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Reiseberichte - Spanien - Barcelona


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Barcelona
Text und Fotos: © Martin Schlu März 2012, geändert 30. Mai 2016

 
Anreise - Sagrada Familia - Parc Güell - Santa Maria del Mar - Kathedrale

Barcelona im Karneval - Fuerteventura

Donnerstag
Erste Besuche der Stadt hatte es schon 2008 und 2010 gegeben und es ist mal wieder Zeit im kalten Karneval nach dem "Wievverfastelovendszoch" Richtung Süden zu düsen und zu hoffen, daß es dort wärmer ist. Der Beueler Zug hat geklappt, obwohl es nieselte und als die Technik und die Instrumente verstaut sind, ziehen meine Frau und ich unsere am Vorabend gepackten Koffer zum Bahnhof und fahren zum Flughafen. Dort sitzen überall kostümierte Damen an den Schaltern der Reisebüros, sehen aber etwas gequält aus - vielleicht müssen sie sich verkleiden und wollen es gar nicht. Die Maschine ist pünktlich und als wir in Barcelona landen, ist gerade Dämmerung und der Abend lohnt sich noch. Das Taxi braucht eine halbe Stunde bis zur Innenstadt, der Taxameter steht bei 17.- Euro, doch bezahlen müssen wir knapp 40.- . Trotzdem ist dies immer noch billiger als in jeder anderen Stadt und Taxis in Barcelona gelten generell als sehr gut und preiswert. Das werden wir später noch oft erleben.

Wer nicht das Taxi nehmen will, ist mit dem "Aerobus" sehr gut bedient, die Fahrtzeit ist etwas länger, das Ticket pro Person kostet € 5,30.- und man kommt am Plaça de Catalunya an, einem der zentralsten Plätze der Stadt. Von da aus kommt man mit Bus und U-Bahn überall hin, zu Fuß ist man in zehn Minuten in der Altstadt.

Das Hotel "Oasis" liegt am Pla de Palau zwischen dem Barri Gòtic (der Altstadt), der Barceloneta (Neubauviertel des 18. Jh.) und dem Eixample (Neubauviertel des 19. Jh.). Wir haben hier bisher ganz gute Erfahrungen gemacht. Natürlich ist es ein Touristenhotel, aber man ist fußläufig an allen wichtigen Punkten der Innenstadt und das war auch ein Grund bei der Buchung. Zu essen kriegen wir am Abend da nichts, aber einen Supermercato, einen kleinen winzigen Supermarkt, der durchgehend geöffnet hat, gibt es überall und am nächsten Tag wollen wir sowieso essen gehen. Nach einem kleinen Rundgang durch das abendliche Barcelona gibt es daher auf dem Zimmer Weißbrot mit Oliven, Büchsensardinen und einem roten Wein "rioja" und die ganze Nacht hören wir den Verkehr - zentrale Lage ist halt auch laut...



Freitag
Das Frühstück ist minimal kontinental. In Frankreich gibt es Café au lait und ein Croissant, hier gibt es eine Käsesorte, eine Wurstsorte, Labberbrötchen und Labbertoast und da wir laktoseintolerant sind, können wir vom Frühstück nur Tomaten, Salatblätter und Tee nehmen - ein Grund, daß wir ab dem nächsten Tag immer mit am Vorabend eingekauften Lebensmitteln im Frühstücksraum aufkreuzen. Das Hotel wird von Deutschen, Amerikanern und Japanern besucht, vor allem von japanischen Mädchen, die sich so schminken, wie es in den Mangas gezeichnet ist. Vielleicht ist es dort schick, nach der Schule eine Woche Barcelona zu machen, jedenfalls sind diese jungen Japanerinnen überall zu sehen. In Erinnerung vergangener Besuche besorgen wir uns erst einmal eine Doppelkarte für den Barcelona-Bus, einen doppelstöckiger Cabrio-Bus, der nach ausgeklügelten Routen eine Rundreise durch die Stadt macht. Es gibt die blaue, die rote und die grüne Tour, wobei die "ruta rioja" etwa zweieinhalb Stunden dauert. Im Februar sind Mütze und Handschuhe dabei Pflicht, denn es ist
im Oberdeck doch arg frisch. Wir fahren die Route nicht ganz durch, sondern steigen am Columbus-Denkmal aus, zwischen Port Vell und dem Beginn der Rambla. Von hier flanieren wir auf der bekanntesten Promenade der Stadt Richtung Hafen.

