Barock
Frühbarock
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Schütz
Köstritz:
1585
1597
1598
1605
1609
Venedig:
1610
1611
1612
Dresden:
1613
1614
1615
1616
1617
1618
Hochzeit
1619
1620
1621
1622
1623
1624
1625
1626
Kummer
und Krieg:
1627
1628
1629
1630
1631
1632
1633
1634
1635
1636
1637
1638
1639
1640
1641
1642
1643
1644
1645
1646
1647
1649
Alter und
Ende
1650
- 1672
Zeittafel
Werke
Literatur
|
- ©
Martin Schlu 2005 / 23. Jan. 2022
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-
- 1619
- Kurz nach der
Veröffentlichung der „Psalmen Davids“ im
April heiratet Schütz am 1. Juni 1619 die
achtzehnjährige Anna Magdalena Wildeck
(geb. am 20. 2. 1601), die Tochter des
kurfürstlichen Finanzverwalters, eine
Verbindung, die der Kurfürst
unterstützt, weil sie Schütz
stärker an seinen Hof bindet. Eine
Hofkapellmeisterstelle beim Kurfürsten
reicht als Grundlage einer Familie allemal aus
und Schütz hat einen guten Ruf. Dies wird
bei der Hochzeit deutlich, denn von
überall her kommen Hochzeitsgeschenke wie
goldene Becher, Geld, ein Faß Rheinwein -
überraschend sind die Absender: der
Weißenfelser Stadtrat (gut, der Vater war
dort Bürgermeister), der Magistrat von
Chemnitz und das Domkapitel von Naumburg;
Schütz ist offensichtlich weit bekannt und
gut gelitten, obwohl noch kaum etwas von ihm
gedruckt wurde. Zur Hochzeit werden - wie heute
auch noch - Gedichte geschrieben und
vorgetragen.
-
- Am 17. Juli
schreibt Schütz dem Rat der Stadt Frankfurt
ein Widmungsschreiben zu den „Psalmen
Davids“:
- Edle,
Ehrnveste, hoch vnd wohlgelehrte, auch hoch und
großachtbare, Insonders
großgünstige Herrn, Ew.
Herrlichkeiten und gunsten gebe ich
dienstfreundlich zu vernehmen, daß ich
ezliche Psalm des Königs und Propheten
Davids, wie sie in ihren formalibus von ihm
selbst concipiret, aus sonderlicher devotion,
Gott zu Ehren, wie ein ieder in seinem beruff
alles zuförderst dahin zu richten vnd
anzustellen verpflichtet ist, in die Noten
gesetzt vnd nunmehr auf vieler frommer Herzen
vnd Christen anhalten vnd sollicirn in Druck
amferttiget, Wann dann Ew. H. vnd gunsten wegen
liebreicher Affection zur Music sehr beruffen
vnd berühmt werden, Solches auch
augenscheinlich in der That erweisen, das sie in
ihren wohl bestalten Kirchen und Schulen
allerley instrumental und vocal Musicken mit
großen Kostenn treulich pflegen und
exerciren lassen. Als lebe ich hierumb der
Ongezweifelten Zuversicht, Ew. H. vnd gunst
wurden zuförderst an solchen und
dergleichen Geistlichen Concerten eine hohe
Beliebung vndt an diesem meinem opere kein
ongeneigtes gemüth oder gefallen schepfen,
derowegen an diesselbe ich die Offerirung
berührtes und beigebundenes meines operis
hiermit zu werck gerichtet, gantz dienstlich
bittend solches mit geneigtem Gemüth auff-
und annehmen vnd zu ihrer Affection zu jederzeit
mich commendiert sein zu lassen. Dargegen ich
mich zu allen bereitwilligsten Diensten
schuldigst erkennen will. Dresden den 17. Juli
anno 1619. Ew. Herrlichkeit Dienstgeflissener
Churfürstlich Sächsischer
Capellmeister daselbst
Heinrich Schütz. -
Seitenanfang
-
- Nach
der Hochzeit wird Schütz nach Bayreuth
eingeladen, um am 12. August die neue Orgel
abzunehmen und probezuspielen, ein Instrument
von Gottfried Fritzsche aus Dresden mit drei
Manualen und 34 oder 35 Registern. Mit ihm
spielen und prüfen Michael Praetorius,
Samuel
Scheidt
und Johann Staden. Anschließend gibt es
ein Bankett im Markgräflichen Schloß
und Praetorius beschreibt die Disposition dieser
Orgel im zweiten Band seines "Syntagma
Musicums".
