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Ferien mit Kindern
Spanische Inseln: Fuerteventura 2007

erstellt von Martin Schlu, © 2007/März 2011

Anreise - Unterkunft - Einkaufen - Essen gehen - Mietwagen - Die Insel - Unternehmungen - Baden - Zusammenfassung

weitere Reiseberichte
 
Ausgehend von den Kosten eines Ferienhauses von über EUR. 1000.- pro Woche in der Hochsaison erscheint das Angebot von Vtours billig: Flug, Transfer und drei Wochen Clubhotel im Norden für ca. 3.300.- . Auf Texel kriegt man dafür noch kein Ferienhaus, weil dort seit zehn Jahren die Preise explodiert sind. Aus Erfahrungen des Sommers 1992, als wir mit vier Kindern geflogen sind (die Zwillinge flogen, weil damals unter zwei Jahren, noch umsonst auf dem Schoß mit), glauben wir ungefähr zu wissen, was uns erwartet. Das große Touristenzentrum war damals der Süden der Insel, besonders die Strände von Jandia, und da wir kein Remmidemmi im Urlaub wollen, entscheiden wir uns wieder für den Norden und den Ort Corralejo (gesprochen "Coralecho") Der war damals absolut ruhig, wir konnten nachts in Ruhe auf der Terrasse sitzen und der Tourismus war noch nicht weit entwickelt.
 
Nach 15 Jahren wagen wir also wieder einen Versuch und buchen bei Vtours.
 
 
Anreise - Seitenanfang
Üblicherweise kommt man mit einer Reisegesellschaft hierhin und hat ein Paket aus Flug und Hotelanlage im Norden oder im Süden der Insel. Man kommt in der Mitte der Insel an (Aeroporto Perto del Rosario) oder, wenn man sich auskennt und sich den Leihwagen sparen will, nach zwei bis drei Tage Autofahrt über Cadiz mit der Fähre nach Corralejo (Norden) oder Morro Jable (Süden).
 
Da wir einen Charterflug haben, heißt es um halb drei aufstehen, denn um halb vier ist Einchecken und die Maschine geht kurz nach fünf. Sie ist voll von müden Urlaubern, die so aussehen, als ob sie etwas Urlaub und Sonne nötig haben - wie wir. Die Landung ist nach knapp vier Stunden um halb neun Uhr Ortszeit auf dem einzigen Flughafen in der Hauptstadt Puerto del Rosario, früher mit Salzburg vergleichbar, doch heute wesentlich vergrößert. Draußen ist es schon heiß und eine Dame, die für mehrere Reiseveranstalter die Ankommenden empfängt, spricht uns zielgenau an und schickt uns in eine Richtung, wo etwa 100 Busse stehen.
 
Auf dem Weg zum Bus sieht man, daß fleißig an der Vergrößerung von Flughafen und Busbahnhof gearbeitet wird. Der Transfer wird vom Veranstalter übernommen und klappt, die andern Deutschen im Flieger werden auf die Busse nach Jandia verteilt, für uns steht ein eigener Kleinbus bereit, weil wir die einzigen sind, die in den Norden nach Corralejo fahren. Gutes Gefühl. Die Fahrt geht durch Geröllwüste und Dünenlandschaften und endet an der Anlage "Oasis Dunas".
 
 
Unterkunft - Seitenanfang
Über die Anlage "Oasis Dunas" heißt es auf der Internetseite von Vtours :
 
"Die Clubanlage im inseltypischen Stil besteht aus einem Hauptgebäude und mehreren zweigeschossigen Bungalows, umgeben von tropischen Gärten. Im Haupthaus befinden sich Rezeption, Bar, Restaurant, Aufenthaltsraum mit Satellitenfernsehen und Minimarkt. Die Außenanlage bietet ein großzügiges, teilweise überdachtes Á-la-carte-Restaurant, eine Poollandschaft mit zwei großen Meerwasserpools und integriertem Kinderbecken, Sonnenterrasse mit Liegen und eine Pool-/Snackbar mit Sitzterrasse.. ...
Die Appartements verfügen über einen kombinierten Wohn-/Schlafraum mit ... zwei Schlafzimmern ..Bad/WC, Telefon, Safe, Satellitenfernsehen (gegen Gebühr) Kitchenette sowie Balkon oder Terrasse.
 
