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Christina von Schweden - Tod des Vaters


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1620 Vorgeschichte
1627 Frühe Kindheit
1636 Jugend

Christina von Schweden
zusammengestellt von Martin Schlu © 28. Juli 2012


1627

Gustav II. Adolf, genannt „der Große“
Gustav Adolf wird im Seegefecht bei Oliva vor Danzig am 28. November im schwedisch-polnischen Krieg lebensgefährlich verwundet. Das ist sozusagen Berufsrisiko, passiert zwei Jahre später noch mal und seine Frau hat ihr Leben lang Angst um ihn - später wird man ihr ihre Angstreaktionen zum Vorwurf machen.

1630
Am 26. Juni (jul.) bzw. 6. Juli (greg.) landet Gustav Adolf mit 14.000 Soldaten und 145 Schiffen an der Peenemündng auf Usedom und tritt damit in den 30jährigen Krieg ein, weil er um die Unabhängigkeit des Protestantismus in Schweden und den Nachbarländern fürchtet. Zwei Wochen später nimmt er Stettin ein und bringt die protestantischen deutschen Fürsten in ein Dilemma: Sollen sie weiter zum Kaiser halten oder sollen sie sich mit den Schweden verbünden?
1631
Gustav Adolf schafft unterdessen weitere Fakten: Im April 1631 wird Frankfurt an der Oder eingenommen, zwei Wochen später Landsberg an der Warthe und im Mai steht der König vor Berlin und setzt seinen Schwager unter Druck, denn er braucht Rückhalt gegenüber der Katholischen Liga und außerdem ist er mit dem dänischen König Christian IV. verfeindet. In dieser Situation entsteht die Idee, die vierjährige Christina von Schweden später mal mit dem achtjährigen Friedrich Wilhelm von Preußen zu verkuppeln um eine schwedisch-preußische Großmacht zu schaffen und die Pommersche Küste nutzen zu können. Außerdem verbündet sich Gustav Adolf mit Frankreich gegen Habsburg und besiegt im September 1631 bei Breitenfeld nahe Leipzig den Heerführer des deutschen Kaisers, Feldmarschall Johannes von Tilly. Parallel dazu wird der preußische Kronprinz Friedrich Wilhelm zu seiner Tante Maria Eleonora geschickt, die sich in pommerschen Wolgast aufhält, bis ihr Mann Gustav Adolf den Krieg gewonnen hat und anschließend reist der Kronprinz weiter nach Stettin. Da ist es bereits Oktober. zum 30jährigen Krieg

Nach Hause (bzw. zu seiner Frau nach Wolgast) kommt Gustav Adolf nicht mehr und so wächst seine Tochter Christina mehr oder weniger ohne ihre Eltern auf, allerdings wird sie zu ihrer Tante Katharina von der Pfalz gegeben und lebt dort als eins von sechs Kindern.. Im Vorfeld hat der schwedische König aber schon bestimmt, daß Christina wie ein Mann erzogen werden soll, damit sie später eine gute Königin wird. Für ihre Erziehung ist Kanzler Axel Oxenstierna verantwortlich. Ihn hat  Gustav Adolf bereits vor der Usedom-Landung beauftragt, sich im Fall seines Todes um Christina und Maria Eleonora zu kümmern.
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1632
Gustav Adolf hat es bis München geschafft, doch es gibt nichts zu erobern, weil das Kaiserliche Heer nach Norden ausgewichen ist. Er macht sich auf den Rückweg nach Schweden, als er am 16. November bei einem Rückzugsgefecht in der Schlacht bei Lützen erschossen wird und seine Tochter Christina daraufhin mit noch nicht mal sechs Jahren den Thron als Königin besteigen muß. Erst Monate später kann in Stockholm die Trauerfeier stattfinden und weil Christina den Tode des Vaters längst verarbeitet hat (sie hat ihn ja auch kaum gesehen), empfindet sie diese pompöse Veranstaltung und die strengen Etikette-Vorschriften als extrem langweilig und entwickelt seitdem eine Aversion gegen protestantische Feierlichkeiten.