Aus der Vergangenheit kennen wir ein Restaurant am Hafen, das nicht nur mittags schon Sonne hat, sondern in der Vergangenheit auch eine gute Küche besaß (El Chipron). Leider ist die gute Küche wirklich Vergangenheit, denn das was ich als „Entrecote“ für stolze EUR 25.- auf den Teller bekomme, ist im Prinzip ein durchgebratenes Schnitzel mit dickem Fettrand und einem Schälchen trockener Fritten. Darum gehen wir da nie wieder hin, sondern suchen uns beim nächsten Mal etwas Besseres in der Barceloneta (z.B. das El Rey de la Gamba 1, P° Joan de Borbó. 53), da bekommt man für das gleiche Geld erheblich Besseres und mehr. Trotzdem lohnt es sich am Port Vell (dem Sporthafen) zu sitzen und zu gucken, vor allem am frühen Nachmittag, wenn die Waffelverkäufer die hart gewordenen Exemplare des Vormittags dort ins Wasser schmeißen und Möwen und Fische gleichermaßen beglücken.

Nach diesem kulinarischen Erlebnis schlendern wir die Rambla entlang und finden einen Dönerladen mit Lammdöner, der garantiert laktosefrei ist. Beim Essen stellen wir fest, daß wir am Palau Güell sind, einem von  Antoni Gaudí für den Milliardär  Güell erbauten Palast, der am Anfang einer lebenslangen Freundschaft zwischen Gaudí und Güell stand, die für Barcelona bis heute Folgen hat. Dazu später mehr (Carrer Nou de la Rambla 3 - 5). Da vor zwei Jahren nur der Keller zu besichtigen war, werden Karten gekauft und die Besichtigung nachgeholt. Wer auf Gaudí und den Modernisme steht, für den sind die Gaudí-Bauten sowieso ein Muß. Casa Battlo, Palao Güell, Park Güell, Sagrada Familia - das reicht schon für drei Tage Gaudí-Kultur und Barcelona wäre ohne Güell nicht das, was es heute ist.

Palau Güell
(Carrer Nou de la Rambla, 3-5, Barcelona, 933 17 39 74)
Das Palau Güell zeigt heute noch einen Lebensstandard, der für unsereins ein Traum bleibt und sich in vielen kleinen Details äußert. Es beginnt bereits in der Eingangshalle, in die man üblicherweise zu Pferd oder in der Kutsche hineinkam. Selbstverständlich sind am Haltepunkt hölzerne Treppen, damit man kommod vom Gaul herunterkam, selbstverständlich gibt es einen direkten Zugang zum Stall darunter, so daß die Pferde schnell versorgt waren und natürlich plante Gaudi den Stall so, daß durch ein ausgeklügelte Belüftungs- und Belichtungssystem der Pferdeduft nicht den Güells in die Nase stieg. Daß im Stall auch ein Schlaf- und Bleibeplatz für den zuständigen Kutscher eingebaut war, sei nur am Rande erwähnt.

Ähnlich sieht es mit der Wohnetage aus (1. Stock). Schmiedeeiserne Schattenspender vor dem Fenster, fließendes Wasser in den Räumen, ein ausklappbarer Altar im Empfangssaal und eine eingebaute Orgel für die Tochter, die später Klavier und Orgel studierte und entsprechend qualifiziert war. Wenn Sénor und Sénora Güell unpäßlich waren, ermöglichte ein separates Fenster aus der Schlafetage den Blick auf Altar und Priester, so daß man immer eine guten Draht zum Höchsten behalten konnte. Wer auf Ausstattungsdetails steht, kann sich hier viele neue Anregungen für das nächste Eigenheim holen - leider ist dieses Grundstück unverkäuflich und daß es in Sichtweite der Rambla liegt und trotzdem eine ruhige Lage geblieben ist, spricht heute noch für den Architekten Gaudí.

