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Die
Judenbuche
Inhaltsangabe
- Hintergrund
1
Ein
Sittengemälde aus dem gebirgichten
Westfalen
2 Das
Dorf B. galt für die hochmütigste, schlauste und
kühnste Gemeinde
3
Das
zweite Jahr dieser unglücklichen Ehe ward mit einem
Sohne...
4
Er
war zwölf Jahre alt, als seine Mutter einen Besuch von
ihrem....
5
Margreth
stand ganz still und ließ die Kinder
gewähren.
6
Um
diese Zeit wurden die schlummernden Gesetze
7
Um
Mittag saß Frau Margreth am Herd und kochte
Tee.
8
Die
gerichtliche Untersuchung hatte ihren Anfang
genommen,
9
Am
nächsten Sonntage stand Friedrich sehr früh
auf,
10
Es
war sieben Uhr abends und alles in vollem
Gange;
11
Herr
von S. war auf dem Heimwege verstimmt,
12
Die
Juden der Umgegend hatten großen Anteil
gezeigt.
13
In der Küche befanden sich außer dem Manne eine
Frau
14
Herr
von S. hatte das innigste Mitleiden mit dem armen
Schelm
|
Die
Judenbuche (1828
- 1840)
Hintergrund
Stand:
Juni 2007, erstellt von Martin Schlu
|
- Inhaltsangabe
des Droste'schen Textes
- Seitenanfang
- 1
- 2
- 3
- 4
- 5
- 6
- 7
- 8
- 9
- 10
- 11
- 12
- 13
- 14
-
- Einführung
- Die Novelle von Annette
von Droste-Hülshoff beruht auf einer wahren
Begebenheit, die sich kriminologisch nachweisen
läßt und zwar in vielen Details: Man kennt bis
auf einige Meter genau auf den Tatort, es existieren
Verhörprotokolle, es gibt zahlreiche
Augenzeugenberichte und letztendlich ist der Hintergrund
so interessant, daß bis heute zahlreiche Forscher
über die "Judenbuche" gearbeitet haben. Im
Wesentlichen fasse ich die Inhalte der "Mordsache
Soistmann Berend" zusammen, dem aktuellen Stand der
Forschung, der von dem Lokalhistoriker Horst-D. Krus
(Höxter 1990/97) vorgelegt wurde (ISBN
3-9805700-0-2).
-
- Ein "Droste" ist ein Amt
(daher die Bezeichnung "Droste zu Hülshoff"), dem
eine niedere Gerichtsbarkeit zugrunde liegt. Ein Vorfahre
Annettes war als "Droste" in diese Mordsache involviert
und ihr Onkel August von Haxthausen hatte 1818 in der
Göttinger Zeitschrift "Wünschelruthe" unter dem
Titel "Geschichte eines Algerier-Sklaven" über
diesen Fall berichtet, wobei er ausdrücklich
betonte, es handele sich um einen Tatsachenbericht.
Annette wird dies nicht verborgen geblieben sein, auch
wenn sie nach 1819
nicht mehr nach Bökerndorf gekommen ist.
(zum
historischen
Quelltext)
-
-
- Lektürehilfen
- Brauchbar zum
Parallellesen und zur Vorbereitung auf etwaige
Klassenarbeiten ist die Klett-Hilfe "Lektüre easy"
von Manfred Eisenbeis (ISBN 3-12-928104-5), die sich
ebenfalls auf den Reclam-Text bezieht, auch wenn man
nicht alles braucht, was drin steht - aber das ist bei
mir ja auch so.
-
-
- Hintergründe
- 1.Text
2.Text
3.Text
4.Text
5.Text
6.Text
7.Text
8.Text
9.Text
10.Text
- zum
Inhalt -
Seitenanfang
- In diesem Bericht, den
es in zwei (leicht) unterschiedlichen Varianten gibt,
werden die Personen benannt: Friedrich Mergel aus
Annettes Novelle wird als Hermann Georg (oder Johannes)
Winckelhan identifiziert (getauft am 22. 8. 1764), der
1782 vom jüdischen Händler Soistmann-Berens
(genannt "Pinnes") Stoff für ein Hemd ("Camisol")
bekommen, aber nicht bezahlt hat. Am 10. Februar 1783
kommt es zu einem von Pinnes gegen ihn angestrengten
Prozeß unter Leitung des Drosten zu Haxthausen, den
Winckelhan verliert, damit die Rechnung bezahlen
muß und Morddrohungen gegen den Juden
ausstößt. Am Abend dieses Tages sieht der
Förster Schmidts, wie sich Hermann/Johannes
Winckelhan einen Knüppel von einem Baum abschneidet
und damit im Wald verschwindet. Auf dem Rückweg
trifft Schmidts den Juden Pinnes, der danach ebenfalls in
diese Richtung geht.
-
- 11.
Text
- Seitenanfang
- zum
Inhalt
- Zwei Tage später
wird Soistmann-Berens/Pinnes von seiner Frau im Wald
erschlagen aufgefunden, nachdem sie ihn nach seinem
Verschwinden zwei Tage lang gesucht hat. Der Fundort
liegt unweit der Stelle, an der der Förster Hermann
mit einem Knüppel in den Wald gehend gesehen hat, so
daß Hermann dringend tatverdächtig ist, zumal
Pinnes siebzehn noch sichtbare Schläge erhalten hat
und ein blutverschmierter Knüppel hundert Schritte
von der Leiche entfernt gefunden wird. Als der Drost
Freiherr von Haxthausen ihn verhaften will, findet man
Hermann (oder Johannes) im Elternhaus nicht mehr an.