Mit fünf Jahren ist Christina nun Königin der Schweden, der Goten und Wandalen, Großfürstin von Finnland, Herzogin von Estland und Karelien und Herrin von Ingermanland (Provinz im nordwestlichen Russland, heute das Gebiet um Sankt Petersburg bis zur polnischen Grenze).

1633
Gustav Adolf ist längst tot und einbalsamiert, aber noch nicht bestattet. Da die Ostsee zugefroren ist (es herrscht ja die kleine Eiszeit), müssen die Schweden etliche Monate lang in Wolgast warten, bis sie übersetzen können. In dieser Wartezeit steigert sich Maria Eleonora in ihre Trauer hinein und wird offenbar wahnsinnig - sie entwirft ein Grabmal nach dem anderen, die immer teurer werden und als endlich - es ist Juli - die Überfahrt stattfinden kann, läßt sie in Stockholm den Sarg in ihr Schlafzimmer bringen und scheint ihn immer mal wieder geöffnet zu haben. Es gibt eine schriftliche Anfrage des schwedischen Parlaments an den Klerus, in dem dieser um Rat gefragt wird, ob es wirklich erlaubt sei, Särge zu öffnen und den Leichnam zu streicheln - die Antwort ist nicht überliefert, sie wird wohl mündlich gegeben worden sein.

1634
Gustav Adolf ist seit neunzehn Monaten tot, als er endlich am 15. Juni begraben wird. Zwar möchte Maria Eleonora ihn einen Tag später wieder ausgraben lassen, aber es bleibt nun so, wie es ist. Nur Gustav Adolfs Herz darf sie behalten - es wird noch jahrelang in einer vergoldeten Kapsel im schwarz verhüllten gemeinsamen Schlafzimmer von Mutter und Tochter hängen und Christina Angst einjagen, ebenso wie das ständige Geheule der Mutter. Es wird für das Kind erst besser, als Christina von ihrer Mutter getrent wird. 

1635
Im März regelt der Riksdag (Reichtstag) Christinas weitere Erziehung. Fünf enge Freunde und Vertraute Gustav Adolfs werden sich um die Erziehung und Bildung der künftigen Königin kümmern und dafür sorgen, daß sie möglichst wenig mit ihrer Mutter zusammen ist. Maßgeblich für Christina wird vor allem der ehemalige Theologe und spätere Bischof Gustav Adolfs, Johann Matthiae (1593-1670), der für sie eine Art Ersatzvater wird und den sie später auch "Papa" nennt. Später, als erwachsene Frau, schreibt Christina über ihn:
„Meinem Lehrer Johan Matthiae machte mein Unterricht ebensoviel Freude. Ich liebte gute Bücher und las sie mit Vergnügen. Ich hatte einen grenzenlosen Wissensdurst, war in allen Disziplinen bewandert und begriff alles mühelos. Mein Lehrer war mein Vertrauter. Ich weihte ihn in alle meine kleinen schmerzen ein und schloss Betrachtungen an, die ihn mit dem größten Staunen erfüllten“ (zit. nach: van der Heyden-Rynsch, 44)

Auch wenn die Autobiographie geschönt erscheint sein mag, ist sicher, daß Christina leicht und schnell lernte und, allein um ihrer hysterischen Mutter zu entkommen, lieber stundenlang über ihren Büchern gesessen hat. Die Biographen sind sich darin einig, daß sie als junges Mädchen mindestens doppelt so lang lernt, wie sie schläft (etwa zwölf Stunden täglich) und entsprechende Kennnisse erlangte. Ihr Stundenplan umfaßt um 1635 Philosophie, Geschichte, Theologie, Mathematik, Astronomie, Geographie, Griechisch, Latein, Französisch, Deutsch, Spanisch und Italienisch. Fließend Deutsch und Schwedisch spricht sie sowieso.
Erst Annette von Droste-Hülshoff wird als junges Mädchen ein ähnliches Pensum bewältigen.
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