-
- Leider brennt
diese Orgel zwei Jahre später beim
Bayreuther Stadtbrand wieder
ab.(Gregor-Dellin,
113f)
In
diesem Jahr stirbt außerdem Kaiser Mathias in Wien und Johann
Georg I. wird im ersten Wahlgang als Kaiser gewählt, obwohl er
protestantisch ist. Durch seine Ablehnung wird allerdings Erzherzog
Ferdinand als Ferdinand II. sein Nachfolger. Dieser ist noch etwas
strenger katholisch als Mathias und das bedeutet für den
protestantischen Kurfürsten Johann Georg eine außenpolitische Gefahr,
weil man in Dresden (obwohl dem Kaiser untergeordnet) bislang
protestantisch liberal sein konnte. Einerseits fürchtet der sächsische
Kurfürst den katholischen Kaiser Ferdinand, andererseits wurde dieser
Kaiser mit den Stimmen der protestantischen Kurfürsten von Sachsen und
Brandenburg gewählt. Johann Georg vertraut daher eher den
protestantischen böhmischen Ständen - ein Denkfehler, wie sich
später zeigen wird.
-
- 1620 -
Seitenanfang
- Friedrich von
der Pfalz soll sich bis zum 1. Juni aus
Böhmen zurückziehen und die
böhmische Krone an den Kaiser abgeben. Das
tut er natürlich nicht und so kommt es zur „Schlacht am, Weißen Berg“ . Dort
unterliegen die protestantischen böhmischen
Aufständischen den TRuppen der „Katholische Liga“ und ihr Heer
erreicht den ersten wichtigen Sieg. Nach einem
halben Jahr Regierung muß der „Winterkönig“ abdanken. - zum
Krieg
-
- 1621 -
Seitenanfang
- Schütz'
erste Tochter Anna Justina wird geboren. Dennoch
kommt es nicht zur Familienidylle, denn
Schütz wird das erste Mal in den
30jährigen
Krieg
einbezogen, weil er im Oktober mit Kurfürst Johann
Georg nach Breslau muß, damit dort den
schlesischen Ständen gehuldigt werden kann.
Der Kaiser hat Johann Georg zwar religiose
Toleranz zugesichert (das heißt die Erlaubnis zum
Protestantismus) , doch wie lange
dies gut gehen kann, weiß kein Mensch.
Johann Georg probiert ein Doppelspiel:
Freundschaft zu den Böhmen und zum Kaiser.
Dabei geht der Krieg an die finanziellen Grenzen
Dresdens und regelmäßige
Soldzahlungen gibt es schon seit 1619 nicht
mehr.
-
- 1622 -
Seitenanfang
-
-
- 1623 -
Seitenanfang
- Die zweite
Tochter Euphrosyne wird geboren.
-
- Vermutlich
wollte Schütz sich in Frankfurt für
das Amt des Musikdirektors bewerben, das 1623
eingerichtet wurde, allerdings hat er auch an
andere Städte ähnliche Schreiben
gesandt. Überall sonst gab es höfliche
Absagen, aber zumindest Aufwandserstattungen in
Form von Geld oder Geschenken. Frankfurt hatte
einen sparsamen Kämmerer, der Schütz
nur sechs Reichstaler übermitteln
ließ. Immerhin werden die Noten
ordnungsgemäß inventarisiert,
erscheinen 1626 im Verzeichnis - und
verschwinden.