 
Links: die eingebaute Orgel über dem aufklappbaren Schrankaltar,    rechts: der Familientisch aus erlesenen Hölzern.

Samstag
Park Güell,
(Carrer d'Olot, 13 Barcelona, 933 17 39 74)
Dieser Park liegt außerhalb des Stadtzentrums und ist am bequemsten mit der blauen Linie zu erreichen. Man kann ihn auch mit der U-Bahn ansteuern, hat aber dann einen längeren und steilen Aufstieg vor sich, auch wenn man ca. 100 m Höhenunterschied mit Rolltreppen zurücklegen kann. Seit 1984 ist dieser Park Weltkulturerbe und üblicherweise überfüllt von Touristen, die Schlange stehen um sich vor der Eidechse am Eingang des Parks fotografieren zu lassen. Möchte man bestimmte Teil des Parks ohne Menschen aufnehmen, braucht man viel Geduld.

Der Parkanlage ist eine Ansammlung von Skulpturen, Verzierungen und Gebäuden, die im Wesentlichen der schon genannte Großindustrielle Güell finanzierte und der zwischen 1900 und 1914 entstand. Gleichzeitig ist dieser Park so etwas wie die grüne Lunge von Barcelona und ein notwendiger Schattenspender im Sommer. Damit Güell seinen Freund Gaudí immer um sich haben konnte, gab er diesem ein billiges Grundstück im Park und der baute sich darauf ein Haus, das heute ein Museum ist. Ursprünglich sollte daraus ein Wohnpark für etwa sechzig Häuser werden, dessen Verkaufswert den Park refinanzieren sollte, doch außer Gaudí gab es nur noch einen weiteren Käufer. Die katalanischen Oberschicht wollte nicht in diesen Park ziehen, vielleicht, weil er ihr zu weit vom Meer entfernt lag und so wurde er 1922 eröffnet und für die Allgemeinheit freigegeben. Heute ist der Park von Wohnungsburgen umgeben, acht- und neunstöckig und Gaudís Wohnzimmer hat eine sehr exklusive Lage. Wenn man das Haus besucht, kann man Modelle seiner Projekte sehen und die von ihm gestalteten Möbel.



Besucht man den Park, geht man an der Carrer d’Olot durch zwei Türme zu beiden Seiten des Eingangs und kommt zu einer Freitreppe, in deren Mitte Skulpturen und Embleme in Gaudís Mosaikstil - unter anderem de berühmte Eidechse. Am Ende der Treppe gelangt man zu einer Säulenhalle, die aus 86 teil schief stehenden Säulen besteht, die eine großen Platz tragen, auf dem man sich zu Sehen, Gesehenwerden, Spielen und Erzählen trifft. Dort stehen die Säulenheiligen, die ein Denkmal spielen, es treten Kleinkünstler auf, Maler bieten den Touristen Portraits auf Bestellung an und es ist ein bißchen wie auf der Rambla - nur schöner. Um den Platz windet sich eine Art Seeschlangenbank, auf der ein paar Hundert Menschen Platz haben. Von hier sieht man bis zum Meer, vor allem die beiden Doppeltürme am Ende der Barceloneta. Um einmal halbwegs durch den Park zu bummeln und am Café vielleicht eine Pause zu machen, braucht man etwa drei bis vier Stunden - also einen Vor- oder Nachmittag. Am Nachmittag steht das Licht besser, wenn man den Ausblick vom Platz fotografieren will, dafür ist am Vormittag weniger los. Wir waren am Vormittag da, weil die Schlangen an der Sagrada Familia bereits einmal um den Block gingen und so blieben wir sitzen und fuhren zwei Stationen weiter...

