu Gabrieli um dort
gewissermaßen ein Zweitstudium zu beginnen. Nach
drei Jahren Studium bei ihm hat sich zwischen Gabrieli
und Schütz eine Freundschaft entwickelt und
außer ihm gibt es noch weitere Schüler, die
Gabrielis Stil in ihr Heimatland tragen: Mogens
Pedersøn, (1580 -1623) und Christof Cornet sind
schon seit 1604 dort und machen danach in Dänemark
Karriere. Enge Kontakte bestehen auch zum Landgraf Moritz
von Hessen, der seit 1592 als intellektueller Fürst
eine deutlichen kulturellen Akzent in Hessen-Kassel
setzt.
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- 1612
- Giovanni Gabrieli stirbt
am 12. August im Alter von 59 Jahren und wird in der
Kirche St. Stefano begraben. Auf dem Sterbebett soll er
Heinrich
Schütz einen
Ring übergeben haben, der auf dem berühmten
Schütz-Portrait zu sehen sein soll. Erst ein halbes
Jahr später wird Claudio
Monteverdi
Gabrielis Nachfolger. Schütz wird später drei
Bände mit mehrchörigen Motetten vorlegen und
sie - auf Gabrieli bezogen - "Symphoniae Sacrae"
nennen.
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- Grabplatte
Giovanni Gabrielis in der Kirche St. Stefano in
Venedig
(Stadtteil San Marco, Campo Santo Stefano, vorne links am
Eingang), Foto: Susanne Coburger-Schlu 2005
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- Text:
Hic
situs est Joannes Gabrielius vir ad laudem natus ciendi
modus arte clarissimus.
Hier liegt
Giovanni Gabrieli, ein zu lobender Mann, in vielen
Künsten zum Erfolg geboren,
cuius
os cuius pectus et gratiae.
Quique tuum heu fuit melpomene decus cessate canius
lugete organa
mens vestra et vita periit mense augusti die xii. anno
aetatis suae 58 anno hum sal 1612.
dessen Geist
und Leben im Monat August vollendet wurde, am 12. des
Monats im Alter von 58 Jahren, im Jahre 1612
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