-
- 12.
Text
- Seitenanfang
- zum
Inhalt
- Die Mitglieder der
jüdischen Gemeinde bitten den Drosten, in den Baum,
an dem die Leiche Pinnes' gefunden worden ist, ihr
Zeichen hineinschneiden zu lassen, was ihnen auch
gestattet wird. Allerdings kann keiner außer ihnen
Hebräisch und so sind die Schriftzeichen für
die Dorfbevölkerung unverständlich.
-
- Hermann ist unterdessen
nach Werl, später nach Holland geflüchtet, hat
sich als Matrose anheuern lassen und ist nach einigen
Schiffsreisen auf italienischen oder spanischen Schiffen
in Gefangenschaft und Sklaverei geraten. 1788 erhält
der Droste zu Haxthausen einen Brief von Hermann/Johannes
Winckelhan, in dem dieser von der Gefangenschaft und
Sklaverei berichtet. Der Droste delegiert die
Angelegenheit an den Landesfürsten und der
entscheidet, man werde Winckelhan nur befreien, um ihn
wegen Mordes anzuklagen und daher geschieht nichts, was
diesen aus algerischer Sklaverei befreien
würde.
-
- Im
April 1807 erfährt der Droste zu Haxthausen
(Annette
v. Droste-Hülshoff
ist mittlerweile zehn Jahre alt), daß in Bellersen
der seit 24 Jahren verschollene Hermann Winckelhan wieder
eingetroffen sei und er wird befragt, ob man ihn wegen
der vergangenen Mordsache noch inhaftieren lassen solle.
Der Droste mag dies nicht sofort entscheiden, bespricht
sich mit dem Regierungspräsidenten von Coninx und
der entscheidet, den Verdächtigen ungeschoren zu
lassen - 24 Jahre Sklaverei in Algerien seien mit der
Todesstrafe vergleichbar. Von Haxthausen läßt
dies Winckelhan ausrichten und bittet ihn dabei,
gelegentlich doch mal nach Bökendorf zu kommen und
zu berichten, wie es ihm ergangen sei.
-
- 13.
Text
- Seitenanfang
- zum
Inhalt
- Winckelhan kann zu
diesem Zeitpunkt keine Sprache mehr richtig, spricht aber
ein Gemisch aus Deutsch, Niederländisch,
Französisch, Spanisch, Türkisch/Arabisch und
ist erst in der Lage sich verständlich zu
äußern, als er einige Monate in Bellersen
gelebt hat. Aus seinen späteren Erzählungen
läßt sich detailliert der Hergang ableiten,
denn er hat keine Strafe mehr zu befürchten und kann
alles wahrheitsgemäß berichten. Danach wurde
er lange Jahre schwer mißhandelt, erlitt
Brüche verschiedener Knochen, die durch fehlende
medizinische Versorgung schief zusammenwuchsen und ihm
eine verkrüppeltes Aussehen geben. Er wurde als
Sklave von einem Regierungsmitglied gekauft
(Casnaci, in welcher
Schreibweise auch immer)
und, nach dessen Ermordung, als "öffentlicher
Sklave" zur Schwerstarbeit eingesetzt. Erst durch die
Besetzung Napoleons 1806 sei die algerische Regierung
gezwungen worden, die christlichen Sklaven freizulassen
und habe diese an der italienischen Küste abgesetzt,
von wo aus sie zu Fuß in ihre Heimat gelaufen
seien.
-
- Anmerkung (MS): Im Gegensatz
dazu kann die Angabe, Friedrich Mergel/Johannes
Niemand sei 1761 (oder 1760) in türkische
Kriegsgefangenschaft geraten, nicht stimmen, weil in
diesem Jahr Friedrich
II. zwar die
Türkei zum Krieg gegen Rußland
überreden wollte (es tobte gegenwärtig der
"Siebenjährige Krieg"), es jedoch nicht zu
Kampfhandlungen zwischen der Türkei oder
Rußland oder Ungarn gekommen ist und damit kann
es auch nicht zu einer Kriegsgefangenschaft 1761
gekommen sein
(http://www.holiday-reiseberichte.de/tuerkei-zahlen-und-fakten.phtml)
.
-
- 14.
Text
- Seitenanfang
- zum
Inhalt
- Die letzten Monate
seines Lebens verbringt Winckelhan als Bettler und
Abhängiger von der Güte anderer. Im
Spätherbst 1806 bitte er den Drosten um eine
Arbeitsstelle, bekommt sie jedoch nicht mit der
Begründung, man wolle keinen Mörder einstellen.
Winckelhan ist danach verschwunden und wird zwei Tage
später an dem Baum erhängt aufgefunden, in den
die Juden 1783 die Schriftzeichen eingeritzt haben. Als
Selbstmörder könnte er zwar kein normales
Begräbnis bekommen, jedoch setzt der Droste durch,
daß Winckelhan ein normales katholisches
Begräbnis bekommt. Er wird am 18. September 1806 auf
dem Friedhof in Bellersen beigesetzt. Zwei Jahre danach
wird der Baum mit den hebräischen Schriftzeichen
umgehauen.
-
- - Seitenanfang
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