Temple Expiatori de la Sagrada Família (Sühnekirche der Hl. Familie)
Stadtteil Eixample
Am Nachmittag starten wir einen zweiten Versuch und diesmal ist die Schlange kürzer. Ich kenne die Kirche noch mit deckenhohen Gerüsten seit 2008, die ab und zu ein Fenster erkennen ließen, aber die Großzügigkeit des Raumes konnte man damals schon erahnen. Damals war der Innenraum noch eingrüstet, zwei Jahre später war es nur noch die Apsis und seit einem guten Jahr ist die Kirche durch Papst Benedikt geweiht (7. November 2011) und der Innenraum ist einfach überwältigend geworden. Nun sind auch Erklärungen aufgehängt und so erfährt man, daß die Emporen in ca. 40 m Höhe etwa 1000 Sänger fassen können und etwa 20.000 Personen hätten Platz, wenn man noch die Stühle herausnimmt. Der erste Eindruck dieser Kirche ist Licht, Licht und nchmals Licht. Je nachdem, wo man steht, ändern sich die Farben, die Proportionen und wenn man endlich glaubt, eine gerade Linie gefunden zu haben, beißt die sich mit einer anderen Linie, die man nun als senkrecht definieren möchte. Diese Kirche ist ein steinerner Wald aus Licht, Farbe und Beton - einfach überwältigend.

Postkarten, die man natürlich kaufen kann, zeigen Perspektiven aus den Sängeremporen, auf denen die Menschen unten winzig erscheinen. Beim nächsten Besuch der Kirche wird vorab die Führung gebucht und dann wird nach oben geklettert.


Oben: ein Teil des Langhauses, etwa 50 m vor dem Altar. Unten: die steinernen Bäume, die das Dachgewölbe tragen.

Santa Maria del Mar
Als ich die Kirche das erste Mal gesehen habe, war es am Abend, es war bereits dunkel und das Licht schien durch die geöffnete Kichentür. Mitten im Barri Gotíc, mitten im pulsierenden Leben der Altstadt ist da diese Kirche, die ursprünglich die Fischer und Arbeiter der Stadt als persönliche Kirche für die Armen gebaut haben und diese Kirche strahlt eine unglaubliche Würde und Ruhe aus.  Im Mittelalter lag diese Kirche viel näher am Meer als jetzt und weil es damals eine Seefahrerkiche war, trägt die Marienstatue auf dem Altar ein Schiff im Arm (für Kenner: eine Kogge des 15. Jht.). Damit war Maria persönlich für den Schutz der Fischer, Händler und Kaufleute verantwortlich, die aufs Meer mußten, damit war sie eine Schutzpatronin der kleinen Leute und das ist sie bis heute geblieben. Es ist ganz normal, daß Einwohner - mit Einkäufen bepackt - sich in die Kirchenbank setzen, eine kleine Besinnungspause einlegen, vielleicht ein kurzes Gebet sprechen und dann wieder ins Gewimmel der Altstadt verschwinden.
 
Diese Kirche ist eigentlich meine Lieblingskirche in Barcelona, obwohl die Kathedrale den Innenhof mit Palmen und Gänsen hat und obwohl die Sagrada architektonisch der ganz große Wurf ist. Man sieht der "Maria del Mar" noch heute an, daß immer, wenn die Gläubigen wieder etwas Geld hatten, ein weiteres Fenster geschmückt oder ein weiterer Altar ausgestaltet wurde. Es reicht, sich in die vorderen Reihen zu setzen, damit man die Touristenströme nicht mitbekommt und einfach eine halbe Stunde da zu sitzen. Hinten nerven einen nur die blitzlichtfotografierenden Japaner und Amerikaner - die wissen oft nicht, daß man die Kamerablitze ausstellen kann - das nervt

Wer mag, lese den Roman von Ildefonso Falcones "Die Kathedrale des Meeres" und bekommt eine Eindruck dieser Baugeschichte, die sich über siebzig Jahre hinzieht. Wenn überhaupt, kann man die "Maria del Mar" nur noch mit dem Kölner Dom oder Chartre vergleichen.



Sonntag 
Kathedrale, Barri Gothíc, Gigantes, La Pedrera, Museum Katalonien

Montag
Olympia-Gelände und Miro-Museum, Pla de Catalunya, Strand

Dienstag 
Strand und Rückflug

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Text und Fotos: © Martin Schlu 2012