Wir sitzen also frisch angekommen im Appartement, sausen dann schnell zum "Supermercado", einem kleinen Laden, in dem man das Nötigste mit ca. 15% Aufpreis zu den normalen Supermärkten bekommt, und machen einen Ersteinkauf. Als das Tee- und Kaffeewasser nach einer halben Stunde auf dem zu klein dimensionierten Ceranfeld endlich kocht (Wo, zum Teufel, ist das Netzkabel für den Wasserkocher?) und wir den Anfangstee auf der Terrasse genießen wollen, ist es halb elf und damit zu heiß um dort zu sitzen, weil wir eine der nicht überdachten Terrassen erwischt haben. Die Anlage erscheint schön und wir lassen es langsam angehen.
 

Links:
unsere (leider nicht) überdachte Terrasse

Rechts:
Der Pool nach Abzug seiner Benutzer zu Fish & Chips

 
Allerdings ist die Ferienanlage doch ein bißchen größer, als wir gedacht haben: die Bungalows sind wirklich nur zweigeschossig, aber jedes ist etwa 200 Meter lang und die Appartementkomplexe stehen ringförmig so um den Pool angeordnet, daß die gesamte Anlage eher einen Anflug von sozialem Wohnungsbau hat, weil sie etwa 300 Appartememts enthält, von denen der größte Teil mit Briten belegt sind. Deren Verhalten würde man eher bei Deutschen im Ballermann vermuten: die Männer sind meistens dickbäuchig mit Glatzkopf und zahlreich tätowiert, die Frauen mit Strings oder zu kleinen Bikinis Größe 42 aufwärts, die Kinder unter zehn noch dünn, doch mit dem Alter überproportional auch auch im Gewicht ansteigend - vielleicht liegt es an Fish & Chips und den vielen Pizzen, die hier unmäßig gefr. - äähh - gegessen werden. Alle Hautfarben sind vertreten, man liegt von morgens weiß bis abends knatschrot auf der Liege und spielt Bratklops, gleichmäßig gewendet und durchgegart (Den Grund dafür haben wir am vorletzten Tag erkannt, als der Daily Mirror schlagzeilte: "Today two month Rain!". Da wußten wir, warum so viele Briten so ekszessiv braten: sie müssen einen Hauch von Sommer bekommen).
 
Da wir aber sowieso nicht im Pool schwimmen wollen, machen wir erst eine Ruhepause im Inneren des mit ca. 50 qm relativ großen Appartements. Die an sich gemütlichen Bungalows sind sehr spartanisch ausgestattet, denn ein kleiner Topf und eine Pfanne ohne Deckel sind nicht das Handwerkszeug, mit dem man drei Wochen eine Familie bekochen kann. Der Büchsenöffner ist eine lebensgefährliche Hakenkonstruktion (wir haben später in den Supermärkten immer geschaut ob. z.B. die Thunfischdose auch mit einem Ring zu öffnen ist) und abgesehen davon ist das Mini-Ceranfeld für zwei Töpfe gleichzeitig zu klein. Spülen geht nur mit abenteuerlichen Verrenkungen halb nach links gebückt und man ist sich sogar alleine im Weg, so eng ist die "Kitchenette". Bei Urlaub mit dem Auto nehmen wir immer zwei gute Töpfe mit - hier wäre es auch sinnvoll, noch eine Kochplatte dazuzupacken, doch man kann sich fehlende Gegenstände an der Rezeption ausleihen.
 
