Renaissance
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- Die Frührenaissance ist
das Bindeglied zwischen dem ausgehenden Mittelalter etwa eines Oswald
von Wolkensteins oder der „Carmina Burana“
hin zu einem vorsichtigen Orientieren an neuen Werten, wie sie sich in
der Neuzeit durchgesetzt haben. Drei Strömungen sind festzustellen: die
beginnende italienische Renaissance, die ab 1400 einsetzt
(italienischer Begriff daher „quattrocento“), die deutsche Renaissance, die erheblich später einsetzt (etwa ab Luthers Thesenanschlag
1517) und die spanisch/französische Renaissance, die etwa mit den
Bourbonen in Frankreich und dem Papst in Avignon beginnt und mit dem
Tod Karls V. 1558 endet.
Man hat in Europa also fast zweihundert Jahre Spielraum für etwas, was
den Übergang vom Mittelalter zu einem neuzeitlichen Denken
kennzeichnet. Gründe dafür gibt es reichlich und man beginnt daher in
Italien. Das zentrale Wort der beginnenden italienischen Renaissance
lautet „Humanismus“ und seine Vertreter sind Dante Alighieri, Petrarca
und Boccaccio:
Dante Alighieri (1265
- 1321) entstammt dem gotischen Hochmittelalter, denkt, schreibt und
dichtet zuerst auf Latein, überträgt diese Texte aber nach und nach ins
Italienische und setzt damit nicht nur Italienisch als Literatursprache
durch, sondern schafft damit - wie später Luther in Deutschland - eine
Standardsprache, eine Art Hoch-Italienisch, das überall verstanden
wird. Seine „Göttliche Kommödie“ ist ein mittelalterliches
Mysterienspiel, das er zwischen 1307 und 1320 verfaßt hat und
Reisebeschreibungen zwischen Hölle (Inferno), Läuterungsberg (Purgatorio) und Paradies (Paradiso) enthält.
Die Inhalte entsprechen der strengen mittelalterlichen Scholastik, die
persönliche Biographie Dantes ist dagegen abwechslungsreich wie ein
Renaissancepapst: vom Mitregenten in Florenz ins Exil gezwungen, mit
der Todesstrafe belegt, Allianzen mit dem deutschen König bzw. Kaiser
Heinrich VII. schmiedend, überall in Italien auftauchen und noch im
Tode ein Zankapfel zwischen Ravenna und Florenz, das seine Leiche doch
wieder gerne in den Stadtmauern gehabt hätte. Dante ist
vielleicht derjenige, an dem man Mittelalter und frühe Renaissance in
einer Person darstellen könnte - auch hier eine Verbindung zu Luther , der zweihundert Jahre später in Deutschland ebenfalls das Bindeglied zwischen den Zeiten wird.
Petrarca (1304 -
1374) ist ebenfalls im Mittelalter verwurzelt, macht Lebenserfahrungen
zwischen Florenz und Avignon, verehrt seine „Laura“ ähnlich der
ritterlichen Minneverehrung des Mittelalters, ist mit der
mittelaterlichen Zahlensymbolik vertraut, aber seine Denkweise ist vom
Individuum geprägt, nicht mehr von der göttlichen Vorsehung. Petrarcas
literarischen Schriften nehmen das persönliche Erlebnis zum Ziel, sei
es als Bergbesteigung (was man später ind er Romantik noch bis zum
Erbrechen finden wird) oder als Verehrung der einzelnen Person.
Petrarca beschäftigt sich viel mit römischer und griechischer
Literatur, nimmt Versmaße und Stoffe der antiken Vorlagen auf und
erweckt sie zu neuem Leben (frz. „renaissance“ /ital. „rinascità“).
Boccaccio (1313 -
1375) verlebt seine Kindheit in Florenz im väterlichen Hauses eines
Bankangestellten, erlernt den Beruf des Kaufmanns, liest aber lieber
anstatt zu rechnen und widmet sich fortan der Literatur. Über den Vater
bekommt er Zugang zum neapolitanischen Hof des Robert von Anjou (König
von Neapel), lernt dort eleganten, höfischen Lebensstil kennen,
verkehrt mit Intellektuellen und eignet sich autodidaktisch eine
breitgefächerte Bildung an. Hier geht es endgültig in das
Renaissance-Denken über, denn Literatur und Kultur wird auf einmal
Boccaccios Lebenszweck - nicht mehr die so alltägliche Brotbeschaffung.
Als er wieder nach Florenz zurückkehrt und dort Petrarca trifft,
kümmert er sich fast nur noch um Literatur, erhält den Zugang zur
florentinischen Bibliothek, schreibt, redigiert, kopiert und übersetzt
die klassischen Stoffe: Homers „Ilias“ und die „Odyssee“, er verfaßt
eigene Stoffe nach griechischem und römischem Muster und erwirkt 1360
einen Lehrstuhl für Literatur in Florenz - ein absolutes Novum. Alles,
was danach passiert, ist Renaissance.
In der Architektur ist der
Übergang an einer Stelle festzumachen, nämlich an Brunellischis
Domkuppel in Florenz, die - 1368 entworfen - nach über siebzig Jahren
Bauzeit erst um 1440 halbwegs fertig ist. Die Laterne am oberen Ende
der Kuppel wird erst gesetzt, als ihr Planer schon lange tot ist.
Brunelleschi kann eine Kuppel mit diesen Dimensionen nicht mehr mit
mittelalterlichen Konstruktionspraktiken bauen (Lehrgerüst, das bebaut
und danach abgetragen wird), weil es gar nicht so hohe Bäume gibt, denn
die Kuppel setzt erst bei 52 Metern Höhe an. Also konstruiert er ein
Gerüst, das hängend mit der Kuppel mitwächst und entwirft gleichzeitig
eine Doppelschale um die Druckkräfte dieser Kuppel irgendwie
abzufangen. Kurz gesagt: der Dom wird im Mittelalter begonnen, die
Kuppel in der Renaissance gebaut.
In der Malerei ist der
Unterschied im Wiederentdecken der Zentralperspektive zu finden. Antike
Bilder sind wenig erhalten, antike Skulpturen umso mehr. Figuren wie
der „David“ von Michelangelo (1475–1564) haben griechische oder
römische Traditionen, die im Mittelalter verloren gegangen waren.
Mittelalterliche Bilder stellen ihre Größenverhältnisse nicht
physikalisch richtig dar, sondern nach den Machtverhältnissen von
Dargestelltem, Auftraggeber, Stifter und Maler. Dies wird nun
überwunden und es entstehen wieder Bilder, die saubere Perspektiven
zeigen, physikalisch richtige Sichtachsen und Maßstäbe. Als zahlreiche
Beispiele seien nur einige ausgesuchte Maler genannt: Dürer, Vater und Sohn Holbein, Michelangelo, Raffael und viele mehr. In den folgenden Artikeln sind sie immer wieder zu finden.
- Links
http://de.wikipedia.org/wiki/Dante_Alighieri
http://de.wikipedia.org/wiki/Francesco_Petrarca
http://de.wikipedia.org/wiki/Giovanni_Boccaccio
http://www.wissen.de/bildwb/brunelleschis-domkuppel-florenz-geniestreich-der-baugeschichte
http://de.wikipedia.org/wiki/Kathedrale_von_Florenz
http://florenz2010.wordpress.com/stadtspaziergange-durch-florenz/tag-20-brunelleschis-domkuppel/
http://de.wikipedia.org/wiki/David_(Michelangelo)
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