Klassik
Frühromantik
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1785
Kindheit
und Ausbildung
1810
Arnim,
Goethe und Beethoven
1812
Ehe
und Familie
1831
Die
emanzipierte Kämpferin
Clemens
von Brentano
Werke
Literatur
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Bettina
Brentano
Arnim, Goethe und Beethoven
erstellt
von Martin Schlu Stand:12. 9. 2004 /
Juli 2006
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-
- Kurz nach
Bettinas Rückkehr nach Berlin beginnt
Bettina musikalisch zu arbeiten. Von 1810 bis
1812 ist sie Mitglied der Berlinmer
Singakademie, einem angesehenen Chor von
über 90 Sängern unter der Leitung
Zelters. In diese Zeit fällt ihr
Kompositionsunterricht durch Vincenzo Righini
und sie unternimmt erste Versuche, Goethes Texte
zu vertonen.
-
- Nach Walden und
Lemke gibt es Belege dafür, daß
die "Unsterbliche Geliebte", also die
geheimnisvolle Frau, nach deren Identität
die Beethoven-Forschung bislang fahndete,
Bettina Brentano sein muß. Folgende
Chronologie mag dies verdeutlichen:
-
- Juni
1810
- Die
25jährige Bettina hört Ende Mai
Beethoven in Wien spielen und bemüht sich,
mit ihm in Kontakt zu kommen. In einem Brief vom
8. Juni berichtet sie:
- "eine
Gewallt die mehr Willen hat als ich selber, zog
mich zu diesem Mann so sehr auch alles gegen
ihn <sprach>"
(Steinsdorff 69, zit nach Lemke)
-
- August
1810
- Vor ihrer
Rückkehr nach Berlin fährt Bettina
nach Teplitz, wo sie Goethe
drei Tage lang
besucht
und mit Zelter, Goethes Fachfreund für
Musik, Kontakt hat. Dies inspiriert sie
später zu der Briefsammlung "Goethes
Briefwechsel mit einem Kinde". Zu diesem
Zeitpunkt hat sie drei Möglichkeiten der
Partnerwahl: Achim von Arnim würde sie
gerne heiraten, außerdem hat sie zu diesem
Zeitpunkt seit einem halben Jahr eine Beziehung
mit Max Prokop von Freyberg, der ihr auch das
Medaillon mit untenstehendem Bild geschenkt hat.
Die dritte Möglichkeit wäre eine -
vermutlich geistige - Beziehung zu Goethe oder
Beethoven. Immerhin ist Beethoven von ihren
Kompositionen ganz angetan und ein bißchen
Ruhm würde wohl auch auf sie
abfallen.
-
- Drei Tage vor
ihrer Abfahrt nach Wien besucht Bettina
Beethoven in seiner Wohnung im Pasqualati-Haus.
Zu ihrer Überraschung begrüßt er
sie herzlich, spielt für sie Klavier,
begleitet sie und verbringt den Rest des Tages
mit ihr.
-
- "In einer
Viertelstunde war er mir so gut geworden,
daß er nicht von mir lassen konnte
..."
schreibt Bettina später, und als
sie sich am Ende des Tages verabschiedet,
drückt Beethoven sie "wie jemand den
man lange lieb hat" ... ...."das hat mir wieder
so wohl gethan, daß auch dieser von allen
andern mich unterschied"...
(Steinsdorff
69, zit. nach Lemke)
Zitate
Bettinas über Beethoven:
"ganz zerlumpt" < - aber >
"bedeutend und herrlich"
"Ich habe diesen Mann unendlich lieb gewonnen,"
(Bihler
315, zit. nach Lemke)
-
- Beethoven
besucht Bettina an ihren letzten zwei Abenden in
Wien, gibt ihr seine Bearbeitung von Goethes
"Neue Liebe, neues Leben" and bittet sie, ihm zu
schreiben. Dies tut sie auch - insgesamt kennt
man von drei Briefen den Inhalt, der zweite von
ihnen liegt im Original vor, der erste und
dritte sind offenbar verschollen.
-
- ..." oft
weiß ich nicht wohin ich gehöre,
alles was ich will ist nicht auf Erden, die
Musick begeistert mich vielleicht nur so, weil
sie im Augenblick ihrer Erscheinung sich
loßwindet und davon flieht mit den
Lüften; ich wünsche mir, es mögte
eine Wolke mich umfassen und mich weiter Treiben
im Wind und Sturm; ich habe keine bestimmte
Sehnsucht nach Gott aber ich mögte vergehen
wie ein Ton vergeht.
"...
(Steinsdorff, 71, zit nach Lemke)
-
- Kurz, bevor
Bettina Achim von Arnim heiratet, kommt es zum
Streit mit Goethe, dessen Ehefrau, Christiane,
auf Bettina eifersüchtig ist. Bettina nennt
sie "tolle Blutwurst". Knapp einen
Monat vor der Hochzeit erhält sie einen
Brief von Beethoven:
-
- 10.