Das kombinierte Schlaf- und Sitzsofa ist nicht zu gebrauchen. Lange kann man nicht drauf sitzen und zum Schlafen wäre der Schaumgummi zu weich. Die Matratzen der Betten sind aber o.K., das Putzteam kommt fast jeden Tag, wechselt zweimal wöchentlich Handtücher und Bettwäsche, gibt sich Mühe und arbeitet gut. Kaputtes wird sehr schnell repariert, das Management der Anlage ist überhaupt sehr gut, nur die falsche Beschreibung von Vtours nervt, weil die auf die Ballermann-Verhältnisse hätten hinweisen müssen. Kaum ein Mensch kocht (Grund: s.o.), die meisten leben von labberigen Fritten, Sandwiches, Fish & Chips und sehen auch so aus - es scheint die Klientel zu sein, die im Urlaub auf den Putz haut und nicht kochen kann oder will.
 
Deutlich wird dies am ersten Abend: Offensichtlich müssen die Briten gnadenlos animiert werden, wenn sie Bräunungspause machen, denn schon ab elf Uhr steigt das Programm des britischen Veranstalters "Family first", der die Oberhoheit über die Touristen hat und es läuft auf einer Bühne lautstarke Musik bis gegen Eins. Ab 14:00 Uhr ist Kinderunterhaltung der schlimmsten Animationsart, die bis gegen 20.00 Uhr läuft. Danach gibt es Mini-Disco für die Kleinen, danach Karaoke und Bingo für die Großen, manchmal kommt ein lokaler Gaststar und singt zu Playback oder zaubert oder führt Papageien vor und erst ab ca. 0:30 Uhr wird die Quäkmaschine abgestellt - nun hat man einen ruhigen Abend. Es kommt aber am Wochenende auch schon mal vor, daß ein halbirrer Trommler die ganze Nacht durchtrommelt oder nebenan in einer anderen Ferienanlage durchgefeiert wird. Ruhig ist es hier jedenfalls nicht und es empfehlen sich Ohrenstöpsel für die Nacht. "Ich wollte keinen Robinson-Club", sagt meine Frau, "sonst hätte ich hier nicht gebucht".
 
Außerem gibt es halbwild lebende Katzen, die nachts schon mal auf Futtersuche durch das offenstehende Fenster kommen und von vielen Besuchern angefüttert werden. Auch als als am zweiten Tag ein größerer Polizeieinsatz ist, bei dem viele Streifenwagen mit Sirene fahren und Security durch die Anlage läuft und nach "some maroccanian children" sucht, die auf Diebestour sind, wird uns schmerzlich bewußt, daß man entweder Sicherheit oder frische Luft haben kann, denn Klappläden, die frische Luft reinlassen, aber Katzen und Einbrecher verhindern, gibt es in dieser Anlage nicht und die sicheren Wohnungen im ersten Stock haben nur einen Schlafraum. Das Management ist zwar sehr bemüht, kann an den baulichen Gegebenheiten aber nichts ändern und wir entwickeln daher eine Methode, mit Besteck die Schiebefenster halbwegs katzensicher zu blockieren und mieten für EUR 15.- die Woche den Safe. Bei genauem Hinsehen stellt sich heraus, daß alle Ferienanlagen eher Hochsicherheitstrakte sind: eine hohe Mauer mit Stacheldraht darüber ist Standard. Es wirkt wie ein freiwilliges Straflager, aus dem keiner rein oder raus kann, ohne an der Rezeption vorbeizukommen. Man ist versucht, seinen Ausweis vorzuzeigen und denkt, daß man auch Möbelkeile für die Fenster hätte einpacken sollen.
 
Fernsehen gibt es faktisch nicht, denn bei sechs Euro Tagesmiete verkneifen wir uns lieber die "Tagesthemen". Internet kostet einen Euro für zehn Minuten, so daß es billiger sein kann, die Mails über das Handy abzufragen. In der Hauptstadt hätte man für 50.- einen externen Empfänger mit Antenne bekommen, aber soviel Spanisch, daß ich das hiesige Fernsehprogramm verstehe, kann keiner von uns. Die Briten haben es beim Fernsehen leichter - in allen Pubs läuft Sport, Bingo und BBC auf großen Screens.
 
