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Kulturgeschichte - 19. Jahrhundert


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zusammengestellt von Martin Schlu, August 2004

Spätes 19. Jh. und Fin de siecle Gustav Mahler

Gustav Mahler und Selma Kurz

1874

Selma Kurz, geb. 1874, mit sechzehn Jahren zum Gesangsstudium nach Wien geschickt und vom Fürsten Esterhazy finanziell unterstützt, kommt 1895, kurz nach Mahlers Weggang aus Hamburg, an eben dieses Theater, wechselt 1896 an die Frankfurter Oper und hat bereits Rollen wie die "Elisabeth" aus "Tannhäuser" oder die "Carmen" gesungen.

1899 - Wien

Selma Kurz wird am 18. August an die Wiener Oper engagiert und schnell mit schwierigen Rollen betraut.

1900

Im Januar 1900 muß die Beziehung zu Mahler vorsichtig angefangen haben, da Mahler Selma wiederholt f¸r Auff¸hrungen eingesetzt hatte. Im Konzert am 14. Januar sang Selma folgende Lieder: "Ging heut morgen ¸bers Feld", "Die zwei blauen Augen ("Lieder eines fahrenden Gesellen") und "Das irdische Leben", "Wo die schˆnen Trompeten blasen" und "Wer hat dies Liedlein" (Wunderhorn"-Lieder). Nach dem Konzert witzelten die Zeitungen schon ¸ber die "Lieblingssängerin des Direktors", doch fachlich war Selma Kurz sehr gut. Sie war ber¸hmt f¸r ihre Triller, dies läßt sich auf erhaltenen Aufnahmen noch dokumentieren.

Zur Liebesbeziehung muß es von April bis Juni 1900 gekommen sein. Zwischen dem 10. und 15. April trafen sich Mahler und Selma Kurz - heimlich - in Venedig:

"Selma, um Himmelswillen, das darf so nicht weiter gehen! Glaube an meine Liebe, und daß sie etwas Einziges in meinem Leben ist und bleiben wird! Bedenk es nur immer, daß wir am Anfang eines langen weges sind, den wir frisch und unerm¸det gehen wollen. Wir m¸ssen uns gegenseitig helfen. Wir sind Beide Stimmungsmenschen - und da besteht die gefahr fortwährender Mißverständnisse unter immerwährender Beteuerung des Verständnisses! Leben wir zusammen weiter und lieben wir uns unbek¸mmert...
(zit nach Fischer, S. 383)

In Briefen schreibt Mahler sehr privat und vermutlich hat es einen Heiratsantrag gegeben, aber da man aus der Beziehung zu Alma weiß, was Mahler von seiner Frau in bezug auf musikalischen Verzicht forderte, konnte es nur die Alternative geben, daß Selma Kurz ihre Karriere an den Nagel hängen mußte (denn nach der Wiener Hofoper wäre f¸r eine Sängerin alles andere ein Abstieg gewesen) oder sie beendete die Beziehung. Diese Beziehung mußte ¸berdies geheim gehalten werden, da Mahler gegen¸ber Anna v. Mildenburg schon geäußert hatte, wenn dies ruchbar w¸rde, w¸rde er "aus dem Amt gejagt".

Im Mai 1900 verließ Selma Wien, spätere Briefe waren nicht mehr so leidenschaftlich - offenbar hatte sich der erotische Sturm im Sommer 1900 gelegt.
(Quelle: Fischer, S. 378 - 384)

Selma Kurz heiratete später, blieb noch Jahrzehnte lang ein geliebter Sopran in Wien und starb 1933 dort.