Februar 1811
- (Zweiter von
drei erhaltenen Briefen)
- Liebe,
liebe Bettine!
<Beethoven
nennt sie "Bettine", wenn man aber weiß,
daß Französisch in Mode war (en
vogue) würde diese Schreibweise
erklärlich, weil "Bettin" gesprochen mit
einem stummen "e" frankisiert
würde>
- Ich habe
schon zwei Briefe von ihnen und sehe aus ihrem
Briefe an die Tonic <
Antonia von
Brentano>,
daß sie sich immer meiner und zwar viel zu
Vortheilhaft erinnern - ihren ersten Brief habe
ich den ganzen Sommer
<1810>
mit mir herumgetragen, und er hat mich oft
seelig gemacht. Wenn ich ihnen auch nicht so oft
schreibe, und sie gar nichts von mir sehen, so
schreibe ich ihnen doch 1000 mal tausend Briefe
in Gedanken. . . .
(Beethoven,
Briefe 2: 177-78)
-
- "An
Göthe wenn sie ihm von mir schreiben,
suchen sie alle die Worte aus, die ihm meine
innigste Verehrung und Bewunderung
ausdrücken, ich bin eben im Begrif ihm
selbst zu schreiben Wegen Egmont, wozu ich die
Musik gesezt, und zwar Bloß aus liebe zu
seinen Dichtungen, Die mich glücklich
machen. Wer kann aber auch einem großen
Dichter genug danken, dem kostbarsten Kleinod
einer Nation?"
(Briefe
2: 178, zit. nach Lemke)
-
- Beethoven
trauert:
"sie heirathen, liebe Bettine, oder es ist
schon geschehen, und ich habe Sie nicht einmal
zuvor noch sehen können, so ströme den
alles Glük ihnen und ihrem Gatten zu, womit
die Ehe die Ehelichen segnet - was soll ich
Ihnen von mir sagen, 'Bedaure mein Geschick' .
.." (Briefe
2: 178, zit. nach Lemke)
-
- <Es fällt auf,
daß Beethoven noch die Form "Sie"
wählt, dies bleibt allerdings nicht so. Nur
an Bettina gibt es später die Anrede "Du",
nämlich im Schluß:>
-
- "nun
lebwohl liebe liebe B. ich küsse Dich
<
unleserlich > auf
deine Stirne, und drücke damit, wie mit
einem Siegel, alle meine Gedanken für dich
auf" (Briefe
2: 178, zit. nach
Lemke)
< Wieder etwas
förmlicher >
:
"schreiben sie Bald, bald, oft ihrem
Freunde /Beethoven"
(Briefe
2: 178, zit. nach Lemke)
-
- Als
Hochzeitsgeschenk schickt Beethoven Bettina das
Sonett "In tiefster Demut will ich gratulieren."
, das von Beethovens Freund, Ludwig Stoll,
gedichtet und von Beethoven gegen Jahresende
vertont wurde. Zum Vergleich: als Beethoven
seine frühere Liebe Josephine
von Brunswick
Carl Graf von Deym überlassen mußte,
schenkte er ihr sinnigerweise die Variationen
(vierhändig) über "Ich denke Dein" -
ein Schelm, wer Schlechtes dabei
denkt....
-
- Beethoven
erwähnt also drei Briefe, die er von
Bettina bekommen hat, mindestens einen davon
habe er den ganzen Sommer mit sich
herumgetragen. Man kann offensichtlich davon
ausgehen, daß sich Beethoven und Bettina
im Juni 1810 ineinander verliebt haben. Der
berühmte Brief
an die "Unsterbliche
Geliebte"
ist vom Juli datiert, an dem der 6. Juli auf
einen Montag fallt. Eben dies trifft auf das
Jahr 1812 zu. Denkbar ist, daß Bettina,
obwohl gerade mit Achim von Arnim verheiratet,
sich mit Beethoven heimlich in Karlsbad treffen
wollte - dies ist im weiteren Verlauf noch
nachzuweisen. Immerhin würde die Beziehung
zu Beethoven dann über zwei Jahre gehen -
nicht unwahrscheinlich, daß Achim von
Arnim seinen Platz bei Bettina erst gar nicht
fand.
-
- Kommentar: Der
Musikwissenschaftler Max Unger (1883-1959) wurde
bei seinen Forschungen über die
"Unsterbliche Geliebte" dadurch irritiert,
daß Bettina in ihren Briefromanen (z.B.