Sonst ist es o.k. Man kann gegen Voranmeldung waschen und mittags ist es eine gute Stunde ruhig. Außerdem ist im Raum ein elektrisches Antimückendings, das eine großen Teil der Plagegeister abhält, obwohl man sich sowieso wundert, daß es hier Mücken gibt. Schließlich ist der Pool gut gechlort. Übrigens ist das deutsche "Autan" dem spanischen Produkt um ein Vielfaches überlegen - die hiesigen Mücken haben dagegen wohl keine Resistenzen entwickelt. Wir haben es gemerkt, als die Flasche leer war und wir auf das spanische Produkt umsteigen mußten - da wurden wir auf einmal regelmäßig gestochen und die Viecher hatten abends keinen Respekt mehr vor uns.
 
Am Ende des Aufenthaltes fiel es uns sehr angenehm auf, daß wir am letzten Tag zwar um 12:00 Uhr aus dem Appartement herausgemußt hätten, jedoch konnten wir gegen eine Gebühr für "checking out later" bis zur Abholung um halb sechs im Appartement bleiben. Bei über 30° Grad wäre alles andere furchtbar gewesen. Dafür auch ein großes Lob! Noch einmal: die Anlage ist für eine bestimmte Zielgruppe sehr gut geeignet und das Management gut - nur die Ausschreibung im Internet stimmte so nicht.
 
 
Einkaufen - Seitenanfang
Aus früheren Inselaufenthalten kennen wir die Problematik der Wasserversorgung: das Leitungswasser geht für Duschen und Zähenputzen, kann/darf aber nicht getrunken werden. Man rechnet daher pro Tag etwa einen Kanister Trinkwasser (5 Liter), der zwischen EUR 1.- bis 2,50.- kostet. Außerdem braucht man etwa drei Liter Mineralwasse am Tag. Das Angebot an Gemüse ist begrenzt, Käse ist ok., Wurst in der Regel gefärbt. Brot ist Weißbrot, aber manchmal gibt es "pane alemania", also Graubrot. Gemüse gibt es je nach Laden sehr unterschiedlich - mal gar nicht, mal Tomaten, mal labberige Pilze und es ist viel teurer als zuhause. Schokolade schmeckt merkwürdig, Haribo kostet das Dreifache, aber sonst kann man fast normal einkaufen. In der Nähe des Hafens im Viertel, in dem keine Touristen leben, an der Calle Pizarro, gibt es einen großen Supermarkt ("Hiperdino"), der normale Preise hat und wo man alles bekommt - auch tollen frischen Fisch, wenn wir ihn mit einer Minipfanne zubereiten könnten. Den normalen Bedarf decken aber auch die "netto"-Märkte ab, die es überall gibt. Ansonsten wird unglaublich viel angeboten, was man nicht braucht - mit einer Einschränkung: weil Fuerte zwar EU-Land, aber trotzdem Freihandelszone ist, entfällt auf viele Waren die Mehrwertsteuer und darum sind Schmuck und Elekronik hier erheblich billiger als zuhause. Wer sich also Schmuck oder den neuen Fotoapperat kaufen will, sollte es hier tun. Es gibt seriöse Juweliere und bei den Elektronikläden (sie verkaufen Fotoapperate, Playstations etc.) muß man die Preise kennen, wenn man ein Schnäppchen machen will - möglich ist es immer.
 
Wir haben uns später angewöhnt, mit dem Leihwagen alle paar Tage nach Puerto del Rosario zu fahren und einen Großeinkauf im "Centro comercial" zu machen, wo es einen riesigen "Hiperdino"-Supermarkt gibt und man in der Tiefgarage parken kann.
 