-
- Die Mutter des
Kurfürsten, Sophia, stirbt und Schütz
muß für die Beerdigungsmusik
"Grimmige Gruft"den Grabgesang dichten, weil
kein Texter zu bekommen ist:
- Bitterer
Tod, ob du geschwind
- Uns
jetzo hast
betrübet
- Und
wie an allen Adams
Kind
- Dein
Tück an uns
geübet,
- Doch
hoffen wir
- Daß,
welcher dir
- Den
Stachel hat genommen,
- Die
Gbeine kalt
- Wird
wecken bald,
- Wann
er wird wiederkommen?
-
- 1624 -
Seitenanfang
-
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- 1625 -
Seitenanfang
- Die "Cantiones
Sacrae" SWV 53-93 werden vollendet. Es ist das
vierte große Werk von
Schütz.
-
- Bei der
Pockenepidemie stirbt nicht nur die
Schwägerin Anna Maria, sondern vier Wochen
später auch Schütz' Frau Anna
Magdalena. Durch seine vielen Abwesenheiten und
Dienstreisen schafft Schütz es nicht, die
kleinen Mädchen zu versorgen und Anna und
Euphrosyne werden die nächsten paar Jahre
bei der Großmutter Wildeck aufgezogen. Als
die stirbt, übernimmt die Erziehung eine
Großtante und dann sind die Kinder
erwachsen. Die Älteste wird gerade siebzehn
Jahre, die Jüngere heiratet, bekommt Kinder
und wird dann Witwe - der Letzte, der sterben
wird, ist ihr Vater. Die Trauermusik zum
Begräbnis Anna Magdalenas ist SWV 94 „De
Vitae Fugitate, Ich hab mein Sach Gott
heimgestellt“.
-
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- 1626 -
Seitenanfang
- Anfang des
Jahres benötigt Johann Georg eine
Hochzeitsmusik, weil seine
fünfzehnjährige Tochter zu Beginn des
nächsten Jahres heiraten wird. Schütz
sieht sich allerdings außerstande
dafür zu schreiben, zu frisch ist der
Verlust seiner Anna Magdalena, und so bittet der
Kurfürst auf Schütz Empfehlung um die
Musik von Jacop Peris Oper "Dafne". Nun ist
Peris Text natürlich italienisch und
Schütz verweist auf Martin
Opitz,
der ihn auch übersetzen könne. Martin
Opitz wiederum übersetzt nicht nur, sondern
schreibt komplett neu, so daß Schütz
letztendlich doch noch eine Musik zu dem
Opitz'schen Text schreiben muß. Die Musik
der ersten aufgeführten deutschen Oper "Dafne" ist allerdings
verschollen.
-
-
- 1627 -
Seitenanfang
- Anläßlich
des Mühlhausener Fürstentages vom 4.
Oktober bis zum 5. November führt
Schütz die doppelchörige Motette "Da
Pacem Domnine" auf, die form- und
protokollgerecht mit einem Außenchor (vor
der Kirche) die anwesenden Fürsten
angemessen begrüßt und mit einem
Innenchor (in der Kirche) um Frieden bittet.
Aufführungspraktisch sehr schwer zu
realisieren und offensichtlich bis heute auch
nicht mehr so aufgeführt. -
zum
Krieg
Vermutlich hat sich Schütz
in Mühlhausen auch nach anderen möglichen Arbeitgebern umgesehen - auf
dem Fürstentag laufen ja genug Fürsten herum.
In München ist dem Kurfürsten der berühmte Orlando di Lasso gestorben und die Hofkapelle
braucht einen Nachfolger - man kann sich den Kurfürstentag auch als
eine Art Stellenmarkt vorstellen, aber Schütz bekommt nichts
Greifbares. -
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