Goethes Briefwechsel mit einem Kinde", 1835)
sehr frei mit der Realität umging. Die
Schwierigkeit liegt nun darin, herauszufinden,
was literarische Fiktion und was historische
Genauigkeit ist. Ted Walden weist darauf hin,
daß Unger bei seinen Forschungen einen
Vermerk der engsten Brentano Freundin Rahel
Varnhagen übersehen hat, wonach die Ehe mit
Achim von Arnim eine Zweckgemeinschaft war um an
das Immobilien-Erbe , Gut Wiepersdorf in der
Mark Brandenburg, der Großmutter zu
kommen. Die häufige Trennung der Eheleute
Arnim in Brandeburg, Bettina in Berlin mag ein
Beleg dafür sein - Kinder bekam Bettina
dafür genug - ob sie sich die Liebe bei der
deutschen Intelligenz (Beethoven und Goethe)
holte, mag vorerst offenbleiben.
<MS>
-
- Juli
1812 -
zu
Beethoven
- zu
Goethe
- Beethoven
kommt am 5. Juli in Teplitz an, Schüler
berichten, daß er am 6. und 7. Juli noch
dort war. An diesen Tagen könnte der Brief
geschrieben worden sein, weil in ihm die Rede
vom "Montag, dem 6. Juli" ist, eine Kombination,
die für dieses Jahr stimmt.
(Brief).
-
- Eine Woche
später kommt Goethe an und die beiden
Kulturpäpste treffen sich am 19. Juli und
den Folgetagen. Beethoven hat an der Ouverture
zu Goethes "Egmont" gearbeitet und bespricht mit
ihm Entwürfe. Vielleicht haben sie sich
über Bettina ausgetauscht, dies ist nicht
sicher, aber denkbar.
-
- Das
Treffen zwischen Goethe und Beethoven scheint
nicht sehr ergiebig gewesen zu sein: Beethoven
war gehandicapt durch seine Taubheit, Goethe
hatte anscheinend einen Tinnitus. Achim von
Arnim schreibt seiner schwesterlichen
Verwandschaft, den Savignys:
- "Denk Dir
Göthe und Beethoven hier und meine Frau
doch nicht sonderlich amusirt, der erste will
aber gar nichts von ihr wissen und der letzte
kann gar nichts von ihr hören, der arme
Teufel wird immer tauber und sein freundliches
Lächeln dazu ist wirklich
schmerzlich"
(Arnim, Briefe 62, zit. nach Lemke)
-
- Dabei bewundert
Goethe Beethoven und seine Fähigkeit mit
seiner Taubheit umzugehen und sieht ihm dessen
Pessimismus nach.
- Erst am 24.
Juli kommt Familie von Arnim in Teplitz an, zwei
Tage vor Beethovens Abreise nach Karlsbad.
- Bettina und
Achim kreuzen Goethes Weg im Juli 1812, kurz
nachdem Beethoven und Goethe sich getroffen
haben. Nach
Ted Walden ist Beethoven am 25. oder 26 Juli
abgereist, keinesfalls später, da Goethe am
27. Juli nach Hause zu Christiane schrieb,
Beethoven sei gestern gefahren. Beethoven kam
zwar nach Karlsbad, traf Bettina jedoch nicht
mehr dort an. Seine Registrierung dort datiert
vom 30. Juli 1812.
-
- Keine Dame
dieser Gesellschaft hätte sich leisten
können, vom 5. Juli bis zum 26. Juli in
Karlsbad auf ein Schäferstündchen mit
Beethoven warten zu können, ohne daß
es aufgefallen wäre. Also muß
spätestens nach dem Brief an die "UG" klar
gewesen sein, daß sich die Ankunft
Beethovens verzögern würde, so
daß es nicht zu einem intimen Treffen
kommen würde - ein Grund, sofort
abzureisen.
-
Johann W. v.
Goethe
-
- Gothe und
Beethoven sehen sich bis zum 8. September noch
mehrere Male, jedoch bringt das Treffen dieser
Geistesgrößen kein sichtbares
Ergebnis wie etwa eine gemeinsame Oper, oder was
man hätte erwarten können.
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Quellen / Literatur:
- Lemke ,
Ann Willison: Bettine's Song. The Musical Voice
of Bettine von Arnim, née Brentano
(1785-1859). Diss. Phil Fak, Indiana University,
Indiana/USA, 1998, (= UMI Microform, Nr.
9834608); 258 S., ungeheftet $ 29,95, brosch. $
57,70, Hardcover $ 69,50
- Schmiedel
, Reinhard: Rezension der Disseration von Ann
Willison Lemke in: Internationales Jahrbuch der
Bettina-von-Arnim-Gesellschaft. Hrsg. Von
Wolfgang Bunzel, Uwe Lemm und Walter Schmitz,
Band 11/12 (1999/2000), S. 299-301
- Walden,
C. Edward: Beethoven's "Immortal Beloved". in:
THE AMERICAN BEETHOVEN SOCIETY, The Beethoven
Journal, Winter 2002, Volume 17, Issue
2
- Walden,
C. Edward:Chapter X The Disillusionment of Max
Unger, Draft, June 3, 2006)
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