Essen gehen - Seitenanfang
Die Stadt ist seit 1992 etwa um das Fünffache größer geworden, es gibt nun eine sehr große Anzahl an Kneipen, viele englische Pubs, aber auch an familientauglichen Restaurants von billig und gut bis teuer und touristisch. Weil die Küchenausstattung so schlecht ist, geht man öfter essen, als man eigentlich will. Bezahlbar und gut sind die diversen Chinesen, die für acht Euro/Person ein Bufett mit Vorspeise und Nachtisch anbieten. Wenn man Tee und Mineralwasse trinkt, schafft man es mit vier Personen für unter vierzig Euro. Nur wenn die Kinder auf Cola und Fanta bestehen, wird es teuerer. Kinder bis ca. zehn Jahre zahlen halbe Preise, kleinere essen einfach so mit. Besonders gut für unsere Familie war das China Restaurant "Hong-Kong" an der Avenida General Franco Loc 30, da waren wir fünf- oder sechsmal und die Küche ist sehr gut. (Tel. Corralejo 925 535 843) Mail: spwwtt@yahoo.comm.cn. Man kann aber auch mit vier Personen für ca. EUR 40.- aufwärts Betrag Fisch essen (Beletén-Restaurant an der Bucht in Corralejo), wobei es teurer wird, je näher man Richtung Hafen kommt. Pizza beim Döner Stand liegt bei etwa EUR 5.-, in den Restaurants zahlt man das Doppelte, dafür ist es dann auch eine mit Hefeteig und nicht so ein dünnes Labberdings.
 
Wir haben immer abwechselnd gekocht und sind essen gegangen - abwechselnd chinesisch und fischmäßig, das war noch bezahlbar. MacDoof gibt es aber auch schon auf der Insel - allerdings südlich von Puerto del Rosario am "Golf Resort" vor Las Salinas. Vor die Alternative McD oder "richtig essen" entschieden wir uns dann immer für Letzteres.
 
 Mietwagen - Seitenanfang
Wenn man eine Woche oder länger ist, lohnt sich ein Leihwagen, den man überall mieten kann. Allerdings sollte man mit Kindern mindestens "grupo B" buchen, das ist ein viertüriger Kleinwagen wie Citroen C3, neuer VW Polo, Ford Fiesta oder Opel Vectra. Ein internationaler Vermieter berechnet für zwei Wochen knapp EUR 500.- Man kann auch bei billigeren Anbietern mieten, hat aber dann schon mal abgefahrene Reifen (besonders bei Geländewagen) oder Bremsen. Man bekommt nach dem Vertrag seinen Schlüssel, wenn die Kreditkarte akzeptiert ist, wird irgendwohin in eine Nebenstraße geschickt, sucht sich das passende Auto und hofft, daß es in Ordnung ist. Die Rückgabe war ähnlich: es wurde nicht gefragt, was wir mit dem Auto angestellt haben, es gab keine Quittung und die Angestellte sprach so schlecht Englisch, daß es aussichtslos war, ihr zu erklären, daß man Kühlwasser auffüllen müßte und eine Inspektion anstünde. Irgendjemand wird also mit diesem Auto mal liegenbleiben. Dafür wurde auch wirklich nur der vereinbarte Betrag abgebucht.
 
Es gibt nicht viele Straßen nach Europa-Standard. Die Hauptstraßen FV 1, 2 oder 3 sind gut ausgebaut, manchmal sogar vierspurig, aber die Kurvenführung ist abenteuerlich und direkt nach einer Kuppe kann durchaus eine scharfe Kurve kommen, so daß man sich tunlichst an die Geschwindigkeitsvorschrift hält. Die mittlere Kategorie sind asphaltierte Feldwege und es gibt noch genug Schotterpisten zu idyllischen Badebuchten, die man aber besser nicht befährt, wenn man keinen Vierradantrieb hat. Allein zum Einkaufen lohnt der Wagen sich bereits, weil in der Hauptstadt ein anderes Preisniveau herrscht, von der Möglichkeit, schöne Badebuchten zu erreichen, ganz abgesehen. Wir haben in zwei Wochen knapp 1400 km verfahren und knapp EUR 600.- ausgegeben. Es hat sich gelohnt, weil wir so die Insel ausgiebig kennenlernen konnten. Der Spritpreis liegt momentan bei ca. 80 Cent - eine Offenbarung, wenn man die deutschen Preise von ca.1,40.- gewöhnt ist.
 
Die Insel - Seitenanfang
Fuerteventura hat afrikanisches Klima, afrikanische Wüsten- und Dünenlandschaften, tolle Strände (für die, die gut schwimmen können), Tausende von kleinen Buchten zum Planschen und es ist ein Paradies für Surfer, so daß hier jedes Jahr irgendwelche Surf-Weltmeisterschaften stattfinden. Da die Inselgruppe der Kanaren ca. 100 km westlich von Nordafrika liegt, bläst die ganze Zeit ein warmer Wind, der die Sonneneinstrahlung nicht so stark erscheinen läßt - ein Grund, warum man sich so schnell einen Sonnebrand holt.
 
Puerto del Rosario ist die Hauptstadt von Fuerteventura, ursprünglich ein Verladehafen von Ziegen, weil viele Seefahrer - auch Kolumbus damals - hier vor der großen Fahrt über den Atlantik einen Schwarm Ziegen kauften, damit sie unterwegs Milch, Käse und Frischfleisch hatten. Wenn man über die Insel fährt, versteht man, warum: Weil die Insel kaum natürliche Wasservorkommen hat und Regen nur an wenigen Tagen im Jahr fällt, wächst logischerweise nicht viel - es reicht nur für Ziegen und das bißchen Grün, was die Tiere übriglassen, kümmert vor sich hin. Darum muß fast alles, was hier wächst, mit dem Wasser gegossen werden, das aus den Aufbereitungsanlagen kommt. Ein Blick von den Bergen zeigt, wie trocken die Insel ist und immer wieder findet man Ziegen, die Bäume anknabbern:

 Die Insulaner melken natürlich weniger die Ziegen, sondern die Touristen. Da diese immer Geld mitbringen, ist es viel lukrativer, möglichst viele Touristen unterbringen zu können und so wird - offenbar ohne Bebauungsplan - gebaut, was die Mischtonne hergibt. Wir haben auf unseren Inselfahrten mitten im "malpais (= "schlechtes Land", weil zu trocken für alles) angelegte Straßen gesehen, die nirgendwo hinführten, aber den Zebrastreifen für die Fußgänger hatte man schon liebevoll gepinselt. Eine "Finca in ruhiger Gegend" liegt wahrscheinlich im Niemandsland und ist nur mit Geländewagen erreichbar und entlang der Hauptstraßen FV 2 und FV 1 liegt eine Investitionsruine neben der anderen - teilweise gerade fertig und leerstehend, teilweise älter und mit eingeschlagenen Scheiben, teilweise noch im Rohbau und verlassen. Man fragt sich, wer da bloß wohnen soll. Während ich diese Zeilen schreibe, wird in Puerto de Rosaria ein Prozeß vorbereitete, weil das Einkaufszentrum "Las Rotondas" im Ort um das Dreifache größer gebaut wurde als es genehmigt war. Offensichtlich fiel das nicht weiter auf. Nun ist die Baugenehmigung wiederrufen, aber das Ding steht, ist etwa zwanzigmal so groß wie ein normaler Baumarkt und macht die kleinen Läden kaputt, weil hier die internationalen Bekleidungsketten sind: C&A, H&M, Pimkie und so weiter. In Corralejo, direkt an der südlichen Tankstelle (womit ein eindeutiger Hinweis auf die Stadtstruktur gegeben ist), entsteht aber schon das nächste "centro comercial" und man kann bereits erkennen, daß es drei Tiefgaragen hat, mindestens dreigeschossig und ca. 150 Meter lang sein wird.
 
Unternehmungen - Seitenanfang
Man kann nur von den geführten Touren abraten, weil es für eine Familie mit mehr als einem Kind nicht bezahlbar ist. Man braucht auch nicht unbedingt einen "Ausflug in die Mondlandschaft mit einem Quad" oder einen Kamelritt in La Lajita. Kleinere Kinder bleiben sowieso bei den Eltern, größere finden von alleine eine Disco oder das Hard Rock Cafe an der Hauptstraße, wo jeden Abend eine Band die Klassiker der Siebziger und Achtziger spielt. Wenn man einen Mietwagen hat (s.o.) lohnen sich Touren in den Süden (Costa Calma, Morro Jable), in die Berge (Morro Velosa, Betancuria, Montaña Roja) oder die anderen Straßen quer durch die Insel. So lernt man die Insel auch kennen. Wer abenteuerlich fahren will, nimmt mal die Bergstrecke FV 30 zwischen Betancuria und Paraja. Ca. bei km 26 kann man anhalten und am Fuße des Berges sehen, warum man sich an die Geschwindigkeit halten sollte - Hunderte Meter tiefer unterhalb der Straße liegt ein blaues Autowrack.
 
Es hat sich bewährt, morgens eine Tour zu machen, bis halb drei zurück zu sein und erst ab halb fünf zu schwimmen, weil die Sonne wirklich gefährlich ist. Lichtschutzfaktor 25 und höher sollte sein. In den Bergen braucht man einen Hut und Verpflegung muß man sich mitnehmen. Selbst auf dem Morro Velosa kriegt man nur Eis und Getränke.
 
Planschen und Schwimmen - Seitenanfang
Die einfachste Möglichkeit wären die großen Pool-Anlagen, jedoch ist es aussichtslos, eine Liege dort zu bekommen, denn sind alle Liegen mit Briten oder Handtüchern besetzt, obwohl zahlreiche Schilder darauf hinweisen, daß man sie eben nicht mit Handtüchern blockieren soll, aber die Kraft des Faktischen siegt hier. Morgens ab sieben legen die Briten ihre Handtücher auf die am Pool stehenden Liegen und ab zehn Uhr sich selbst. Wenn sie am ersten Tag noch weiße Haut haben, wird sich diese die nächsten drei Tage unter unsäglichen Opfern rot und dunkelrot verfärben, damit sie nach durchschnittlich vier Tagen Urlaub auch zeigen können, wo sie waren. Wir sind listigerweise mal um sechs Uhr morgens aufgestanden, haben zwei Handtücher auf die Liegen gelegt und fanden sie um halb zehn in den Sträuchern wieder. Natürlich waren "unsere" Liegen von zwei Herren belegt, mit denen wir lieber keinen Streit anfangen wollten - die Kraft des Faktischen hatte wieder gesiegt.

Also geht man besser im Meer schwimmen - eigentlich fliegt man ja deshalb auch hier hin.

Bademöglichkeiten gibt es überall, Sandstrände allerdings nicht. Wer also nicht den Urlaub am Pool verbringen will, kann mit kleinen Kindern eigentlich nur in die Bucht von Corralejo gehen, wo es überall flache Sandstrände gibt, in denen auch Kleinere spielen können - außer bei Flut.

Der Zugang erfolgt über die Calle Bahia oder über parallele Stichstraßen. Je nachdem, wie der Wind steht, gibt es Kreuzwellen, in denen man nicht so gut schwimmen kann. Ohne zu starken Wind ist es toll und man kann es ein paar Stunden aushalten. Wer nicht an Hautkrebs sterben will, geht vormittags bis maximal elf zum Strand oder geht ab halb vier und bleibt da bis gegen sieben. Abends kommen einem auf dem Rückweg dann Tausende sonnenbrandgeschädigte Menschen entgegen, die jetzt in die Restaurants einfallen und Fish & Chips essen.
 
Gute Schwimmer fahren an die großen Strände südlich von Corralejo, bei denen man - je nach Windstärke - aber schon mal durch zwei Meter hohe Wellen muß. Wir fahren öfter nach El Cotillo, weil es da eine geschützte Badebucht gibt, die etwas menschenleerer ist. Manchmal findet man am Strand Steinkreise, das ist ein Windschutz, deren Funktion man ab mittlerer Windstärke zu schätzen lernt, sonst kann man sich nämlich nicht am Strand aufhalten. Für Kiesstrände sollte man Badeschuhe dabei haben - Lavastein ist hart. An Felsküsten ist Schwimmen lebensgefährlich und die Strömungen sind überall da. Man muß rausschwimmen, schauen, wohin man abgetrieben wird und dann entsprechend reagieren.
 

El Jable, südlich von Corralejo

Costa Calma, von oberhalb des Strandzugangs

 
Wunderschön sind die Sandstrände im Süden, hier besonders die Costa Calma mit ihren (künstlich bewässerten) Palmenwäldern. Allerdings kommt man zum öffentlichen tollen Sandstrand nur mit einer gefährlichen Klettertour am Ende der Stichstraße zehn Meter abwärts über Felsen (was die Einheimischen auch hinkriegen) oder man hat sich in eine der Appartementanlagen gebucht. Wir sind einen Kilometer nördlich am Kiesstrand ins Wasser gegangen und haben es auch so genossen. Es war eine Wohltat gegenüber unserer Ferienanlage.
 
Die Strände in Jandia liegen teilweise fünfhundert Meter von den Hotelburgen entfernt. Das wäre nicht so schlimm, wäre da nicht die Nationalstraße FV2, die einzige Straße in dieser Region, die durch das Badegebiet führt. Man stelle sich etwa vor, in Badekleidung über den Kölner Ring zu laufen - das kommt ungefähr hin. Für Kinder ist das nichts. Dafür sind diese Sozialwohnungsappartement natürlich billig und man muß weder englisch noch spanisch könne, weil hier überall deutsches Personal ist.
 
Zusammenfassung - Seitenanfang
Fuerteventura ist in der billigsten Variante (ab. ca. EUR 1000.-/Woche) etwas für Familien (zwei Erwachsene, zwei Kinder), die den Pool nicht verlassen wollen, kleine Kinder haben, die nicht schwimmen können und maximal fünfzehn Minuten mit Kinderwagen oder zu Fuß unterwegs sein wollen. Hinzu kommen pro Woche etwa EUR 200.- für Verpflegung (incl. ab und zu Essen gehen). Wer EUR 300.- pro Woche drauflegt, hat mit einem Leihwagen erheblich mehr Ferienqualität, wer noch mehr zahlen kann, ist in den Luxushotels Riu in Corralejo oder Jandia bestens bedient, weil die ihre eigenen Strandabschnitte haben und mietet das Auto tageweise. Realistisch sind also ca. EUR 1500.- pro Woche bei vier Personen.
 

Wer billigen Urlaub haben will und wen Lärm nicht stört, der geht in eine der Anlagen wie Oasis Duna. Wer etwas mehr zahlt, nimmt eine möglichst kleine Anlage, weil die Animation immer in den großen Zentren stattfindet und die kleinen Anlagen leiser sind. Drei Wochen Fuerte haben gezeigt: Briten gehen nach Corralejo, Deutsche nach Jandia und Costa Calma, Schweden, Niederländer, Franzosen und Italiener fallen nicht auf und verteilen sich überall hin.
 
Wer sich aber auskennt, bucht die passende Ferienwohnung über das Internet, besorgt sich den passenden Flug und nimmt sich zwei Flasche Autan und einen guten Dosenöffner mit - wie wir beim nächsten Mal. - Seitenanfang